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Die WahrheitBombardiert Flüchtlingsboote!

Kolumne
von Hartmut El Kurdi

Warum halbe Sachen machen? Als Reaktion auf die Toten im Mittelmeer sollte man weiterdenken als die deutsche Journalisten-Elite.

W äre ich ein Islamist, würde ich mich über das Abendland scheckig lachen. Vor allem über die Islamophobiker, die permanent behaupten, aufgrund unseres „christlich-jüdischen Erbes“ seien wir dem Islam moralisch überlegen. Und diese Überlegenheit gälte es zu verteidigen.

Tatsächlich bedarf es schon einiger Chuzpe, erst sechs Millionen Juden umzubringen, um dann die Religion der Ermordeten zur Konstruktion eines angeblichen gemeinsamen Erbes zu missbrauchen. Vor allem aber ist es extrem gewagt, angesichts der Reaktion des christlichen Abendlandes auf die Flüchtlingsströme und die Toten im Mittelmeer zu behaupten, das Christentum sei einer anderen Religion in irgendetwas überlegen – außer in der guten, alten Frömmler-Disziplin Heuchelei.

Zwar bin ich heute weder in dem einen noch dem anderen und auch nicht in einem dritten Club Mitglied, wurde aber als Kind zwangsweise gut über den Inhalt der Bibel informiert. Dreimal die Woche. Fragt mich nach einem Propheten oder Apostel and I name it. Und, liebe Christen, höret nun die Botschaft: Es gibt noch nicht mal im Ansatz einen Zweifel darüber, was eure Religion angesichts des Elends, der Armut und der Kriege in Afrika und Asien eigentlich verlangt. Lukas 3, 11: „Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, der tue auch also.“

Also: Helfen und Teilen. Bedingungslos. Nächstenliebe. Die ganze Scheiße eben! Das heißt: zusammenrücken, mehr Teller auf den Tisch stellen, abgeben. Nur mal für eure PR-Abteilung: Das wäre die einmalige Chance, eure Überlegenheit zu beweisen. Ihr müsstet euch allerdings ziemlich anstrengen. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, wie viele syrische Flüchtlinge die kleinen, armen und dooferweise auch noch muslimischen Länder Libanon und Jordanien aufnehmen, bedarf es schon einiger Kurbelei, um da auf Augenhöhe zu kommen.

Aber man könnte es ja wenigstens mal versuchen. Ganz naiv; um es im Bibelsprech zu sagen: „Wie die Kindlein“ (Matthäus 18, 3). Und wenn wir nicht gleich an unsere eigenen Speckbäuche und Urlaubsreisen ranwollen, könnten wir doch einfach mal die Hälfte des Militäretats umwidmen und für die Rettung, Unterbringung, Ausbildung und Integration von Flüchtlingen verwenden. Also ebenjenes Geld, das sonst für nichtfunktionierende Sturmgewehre und den Drogenentzug traumatisierter Soldaten ausgegeben wird.

Aber statt zu teilen und zu helfen, bleiben wir lieber beim bewährten römischen „Teilen und Herrschen“. Schon fordern wieder irgendwelche Testosteron-Honks Bombardements. Der Focus-Chefredakteur meint beispielsweise, man solle Schlauchbootfabriken in Nordafrika bombardieren: keine Boote, keine Flüchtlinge. So weit zur Denkfähigkeit der deutschen Journalisten-Elite.

Nur mal konsequent weitergesponnen: Noch sicherer wäre es, die Flüchtlingsboote auf dem Meer direkt zu bombardieren. Unchristlicher, als die Menschen einfach so absaufen zu lassen und dabei mit den Schultern zu zucken, wäre das auch nicht.

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