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Die Torys und TrussNicht länger regierungsfähig

Die Torys lösen nicht ein, was sie versprochen haben. Die einzig richtige Antwort auf das wiederholte Versagen sind Neuwahlen.

Protest gegen die Tories während ihres Parteitags in Birmingham Anfang Oktober Foto: Jacob King/dpa

D en britischen Torys fehlt unter Liz Truss jegliches Mandat, das Vereinigte Königreich weiter zu regieren. Und das auch, nachdem Finanzminister Jeremy Hunt das politische Programm der „Trickle-Down-Economics“ zerriss. Truss gesteht zwar Fehler ein, verteidigt aber unverändert das Festhalten an ihrem Amt. Dabei genießt sie weder in der konservativen Fraktion noch unter Parteimitgliedern noch Zustimmung. Und bei den Wäh­le­r:in­nen sinkt ihr Beliebtheitsgrad auf den Gefrierpunkt.

Zwölf Jahre und über vier Nationalwahlen hinweg sprach die britische Mehrheit der konservativen Partei ihr Vertrauen aus. Eigentlich nennenswert war in dieser Zeit einzig der Brexit. Nachdem das Duo Truss und der kurzfristig als Finanzminister agierende Kwasi Kwarteng die britische Wirtschaft auf Eis lenkte, will Jeremy Hunt nun alle möglichen Programme kürzen, um das Land so zu rehabilitieren.

Austeritätspolitik 2.0 raunt es in den Reihen der oppositionellen Labour Partei, die zu recht an die konservativ geführten Regierungen in den Jahren von 2010 bis 2019 erinnert. Diese Jahre führten dazu, dass es bis heute an allen Ecken und Enden an ausreichenden Diensten und Investitionen mangelt. Ex-Premierminister Boris Johnson wollte hier etwas ändern und konnte damit 2019 sogar Hochburgen der Labour erobern.

Sein Programm – trotz der Pandemie in Gang gesetzt – scheiterte letztendlich am „Partygate“. Weder das Truss-Kwarteng-Mini-Budget noch die Revidierungen des neuen Finanzministers halten die Wahlversprechen von 2019. Torys fragen sich, wer sie nun anstelle von Truss vertreten könnte, und denken sogar an eine Rückkehr Johnsons.

Doch eigentlich gibt es nur eine Antwort auf das Versagen dieser Partei – Neuwahlen! Labours Vorschläge einer grünen Wende und sozial und wirtschaftlich verantwortlicher Politik scheinen mehr die Bedürfnisse der Zeit und den Geschmack der derzeitigen Wäh­le­r:in­nen zu treffen, als Torys, die sich meilenweit von ihren Wahlversprechen entfernt haben und ihr Mandat zum Regieren verspielt haben.

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Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
Auslandskorrespondent Großbritannien
Seit 2012 in London für die taz im Einsatz, kam er einst in München auf die Welt, lebte aber auch in den Niederlanden und Israel. Daniel ist Autor der Bücher 'Soll sein Schulem I: Zores' und 'Soll sein Schulem II: Faroys!' (beide BoD 2025).
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6 Kommentare

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  • So kommt es halt, wenn man meint populistische "Alternativen" seinen eine Alternative. Die Bürger der UK erfahren nun schmerzhaft, dass Worte noch lange keine Taten sind.

  • ' Chaotische Szenen im Unterhaus ' titelt der Deutschlandfunk. Gestern abend ' Berichte über Handgreiflichkeiten unter den Torys bei dem Versuch, die Fraktionsdisziplin einzuhalten ' .

  • Tja, DZL, Sie haben ja recht – und Neuwahlen lassen sich im UK ja ganz einfach ausrufen: Ein:e verantwortungsbewusste:r Premier Minister:in müsste es bloß beschließen. Sehen Sie irgendjemanden mit diesen Eigenschaften bei den Tories, der:die diesen Posten bis 2028 übernehmen könnte (sogar wenn man die sinkende Halbwertszeit der britischen Regierungschefs mit einrechnet)?

  • Die Tatsache, dass der Brexit nicht gerade eine Erfolgsgeschichte beschreibt, ist eine gute Nachricht für Europa. Diese Erfahrung hätte ich allerdings lieber Anderen gegönnt.



    Es bleibt zu hoffen, dass aus dem Chaos eine Labour Regierung erwächst, bis zu den Wahlen kann Truss von mir aus eeiter rumpfuschen.

    • @Philippo1000:

      "We send the EU £350 million a week - let's fund our NHS instead - Vote Leave Let's take back control" Muuhahahahaha!!!

    • @Philippo1000:

      Die Tories liegen jetzt etwa 30% hinter Labour in der Wählergunst … selbst für die härtesten Kritiker der Premierministerin unter den Konservativen käme eine Zustimmung zu Neuwahlen einem politischen Selbstmord gleich. Angst und Opportunismus … das ist es, was diese Regierung und die Partei zusammenhält und leider wird das weiter funktionieren, wie schon unter Johnson.