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Die StreitfrageGibt es gute und schlechte Streiks?

Die Lokführer streiken schon wieder und nerven, für Kitastreiks hingegen haben wir Verständnis. Müssen wir aber nicht jeden Streik gut finden?

Endlich mal Ruhe, das mögen diese beiden Tauben. Sie sind ja auch nicht auf die Bahn angewiesen. Bild: dpa

Schon wieder! Das war wohl bei den meisten Bahnfahrenden der Gedanke, als sie die Meldung über einen erneuten Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer erreichten. In dieser Woche hat die GDL den längsten Arbeitskampf begonnen, den es bei der Deutschen Bahn je gab – von Dienstag bis Sonntag sollen die Züge stillstehen. Seit zehn Monaten dauert der aktuelle Tarifkonflikt nun schon an, es ist der achte bundesweite Streik.

Davon dürften nicht nur die genervt sein, die irgendwann zwischen Dienstag und Sonntag den Zug oder die S-Bahn nehmen wollten. Wirtschaftsverbände warnen vor einem großen volkswirtschaftlichen Schaden, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sagt, der Tarifstreit bei der Bahn sei für Außenstehende kaum noch nachzuvollziehen und fordert: „Statt Deutschland lahmzulegen, brauchen wir ernsthafte Verhandlungen.“

Sechs Tage, das ist wirklich lang, findet auch so mancher, der sich sonst generell für Arbeitskampf ausspricht. Aber müssen Streiks nicht genau das: weh tun? Und wenn man sich im politischen Spektrum links einordnet – darf man dann überhaupt von einem Streik genervt sein?

Fast parallel zur Bahn wird auch bei den Kitas gestreikt, Erzieherinnen und Erzieher stimmen für einen unbefristeten Ausstand. Die Familien im Land dürfte das vor ähnliche Probleme stellen wie Reisende und Pendler der Streik bei der Bahn. Im schlimmsten Fall trifft es sie doppelt.

Und doch richtet sich die große Aufregung im Netz und auf der Straße auf die GDL und deren Chef Claus Weselsky. Er überzieht, sagen viele, bei den Forderungen, im Auftreten und im Ton. Es gehe ihm nicht um die Interessen der Arbeitnehmer, sagen Kritiker, sondern um einen Machtkampf gegen die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die GDL will für das gesamte Zugpersonal und damit auch für die bislang von der EVG vertretenen Arbeitnehmer sprechen.

Die wiederholten Lokführerstreiks wecken das Gefühl, dass es jetzt dann auch mal reicht. Der Kita-Ausstand dagegen scheint auf den ersten Blick weitaus begründeter: Die Erzieher fordern eine bessere Bezahlung durch eine neue Eingruppierung in der Gehaltstabelle. Die GDL dagegen kämpft für ihr Recht auf eigenständige Abschlüsse auch mit Zugbegleitern und Rangierführern. Beim Kita-Streik geht es also gefühlt um mehr, um eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Wertschätzung von Erziehungs- und Pflegearbeit.

Darf man also den Kita-Streik unterstützen und sich gleichzeitig über die GDL aufregen? Oder ist Arbeitskampf gleich Arbeitskampf und immer gut? Kann man zwischen gutem und bösem Streik überhaupt unterscheiden?

Darf das Verständnis aufhören, kann ein Streik zu weit gehen? Oder müssen Linke jeden Streik gut finden? Was denken Sie?

Diskutieren Sie mit! Wir wählen unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlichen sie in der taz.am wochenende vom 9./10. Mai 2015. Ihr prägnantes Statement sollte nicht mehr als 400 Zeichen umfassen und mit Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns bis Mittwoch Abend eine Mail an: streit@taz.de

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59 Kommentare

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  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Angesichts der ungenügenden Lohnentwicklung der letzten Jahre und den damit einhergehenden Problemen (volkswirtschaftlicher wie sozialer Natur), der generell viel zu großen Zurückhaltung der deutschen Gewerkschaften, die zu ihrer sinkenden Bedeutung beigetragen hat, ist derzeit jeder Streik zu befürworten. Insbesondere ist auch die GdL als Gegenpol zur in der Vergangenheit äußerst fragwürdig agierenden EVG (bzw. deren Vorgängergewerkschaft Transnet) zu begrüßen.

    • @628 (Profil gelöscht):

      Weltweit gesehen wir doch ein Hochlohnland.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Gabriel Renoir:

        Auch wenn der Begriff Hochlohnland zutrifft, so sagt er doch wenig über Streiks und ihre Einordnung in einen Gesamtkontext aus. Er nivelliert sämtliche Unterscheidungsmerkmale: die großen Unterschiede hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Bezahlung, gesellschaftliche Wertschätzung.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Es gibt Menschen, mit denen das Streiten Spass macht. Sie gehören nicht dazu, Sie glauben ohnehin, alles besser zu wissen. "Pfäffisches Geseiere" glauben Sie, mir attestieren zu können, kurz nachdem Sie schreiben: "Diagnose ohne persönlichen Augenschein ist ein absolutes NO GO." Ach - wie passt das denn zusammen?

  • Man muss Streiks nicht gut finden. Man muss sie aber tolerieren.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Hallo, Hallo,

     

    ALLES hier ist Selbstdarstellung. Jeder zeigt sich und möchte dafür Resonanz erhalten, wie gut oder was er schreibt, dass er ein kluger oder edler Mensch ist. Der Vorwurf "empathischer Verarmung" ist ein ganz dickes Brett, das Sie da bohren.

     

    Ps. Ehe Sie jetzt auf mich einprügeln: ich habe kein Auto, schicke keine Kinder auf eine Privatschule. Ich bin arm an Finanzen, aber reich an menschlichen Qualitäten.

  • Die DB kämpft nicht mit offenem Visier:

    sie verunglimpft mit Hetze die GDL und lenkt damit von ihrer haltlosen Argumentation ab! (da schimmert das Aussitzen der Bundesregierung durch)

    Das war schon vor der "Privatisierung" so, als es den tatsächlich `längsten` Streik bei der DB gab - beim Öffentl. Dienst ist eben der Staat der Arbeitgeber und der pokert notfalls unbegrenzt - auf Staatskosten!

  • Wie gut, dass ich ein Auto habe und meine Kinder auf eine private Schule gehen. Leute ohne Kohle werden dagegen von der Gewerkschaft instrumentalisiert. Die Ärmsten werden Opfer, Ironie der Geschichte.

    • @Frank Mustermann:

      Selbst ich als armer Mitarbeiter im Erziehungsdienst durfte vor ein paar Jahren, als es schon mal einen Streik gab, meine Taxifahrt zur Arbeit bei der Steuer absetzen.

       

      Und, man soll es kaum glauben. Arbeitgeber, die wollen, dass ihr Betrieb trotz Bahnstreik dennoch funzt, haben auf Antrag sogar diese Kosten übernommen.

       

      Und ohne Kohle kann ich sowieso nur schwarz fahren.

    • @Frank Mustermann:

      "Wie gut, dass....." Was interessieren mich andere. Seht her, was ich habe ! Andernfalls kann ich Ihren Beitrag nur als Satire auffassen.

      • @lions:

        Natürlich "wie gut dass,.." Alles andere wäre Heuchelei.

        Ein Auto zu haben, reicht ja wohl nicht aus für ein "Seht her, was ich habe".

        Und bedeutet noch lange nicht, dass einen andere nicht interessieren.

        Was sollte das gehaltlose Posting?

        • @Frank Mustermann:

          Ach ganz natürlich ist bei Ihnen, wenn Sie jemanden bedauern wollen, dies verlautend mit dem glücklichen Umstand verbinden, wie gut es Ihnen persönlich geht, nur damit Sie sich vom Vorwurf der Heuchelei freimachen können ? Niemand hier verlangt von Ihnen, die Hose runter zu lassen, außer Sie selbst und fragen Sich in Ihrer sonnigen Stellung: Warum tun Sie es ? Im Beitrag enthalten: Ich habe Kohle; meine Kinder gehen zur Privatschule; ich muss mich nicht instrumentalisieren lassen.

          Die Motivation zu Ihren Beitrag ist Selbstdarstellung und empathisch verarmt. "Wie gut....." gleich Hauptsache ich nicht.

          • @lions:

            Nun regen sie sich mal ab. Ohne Kohle kann man sich halt kein Auto leisten - und die meisten Leute haben ein Auto, also auch Kohle. So what? Ca. 15% aller Kinder gehen auf Privatschulen, dann fährt man 1mal weniger in den Urlaub, dann ist die Schule für mindestens 1 Jahr bezahlt. Kommt immer nur darauf an, wie man die Prioritäten setzt.

            • @Frank Mustermann:

              Wenn jemandem nachgesagt wird, er hat Kohle, wird das in D sicher nicht damit verbunden, dass dieser sich einen Schleifer für 1000 € zugelegt hat oder eine Ratenzahlung auf Kante eingegangen ist. Ob Ihre Schul- Urlaubsrechnung für Familien mit mehr als einem Kind noch aufgeht, ist fraglich und zum anderen suggerieren Sie, ein Großteil der Eltern, die ihre Kinder in staatl. Schulen schicken, führen mehrmals im Jahr in den Urlaub und die privatschulisch engagierten Eltern sparen es sich vom Munde ab. Paralogie oder Sophismus ?

            • 9G
              970 (Profil gelöscht)
              @Frank Mustermann:

              Sagen Sie anderen nicht, was sie aufregen darf und was ab. Mich regt Ihr "Mir geht's gut, scheiß auf den Rest!"-Geseier ja auch auf. Weil's im Kern der neoliberale Grundgedanke ist. Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, einhergehend mit Entsolidarisierung. MIR geht's gut, DEN ANDEREN schlecht. Super Grundlage für 'ne Gesellschaft, was?

              • @970 (Profil gelöscht):

                "Scheiss auf den Rest" hab ich nirgends geschrieben, das spielt sich nur in ihrem Köpfchen ab. Und dass es den anderen schlecht geht, hab ich auch nicht geschrieben - ich bin sogar der Meinung, dass es den meisten Leuten recht gut geht. Sonst hätten sie ja kein Auto.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Frank Mustermann:

                  Hallo F.M.,

                   

                  mit großer Freude lese ich, dass auch Sie sich von der Hardcore-Fraktion aus Schwarz-Weiß-Sehern, Lautsprechern und plattmachenden Dampfwalzen nicht mundtot machen lassen. Schön, dass Sie bei all den Querschüssen differenzierungsfähig und nüchtern bleiben!

                   

                  VIVE LA DIFFERENCE!!!

  • Guter Streik - Böser Streik!!

     

    Die Frage dürfte sich gar nicht stellen.

    Nur Ignoranten und in Geschichte nicht aufgepasst oder schlichtweg vergessen, stellen sich diese so bescheuerte Frage. Gut das es da noch so ein Hetzblatt gibt und Falschspieler die sich Politiker nennen. Da hat der dumme August wieder Oberwasser und kann seine Parolen hinausposaunen. Nieder mit dem Recht der anderen, nieder mit der Freiheit für die viel Blutzoll bezahlt wurde. Nieder mit Ihr

  • Was ein Quatsch!

     

    Der angekündigte Erzieherstreik nervt deshalb noch nicht, weil er noch nicht da ist und weil verdi die Interessen der Arbeitnehmer in den Bereichen niemals ernsthaft bislang vertreten hat. Ich habe 30 Jahre lang in dem Bereich gearbeitet und nur eine tatenlose Gewerkschaft erlebt, die seit den 90er Jahren nix mehr gegen die finanziellen Verschlechterungen und, viel schlimmer, gegen die zunehmende Arbeitsbelastung getan hat.

    Hätte verdi auch nur ansatzweise solches Engagement für die von ihr vertretenden Berufsgruppen gezeigt wie es die GdL heute macht, dann müssten Erzieher und Altenpfleger seit ca. 20 Jahren mindestens 3 Monate im Jahr streiken.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Hätte verdi so viel getan, wie die GdL es jetzt tut, müsstet ihr hoffentlich nicht mehr streiken. Ihr hättet einen gerechten Lohn erkämpft.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Mit großem Erstaunen nehme ich zu Kenntnis, dass das Interesse, sich über den ErzieherInnen-Streik zu äußern, bislang so gut wie nicht vorkommt. Gibt es dazu nichts zu sagen???

     

    Demgegenüber bewegt der achte (?) GDL-Streik noch immer Gemüter und provoziert Äußerungen.

     

    Was ist das grundlegend Trennende und ANDERE? Geht es etwa um eine klassische Aufspaltung: hier "böse" (Lokführer), dort "gute" Streikende (ErzieherInnen)? Ändert sich das Ganze, wenn der Erzieherstreik erst einmal angefangen hat und aus dem Windschatten der Lokführer gerät?

  • Klar stört mich der GdL-Streik in meinem Tagesablauf aber dennoch habe ich volles Verständnis für den Streik. Man kann sich nicht alles gefallen lassen von den Arbeitgebern. Und da der Staat vor längerer Zeit aus Geiz entschieden hat, Lokomotivführer nicht mehr zu verbeamten dürfen jetzt keine Krokodilstränen vergossen werden. Schlechter bezahlte Arbeiter/Angestellte dürfen streiken und das ist gut so!

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Liebe taz,

     

    geht's noch? Das sind Suggestivfragen, die einer ernsthaften Diskussion nicht standhalten können.

     

    Streik = gut. In beiden Fällen. Mehr Diskussion braucht's dazu nicht aus linker Perspektive.

     

    Grütze,

    neubau

    • @970 (Profil gelöscht):

      Was für ein herrlich einfaches Schwarz-Weiss Denken. Schublade auf, Schublade zu.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Frank Mustermann:

        Was für ein herrlich-einfaches Dagegenhalten. Keine Argumente, aber s/w-Denken und Schubladen gehen ja immer, um den Gegner in der Diskussion gleich auf seine Lächerlichkeit zu reduzieren.

         

        Was war denn so falsch am Streik? Hm? Sagen Sie's mir doch bitte. Ich bin zu links, ergo blöde dazu...

    • @970 (Profil gelöscht):

      man hätte auch die Frage nach dem Sinn des Lebens mit hinein bringen können.

  • Na Bravo - Schön reingefallenauf die Hetzparolen der BLÖD-Macher-Zeitung !

    Wenn der Eine für einen Apfel und ein Ei arbeitet, dann soll der Andere der einen angemessenen Lohn verlangt "unsolidarisch" sein ? Das wäre aber nur dann der Fall, wenn der Begriff "Solidarität" ein Synonym für Dummheit wäre. Die Parole "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" gibt nur dann Sinn, wenn das zu Vergleichende Lohnniveau auch akzeptabel ist. Ansonsten wäre sie die Forderung nach moderner Sklaverei. Im Übrigen geht es hier weniger um Geld, als um Arbeitsüberlastung durch ungezügelte Überstundenansprüche der Bahn ans Personal. Und die GDL streikt nur deshalb zum 6. Mal, weil der Bahnvorstand sich nachhaltig weigert vom hohen Roß herabzusteigen und zu verhandeln.

    Wer Herrn Weselsky deswegen eine "Profilneurose" bescheinigt versteht nicht nur nichts von Psychologie, sondern fällt halt auf die Hetzparolen all derer herein, welchen selbstbewußte und kämpferische Gewerkschaften schon immer ein Dorn im Auge waren.

    Schönen Gruß vom Rostkanzler Bismark!

  • Die GdL will für ihre Mitglieder bessere Abschlüsse als für die Mitglieder der EVG. Das ist unsolidarisch und widerspricht dem Grundsatz "gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Zudem streikt die GdL bereits zum 6. Mal.

    Der Kita-Streik ist in den Auswirkungen vergleichbar massiv. Allerdings stossen die Forderungen nach Gehaltsverbesserungen für die Erzieher_innen allgemein auf Verständnis und sind nicht geprägt von persönlicher Profilneurose und Kampf zwischen Gewerkschaften.

    Kein Wunder dass das Verständnis für den Streik der GdL gegen Null geht.

    • @Velofisch:

      da ist das Werben für den Streik durch die "Bild" wohl umsonst gewesen.,

  • Die Kritik an der GDL kann ich nicht verstehen. Der Bahnverkehr ist lahmgelegt und dafür gibt es nicht nur einen Verursacher. In der öffentlichen Debatte kommt eine nicht gesprächsbereite DB fast nicht vor, doch dafür ein Moralgezetere, nun auch noch von der SPD angeführt, das umso ausladender allein auf die GDLer niedergeht.

    Grundsätzlich ist Streikbewegung immer gut, da es auch in ganz anderen Branchen eine erhöhte Streikbereitschaft anregt und als Eckpfeiler der Demokratie das Machtgleichgewicht zwischen Beschäftigten und Unternehmen festigt.

    Ich bin selbst durch den aktuellen Streik etwas behindert, aber ja, ich begrüße den Streik, denn er ist eine Lok für weitere Beschäftigteninitiativen in diese Richtung.

  • "Guter Streik" - "Böser Streik" ?!? Was soll der Unsinn?

    Es stimmt nicht dass die GDL nur um ihr Streikrecht und ihr Recht auf einen Tarifvertrag kämpft. Diese Rechte sind (bislang) unangefochten. Dass ausgerechnet eine vermeintlich linke SPD-Ministerin dies in Zukunft gerne in Frage stellen würde, nun das gehört zur Tragödie SPD. Und ich hoffe dass diese Dame die gebührende Antwort erhält: Generalstreik aller Gewerkschaften !

    Die GDL selbst fordert eigentlich nur eine Begrenzung der Überstunden - und damit folgerichtig für Entlastung des bestehenden und Einstellung von künftigen Bahn-Personals.

    Ein entsprechender Rückgang der Arbeitslosigkeit im Lande, mehr Sicherheit auf den Schienen und (oh Wunder) eine pünktlichere Bahn wären die "schrecklichen" Folgen für die sich in angeblicher "Geiselhaft" befindliche Allgemeinheit.

    Und wenn nun auch noch Erzieher/innen für eine angemessene Bezahlung ihrer Arbeit kämpfen, dann kann ich nur sagen: Es wurde aber auch langsam Zeit dass die erwachsen wurden. Was sie die in den vergangenen Jahren alles haben bieten lassen geht sowieso auf keine Kuhhaut.

    Lucky Streik Ihnen allen !

    • @LittleRedRooster:

      Es gibt nicht die "guten" Gewerkschaften und die "bösen" Arbeitgeber. Gewerkschaften vertreten die Interessen ihrer Klientel, wie alle anderen Organisationen ihre Interessen vertreten. Mehr ist nicht.

      Bitte Sonnenbrille abziehen!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @LittleRedRooster:

      Littleredrooster,

      geht bei Ihnen Lob oder Zustimmung auch ohne Abwertung? ErzieherInnen, die nicht "erwachsen" wären, könnten diese Arbeit gar nicht machen. Was ihnen fehlte, war viele Jahre das Vertrauen in den WERT der eigenen Arbeit. Fehlendes Selbstwertgefühl nennt dies die Psychologie.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Abwertung? - Wo bitte ist hier die Abwertung?

        Ich arbeite selber im pädagogischen Bereich und habe mich jahrzehntelang über Kolleginnen geärgert, welche zwar dauernd von Emanzipation faselten aber keinen Handschlag dafür taten sich berufsständisch zu emanzipieren - und mithin auch selber Schuld an ihrer Misere waren.

        Hier scheint sich nun endlich was zu tun. Hat ja lange genug gedauert!

        Und wenn Sie, lieber Herr Leiberg, glauben das "Erwachsensein" wäre vom Lebensalter einer Person abhängig, dann kann ich nur sagen: Da gehört schon mehr dazu! Erwachsensein bedeutet auch die Fähigkeit zu haben sich und sein "Schicksal" in die eigene Hand zu nehmen - und gelegentlich auch mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen.

        Das Selbstwertgefühl spiegelt das wieder was man sich selbst Wert ist. Und dafür ist man als Erwachsener auch selbst zuständig. Mit psychologischem Eideidei kommt man da keinen Schritt weiter.

        In diesem Sinne: Lucky Streik, liebe Kolleginnen - und viel Erfolg!

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @LittleRedRooster:

          Wenn ich richtig gelesen habe, waren Ihre Worte: "Es wurde aber auch langsam Zeit, dass die erwachsen wurden." Auf gut Deutsch: nach Ihrer persönlichen Meinung waren sie es bislang nicht.

           

          Wenn das keine Abwertung ist, erwachsenen Menschen ihren Status abzusprechen, kenne ich keine Abwertung.

           

          Ihre spürbare erfahrungsbedingte Verbitterung in allen Ehren: auch als Leid geprüfter Mann in sozialen Berufen (ich bin auch einer) sind Güte und Barmherzigkeit bessere Ratgeber. Vor allem für Ihre eigene Psychohygiene.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Erfahrung und Verbitterung sind zwei verschiedene paar Stiefel. Das eine hat mit dem andern nicht zwangsläufig was zu tun. Wenn Sie bei mir, ohne mich zu kennen, "Verbitterung" diagnostizieren, so disqualifizieren Sie sich selbst. Diagnose ohne persönlichen Augenschein ist ein absolutes NO GO, wie sie ja eigentlich wissen müssten.

            Wenn Sie von "Verbitterung" reden, dann rede ich von Realitätssinn. Und genau hier haperts ja wohl. Denn wer im Arbeitskampf von "Güte" und "Barmherzigkeit" schwadroniert, der hat schon verloren. Ein Übermaß exakt dieser Tugenden war es das leider bislang die Kolleginnen davon abgehalten hat ihre zutiefst unbarmherzigen Arbeitgeber gebührend abzustrafen.

            Alles zu seiner Zeit - jetzt gilt es hart zu bleiben, Durchsetzungswillen zu zeigen. Mit pfäffischen Geseiere gewinnt man hier keinen Blumentopf!

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @LittleRedRooster:

              Noch eines, kleiner roter Hahn: was plustern Sie sich so auf?

               

              Es war noch nie Ausdruck besonderer Kunst, den Splitter im Auge des Gegenüber zu erblicken und das Brett vor dem eigenen Kopf dabei zu übersehen. Wir ALLE neigen dazu. Auch Sie. Auch ich. Was in dieser Frage die Spreu vom Weizen trennt: es gibt Menschen, die sich dieser EIGENBLINDHEIT bewusst sind und versuchen, damit umzugehen. Und es gibt solche, denen diese Gabe fehlt, die wie eine Dampfwalze durch ein Blumenbeet fahren.

               

              In einem möchte ich Ihnen indes Recht geben: die von Ihnen denunziatorisch benutzte Wortwahl des "pfäffischen Geseieres" deutet auf meine seelsorgerische Fähigkeit hin. Ich kann anderen Menschen Trost spenden und sie in Notsituationen seelisch aufbauen.

               

              Dass Sie dies abwerten, sagt ALLES ÜBER SIE und nichts über mich aus. Wie sagt der Volksmund dazu: "Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters." JA, das tut sie.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Dass Erwachsene nach ihrer Physis auch Erwachsene sind, lässt sich wohl nicht abstreiten. Mit Psyche wird´s schwerer und auch ich definiere Erwachsensein mit geistiger Reife und nahezu fertiger Persönlichkeitsentwicklung. Setzen Sie sich bspw. mal mit Narzissmus, autoritären Charakteren und anderen Persönlichkeitsstörungen auseinander.

            Sie verwechseln da möglicherweise etwas mit rechtl. zugesprochener Mündigkeit, in der der Gesetzgeber davon ausgeht, dass der von Ihnen angenommene Reifestatus besteht.

            Ich kann Ihnen sagen, ich kenne Kinder, die handeln verantwortungsvoller, als so mancher Erwachsene .

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Eine interessante Abhandlung! Der "Schönheitsfehler" dabei: es fehlt jeglicher Bezug zum ursprünglichen als auch zu meinem Kommentar. Sie haben sich einen Popanz aufgebaut, um anschließend heftig auf ihn einzuprügeln.

               

              Über Ihre so genannten Tipps habe ich herzhaft gelacht. Sie waren die letzten Jahrzehnte wesentliche Bestandteile meiner Arbeit im pädagogisch-therapeutischen Bereich.

               

              Seit jeher empfinde ich es als höchst anmaßend, andere Menschen durch Aberkennung des Erwachsenenstatus KLEIN zu machen. Wer hat ein Recht darauf?

               

              Mein Vorschlag, ehe ich zynisch werde: lesen Sie die betreffenden Aussagen nochmals durch und beziehen sich DARAUF.

               

              "Machen Sie sich nicht so groß. So klein sind Sie nicht." (Karl Kraus)

              • @76530 (Profil gelöscht):

                "Wenn das keine Abwertung ist, erwachsenen Menschen ihren Status abzusprechen, kenne ich keine Abwertung."

                 

                Ach, es ist also kein Bezug da ?

                 

                ".....Aberkennung des Erwachsenenstatus KLEIN zu machen. Wer hat ein Recht darauf?"

                 

                Ein Erwachsener, der sich der Behauptung, er wäre keiner, nicht selbst widersetzen kann und sich darauf hin klein fühlt, mangelt es an persönlicher Reife, ein kindl. Verhalten.

                Jeder, der sich bemüht, ihm mitzuteilen, dass es nicht an dem wäre, macht dessen "Selbstbewusstsein" von seinem eigenen Urteil abhängig oder anders, er billigt sein kindl. Verhalten. Eine Reifung wird aktiv verhindert. Sie wollen ein Anwalt der Schwachen sein und erhalten genau dieses System aufrecht.

                Jo, und ich prügele nicht, ich schreibe. Wenn Sie es als das empfinden, scheinen Sie wohl sehr dünnhäutig zu sein.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @lions:

                  Da hat sich aber jemand festgebissen! Wissen Sie überhaupt noch, um welches Thema es hier geht? Eine Analyse zur Persönlichkeitsstruktur von ErzieherInnen war es nicht.

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Schon lange OT, na und ? Das zu ahnden, überlasse ich mal den Mods. Abschweifungen sind meine Spezialität und halten die Kerze länger am brennen.

                    Da könnse mal von Glück reden, dass ich noch nicht zu Sex-Techniken umgeleitet habe.

                    • @lions:

                      Eigentlich Schade! Wäre vielleicht interessanter gewesen als die pedantische Wortklauberei eines Herrn Leiberg.

                      Diese ewigen Allesversteher und Allesverzeiher und Allessezierer sind ein nicht unwichtiger Teil des Elends im pädagogischen Bereich. Sie nerven nämlich ständig durch ihre selbstunterhaltende Dauerdampfplauderei. Ihre große Kunst besteht im ausschweifenden Zerreden jedes Problems. Das Problem ist zwar anschließend noch da, aber immerhin hinter einer Nebelwand aus schönen Worten verborgen.

                      Problemlösendes Arbeiten ist handlungsorientiertes Arbeiten - und exakt das passiert solange nicht, solange man glaubt jedes Komma im Nebensatz erst einmal einer Grundsatzdiskussion unterwerfen zu müssen.

                      • 7G
                        76530 (Profil gelöscht)
                        @LittleRedRooster:

                        Betroffene Hunde bellen!

                         

                        Mit großer Freude sehe ich, dass sich hier offenbar zwei Brüder im Geiste gefunden haben und sich in ihrer Schwarz-Weiß-Weltsicht frei von überflüssigen Differenzierungen gegenseitig huldigen. Wenn das LINKS ist, bin ich es lieber nicht.

                         

                        Ansonsten überlasse ich die weitere Bewertung gerne anderen geneigten Kommunarden. Jenen, deren Sichtweise von anderen Faktoren als eigenen Problemen geprägt ist, die sie glauben jeder abweichenden Meinung überstülpen zu müssen.

                         

                        Wohl denen, die nichts zu sagen haben und schweigen können!

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @lions:

                      Ergebensten Dank für Ihre diesbezügliche Zurückhaltung. Ich hoffe, Sie haben sich dabei nicht kasteien müssen!

                      • @76530 (Profil gelöscht):

                        Gewiss, mehr als Sie es für möglich halten !

          • @76530 (Profil gelöscht):

            ..komische Ansicht über Spsychohygiene ist das, denn wer offen, ehrlich, verständlich und konstruktiv handelt, ist doch eindeutig positiver zu beurteilen als Jemand, der nicht Klartext redet?!

            Unerwachsenheit oder überhaupt Fehler zu kritisieren, sind keine Unbarmherzigkeit oder Beleidigung!

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Selbstdenker:

              Gerne hätte ich mich mit Ihren Worten auseinander gesetzt. Leider verschließt sich mir, wovon Sie konkret sprechen. Nur soviel: wir bewegen uns hier auf dem Feld SUBJEKTIVER Meinungen. Und da gilt das Gleiche wie in Fragen des Geschmacks: "Wat dem Eenen sein Ul, is dem Andern sein Nachtigall!"

               

              Meine Ansicht über Psychohygiene ist im Übrigen genau soviel oder genau sowenig "komisch" wie Ihre, Frau/Herr Oberlehrer!

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Die GDL will für das gesamte Zugpersonal und damit auch für die bislang von der EVG vertretenen Arbeitnehmer sprechen."

     

    Ne, will sie nicht und es wird auch nicht wahrer, wenn dieser Blödsinn hier das x-te Mal wiederholt wird. Die GDL will für ihre Mitglieder sprechen und abschließen und genau das will die Bahn (also die Bundesregierung) nicht, weshalb sie versucht, die Chose bis zum Sankt-NimmerNahlesTag hinauszuzögern.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich weiß nicht, ob es "gute" oder "schlechte" Streiks gibt. Auch mag ich nicht mehr über die Berechtigung des GDL-Streiks reden.

     

    Gerne hingegen spreche ich über meine - sehr ungleich verteilten - SYMPATHIEN. Als Bahnkunde bin ich mittlerweile nur genervt über die ewiggleichen Rituale bei Bahn und GDL: Unergiebige gegenseitige Schuldzuweisungen. Als Lösungsmodell untauglich und albern. In einer schlecht funktionierenden Beziehung wird irgendwann ein Mediator zu Rate gezogen, wenn es nicht mehr weiter geht. Warum nicht in diesem Streit?

     

    Gänzlich anders verhält es sich beim Kita-Streik. Als gelernter "Sozialfuzzy" nach einem veritablen burnout frühberentet, haben die ErzieherInnen all meine Sympathien. Seit Jahrzehnten ein Berufsfeld, das gleichermaßen unter miesen Arbeitsbedingungen (zu wenig Personal für zu viele Kinder) wie lausiger Bezahlung leidet. Welch eine ABWERTUNG dieser gesellschaftlich so eminent wichtigen Arbeit! Schon lange ärgere ich mich darüber, dass "meine" Generation keinen Arsch in der Hose hat, jede Schweinerei schönredet und zähneknirschend mitmacht. Fremd- und Selbstausbeutung vom Allerfeinsten! Natürlich alles zum Wohl der Betreuten und zu Lasten der eigenen Gesundheit, Verdienst und Rente.

     

    Endlich zeigen Beschäftigte des Sozialbereichs, dass es mit einem banalen "Weiter so!" nicht mehr weitergehen kann. Chapeau!

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Ein Mediator, sofern beide Seiten an einer Veränderung interessiert sind. Zum Guten. Die Bahn will aber nichts ändern, sondern auf's Tarifeinheitsgesetz warten.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @970 (Profil gelöscht):

        "Wenn THEORIE und WIRKLICHKEIT nicht übereinstimmen: umso schlimmer für die Wirklichkeit." lautete in den 1970er Jahren ein Slogan der undogmatischen Linken, zu der auch ich mich einst zählte.

         

        Wie sich mittlerweile durch den Schlichtungsvorschlag der Deutschen Bahn AG und der Reaktion der GDL ("es ist ein PR-Gag, aber wir werden ihn prüfen") gezeigt hat, hält die Wirklichkeit dieser undifferenzierten Schwarz-Weiß-Malerei nicht stand.

        GDL: die Lieben ... Deutsche Bahn AG: die Bösen? Wer´s glaubt, wird selig. Ich halte es da eher mit der wunderbaren Ersten Allgemeinen Verunsicherung: "Das Böse ist immer und überall."

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @970 (Profil gelöscht):

        Tut mir leid. Das verstehe ich nicht. Wieso wehrt sich dann Herr Weselsky so lautstark, sobald das zarte Pflänzchen Schlichtung in die Debatte eingeführt wird? Nach Ihrer Logik müsste sich doch die Bahn dagegen sperren.

  • Die Frage ist falsch!

    Kann man es dulden, wenn das Streikrecht durch die Hintertür unterhölt werden soll wäre richtig.

  • Zu definieren, was Linke dürfen und was nicht, ist meiner Ansicht nach grundlegend falsch.

     

    Das versteckt nämlich die Frage, ob der Streik sinnvoll ist, wenn die EVG es offensichtlich nicht geschafft hat, gute Abschlüsse für ihre Mitglieder zu erkämpfen.

  • Die GdL ist insofern ein Sonderfall, als ihre Existenz eigentlich dem Geist der auf Solidarität aufbauenden Gewerkschaftsbewegung widerspricht: Sie ist ein Resultat der im Vergleich zu anderen Bahnangestellten überproportionalen Marktmacht der Lokführer und nutzt - völlig unsolidarisch - die restliche Belegschaft als Hebel, um das Gewicht ihrer eigenen Streikdrohung zu erhöhen.

     

    Dass sie nun ihren Wirkungskreis erweitern will, erscheint nicht weniger machiavellistisch. Denn es geht wohl kaum darum, wirklich das Gros der Eisenbahner an der eigenen Stärke teilhaben zu lassen, sondern eher, kraft einiger weniger zusätzlicher Mitglieder aus anderen Sparten auch dort mitmischen zu dürfen und noch mächtiger zu werden.

     

    Mit anderen Worten: Es gibt gute Gründe, diesen Streik anders zu sehen als den anderer Berufsgruppen. Allerdings ist eben auch so ein Streik von einem System, das ganz bewusst die Koalitionsfreiheit nicht unter die Bedingung der Sozialdienlichkeit stellt, juristisch wie ethisch abgedeckt (was freilich - im Lichte anderer Freiheiten - für enorme Managerboni genauso gilt.). Wer A sagt, muss auch B sagen...

  • es gibt Partikularinteressen und Allgemeininteressen. Also Ja.