Kitastreik in Deutschland: Unbefristet bundesweit
Der Streik an kommunalen Kitas ist auf alle Bundesländer ausgeweitet worden. Die ErzieherInnen fordern im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn.
BERLIN/KÖLN dpa | Die Gewerkschaften haben den unbefristeten Streik an kommunalen Kindertagesstätten auf alle Bundesländer ausgeweitet. Am Montag legten auch ErzieherInnen in Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen die Arbeit nieder. Zehntausende Eltern in ganz Deutschland mussten eine alternative Betreuung für ihre Kinder organisieren. Neben ErzieherInnen wollten auch SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen etwa in Jugendzentren und anderen Einrichtungen in den Ausstand treten.
Die Gewerkschaften fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung. Nach Darstellung der kommunalen Arbeitgeber sind die Forderungen – im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn – nicht bezahlbar. In den meisten Bundesländern hatten bereits am vergangenen Freitag laut Gewerkschaft Verdi fast 20.000 Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes einen unbefristeten Streik begonnen.
Viele Firmen bieten MitarbeiterInnen mit Kindern wegen des Streiks spezielle Betreuungsangebote. Die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, erwartet von der Wirtschaft, dass auch sie Druck bei den Kommunen macht. Während die Firmen Mehrkosten für die Ersatzbetreuung der Kinder von Beschäftigten trügen, sparten die Kommunen bei den Gehältern der ErzieherInnen, sagte Tepe der Bild. „Auch die Wirtschaft braucht funktionierende Kitas.“
Streik-Start in NRW: Landeselternbeirat unterstützt Forderungen
Der nun auch in NRW gestartete Kita-Streik setzt Familien im ganzen Land laut Elternbeirat unter Druck. Viele könnten nicht auf Großeltern oder Verwandte zurückgreifen und seien auf auch auf die Hilfsbereitschaft untereinander angewiesen, sagte der Vizevorsitzende des Landeselternbeirats, Attila Gümüs, am Montag in Köln. „Dieser Tarifkonflikt wird auf dem Rücken der Familien ausgetragen, insbesondere auf dem der Kinder.“ Viele Eltern seien aber trotz der schwierigen Lage solidarisch mit den Erzieherinnen der kommunalen Kindertagesstätten. „Die finanzielle Wertschätzung der täglichen Arbeit ist längst überfällig. Die Forderung nach einer höheren Eingruppierung ist fachlich fundiert und nachvollziehbar.“
Am Montag legten Beschäftigte aus kommunalen Kitas und sozialen Diensten auch im bevölkerungsreichsten Bundesland unbefristet die Arbeit nieder. Laut Verdi NRW sollten rund 10 000 Beschäftigte in den Streik treten, rund 1000 Kitas seien betroffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Habeck fordert Milliardärssteuer
Wer glaubt noch an Robert Hood?
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Vorteile von physischen Spielen
Für mehr Plastik unterm Weihnachtsbaum
Gründe für das Aus der SPD-Kanzler
Warum Scholz scheiterte