Die Kunst des Kaffeemachens: Die Unart der Latte-Art
Cappuccino heißt kleine Kapuze. Mit der schmeckt Kaffee am besten. Aber moderne Baristi servieren Blattmotive. Oder noch schlimmer: Schaumherzen.
Finnland gilt als der Staat mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kaffee weltweit. Sie haben ja recht niedliche Wörter dort im kalten Land, und eines lautet kahvipaussi.
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Fragt mich jemand nach meinen Hobbys, antworte ich im Plural: kahvipaussit. Denn es gibt doch wahrlich wenig Gemütlicheres, als mit einem heißen Koffeingetränk im Café, auf dem Sofa, am Küchentisch oder im Bett zu sitzen! Zu Hause brühe ich mir dafür in einer kleinen rosa French Press den Kaffee auf, schütte Milch rein und füge einen Teelöffel Zucker hinzu und das Glück ist mir hold. So weit, so gut.
Nun ist es meine Form der Dekadenz, täglich einen Cappuccino außer Haus zu trinken. Früher hab ich geraucht wie ein Schlot, heutzutage gönne ich mir einen Schaumy, einen Espresso mit heißer Milch und Schaumkrone. Wie diese Schaumkrone auszusehen hat – aufgetürmt wie eine Sahnehaube, nur eben aus Milch! –, davon habe ich eine exakte Vorstellung, die leider in 70 Prozent der Fälle enttäuscht wird.
Cafés ähneln immer mehr einer Kunstakademie
Das nationale italienische Espresso-Institut gibt vor, der optimale Cappuccino müsse zu 25 ml aus Espresso und zu 100 ml aus Milch bestehen. Am besten reichlich fetthaltiger Milch, denn Fett schäumt am besten. Vielleicht sollte ich die Nummer dieses Instituts auf Kurzwahl einspeichern, denn meine Erfahrung ist: An der Milch wird gespart! Oder am Fett in der Milch! Oder an beidem!
Weiterhin beschleicht mich der Eindruck, Cafés ähneln immer mehr einer Kunstakademie. Stichwort Latte-Art. Darauf kann ich verzichten. Und damit kommen wir zur Sache: Was soll das? Wieso wird mir auf meine Bitte nach einem Cappuccino ein Getränk mit gezeichnetem Blatt, geometrischer Form oder gar einem Herz auf der Milch serviert?
Das mit dem Herz ist im Übrigen extrem unangenehm. Ich weiß nie – will man mit mir flirten? Und auch ganz allgemein: Kann ich nie meine Ruhe haben? Wenn ich Kunst betrachten will, kaufe ich mir einen Bildband oder gehe ins Museum. Wenn ich Blätter sehen will, gehe ich in den Wald, und wenn ich Liebe will, wende ich mich meinem Herzblatt zu.
Wobei die Ästhetik nicht der Knackpunkt ist, wenn Pablo Picaffétasso am Werk war. Denn es ist ja so: Cappuccino ist die Verniedlichungsform von Cappuccio (Kapuze), weil der Schaum wie eine Kapuze auf dem Kaffee thront. Ihn wärmt, umhüllt und beschützt.
Kaffeepause – dann halt zu Hause
Heute muss der Kaffee oft frieren, denn Latte-Art lässt sich nicht auf Kapuzen kreieren, sie braucht cremige, aber ebene Milch. Statt Kapuze also ein … ja, was? Welche Kopfbedeckung soll das da oben sein? Ein Zylinder? Dann wäre es ein Cilindrinocini. Ist es aber nicht. Und ich frage mich jedes Mal: Wie kann irgendjemand lieber ein Blatt in der Milch wollen als eine Schaumkapuze?
Denn wie andere Eis löffeln, löffle ich Schaumkapuze, garniert mit Zuckerkristallen. Nach diesem Genuss rühre ich den Cappuccino noch einmal um, damit sich die restliche Milch gut mit Espresso und Zucker vermischt, und dann erst trinke ich den Espresso. Gibt ja Menschen, die trinken erst den Espresso und löffeln dann den Schaum. Gibt auch Menschen, die ignorieren den Schaum. Die kann ich nicht verstehen. Eigentlich sogar noch weniger als diejenigen, die sich an Latte-Art erfreuen.
„Den Schaum bitte sehr schaumig und ohne Bildchen“ – auf diese Bitte reagieren manche Baristi gekränkt. „Ich mach ihn so, wie ich ihn immer mache!“, erhielt ich schon als Antwort, mein Kapüzchen wurde als „Bauschaum“ bezeichnet. „Grobporig“ habe ich letztens gehört, als würde mein Hautbild kommentiert werden. „So wie der Schaum in den 80er Jahren geschäumt wurde“, solle ich sagen.
Sitten pidän minun kahvipaussi kotona, kann ich da nur sagen – dann mache ich meine Kaffeepause halt zu Hause.
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