Die Krise des Carsharing: Ein Stück Verkehrswende retten

Um Carsharing zu retten, ist vergleichsweise wenig Geld erforderlich – für das es auch noch eine Gegenleistung gibt.

Eine Frau sucht sich ein Auto mit ihrem Smartphone.

Üppige Auswahl beim Carsharing in Berlin Foto: Karsten Thielker

Ein Drittel der Carsharing-Anbieter in Deutschland bangt um die Existenz, denn die Coronakrise macht vielen kleinen Firmen enorm zu schaffen. Kaum jemand leiht derzeit ein Auto für einen Besuch oder einen Ausflug. Dabei hat der Mini-Wirtschaftszweig gerade erst großen Aufwind gespürt, weil durch die Klimadebatte immer mehr Menschen klar geworden ist, dass es extrem unökologisch ist, ein eigenes Auto zu halten.

Auch wenn die Carsharing-Firmen mit einer zusammen bundesweit nur rund 25.000 Fahrzeuge großen Flotte im Vergleich zu mehr als 45 Millionen Autos in Deutschland nur ein Nischendasein führen – für die Verkehrswende ist ihre Bedeutung wegen ihres Potenzials groß. Denn wenn sich viele Menschen über eine Firma, einen Verein oder eine Genossenschaft Fahrzeuge teilen, gibt es mehr Platz in den Städten – und im Idealfall entfallen unnötige Fahrten.

Das Argument, dass mit Carsharing auch unnötige Fahrten provoziert werden, trifft vor allem auf Angebote zu, bei denen freie Mietautos mit dem Handy zu orten sind und nicht an bestimmten Stationen abgestellt werden müssen. Diese Angebote werden in Großstädten vor allem von Automobilherstellern betrieben, die damit GeschäftskundInnen bedienen und auch jene im Blick haben, die kein Auto besitzen, aber gelegentlich fahren wollen.

Es wäre fatal, wenn die Mietfirmen der ohnehin von der Politik unterstützten Autohersteller die Corona­krise überstehen würden, während die anderen, die sich ohne politische Förderung knapp behauptet haben, untergingen. Über die Unterstützung der Autoindustrie wird derzeit viel diskutiert, Forderungen nach einer Abwrackprämie wie nach der Finanzkrise werden immer lauter. Sollte die kommen, kann das für die Verkehrswende zum Fiasko werden. Um Carsharing und damit wenigstens ein klitzekleines Stück der Verkehrswende zu retten, ist vergleichsweise wenig Geld erforderlich, für das es auch noch eine Gegenleistung gibt. Jedenfalls, wenn man es so macht wie die Stadt Leipzig, die gerade ihr Kontingent an Leihautos aufgestockt hat.

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