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Die Gefahren des digitalen ImpfpassesZutritt nur für Gesunde

Was passiert, wenn Gesundheit ausweispflichtig wird? Warum der digitale Impfpass zu einer verstärkten Biologisierung der Gesellschaft führen könnte.

Hier noch ganz altmodisch, künftig vielleicht digital: Impfpass Foto: imago

In den Schränken und Schubladen der Bürger lagert ein Dokument, dem man lange Zeit kaum Beachtung schenkte: der Impfpass. Wenn man nicht gerade seine Standard­impfungen auffrischen ließ, staubte das gelbe Büchlein munter vor sich hin. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sich mit diesem Dokument auszuweisen.

Warum auch? Man hat ja einen Personalausweis. Allenfalls bei der Einreise in ein westafrikanisches Land oder in Mittel- oder Südamerika, wo die Gelbfieberschutzimpfung vorgeschrieben ist, musste man das Heft vorzeigen (wobei die Zöllner häufig gar nicht nachfragten). Doch das könnte sich bald ändern. Seit Wochen tobt ein Streit, ob man künftig bei der Einreise neben seinem Reise- auch seinen Impfpass vorzeigen muss.

Die australische Fluglinie Qantas hat bereits angekündigt, nur noch Passagiere mit einem Impfnachweis zu befördern. Tech-Konzerne wie Microsoft, Oracle und Salesforce basteln an einem digitalen Impfpass. Und in Los Angeles County können sich Bürger, die sich gegen Covid-19 geimpft haben, ein elektronisches Impfzertifikat auf ihr iPhone laden. Nicht nur bei der Einreise am Flughafen, auch in Cafés und Restaurants könnte der Impfpass bald obligatorisch werden.

Dass man ein ärztliches Zeugnis, dessen Geschichte ins 19. Jahrhundert zurückreicht, digitalisiert, ist nur konsequent, schließlich steht seit Beginn des Jahres allen Versicherten die elektronische Patientenakte (ePA) zur Verfügung. Bei aller Kritik an Datenschutz und Datensicherheit kann es durchaus sinnvoll sein, dass ein Arzt im Notfall auf Patientendaten zugreifen kann. Man muss nicht mühsam das gelbe Impfbuch suchen – die Information ist elektronisch abrufbar.

Doch so praktisch die Digitalisierung des Impfpasses erscheint, so sehr verstört der Gedanke, dass sich Bürger an allen möglichen Orten künftig mit ihrer Gesundheit legitimieren müssen. Es macht schon einen Unterschied, ob man den Impfpass nur beim Arzt vorzeigt oder auch in einem Café. Je mehr Organisationen einen Impfnachweis verlangen, desto mehr bekommt dieses Zertifikat den Charakter eines Passierscheins.

Dass mit der Immunisierung auch eine Biologisierung von Gemeinschaft einhergeht, ist ein Trend, der schon seit einigen Monaten zu beobachten ist. Die Mitarbeiter der Fast-Food-Kette Subway in einer Filiale in Los Angeles werden täglich von einer Fieber- und Gesichtserkennung gescreent, um keine Infektion einzuschleppen. Immer mehr Unternehmen setzen auf Wärmebildkameras oder Stirnthermometer, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und Kunden zu checken. Wer Fieber hat, muss draußen bleiben.

Bio-Macht des Staates

Wenn jetzt aber dieser Biologismus durch Impfpässe amtlich beglaubigt wird, wird gewissermaßen die „Geschäftsgrundlage“ der demokratischen Gesellschaft verändert: Die Zugehörigkeit zum – biologisch definierten – „Volkskörper“ hängt nicht mehr allein von wohl erworbenen Rechten ab, sondern von der körperlichen Integrität des Einzelnen. Es macht die Impfzentren zu Passbehörden. Der französische Philosoph Michel Foucault sprach in seinen Vorlesungen von einer „Verstaatlichung des Biologischen“, einer „Bio-Macht“ des Staates, die die Körper regiert.

Abgesehen von der Masernimpfpflicht für Kinder und Erzieher war die Gesundheit für die Teilhabe am öffentlichen Leben vor Corona eher zweitrangig. Man konnte mit Fußpilz ins Schwimmbad gehen, vergrippt in einem Konzertsaal sitzen oder todkrank in einen Flieger steigen, solange man nicht völlig abgerissen aussah und ein gültiges Ticket vorzeigen konnte. Man zog sich allenfalls böse Blicke des Nachbarn zu, wenn man das Husten nicht in den Griff bekam.

Und ja: Vielleicht war diese Unbedarftheit auch fahrlässig, weil sich so Viren munter in der Welt verteilen konnten. Doch jetzt, während der Pandemie, wo an jeder Ecke der virologische Feind lauert, wird Gesundheit plötzlich ausweispflichtig, schlimmer noch: wird Kranksein abgestempelt und sozial geächtet.

Der französische Schriftsteller Bernard-Henri Lévy schreibt in seinem Essay „Ce virus qui rend fou“, dass der „contrat social“ (Gesellschaftsvertrag) durch einen „contrat vital“ (Gesundheitsvertrag) ersetzt werde: Statt wie bisher einen Teil seiner Einzelinteressen zugunsten des Allgemeininteresses abzutreten, tauscht der Bürger seine Freiheit gegen eine „Anti­virusgarantie“ ein – und akzeptiert damit den Übergang vom Sozial- zum Überwachungsstaat.

Wie schnell wir bereit sind, diesen Sozialvertrag aufzukündigen, beweist die Debatte um Sonderrechte für Coronageimpfte: In der Hoffnung, das „alte Leben“ zurückgewinnen, wird faktisch eine soziale Selektion betrieben: hier die Geimpften, dort die Ungeimpften.

Gleiches gleich behandeln

Wenn Bundesjustizministerin Christine Lambrecht behauptet, es gehe nicht um Privilegien, „sondern um die Rücknahme von Grundrechtsbeschränkungen“, dann hat sie einen zentralen Grundsatz des Rechtsstaates nicht verstanden: die Gleichheit vor dem Gesetz.

Grundrechte heißen so, weil sie grundsätzlich für alle Bürger im Land gelten. Der Grundsatz lautet: Gleiches darf nicht ungleich behandelt werden. Wenn man Lockerungen für Geimpfte unter der Voraussetzung zulässt, dass sie nicht infektiös sind, akzeptiert man nicht nur stillschweigend eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Nichtgeimpften, sondern macht die Ausübung von Grundrechten von biologischen Merkmalen abhängig.

Zugespitzt: Nur wer Antikörper hat, gehört zum Volkskörper. Damit macht man etwas zu einem Differenzierungs- und Diskriminierungsmerkmal, was niemals differenzierungsfähig sein darf: die Menschenwürde.

Den Staat hat es aus gutem Grund nicht zu interessieren, ob ein gesunder oder vorerkrankter Mensch seine Dienste in Anspruch nimmt. Ein Mensch mit Herpesviren darf genauso in ein öffentliches Schwimmbad wie ein HIV-positiver Mensch. Ein privates Unternehmen wie ein Restaurant oder Kinobetreiber darf nur bedingt Einlasskriterien erlassen. Erstens weil es über die unmittelbare Drittwirkung an Grundrechte und zweitens weil es an das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz gebunden ist.

Welche Gesundheitsdaten dürfen Staat und Private abfragen? Wo hört Infektionsschutz auf, wo fängt Diskriminierung an? Muss man sich künftig ein medizinisches Unbedenklichkeitszeugnis ausstellen lassen, um am öffentlichen Leben teilzunehmen? Was ist mit denen, die sich nicht mit ihrer Gesundheit ausweisen können?

Als Sachsen-Anhalt 2012 sein Polizeigesetz ändern wollte, um Personen von „Risikogruppen“ (gemeint waren Homosexuelle, Drogenabhängige und Obdachlose) zwangsweise auf HIV oder Hepatitis zu testen, gab es in der Öffentlichkeit einen Aufschrei.

Corona codiert das Soziale um

Von Diskriminierung und Stigmatisierung war die Rede. Die Deutsche Aidshilfe kritisierte das Gesetz als „völlig unverhältnismäßig“, weil es Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und informationelle Selbstbestimmung verletzen würde. Die Vorschrift wurde schließlich gestrichen.

Knapp ein Jahrzehnt später werden Testungen nicht mehr als Eingriff wahrgenommen, sondern als Privileg. Was zeigt: Corona codiert das Soziale um. Womöglich würde man die Frage nach Zwangstests heute anders bewerten. Das HI-Virus ist schließlich noch immer eine Pandemie.

In Singapur, das wegen seiner Kontaktnachverfolgung als Vorbild in der Pandemiebekämpfung gilt, müssen Antragsteller auf eine Daueraufenthaltserlaubnis einen negativen HIV-Test vorlegen. Wer HIV-positiv und nicht mit einem Singapurer verheiratet ist, darf sich nicht länger als 90 Tage im Land aufhalten. In dem autoritären Stadtstaat sind vor zwei Jahren durch ein Datenleck Informationen von 14.200 HIV-Patienten an die Öffentlichkeit gelangt. Namen, Adressen, Telefonnummern – alles war im Netz einsehbar.

Das zeigt, wie heikel eine zentrale Speicherung sensibler Gesundheitsdaten sein kann. Ein Visum für Staaten wie Russland oder Katar zu bekommen, wo die Einreise ähnlich restriktiv behandelt wird, ist für diese Menschen nahezu unmöglich. Der gläserne Bürger ist am Ende nicht nur schutzlos, sondern auch „papierlos“.

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21 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Budzylein meinte:

    > Wieso es gegen die Menschenwürde verstößt, wenn Nichtgeimpfte z. B. nicht in Restaurants hineingelassen werden, es aber nicht gegen die Menschenwürde verstößt, wenn überhaupt niemand hineingelassen wird,

    Das Zauberwort heißt "Solidarität".

    Übrigens machen die Impfgegner ja auch immer mal geltend, dass sie bei negativen Konsequenzen diskriminiert würden.

    Das ist aus zwei Gründen falsch: Es handelt sich im Fall von Leuten, die sich impfen lassen können, aber nicht wollen, erstens um negative Konsequenzen aufgrund ihres *Verhaltens*, nicht irgendwelcher Eigenschaften. Und dieses Verhalten gefährdet Andere, genauso wie Alkohol am Steuer.

    Zweitens scheint der Denkprozess der Impfgegner etwa Folgender zu sein: "Ich schätze das Risiko einer Infektion für mich selber als gering ein, dass ich möglicherweise andere, nämlich besonders Ältere und kranke Menschen, infiziere, interessiert mich nicht, also will ich keine negativen Konsequenzen erleiden."

    Was diese Denkweise auslässt, ist dass sie *ihrerseits* hochgradig diskriminierend ist gegenüber Menschen, die wegen ihres Alters, Erkrankungen wie Diabetes, einer Behinderung wie Trisomie21, oder Menschen die Immunsuppressiva benötigen,. Sie stellen den kleinen Vorteil gegenüber sich selber über das Leben und die Gesundheit anderer, und das bedeutet im Endeffekt, deren Leben als weniger lebenswert.

    Und ich vermute - weiß aber nicht - das ist wohl der Grund, warum die Corona-Schutzmassnahmen auch in Nazi- und Reichsbürgerkreisen so unpopulär sind....

  • Es hat lange gedauert bis Artikel dieser Art erscheinen. Aber genau diese Themen bewegen mich seit Monaten. Ich finde es erstaunlich, dass gerade auch von linker Seite so wenig Kritik in dieser Richtung kommt. Es erscheint mir auch inkonsequent. Bis Corona wäre dieser Text Mainstream der intellektuelle Linken gewesen. Seit Corona scheint der Druck, sich gegen rechte Querdenker und Verschwörungstheoretiker abzugrenzen, so groß zu sein, dass wir Theorien, die jahrzehntelang (teils etwas zu radikal) vertreten wurden, verschweigen und so tun als würden Texte zu Biomacht, der Rolle von Wissenschaft, Formen des Herrschens und dem Verständnis von Demokratie nicht existieren oder könnten hier nicht angewendet werden.



    Ich stimme dem Text zu. Aber selbst wenn man das nicht täte, sollte man sich ja doch damit beschäftigen, wie all diese Theorien und Texte, die wir jahrelang gefeiert haben, zur Gegenwart passen. Und ggf eben auch hinterfragen, ob Foucault & Co je mehr als eine intellektuelle Spielerei waren.

    • @Iguana:

      Das Problem, Sir, ist, dass eine solche Betrachtungsweise völlig abstrahiert und absieht von der konkreten und aktuellen Situation, die nun mal eine andere ist.

      Die Situation mit der Coronapandemie ist nicht ohne intelligentes kollektives Handeln und ganz praktische Solidarität zu lösen. Gegen beides gibt es aus linker Sicht nichts einzuwenden.

      Diese Dinge mögen eine Herausforderung sein für eine Gesellschaft, die völlig einer extrem individualistischen, marktradikalen Ideologie verfallen ist. Das ist aus meiner Sicht der Grund, warum die Trumps, Bolsenaros, Johnsons etc Schwierigkeiten damit haben, und warum auch die deutsche politische Elite da ganz schön am Schwimmen ist.

      Aber *ohne* kollektive Intelligenz und praktische Solidarität geht es in einer technischen Zivilisation wie unserer nun mal nicht.

      Auch das Problem des Klimawandels zeigt das sehr gut - entweder wir kriegen kollektiv unseren Mist geregelt, oder wir gehen, ohne jede Metaphorik, unter.

    • @Iguana:

      Danke,



      wegen Ihres Kommentar kann ich wieder an den kritisch denkenden Linken glauben.



      Keine Ironie, mein voller Ernst.



      Kaum zu glauben was hier in den Kommentaren steht.

  • Im Artikel steht viel Wahres. Aber die Ausführungen über die fortschreitende Biologisierung der Gesellschaft beschränken sich leider auf die Frage der Ungleichbehandlung Geimpfter und Nichtgeimpfter und gehen nicht auf die seit fast 1 Jahr geltenden Maßnahmen ein, die bereits eine massive Biologisierung und Dehumanisierung mit sich gebracht haben.

    Im Artikel heißt es : "Doch jetzt, während der Pandemie, wo an jeder Ecke der virologische Feind lauert, wird Gesundheit plötzlich ausweispflichtig, schlimmer noch: wird Kranksein abgestempelt und sozial geächtet."

    Ja, das ist so, jedenfalls wenn es sich um Erkrankungen handelt, die ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Covid-19-Erkrankung. Aber zurzeit werden ohnehin alle, egal ob gesund oder krank, sozial geächtet. Jeder Mensch wird ohne jegliche Prüfung als potentieller Coronavirus-Überträger behandelt und Restriktionen unterworfen, denen früher nur tatsächlich Infizierte unterworfen wurden, bei denen ein Risiko bestand, dass sie die betreffende Infektionskrankheit übertragen. Wieso es gegen die Menschenwürde verstößt, wenn Nichtgeimpfte z. B. nicht in Restaurants hineingelassen werden, es aber nicht gegen die Menschenwürde verstößt, wenn überhaupt niemand hineingelassen wird, erschließt sich nicht.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Gleiches darf nicht ungleich behandelt werden. Wenn man Lockerungen für Geimpfte unter der Voraussetzung zulässt, dass sie nicht infektiös sind, akzeptiert man nicht nur stillschweigend eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Nichtgeimpften, sondern macht die Ausübung von Grundrechten von



    ==



    biologischen Merkmalen abhängig.



    ==

    ===

    1..Es geht nicht um Merkmale - die Bezeichnung "Merkmal" verleugnet den Kern des Problems.

    2..Handeln (sei es nun aus Egoismus, aus Dummheit, aus Unvernunft oder was-auch-immer), darf keine negativen Auswirkungen auf andere Personen haben.

    "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt." (Immanuel Kant)

    Wie ein Impfgegner andere davor schützt, Tod oder langwährende Krankheit nicht an andere zu übertragen ist im Artikel nicht deutlich geworden.

  • Seit Monaten der intelligenteste Artikel in der TAZ. DAnke

  • Hier wird so viel vermischt, dass kaum ein Durchkommen ist. Folgende Punkte, die fehlerhaft beleuchtet werden:

    1. Gleiches muss Gleich behandelt werden. Daraus folgt in der Rechtsprechung aber auch, das Ungleiches NICHT Gleich behandelt werden kann. Wenn eine geimpfte Person ungefährlich ist, kann und darf er nicht mit einem Ungeimpften gleich behandelt werden. Es liegt schließlich ein sachlicher Diskriminierungsgrund vor. Allein der Umstand, dass beide Menschen sind, genügt nicht. Mit dem Argument könnte man (ich weiß es ist überspitzt) auch fordern, dass alle Gefangenen entlassen werden.

    Als Autor/in sollte man vorsichtig sein, wenn man jemand (Frau Lambrecht) vorwirft, etwas grundsätzlich nicht verstanden zu haben, wenn man es selber nicht so ganz verstanden hat.

    2. Der Vergleich zu HIV hinkt doppelt und dreifach. HIV ist nicht einfach übertragbar. Es braucht Blut- oder sexuellen Kontakt. Ein HIV-Positiver ist daher keine Gefahr für die Allgemeinheit. Ein Coronainfizierter schon. Ein HIV-Infizierter erlebt hingegen Stigmatisierung, wenn es bekannt wird. Und zwar nicht für ein, zwei Wochen bis die Infektion weg ist, sondern sein Leben lang.

    3. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ist überhaupt nicht anwendbar. Die geschützten Merkmale sind dort abschließend aufgezählt. "Gesundheit" taucht dort nicht auf. Nur die "Behinderung" ist genannt. Geimpft oder nicht stellt aber keine Behinderung dar.

    • 2G
      28476 (Profil gelöscht)
      @Strolch:

      Volle Zustimmung!



      Eine willkürlich absurde Argumentation des Artikels.



      Da hilft auch nicht das übliche Totschlagargument des „Überwachungstaates im Gesundheitswesen“.

  • Der Artikel kommt in der Aufmachung eines Con-Artikels rüber und stellt einen sehr überzeugenden Pro-Artikel. dar. Überzeugend sind nur die Argumente für einen Impfpass.

    Unterscheidungen bezüglich des Gesundheitszustandes sind in der Gesellschaft doch schon lange üblich und anerkannt. Soll die Autorin mal versuchen, sich mit einer langen Liste von Vorerkrankungen auf ein Beamtenverhältnis zu bewerben oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Es wird ihr nicht gelingen.

    Auch der grundrechtliche Ansatz geht ins Leere. Jemand der nicht ansteckend ist, ist Ungleich zu jemandem, der nicht geimpft ist.

    Einen "Sozialvertrag" (soweit es sowas geben sollte) kündigt doch nur derjenige auf, der sich nicht impfen lässt und hierdurch andere gefährdet.

    Und das Fluggesellschaften & Co. Zugangsbeschränkungen erlassen ist doch nur Zeichen der Vetragsfreiheit.

    Alles in allem wird sich eine Rechtsprechung entwickeln.nach welcher entweder ein Impfpass oder ein aktueller Test vorzulegen sind. Beides ist gleichwertig. Ungeimpfte werden hierdurch dann nicht schlechter gestellt als Geimpfte.

    • @DiMa:

      > Überzeugend sind nur die Argumente für einen Impfpass.

      Und den Datenschutz kann man bestens dadurch erfüllen, dass man den Impfpass analog auf Papier ausstellt. Den wird man im internationalen Reiseverkehr sowieso benötigen.

      • @jox:

        Nur das dieser Impfpass analog auf Papier halt nicht fälschungssicher ist. So ein Stempel ist leicht gemacht.

        Hier gibt es bereits modernere Ansätze. Dänemark ist schon recht weit.

  • Um die Risiken schlecht gesicherter Gesundheitsdaten zu verstehen braucht es nichtmal den Vergleich mit dem tendenziell autoritären Singapur. In Finnland wurden kürzlich die Daten von zehntausenden Psychotherapiepatient*innen beim Gesundheitsdienstleister Vastaamo gehackt, wobei die besondere Attraktivität solcher Daten für die Angreifer daraus resultiert mit der angedrohten Veröffentlichung bei Patient*innen und Unternehmen gleich doppelt Kasse machen zu können. Wer mit einem solchen Szenario rechnen muss, wird aber uU von der eigentlich benötigten Therapie aus Angst vor der Veröffentlichung von deren Inhalten doch Abstand nehmen. Es gibt einfach Bereiche in denen eine dezentrale und ggf. sogar analoge Speicherung doch die bessere Wahl ist.

  • Ich finde die Rede von "Sonderrechten für Coronageimpfte" hochgradig irreführend. Dann können Sie gleich von "Sonderrechten für Nicht-Mörder" sprechen. Vom Verbrecher geht eine gesellschaftliche Gefahr aus. Deshalb werden seine/ihre Grundrechte (temporär) eingeschränkt. Vom Nicht-Geimpften gehen gesundheitliche Gefahren aus. Also werden seine/ihre Grundrechte (temporär) eingeschränkt. Man darf Gleiches nicht ungleich behandeln. Richtig. Aber man darf auch Ungleiches nicht gleich behandeln. Und hinsichtlich der Gesundheitsgefahr für andere ist der Nicht-Geimpfte gegenüber dem Geimpften ungleich. Verschwindet die Ungleichheit (durch Impfen) muss wieder gleich behandelt werden. Ich stimme der Bundesjustizministerin deshalb ausdrücklich zu.

  • Also, Sie müssen sich nunmal auch entscheiden!

    Entweder lassen wir Menschen krepieren; weil wir niemanden zwingen wollen sich impfen zu lassen und weil wir niemanden kontrollieren wollen ob er eine Gefahr darstellt.

    Oder wir zwingen Menschen sich zu impfen; damit wir niemanden krepieren lassen und niemanden kontrollieren müssen.

    Oder wir kontrollieren die Impfung durch gesellschaftlichen Zugang; damit wir niemanden, formalgesetztlich, zwingen müssen sich impfen zu lassen und wir trotzdem niemanden krepieren lassen müssen.

    Alles andere ist sinnlose Masturbation.

    Wasch mich, aber mach mich nicht nass!... sagt Ihnen das was?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    "weil es Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und informationelle Selbstbestimmung verletzen würde"

    Man kann das genau andersherum betrachten. Meine körperliche Unversehrtheit wird von Leuten, die Maßnahmen wie Impfen ablehnen, arg gefährdet.



    Und wenn, wie gestern geschehen, diese Leute vor meinem Impfzentrum alte Menschen filmen und einschüchtern, bin ich für einsperren und den Schlüssel wegschmeißen.

  • Naja aktuell sind ja Leute mit sehr starken Allergien im Grunde von der Impfung ausgeschlossen. Abgesehen davon, wenn es in dem Tempo weitergeht, ist die Impfkampagne erst in 5 Jahren durch und außerhalb der OECD-Länder ist dann weiterhin niemand geimpft. In der Zwischenzeit wurde in UK, wo bitte nicht zu viele Dosen hingeliefert werden sollen, eine Kreuzung aus 2 Mutationen gesichtet. Langsam wird es absurd.

    • @hey87654676:

      > In der Zwischenzeit wurde in UK, wo bitte nicht zu viele Dosen hingeliefert werden sollen, eine Kreuzung aus 2 Mutationen gesichtet. Langsam wird es absurd.

      Das ist nicht ganz korrekt, da Viren sich nicht sexuell vermehren und daher auch immer nur einen direkten "Vorfahren" haben, können sie sich nicht kreuzen. Sie können auch nicht wie manche Bakterien Erbinformationen direkt miteinander austauschen (horizontaler Gentransfer).

      Deswegen weist das wiederholte auftreten derselben modifizierten Genstellen in verschiedenen Varianten auf einen Prozess hin, der weit unangenehmer ist: Die jeweilige Mutation ist nicht zufällig, sondern verschafft den Viren einen Vorteil bei der Ausbreitung, es besteht also ein Selektionsdruck.

      Und die B.1.1.7 Mutation, die zuerst in Kent/UK beobachtet wurde, hat nun eine Eigenschaft hinzugewonnen, welche zuerst bei einer Variante in Südafrika beobachtet wurde, und welche scheinbar die menschliche Immunantwort reduziert. Etwas Ähnliches scheint auch in Brasilien mit den Varianten P.1 und P.2 vorzugehen.

      Da kommt also wahrscheinlich noch Einiges auf uns zu.

      Übrigens auch ein sehr rationaler und triftiger Grund, so schnell wie möglich Impfungen für jeden einzelnen Bewohner der Erde zu bestellen und auszurollen und das Virus auszulöschen, so lange es noch geht.

      Denn auch global gilt: Die Kosten für die Impfstoffe sind Peanuts im Vergleich zu dem Schaden, der uns sonst droht.

  • Ich verstehe das Problem nicht ganz. Dass man einen Eintrag im Impfpass braucht, um für bestimmte Länder ein Visum zu bekommen, ist nicht neu.

    Man kann und soll niemand, jedenfalls wenn er nicht mit besonders verwundbaren Personen zu tun hat, dazu zwingen, sich impfen zu lassen. Ebenso gehen zwangsweise Tests nicht. Es gibt auch genug Menschen, die sich gar nicht impfen lassen können, etwa weil sie Krebsmedikamente bekommen oder ihr Immunsystem aus anderen Gründen nicht so gut funktioniert. Die müssen wir auch als Gemeinschaft schützen.

    Aber im Gegenzug müssen Menschen, die sich nicht impfen oder testen lassen wollen, dann auch Konsequenzen für ihre Entscheidungen ertragen. Ich habe keinen Rechtsanspruch darauf, dass sich andere Menschen wegen meiner Weigerung Gefahren aussetzen.

    Das Thema der Überwachungstechnik ist in umfassendes. Bedingungen an Impfungen zu knüpfen ist aber noch keine Biologisierung von Überwachung. Da sind Tendenzen wie das Sammeln von Gendaten - die ja auch immer Rückschlüsse auf Verwandte zulassen - meiner Meinung nach viel heikler.

    > Abgesehen von der Masernimpfpflicht für Kinder und Erzieher, war die Gesundheit für die Teilhabe am öffentlichen Leben vor Corona eher zweitrangig. Man konnte mit Fußpilz ins Schwimmbad gehen, vergrippt in einem Konzertsaal sitzen oder todkrank in einen Flieger steigen, solange man nicht völlig abgerissen aussah und ein gültiges Ticket vorzeigen konnte.

    Das halte ich für einen Mythos. Aus

    www.berlinerbaeder...rvice/hausordnung/

    > 5. Wir können den Zutritt nicht gestatten für Personen,



    > [ ...]



    >



    > b) die an einer meldepflichtigen übertragbaren Krankheit (im Zweifelsfall kann



    > die Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung gefordert werden) oder offenen



    > Wunden leiden.

    Übrigens ist ist die Teilnahme am öffentlichen Leben wie Konzerten auch in der Praxis von Bescheinigungen abhängig, die den sozialen Status belegen. Ich meine die kleinen Scheinchen, die man so in der Brieftasche hat.

  • Wer sich darüber aufregt, sollte erst einmal auch WhatsApp löschen, Cookies ausschalten, Alexa & Co. entsorgen und am besten gleich auch sein Smartphone abgeben. Ansonsten einfach Klappe halten.

    • @AberHallo!:

      Ich hätte es nicht besser formulieren können.