Die Deutsche Umwelthilfe und Audi: Auf ein Bier mit Semikriminellen
Während taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt bei der DUH einen Preis überreicht bekommt, feiert 500 Kilometer weiter südlich auch die Audi-Umweltstiftung.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch bei einer Anti-Diesel-Kundgebung 2018 Foto: dpa
Bei zu viel Lob wird man als Journalist ja eigentlich skeptisch. Mittwochabend war das anders. Da wurde taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt völlig zu Recht über den grünen Klee gepriesen. Zusammen mit Journalisten von ZDF und WDR, einer Öko-Influencerin und dem YouTuber Rezo (Sie wissen schon: „Die Zerstörung der CDU“) bekam unser Kollege den „Umweltmedienpreis“ der Deutschen Umwelthilfe DUH: weil er so schön nerven kann, wenn jemand falsche Zahlen oder Aussagen verbreitet.
Die DUH kämpft für mehr Öko in Politik und Wirtschaft und kann auch ganz schön nerven. Deswegen bekam sie zuletzt einen Shitstorm von FDP/CDU/CSU ab: „Eine militante Splittergruppe, die die Gesellschaft drangsaliert“, hieß es über sie, sie „schade dem Wirtschaftsstandort“, bewege sich „ein Stück neben der Gemeinnützigkeit“ und sei ein „grün angestrichener, semikrimineller Abmahnverein“.
Was war geschehen? Hatte die DUH schlecht gedämmte Wohnhäuser in die Luft gesprengt? Hatte sie das Öko-Kalifat ausgerufen und Dieselfahrer für vogelfrei erklärt? Nein, viel schlimmer: Die DUH klagt ganz langweilig und staatstreu auf Einhaltung der Regeln zu sauberer Luft. Und bekommt reihenweise recht.
DUH und Audi-Umweltstiftung feiern gleichzeitig
Weil ich mit diesen Semikriminellen am Mittwochabend ein alkoholfreies Bier trank, konnte ich leider nicht in Ingolstadt sein. Da feierte die Audi-Umweltstiftung ihr 10-jähriges Bestehen. Seit 2009 fördert die gemeinnützige Audi-Tochter Ökoprojekte wie Forschung an einem Eichenwald, Big Data für Bienenstöcke oder Plastiksammlung im Wasser.
Audi? Sie wissen schon: Das ist die Firma, die bis zum Schiebedach in den VW-Dieselskandal verwickelt ist, den die DUH half ans Licht zu zerren: Viele Motoren mit der Schummelsoftware stammen von Audi. Um genau zu sein: die Maschinen von 250.712 Audis, 71.577 VWs und 112.131 Porsches, zitiert die Nachrichtenagentur dpa aus der 400 Seiten dicken Anklageschrift.
Es geht um den Prozess gegen den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler und drei andere Manager „wegen Betrug, mittelbarer Falschbeurkundung und strafbarer Werbung“. Die Ingolstädter Dieselmotoren hatten geringere Abgaswerte vorgetäuscht. Das ist verboten. Stadler verbrachte vier Monate in Untersuchungshaft. Wenn es für ihn ganz schlimm kommt, könnte er für 15 Jahre ins Gefängnis gehen.
Das alles ist in den letzten zehn Jahren passiert. In dieser Zeit hat Audi nach Steuern etwa 25 Milliarden Euro verdient. An die Tochter Umweltstiftung floss „eine einstellige Millionensumme“, sagt Audi. Kommt dieses Geld also von einer „militanten Splittergruppe, die die Gesellschaft drangsaliert“, die „dem Wirtschaftsstandort schadet“, die sich „ein Stück neben der Gemeinnützigkeit“ bewegt und ein „grün angestrichener, semikrimineller Verein“ ist? Das würde ich nie behaupten.
Leser*innenkommentare
75064 (Profil gelöscht)
Gast
Ist schon interessant, dass nach jedem Artikel über einen der größten bekanntgewordenen gewerblichen Betrugsfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte, bei dem weltweit Manager deutscher Automobilfirmen in Haft gingen und mit ziemlicher Sicherheit zu irgendetwas verurteilt werden, es immer wieder Leute gibt, die versuchen Nebelkerzen zu werfen oder einen auf whataboutism machen oder den Berichterstatter angehen. Wieso kommen diese Menschen sich eigentlich nicht selbst doof vor? Wieso schämen sie sich nicht? Oder werden sie für dieses Geschreibsel bezahlt?
Josef Hahn
Wollt ihr nicht als linkes Blatt mal gegen den Begriff "YouTuber" angehen?
Ich weiß, ihr habt das noch nicht so auf dem Schirm, ist auch alles Neuland... Aber YouTube ist ein konkreter kommerzieller Anbieter. Neben weiteren. Gibt es auch "Vimeorer"?
Wäre es nicht geschickter, einen Begriff zu haben, der nicht direkt die Assoziation mit dem Google Monopol herstellt?
07954 (Profil gelöscht)
Gast
Die sog. Schummelei hat an den erwähnten Dieselmotoren den CO2 Ausstoss und den Verbrauch deutlich reduziert. Deshalb hat man das wohl vermutlich gemacht. Selbst nach der Korrektur der Steuergeräte sind Dieselaggregate immer noch besser als Toyota Benzinhybride... Apropos das war super Lobbyarbeit, die die DUH da für die Japaner gemacht haben, über viele Jahre. Jetzt kommen deutsche Dieselhybride auf den Markt.
Karl Kraus
@07954 (Profil gelöscht) Kopf --> Tisch
emanuel goldstein
@Karl Kraus gut zusammengefasst :)
Senza Parole
@07954 (Profil gelöscht) Was für ein wirrer Beitrag am Morgen