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Deutschlandticket wird 2025 teurer58-Euro-Ticket bald erhältlich

Das Deutschlandticket kostet ab Januar 2025 neun Euro mehr. Eine gute Nachricht, sagen die Länder. Andere sind schwer enttäuscht.

Manche Kun­d:in­nen halten das teurere Ticket ab 2025 wohl nicht mehr in den Händen Foto: Boris Roessler/dpa

Berlin taz | Eine Preiserhöhung sei nie eine schöne Sache, sagte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) am Montag. Das Deutschlandticket wird ab dem 1. Januar 2025 um 9 Euro teurer, also 58 Euro im Monat kosten – darauf haben sich die Ver­kehrs­mi­nis­te­r:in­nen der Bundesländer am Montagvormittag auf einer Sondersitzung geeinigt. Trotzdem sei es ein guter Tag für den Nahverkehr und die Fahrgäste in Deutschland, fand Krischer. Der neue Preis gelte für das ganze Jahr 2025, die Zukunft des Tickets sei somit für eine Weile gesichert, eine weitere Preisdebatte erst mal vom Tisch.

Das vergünstigte Jobticket auf Basis des Deutschlandtickets kostet ab Januar 40,60 im Monat, erklärte Saarlands Verkehrsministerin Petra Berg (SPD). Studierende müssen ab dem Wintersemester 2025 monatlich 34,80 Euro zahlen. Bisher liegt der Monatspreis für das Deutschlandsemesterticket bei 29,40 Euro. Und Krischer fordert: Für die Zeit ab 2026, nach einem möglichen Regierungswechsel im Bund, müsse die Ampelkoalition das Deutschlandticket im sogenannten Regionalisierungsgesetz verankern. Das Gesetz regelt, wie Bund und Länder den Nahverkehr finanzieren.

Dass die Ver­kehrs­mi­nis­te­r:in­nen ab Januar 2025 einen höheren Preis für das Deutschlandticket veranschlagen würden, wurde seit Monaten befürchtet. Bisher zahlen Bund und Länder je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für das bundesweit gültige Nahverkehrsabo.

Doch schon 2024 reichten die insgesamt 3 Milliarden Euro nicht aus. Die Verkehrsbetriebe machten Verluste, weil einige Kun­d:in­nen aus teureren, regionalen Monatsabos zum Deutschlandticket wechselten und so weniger Geld in die Kassen spülten. Außerdem ging mehr Geld für Energie-, Infrastruktur und Personalkosten drauf.

Teureres Deutschlandticket: Kündigungen drohen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet für dieses Jahr mit Verlusten zwischen 3,5 und 4,3 Milliarden Euro – also zwischen 500 Millionen und 1,3 Milliarden Euro mehr als das, was Bund und Länder ausgleichen. Die Lücke kann 2024 voraussichtlich das Geld füllen, das aus dem Jahr 2023 übrig geblieben ist: Weil das Ticket damals erst im Mai an den Start ging und kein volles Jahr lang finanziert werden musste, wurde der 3-Milliarden-Topf nicht voll ausgeschöpft.

Für 2025 erwartet der VDV Einbußen in Höhe von mindestens 4 Milliarden Euro. Nun sollen die Kun­d:in­nen das Loch stopfen. Der Verband feiert die Preiserhöhung auf monatlich 58 Euro als „klugen, mutigen und notwendigen Schritt“, wie VDV-Präsident Ingo Wortmann mitteilte. Das Deutschlandticket bleibe für Fahrgäste „hochattraktiv“ und könne sich weiter erfolgreich etablieren, sagte Wortmann.

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Allerdings ergaben Untersuchungen im Auftrag von Bund und Ländern, dass einige der rund 13 Millionen Kun­d:in­nen die Preiserhöhung vermutlich nicht mitmachen werden: Würde das Ticket 10 Euro teurer, so die Auswertung, kündigten wohl 10,3 bis 21,1 Prozent der Nut­ze­r:in­nen. Das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage geht von einer noch kräftigeren Kündigungswelle aus: Für viele Interessierte liege die Schmerzgrenze schon bei 49 Euro im Monat. 30 Prozent derjenigen, die zeitweise ein Deutschlandticket hatten oder sich dafür interessieren, würden ihr Abo beenden oder gar nicht erst abschließen, wenn es mehr kostet.

Verbände und verschiedene Po­li­ti­ke­r:in­nen im Bund hatten vor dem Treffen der Ver­kehrs­mi­nis­te­r:in­nen deshalb gefordert, mit attraktiveren Abomodellen lieber mehr Kun­d:in­nen zu gewinnen und auf diese Weise mehr Geld zusammenzukriegen. Ihre Vorschläge: extra Abo-Angebote für Familien, stabile Jahrestickets oder preiswertere Varianten für Menschen mit wenig Einkommen. „Die Erhöhung des Preises für das Deutschlandticket ist enttäuschend“, kommentierte Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag. „Die Länder tragen die volle Verantwortung für diese vorschnelle Preiserhöhung von fast 20 Prozent nach nicht einmal anderthalb Jahren.“

BUND fordert bundesweites Sozialticket für 29 Euro

Neue Maßnahmen wie ein Jahresabo mit Preisvorteil sollten die Ver­kehrs­mi­nis­te­r:in­nen spätestens bei ihrem nächsten Treffen Anfang Oktober angehen, sagte Cademartori. Ein bundesweit einheitliches Sozialticket für maximal 29 Euro für Menschen, die sich das reguläre Ticket nicht leisten können, sei jetzt erst recht nötig, findet der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Krischer hingegen erklärte, dass sich einzelne Bundesländer selbst um zusätzliche Angebote kümmern könnten.

Das Geld wird maximal ungerecht ausgegeben

Lena Donat, Greenpeace

Doch auch der Bund dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen, erklärte Lena Donat, Mobilitätsexpertin bei Greenpeace. Das Deutschlandticket sei bisher das erfolgreichste Angebot für klimafreundlichen Verkehr. „Geld für Mobilität ist da“, sagte Donat. „Es wird nur maximal ungerecht ausgegeben.“ Gut 6 Milliarden Euro stecke die Bundesregierung jährlich in Steuervorteile für Dienstwagen, von denen meist Besserverdienende profitierten. Gerade mal die Hälfte fließe, von Bund und Ländern zusammen, in das Deutschlandticket. „Hier zeigt sich die massive soziale Schieflage im Verkehrshaushalt.“

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21 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Das Deutschlandticket ist einen einzige Geldverschwendung und gehört abgeschafft.



    Einen massiven Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel hat es nicht gebracht (1 Mio Neukunden bei 3 Mrd kosten macht 3.000 EUR pro Neukunde).



    Was könnte man mit 3 Mrd für den Klimaschutz machen, die wirklich etwas bringen zB 3 Gigawatt Windkraftanlagen bauen oder, noch wichtiger, Stromspeicher bauen.



    Und diese ewige Mähr vom Dienstwagenprivileg....ich würde wetten, bei einer vollständigen Abschaffung der Pauschalbesteuerung von Dienstwagen hätte Deutschland nachher weniger Steuereinnahmen, weil die handelden Personen dann andere Strategien fahren würden (und bei knapp 40% an den Neuzulassungen der Firmenwagen brauchen wir über die auswirkungen auf die Autoindustrie garnicht reden).

  • Sehr schade, aber es war ja klar, dass in Deutschland so etwas nicht möglich ist.

    Aber die Preise für die normalen Tickets werden auch in den einzelnen Verkehrsverbünden steigen. Für viele wird sich das D-Ticket immer noch lohnen.

    Mal abwarten wie sich die Nachfrage entwickelt. Solange die billigste Monatskarte im lokalen Verkehrsverbund teurer ist, bleib ich beim D-Ticket.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt 20% der Nutzer kündigen, denn die meisten sind Pendler, deren normales Monatsticket deutlich teurer war und die immer noch eine Menge Geld sparen.



    Nur etwa 10% der Nutzer waren zusätzliche Kunden, die vorher nicht öffentlich gefahren sind.



    In meinem Bekanntenkreis ist genau einer, der das Deutschlandticket gekauft hat und jetzt ab und zu das Auto stehen lässt - alle anderen hatte vorher schon die Monatskarte (100-150€).

  • Da fällt mir wieder das Schöne-Wochenende-Ticket ein. Das ist 1995 eigeführt worden, kostete 15 Mark und galz in (fast) allen Nahverkehrszügen sowie U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen vieler Verkehrsverbünde.



    Es dauerte nur 4 Jahre, dann war es nur noch an einem Tag eines Wochenendes gültig und der Peris stieg bis 2019 auf 44 Euro. Dann wurde es eingestellt, weil es keine Nachfrage mehr dafür gab. Und noch ein Grund für die Einstellung war die Vereinfachung der Tarifstruktur.



    Ähnliche Ansätze erkenne ich jetzt hier beim Deutschlandticket ebenfalls.



    Wollen wir uns wirklich für blöde verkaufen lassen?

    • @hechtmaus:

      Das meiste ihrer Antwort stimmt leider nicht, es waren nie nur 15 Mark und den Euro gab es 1999 noch gar nicht.

  • On das Ticket jetzt 49 oder 99 Euro kostet ist doch völlig egal. Momentan muss ich bei jeder Bahnfahrt bangen, ob ich überhaupt noch am Ziel ankomme. Ich muss dersrt hohe Abstriche beim Comfort machen (ausgefallene Klimaanlagen, kaputte Toiletten, extreme Überfüllung), dass es schon Körperverletzung ist. Mit der Bahn irgendwo hin fahren, wenn ich einen wichtigen Termin habe ausgeschlossen. Solange das der IST Zustand ist, ist es Wahnsinn ernsthaft über das 49 Euro Ticket zu diskutieren. Das Steuergeld wäre besser direkt in der Infrastruktur aufgehoben.







    Ich war lange Jahre überzeugter Bahnfahrer. Bei mir ist nun der Punkt erreicht, wo ich sage, es geht beim besten Willen nicht mehr mit der Bahn und wenn das Ticket 1 Euro kosten würde. Musste mir zwangsweise ein Auto zulegen. Solamge ich arbeite kann ich es mir nicht leisten, derart viel Zeit in gammeligen Zügen und heruntergekommenen Bahnhöfen zu versvhwenden.

    Bei mir bekommt die Ampel in Sachen Verkehrswende 0 Punkte

  • Das Problem ist nicht der Preis, sondern mangelnde Differenzierung.



    58 Euro, wenn man ordentlich verdient (dazu zähle ich mich), ist nicht viel. Hat man aber weniger oder eine große Familie ist es viel. Dafür bräuchte es Sozialtarife.



    Und mehr Jobticket-Angebote mit Förderung durch die Arbeitgeber als Pflicht.



    Aber vor allem sehe ich darin auch wieder die Dummheit der Politik.



    Motto: Für alles ist Geld da, aber nicht für die Entlastung der Inflationsgeplagten Bevölkerung. Ach ja, und man sendet das Signal: "So wichtig ist Klimaschutz auch wieder nicht".

  • Ich zahle 25 Euro für das Deutschlandtcket. Mehr ist der aktuelle ÖPNV nicht wert.

  • Dienstwagenprivileg streichen! Sehr logisch und sehr unwahrscheinlich. Dann ist der letzte Inhalt der Nationalliberalen dahin.

  • Das ist wirklich enttäuschend. Schade auch, dass immer so getan werden als müsse der öffentliche Nahverkehr Gewinne erwirtschaften. Meiner Meinung nach gehören essenzielle Dinge wie Strom, Wasser, Gas, medizinische Grundversorgung und mittlerweile auch Internet und ÖPNV nicht in die hand profitorientierter Unternehmen -- das sind grundsätzliche Bedürfnisse die von der Gemeinschaft für alle organisiert und getragen werden sollten. An solchen Grundbedürfnissen Geld zu verdienen finde ich nicht gut.

    • @Leslie Gurkensalat:

      Ich muss ihrer Aussage leider widersprechen. Der Großteil der Verkehrsverbünde sind Aufgabenträgerverbände - also meist Gesellschaften aus Bundesländern und Landkreisen, oder Mischverbände. All diese Verbände arbeiten nicht gewinnorientiert sondern nach Auftrag der Länder/Landkreis.



      Die Länder sind natürlich gekniffen, denn die Einnahmen aus dem Deutschlandticket reichen nicht für den Betrieb. Entweder müsste der Bund mehr zuschießen oder die Länder müssten mehr Geld bereit stehen. Aber lieber pampert man die Autofahrer.

  • 58 €, mache ich nicht mit. Dann hole ich mir wieder ein Landesticket, das kostet nur 365€/Jahr.

  • Eine Erhöhung ist keine gute Idee!



    Ich sehe zwar die aktuelle Ukrainepolitik aus verschiedenen Gründen sehr skeptisch, jedoch sollte man selbst, wenn man diese befürworte auch dafür sein, dass die Ukrainepolitik nicht zu Lasten anderer Bereiche geht. Damit meine ich nicht nur Kürzungen bei Entwicklungshilfe, sondern auch sozialen Leistungen in Deutschland. Ich würde mir wünschen, dass wer für "ein weiter-so" in der Ukrainepolitik plädiert sich auch deutlich gegen Kürzungen in anderen Bereichen stellt. Sollte einem der Erfolg von der AFD und teilweise BSW nicht zu denken geben?

  • In diesem Land wird alles immer nur teurer. Leere Kassen, schwarze Null, der Staat kneift sich beim kleinen Bürger einfach alles. Aber eine fette E-Auto Prämie zur Rettung VW&Co. Wird morgen verkündet. Kostet den Steuerzahler 10 Milliarden. Ich muss jetzt demütig danke sagen!! Danke das ein Deutschlandticket 2025 Preisstabil bleibt. Mega wichtig ist immer es muss teurer werden. Alles muss immer schön teurer werden. Krankenkassenbeiträge müssen 2025 auch richtig teuer werden.Rente mit 80?! Jawohl muss unbedingt sein. Ist echt total wichtig☝️ Erstmal alles teurer machen. So ein nerviges scheiß Land. Buckelbuckelbuckelbuckel erstmal ne schöne Preiserhöhung buckelbuckel mega wichtig.

    • @Falte:

      Aber eine fette E-Auto Prämie zur Rettung VW&Co.

      Ok und wieviel Steuern, Beiträge zur Sozialversicherung, Rentenversicherung entgehen dem Staat wenn VW und deren Zulieferer platt sind?

    • @Falte:

      "Erstmal alles teurer machen". Schon mal an Lohnkosten gedacht?

  • Boiling the frog

  • Es sollte regional unterschiedliche Preise für das Ticket geben. In Ballungsräumen wo der Unterschied zur bisherigen Monatskarte besonders hohe Einsparungen gebracht hat und auch der ÖPNV besser ausgebaut ist, sollte es deutlich teurer sein als bei uns.

  • Frau Donat hat vollkommen Recht. Die massive Bezuschussung von Dienstwagen, oder auch die Idee, den Neukauf von E-Autos zu bezuschussen, ist eine Subventionierung Bessergestellter. Währenddessen wird der ÖPNV weiter benachteiligt. Bezahlbare ökologische Mobilität für die "breite Masse" ist politisch offenbar nicht gewollt.



    Aber dann wieder jammern, wenn mehr und mehr Menschen die rechtsextremen Rattenfänger der AfD oder die Black Box BSW wählen.

    • @HaMei:

      "Bessergestellte" sind auch die "Bessersteuerzahler". Sie zahlen rund 80% aller Lohn- und Einkommenssteuern. Meinetwegen sei ihnen der Dienstwagen deshalb auch gegönnt, ich bin das nicht neidisch.

    • @HaMei:

      Vor allem völlig kontraproduktiv. Denn wenn sich ne Reichenfamily zu den 3 SUVs mit Diesel nun noch den vergünstigten Tesla fürs Töchterchen holt, ist dem Klima geschadet, nicht genutzt.