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Deutschland unabhängiger von RusslandGas-Transit über die Ukraine ist Geschichte

Russisches Gas kommt nun nicht mehr über das angegriffene Land nach Mitteleuropa. Österreich und die Slowakei waren die letzten Abnehmer.

Fast kein Ende: Der slowakische Premier Fico warb bei Putin am 22. Dezember vergeblich um eine Verlängerung der Lieferungen Foto: Reuters

Wien taz | Das Erwartete ist eingetreten: Mit dem Jahreswechsel hat die Ukraine den Transit von russischem Erdgas beendet. Betroffen sind vor allem die Slowakei und Österreich, die zu rund 80 Prozent von russischem Gas abhängig waren. Laut Daten des Fernleitungs-Verbands ENTSOG sank die Menge am Mittwoch um 6 Uhr von zuvor stündlich rund 16 Millionen Kilowattstunden schlagartig auf null. Damit endet die jahrzehntelange Ära von russischem Gas in Mitteleuropa.

Grund für das Ende der Lieferungen ist der ausgelaufene Transitvertrag zwischen der russischen Gazprom und der ukrainischen Naftogaz. Die Ukraine, die am Transit jahrelang mitverdiente, verlängerte den Vertrag angesichts des russischen Angriffskriegs nicht mehr. Bekanntermaßen flossen für die Gasexporte zig Milliarden in Putins Kriegskasse. Ein früherer EU-Spitzenbeamter sprach in Wien dereinst zu Recht von „Blutgeld“.

Die Auswirkungen des Stopps halten sich in Grenzen, denn beide Länder haben sich längst über alternative Quellen abgesichert. Der slowakische Premier Robert Fico, ein Freund Russlands, setzte sich dennoch für eine Verlängerung der Lieferungen ein. Kurz vor Weihnachten traf er den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml, um eine Lösung zu finden. Ohne Erfolg.

Das russische Gas war jahrzehntelang günstig über die Transgas-Pipeline geflossen. Spätestens seit Frühling 2022 musste aber auch der Westen teuer dafür bezahlen, als Russland willkürlich am Gashahn drehte und Lieferungen über diese und andere Pipelines von einem Tag zum nächsten einstellte. Die Preise schossen bekanntermaßen in die Höhe.

Versorgung gesichert

Deutschland und andere Staaten haben sich infolge des Ukrainekriegs frühzeitig von russischem Pipeline-Gas gelöst, nicht aber Österreich und die Slowakei. Beide – zuletzt fast nur mehr die Slowakei – hatten jahrzehntelang auch beträchtliche Einnahmen mit der Durchleitung in andere Staaten erzielt.

Anders als es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre, ist die Versorgung beider Länder nun nicht gefährdet: Die modernisierten und erweiterten Speicher sind zu 80 Prozent gefüllt, was auch dem bisher milden Winter und dem Rückgang der Industrieproduktion geschuldet ist. Österreich bezieht sein Gas künftig vor allem über Deutschland und Italien. Die Slowakei verstärkt ihre Importe aus Ungarn und Polen. Auch hatten sich die Händler seit Langem ausreichend alternative Mengen sowie entsprechende Transportkapazitäten reserviert.

Wie Fico hatte es auch die schwarz-grüne Bundesregierung in Wien mit einem Ausstieg trotzdem nicht eilig. Zugute halten muss man ihr, dass sie wichtige Vorbereitungsmaßnahmen wie das Anlegen der „strategischen Gasreserve“ erst zu Ende bringen wollte. Auch die Speicherverpflichtungen der hiesigen Gasversorger hat sie erhöht.

Entspannte Börsen

„Die verfügbaren Gasflussdaten zeigen, dass die Gashändler rechtzeitig für den Import über andere Importrouten vorgesorgt haben“, so die österreichische Regulierungsbehörde E-Control. Für den 1. Januar seien Importe von etwa 118 GWh durch Deutschland und rund 36 GWh durch Italien angemeldet. Zudem werde Gas aus den Speichern entnommen.

Gesamteuropäisch wirkt sich das Ende des Ukrainetransits auf die Gasversorgung kaum aus. Auch die Gasbörsen reagierten nicht nennenswert. Experten erwarten aber noch moderate Kostensteigerungen in Österreich und der Slowakei. Gewissermaßen der Preis für die jahrzehntelange Abhängigkeit.

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6 Kommentare

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  • Warum das Gas und das Geld floss? Handelsrecht! Weil sich der Westen nicht entschlossen hat, Russland komplett von Swift abzukoppeln konnte Russland jederzeit Geldforderungen aufgrund von Verträgen egal gegen wen erheben. Und die Verträge sind heilig.



    Verträge gelten oder gelten nicht. Der Westen hat entschieden sie gelten weiter. Dagegen konnte die Ukraine nicht an, weil sie die Unterstützung des Westens jederzeit brauchte. Deswegen floss das Gas weiter.



    Einen auslaufenden Vertrag musste die Ukraine nicht verlängern. Was sie dann auch nicht tat. Deswegen fliesst das Gas jetzt nicht mehr.

  • Dass noch fast drei Jahre nach Kriegsbeginn noch Gas aus Russland nach und durch die Ukraine floss, ist bitterböse Satire. Auf der einen Seite wurde, gerade von der Ukraine, davon gesprochen, dass mit dem russischen Erdgas und -Öl der Krieg gegen die Ukraine finanziert wurde und wird ("Blutgeld") und die Nordstream-Pipelines in der Ostsee deswegen auch durch ukrainische Militärs/Geheimdienstler gesprengt. Auf der anderen Seite hat die Ukraine noch die ganze Zeit Durchleitungsgebühren für ihre Pipelinestrecke kassiert, und sich mit dem Geld gegen Russland verteidigt. Und Russland, dass die ukrainische Infrastruktur (Kraftwerke, Bahnlinien, Straßen etc...) bombardiert und zerstört, wo es nur kann, hat diese Pipeline nie angegriffen. Nahe dieser Pipeline zu wohnen, war man wahrscheinlich am Sichersten in der ganzen Ukraine.

    • @Offebacher:

      "und die Nordstream-Pipelines in der Ostsee deswegen auch durch ukrainische Militärs/Geheimdienstler gesprengt"

      Und wieso war daran die putinistische Agentin Diana Borseitova beteiligt?

      • @Ajuga:

        Bitte mal kurz im Internet recherchieren: Das Gerücht um Diana Borseitova gabs kurzzeitig im Sommer 2023, seitdem ist aber einiges passiert. Konkret: im Sommer 2024 hat die Bundesanwaltschaft einen Haftbefehl gegen einen Ukrainer ausgestellt (wohl wissend, dass dieser in der Ukraine nicht vollzogen wird). Diesem, einem Tauchlehrer und ehemaligen Marinetaucher, der damals in Polen wohnte, wird vorgeworfen, zusammen mit anderen Ukrainern aus seiner Tauchschule an der Sprengung beteiligt gewesen zu sein. Der Ukrainer streitet dies, genauso wie die anderen, allerdings ab.

      • @Ajuga:

        Bitte, können Sie das irgendwie mit einer Quelle belegen. Letzter Stand war ein ukrainisches Team...

  • Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass ein äußeres Erscheinungsbild unter Umständen manchmal vielleicht eventuell auf Charaktereigenschaften schließen lassen könnte.