Deutsche Meyer-Burger-Firmen insolvent: Solarhersteller werden hier nicht glücklich
Das Unternehmen Meyer Burger wollte in Deutschland wieder eine große Fertigung von Solarzellen aufbauen. Der Versuch mündet nun in Insolvenzen.

Wie es für die gut 600 Beschäftigten weitergeht, ist unklar. Bisher produzieren sie in Bitterfeld Solarzellen, die Strom erzeugen. In Hohenstein arbeiten die Firmenleitung und die Forschung, außerdem werden Produktionsmaschinen gebaut. An die Aktivitäten des Unternehmens mit Hauptsitz in der Schweiz knüpften sich einst große Hoffnungen, doch seit zwei Jahren nehmen die Probleme zu.
Ein Grund liegt in der starken Konkurrenz aus China, von wo aus riesige, staatlich geförderte Fabriken den Weltmarkt mit guten und günstigen Solaranlagen beliefern. Hinzu kommt die Wirtschaftspolitik der USA. Erst ließ Ex-Präsident Joe Biden die erneuerbaren Energien ausbauen und subventionieren, was Meyer Burger zu dem Plan animierte, die Produktion von Deutschland dorthin zu verlagern. Dann kam Donald Trump und seine Wende in der Energiepolitik. Die Drohung mit Importzöllen vermiest Investoren die Laune jetzt zusätzlich. Schließlich konnte sich die Ampelkoalition 2023 und 2024 nicht auf eine zusätzliche finanzielle Förderung der hiesigen Produktion einigen. Europäische Programme, die eine von China unabhängige Solarindustrie unterstützen sollen, existieren bisher eher theoretisch, aber kaum praktisch.
Mit dem Ausstieg von Meyer Burger würde sich der größte in Deutschland ansässige Hersteller von Solartechnik verabschieden. Es blieben ein paar kleinere Produktionen. Auch in weiteren Segmenten der solaren Produktionskette drängen die Probleme. Das Unternehmen SMA bei Kassel, einstmals Weltmarktführer, leidet ebenfalls unter der chinesischen Konkurrenz. Dort werden unter anderem Wechselrichter gefertigt, die den Gleichstrom aus Solarzellen in Wechselstrom für das Netz verwandeln. In der Fertigung von Batterien sind chinesische Unternehmen ebenfalls führend.
Vor 10 bis 15 Jahren waren Lage und Stimmung schon einmal ähnlich. Davon zeugen noch die Autobahnschilder bei Bitterfeld, auf denen die Abfahrt „Solarvalley“ angezeigt wird. Wo jetzt Meyer Burger arbeitet, produzierten damals Firmen wie Q-Cells große Mengen Solarzellen. In Bonn gab es einen Konzern namens Solarworld, dessen Chef Frank Asbeck den Autohersteller Opel schlucken wollte.
Boom der Sonnenenergie
Die damalige Solarindustrialisierung brach zusammen, weil chinesische Anbieter auf den Markt zu drängen begannen. Und damalige Bundesregierungen kürzten die finanzielle Förderung für die erneuerbaren Energien, weil sie ihnen zu teuer wurde. Ex-Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erfanden eine „Strompreisbremse“.
Trotz der Schwierigkeiten von Produzenten wie Meyer Burger und SMA ist momentan ein Boom der Sonnenenergie im Gange. Jede Menge Solarparks werden gebaut. Hunderttausende Privathaushalte lassen sich Sonnenzellen an die Balkons schrauben, um selbst Strom herzustellen. Das hat einerseits mit den gesunkenen Preisen der Anlagen zu tun, andererseits mit politischer Unterstützung. Zwar erhalten Solartechnikunternehmen nicht die Subventionen, die sie gerne hätten, dennoch setzte die Ampelregierung einen massiven Ausbau der Wind- und Sonnenenergie in Gang. Beispielsweise entlang von Autobahnen und Bahnstrecken können sich jetzt einfacher Ökokraftwerke ansiedeln. Der zusätzliche Strom soll fossile Importenergie verdrängen. Die Union-SPD-Regierung setzt diese Politik einstweilen fort.
Davon haben in den vergangenen Jahren Unternehmen wie Enpal oder 1Komma5 gut gelebt. Erfolgreich ist, wer Solaranlagen installiert, betreibt, vermarktet und mit dem Strom handelt. Spezialisierte Baufirmen und Handwerksbetriebe florieren ebenso. Rund 150.000 Arbeitsplätze seien mittlerweile in diesem Bereich entstanden, sagt der Bundesverband der Solarwirtschaft. Zentrale Bestandteile der installierten Technik allerdings werden importiert.
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