Deutsche Bahn macht Milliardenverluste: Endlich wird saniert
Die Bahn hat einen Milliardenverlust verbucht. Das Gute daran: Der Konzern investiert endlich in das marode Schienennetz.
W enn es bei der Deutschen Bahn gehen muss, dann geht es anscheinend doch: „Die Generalsanierung ist alternativlos“, sagte ihr Vorstandsvorsitzender Richard Lutz bei der Vorstellung der wirklich miserablen Geschäftszahlen am Donnerstag. Das ist doch mindestens schon mal eine hoch lobenswerte Erkenntnis.
Kurz zur Bilanz: Die Geschäftszahlen sind noch viel schlechter als erwartet. Die Bahn macht eine Milliarde operative Verluste, was einem Minus von 2,2 Milliarden gegenüber dem gewinnbringenden Vorjahr entspricht. Trotzdem sieht es für die Zukunft der Schiene prächtig aus.
Begründen lassen sich die schlechten Zahlen nämlich nicht mit enttäuschten Erwartungen bei der Bahn-Tochter DB Schenker und Verlusten in der Cargo-Sparte. Es gibt für die Zahlen stattdessen einen guten Grund: Es wird zum ersten Mal seit Jahrzehnten wirklich ordentlich saniert. Dafür ging die Bahn in Vorleistung und investierte im letzten Jahr eine ganze Menge Geld, das der Bund bald nachschießen wird.
Auch für die kommenden Jahre ist sich der Vorstand der Finanzierung sicher und hält an allen geplanten Sanierungen, Aus- und Neubauprojekten fest. Das ist mutig, aber es geht wohl nicht anders. Zu viel ist über die Jahre liegen geblieben. Mit dem Geld, das die Bundesregierung dafür in die Hand nimmt, kann sich die Bahn das auch leisten.
Wissings Prioritäten
Es läuft aber auch wegen einer vernünftigen Prioritätensetzung, und – etwas Lob muss sein – die liegt bei Verkehrsminister Volker Wissing. Seine strategische Linie in puncto Bahn lässt sich schnell herunterbrechen: Die Bahn soll endlich sanieren und sich aufs Kerngeschäft konzentrieren.
Klar, Wissing hat sich in den Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL einmal zu oft eingemischt. Er krallt sich auch an geplatzte Träumen wie den Verbrennungsmotor. Ganz grundsätzlich ist er zudem ziemlich fantasielos, was die Verkehrswende angeht. Aber bei der Sanierung der Bahninfrastruktur geht es auch seinetwegen zum ersten Mal seit Jahrzehnten in die richtige, pragmatische Richtung: Der Kampf mit dem veralteten Schienennetz wurde jahrelang vernachlässigt, steht nun aber endlich oben auf der Liste.
Leider geht es mit der Sanierung des Bahnkonzerns selbst kaum voran. Die aufgeblähten, ineffizienten Verwaltungsstrukturen der Bahn gefährden all ihre hochgesteckten Ziele. Zu denen gehören etwa schwarze Zahlen im laufenden Jahr, verdoppelte Fahrgastzahlen bis 2030 und trotz der vielen notwendigen Baustellen wieder mehr pünktliche Züge. Auch so schon dürfte das schwierig werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links