piwik no script img

Der sonntaz-Streit„Wunderbar und dringend nötig“

Wer seine Kinder anleint, sollte sich vorher erst mal selbst anleinen, meint „Super Nanny“ Katharina Saalfrank. Andere finden: super Signal!

Gut fürs Kind? Bild: dpa

Den Gurt um die Schulter legen und dann nicht mehr loslassen: Kinderlaufgurte werden mittlerweile von vielen Babyausstattern angeboten. Sie werden dem Nachwuchs umgebunden, um ihn in Reichweite zu halten und nicht auf offene Straßen laufen zu lassen. Sie werden verkauft, sie werden benutzt – und sie erinnen an Hundeleinen. Kann das gut für Kinder sein?

„Nein“, sagt die Diplompädagogin Katharina Saalfrank, bekannt aus dem TV-Format „Die Super Nanny“, im sonntaz-Streit der Woche. Eltern, die eine Kinderleine in Erwägung ziehen, schlägt sie zunächst den Selbstversuch vor: „Lassen Sie sich einige Stunden konsequent in der Stadt an der Leine halten.“ Das sei durchaus vergleichbar. „Auch Kinder haben schon sehr früh eine genaue Empfindung von Würde.“ Kinder bräuchten den direkten Kontakt zu Eltern, keine Leine. „Das ist auch mal anstrengend für die Eltern, ja!“

Auch Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, Verantwortung für Kinder zu übernehmen sei zwar anstrengend und manchmal nervig. Aber „für das Wertvollste, das unsere Gesellschaft besitzt, darf das auch so sein“. Kinderlaufgurte hält er für nichts anderes als verschönerte Hundeleinen. Das Anleinen, schreibt er: „Ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde – und die hat kein Mindestalter!“

In Einzelfällen könnte es sogar rechtlich als Verstoß gelten. Ein Kind anzuleinen, so argumentiert Giuseppe M. Landucci, Rechtsanwalt für Familienrecht aus Köln, sei erniedrigend. „Wer sein Kind in der Stadt anleint, gibt es der Lächerlichkeit preis.“ Es könne „unter Umständen eine Freiheitsberaubung“ darstellen.

taz am Wochenende

Während Westkinder erben, gehen im Osten viele leer aus. Wo 25 Jahre nach dem Mauerfall eine neue Grenze verläuft, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 4./5. Oktober 2014. Außerdem: Bevor Schauspieler Udo Kier 70 wird, verrät er, wie er am liebsten sterben will. Und: Kinder an die Leine? „Verstoß gegen die Menschenwürde“ oder „wunderbar und dringend nötig“? Der Streit der Woche. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Hierin scheinen sich Juristen nicht einig zu sein. Thomas Breitenbach, Rechtsanwalt und Mediator aus Göttingen, glaubt, Eltern, die ein Kindergeschirr benutzen, setzten es ja im Sinne des Kindeswohls ein – und das sei „im gesamten Familienrecht wesentliches Kriterium der Interessenabwägung zwischen den Rechten des Kindes und den Rechten derer, die mit Kindern zu tun haben.“ Dazu gehöre jedoch, die Leine zu gegebener Zeit wieder zu lösen.

Leine? Auf jeden Fall, findet Thomas Lindemann, Ko-Autor des Bestsellers „Kinderkacke“. Kindererziehung sei schließlich der anstrengendste Job der Welt. „Ich hab beim Film große Leuchten geschleppt und bin im Schwarzwald verkatert einen Tausender hochgestiegen. Alles ein Witz dagegen.“ Jeder, der Kinder habe, habe doch insgeheim schon mal eine solche Leine gewollt. „Wenn das Tabu nun fällt, ist das zwar barbarisch“, schreibt er in der sonntaz. „Als Signal im öffentlichen Raum aber wunderbar und dringend nötig.“

Die Streitfrage in dieser Woche beantworten außerdem Ann-Dorothee Schlüter, Kostümhistorikerin mit dem Schwerpunkt Kinderkleidung; Ute Glaser, Autorin vieler Erziehungsratgeber sowie taz-Leser Manuel Belig und taz-Leserin Katja Hoppe in der taz am wochenende vom 4./5. Oktober 2014.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Das Anleinen des Kindes macht insofern Sinn, da Eltern ihre Aufmerksamkeit heutzutage anderweitig investieren. Ich beobachte es auf Zugreisen, wenn Eltern drei Stunden in ihr Smartphone glotzen, während das Kind zwischen anfänglicher Konkurrenz mit dem Gerät und schließlich Lethargie schwankt. Nein, nein, eine Leine ist da mit Sicherheit ratsam, zum Schutz des Kindes natürlich. Als nächste Stufe bitte einen Maulkorb. Wie sieht's mit Psychopharmaka aus?

    • @Regenwetter:

      Also ich kenne sowas aus UK und da stellen sich die Leute auch nicht so an. Kinderleinen sind da ganz normal und auch Gesellschaftlich akzeptiert. Bin selbst Vater von 4 Kids und obwohl ich so eine Leine bisher nie benutzt habe denke ich dass das eigentlich ganz praktisch ist und der Sicherheit des Kindes dient. Die gleiche Diskussion über Freiheitsberaubung hatten wir übrigens schon in den 70ern als es hieß die Leute müssen sich im Auto anschnallen und wenn ich an Fahradhelme denke, dann sahen die anfangs auch verflucht komisch aus und wurden nur zögernd akzeptiert. Heute ist so etwas ganz normal. Wenn ich nun dran denke dass ein Kind vorm Tode gerettet werden kann nur wenn es an die Leine käme dann fände ich dass durchaus sinnvoll

  • Jetzt echt ma! Es geht doch nicht darum, dass die Kinder keine Bewegungs und Entfaltungsfreiheit haben sollen. Du kannst ein Kind, wen du in der Stadt unterwegs bist, nicht von der Hand lassen. Das wird doch sofort vom nächsten Passant umgerannt, vom Fahrrad umgefahren, vom Auto erfasst und vom Hund totgebissen. Ist so. Das Problem ist auch nicht die Umwelt, sondern die Leute, denen alle anderen scheiß egal sind. Also hilft nur fest an der Hand halten, egal wie das Kind auch reißt und zerrt. Hey, so ein Stück Leine gibt dem Kind Bewegungsfreiheit zurück.

    • @Karlheinz:

      Und wozu dann die Leine?

      Damit sie das Kind nicht aufheben müssen, wenn es bei größerer Bewegungsfreiheit dann auch von jemanden umgerannt wird, von einem Fahrrad oder Auto überrollt wird oder von einem Hund totgebissen wird?

       

      Sobald Sie mit einer Leine da "Bewegungsfreiheit" lassen, haben Sie das gleiche Problem als wenn sie es von der Hand lassen. Maximal ist die Verletzungsgefahr für das Kind größer, da es noch einen Fremdkörper zusätzlich berücksichtigen muss, wenn es fällt. Umgerannt worden bin ich von Erwachsenen als Kind auch oft genug, da lernt man maximal aufpassen. Ansonsten lernt man als normales Kind auch sofort, wenn man laufen lernt, wie man umfällt ohne sich zu groß zu verletzen. Das gehört nämlich dazu.

  • Was ist denn das bitte für ein Artikel?! Wenn Katharina Saalfrank rezitiert wird, sollte man das sinkende Niveau-Schiff schnellstmöglich verlassen...aber nein halt, Rettung naht:

    "Die Streitfrage in dieser Woche beantworten außerdem Ann-Dorothee Schlüter, Kostümhistorikerin mit dem Schwerpunkt Kinderkleidung..."

    Ich mach mir jetzt nen Kaffee und schieß mir in den Kopf

  • „Ich hab beim Film große Leuchten geschleppt und bin im Schwarzwald verkatert einen Tausender hochgestiegen."

     

    Wenn solche formatfüllenden Kronzeugen bemüht werden, dann muss es sich um ein ernstes Thema handeln.

     

    Ich habe meine Kinder ein paar tausend Meter höher auch angeleint. Tja, Freiheitsberaubung (verjährt), Herr Landucci.

     

    Aber wenn Ihnen die familienrechtlichen Habilitationsthemen ausgehen: wer seinem Kind nicht das neueste iphone spendiert, gibt es der Lächerlichkeit auf dem Schulhof preis. Das könnte eine Körperverletzung sein. Könnte. Unter Umständen.

     

    Der Vorteil der "HörZu" war, dass man immer sofort wußte, dass man auf der Witzseite war...

  • alle kinder ab in den zoo, was sonst?!!

  • "...einige Stunden in der Stadt..."

     

    Da geht es doch schon los. Ab wann ein Kind einige Stunden Stadteinkauf ertragen kann, sollte man sich erstmal überlegen.

    Und bevor man sich wundert, dass Kinder trödeln oder abgelenkt sind, muss man auch mal bedenken, dass ein Kind je nach Größe ungefähr 3 bis 1,5 Schritte machen muss, die ein Erwachsener machen muss.

    Wer nicht ausreichend Reflektionsmöglichkeiten besitzt, sich an seine eigene Kindheit zu erinnern, sollte sich einen treuen Hund schnappen und den mal dann stundenlang das Tempo vorgeben lassen im Wald oder so. Ich bin sicher, der Vierbeiner wird öfters stehenbleiben und sich wundern, wieso das Herrchen mal wieder so lange rumtrödelt, weil es einfach eine Pause braucht.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Also ich war als Kind nach einer Stunde Einkaufstour mit Mutter völlig erledigt. Und das war noch in ner beschaulichen Kleinstadt in den gemütlichen 70er Jahren, nicht Stuttgart Königsstraße 2014. Man kaufte ein, weil man Sachen brauchte, nicht aus Langeweile.

  • @linksnormal - ich weiß nicht genau, worum es den "Leinenmuttis" geht, und möchte nicht darüber spekulieren. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Als unser Sohn um 2000 in jenem zarten Alter war, um das hier geht, wäre kein Mensch auf die Idee des "Anleinens" gekommen - wir nicht, und die Eltern Gleichaltriger auch nicht. Er hatte nichtmal 'nen "Anschnallgurt" (wie es im auslösenden Artikel heißt) im Kinderwagen. Passiert ist nichts. Wir haben einfach aufgepaßt. - Wenn der Sicherheitsfimmel à la de Maizière/Schäuble/Fritsche [...] auch noch bis auf die Kindererziehung durchschlüge, wärs grauenhaft. Helfen wir lieber unseren Kindern, stark, selbstbewußt und freiheitsliebend zu werden!

    • @Albrecht Pohlmann:

      Im Autositz ist das Kind doch auch angeschnallt. Warum soll es dann ein Problem sein, es im Buggy anzuschnallen? Ich finde tatsächlich, da geht Sicherheit vor.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Albrecht Pohlmann:

      Die KITAisierung der Gesellschaft ist ebenfalls ein Aspekt dessen, insbesondere in der pervertierten Zwangsform, die sich Cem Özdemir und andere Neorestriktive vorstellen.

  • Ich denke dabei an eine franz. Doku namens "Babys". Eines der 4 Babys, das aus der Mongolei, wurde im Krabbelalter neben der Jurte an der Leine angebunden, weil die Mutter beschäftigt war. Fand ich schon abstoßend, anderseits hatte es mehr Bewegungsradius als so manches Kind in einem Laufgitter.

    Es ist traurig, dass wir in einer Umwelt leben, in der sich ein Kind nicht los reisen darf, steht es doch symbolisch für den Beginn der Selbstständigkeit, sich von der vertrauten elterlichen Hand zu lösen und diese nicht als Objekt der Fesselung wahrzunehmen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Die Mongolei ist nicht mit Mitteleuropa vergleichbar. Hier geht es den Leinenmuttis nur darum, in Ruhe im Straßencafé stundenlang mit der besten Freundin über die neueste Mode oder George Clooneys mutmaßliche Lieblingspositionen zu palavern.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Das mit der mongol. Mutter wollte ich auch so verstanden wissen. Was deutsche Eltern dazu bewegt, wage ich nicht zu behaupten. Ich habe selbst 3 Kinder und bin in der schwierigsten Zeit Dörflerin gewesen; Da ging es einfach ruhig zu. Die Großstadt ist in der Beziehung schon stressig und eine erwachsene Hand kann im wahrsten Sinne des Wortes sehr bedrückend sein, wenn die beiden das städtische Minenfeld durchlaufen. Trotzallem, für Kids und mich wäre Leine nie eine Option gewesen.

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Jedenfalls wurden Generationen von Großstadtkindern unangeleint erfolgreich aufgezogen.

           

          Da die technologische Errungenschaft "Leine" schon seit Jahrtausenden zur Verfügung steht, aber im modernen Europa bislang zu diesem Zwecke nicht genutzt wurde, kann die plötzliche Notwendigkeit nur auf ein offenbar zwischenzeitlich eingetretens Defizit der Erziehenden zurückgeführt werden, welches damit zu kompensieren versucht wird.

          • @90191 (Profil gelöscht):

            oder die abstruse Leinen- Idee entspringt der Wahrnehmung eines bspw. erhöhten Verkehrsaufkommens durch dazu noch viel zu leise Autos und rücksichtsloserer Fahrweise. Ihre Jahrtausendformel ist da wenig hilfreich. Schon deshalb, weil Kinder in den "guten alten Zeiten" zwar von der Leine verschont blieben, aber die Rute hinnehmen mussten oder an den Ohren geführt wurden. Früher war alles besser, ist doch ein bisschen sehr flach.

            • 9G
              90191 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Glauben Sie, die Leine wird nicht in Fußgängerzonen, Einkaufszentren, Uni-Mensen und Cafés zum Einsatz kommen?

              • @90191 (Profil gelöscht):

                Eher nicht, da ich mehr von einem falsch umgesetzten Sicherheitsbedürfnis der Befürworter ausgehe, als von einem Waldi- Flanier-Syndrom.

                • 9G
                  90191 (Profil gelöscht)
                  @lions:

                  Es wird wohl beides stimmen. Sicherheitsbedürfnis, das ist heutzutage vor allem ein Marktsegment. Es werden Bedürfnisse regelrecht erfunden. In spätestens 5 Jahren wird man über eine Helmpflicht für Radfahrer UND Fußgänger diskutieren.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Mir fällt auf, daß in diesem Schland mit Kindern zunehmend gleich umgegangen wird, wie mit Flüchtlingen. Und mit Flüchtlingen wird umgegangen wie mit Vieh.

     

    Flüchtlinge und Kinder: Die können nicht richtig Deutsch, die kosten nur Geld, die schaffen nix und meistens wollte man sie auch gar nicht haben.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Hallo Hr./Fr. Linksnormal, haben Sie denn Kinder? Mir deucht eher nicht. Aber Hauptsache ne Meinung. Immer.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Spider J.:

        Hallo Herr Spider, sind Sie Muslim? Nein, wie Sie ja selbst immer betonen. Aber Hauptsache stets ne Meinung gegen Muslime, siehe Kopftuchverbot.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    „Ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde – und die hat kein Mindestalter!“

     

    Richtig. Und genau so gilt es auch für die Abtreibung.

  • Vielen Dank für diesen Hinweis in der Online-Ausgabe. Ich kaufe mir eigentlich regelmässig die Wochendend-Ausgabe am Kiosk. Darauf werde ich nun jetzt und auf absehbare Zeit verzichten.

    Es reicht.

  • Mit Leinen erziehen wir eine neue Generation, die zunehmend weniger daran gewöhnt sein wird, mit Freiheit umzugehen. Schon heute gibt es Smartphone-Apps, mit denen Eltern für ihre jugendlichen Kinder NSA spielen können (sprich, sie total überwachen). Wenn wir die Kinder jetzt noch im frühen Laufalter anbinden, dann werden sie als Erwachsene vielleicht gar nicht mehr frei sein wollen. Wollen wir wirklich in so einer Gesellschaft dann alte Menschen sein? Auch unsere Kinder werden irgendwann mal groß.

  • „Der Mensch muß sich seinem eigenen Rhythmus gemäß formen, disziplinieren und bilden können. Unser Ziel ist die Gesundheit der Psyche […].“

     

    „Man fängt mit Tadel und Verboten an zu erziehen und merkt nicht, wie viel Wunden man damit schlägt, statt eine Umgebung zu schaffen, die der Aktivität des Kindes Rechnung trägt. Die Handlungen der Erwachsenen in seiner Beziehung zum Kind sind nicht darauf gerichtet, dem Kind zu helfen, sondern seine Aktivität zu unterdrücken.“

     

    „Wird aber die Entwicklung […] dauernd gestört, so muß eine innere Verwirrung entstehen, die […] viele zerstörende Folgen hat.“

     

    „Es gibt kein größeres Hindernis für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit als einen Erwachsenen, der mit seiner ganzen überlegenen Kraft gegen das Kind steht.“

     

    „Allein von der harmonischen und friedlichen Entwicklung der kindlichen Psyche hängt die Gesundheit oder Krankheit der Seele die Stärke oder die Schwäche des Charakters, die Klarheit oder Unklarheit des Geistes ab.

    Aus einem Kinde, das seine Entwicklung in Form des Sklaventums durchgemacht hat, wird kein Erwachsener werden, der große Werke vollbringt.“

    (Maria Montessori, Grundlagen meiner Pädagogik, 1934)

  • Ich plädiere für Fußfesseln in Kombination mit dem Smartphone der Eltern. ;)

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @EDL:

      Mit Taserfunktion, bitte.

  • Es ist schockierend, dass dieses Thema überhaupt einen ernsthaften Artikel in der Taz wert ist. Kinder an der Leine? Kinder sind doch keine Haustiere!

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Saalfrank: „Lassen Sie sich einige Stunden konsequent in der Stadt an der Leine halten.“ Das sei durchaus vergleichbar. „Auch Kinder haben schon sehr früh eine genaue Empfindung von Würde.“

     

    Mein Vorschlag an die Eltern: Ziehen Sie sich einmal so an, wie Sie Ihre Kinder anziehen, und laufen Sie so ein paar Stunden durch die Stadt.

  • http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/Angelica_Kauffmann_tolstoyFamily.jpg

     

    1) Sind die Leinen nicht neu.

    2) Sind die Leinen vielleicht bei uns "tabu" (obwohl ich selbst für DE das Wort zu stark finde), aber z.B. im angelsächsischen Raum durchaus zu kaufen.

    3) Kann man sein Kind auch mit Leine verlieren (meinem Freund (aus UK) ist es als Kind so ergangen, weil die Mutter die Leine losgelassen hat...).

    4) Gibt es Kinder ohne Angst, die nicht fremdeln und mit jedem mitgehen würden, die an jedem Blatt stehenbleiben und es erst mal eine halbe Stunde anzustarren, und die nicht an der Hand laufen. Wenn man mit denen einkaufen *muss*, wäre so eine Leine schon praktisch...

    • @Cededa Trpimirović:

      Das Kauffmann-Bild stellt dar, wie früher "Hotte-Hüh" gespielt wurde. Kennse nich? Warum sind da wohl zwei Leinen? ("Hotte-Hüh" habe ich mit meiner Mutter und meinen Brüdern auch noch gespielt.)

    • @Cededa Trpimirović:

      Absatz 4 verstehe ich nicht.

       

      Man kann manchmal sein Leben so organisieren, dass man sich sehr viel Zeit zum Einkaufen lassen kann und mit dem Kind an jedem Blatt stehen bleiben kann ohne seine Neugierde zu unterbinden.

      Manchmal geht das auch nicht in unserem kapitalistischen System. Deshalb sollte man, bevor man Kinder in die Welt setzt, sich schon überlegen, ob man ihnen das Leben in solch einer Umgebung zumuten möchte, in der sie an der Leine geführt werden müssen, weil die Eltern keine Zeit haben aus ökonomischen Gründen auf die Kinder einzugehen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Cededa Trpimirović:

      "...aber z.B. im angelsächsischen Raum durchaus zu kaufen."

       

      Naja. Was Angelsachsen gut tut, muß Menschen nicht auch gut tun.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @90191 (Profil gelöscht):

        Oha... "anderen Menschen" habe ich natürlich gemeint. :D

  • Ich fand die Leinen immer sehr abschreckend, und ja, auch entwürdigend. Wie sich aber dann herausstellte, ist wohl die zentrale Begründung für die Leine, dass kleine Kinder in einem gewissen Alter dazu tendieren, sich ab und zu einfach abzusetzen. Dann ist die Panik wieder riesig, und das Drama, dass das Kind plötzlich in der Menge verschwunden ist etc. etc. Ich glaube man kann von Eltern nicht erwarten, dass sie das Kind JEDERZEIT und ÜBERALL absolut im Blick haben oder an der Hand halten. Und ja, es gibt Kinder, die öfter mal untertauchen als andere. Was soll man den Eltern also raten?

    • @Fanta:

      Zum ersten natürlich, sich sofort sterilisieren zu lassen, wenn sie keine Lust haben auf Kinder, die nun manchmal Arbeit machen (und die Beaufsichtigung gerade bei Spaziergängen ist eine der fürchterlichsten Arbeiten innerhalb der Erziehung, das stimmt).

       

      Ansonsten gäbe es auch noch die Möglichkeit, einfach mal die Eltern oder wenn es sein muss, auch professionelle Erzieher fragen, wie die das hinbekommen, mit einer ganzen Gruppe von Kindern die Aufsicht wahrnehmen zu können.

      Lernen kann man das in keinem noch so langem Pädagogikstudium, sondern das ist nur eine Konzentrationssache.

      Und Konzentration kann man lernen, wenn man da keine gegenteilige medizinische Prognose hat.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Vollkommen richtig.

    • @Fanta:

      Das Problem solcher Kinder wird sich in ein-, zweihundert Generationen von selbst erledigt haben.

  • Tüddern -

     

    so heißt das Anleinen

    sinnfällig auf norddt.

     

    für die Ziege - wie fürs Kind.

     

    Erlebt hab ich's nicht mehr -

    aber - vor allem an der Waterkant -

    ganz wörtlich -

    z.B. im Fischernestern wie Finkenwerder

    oder Gothmund

    wars wohl allgemein gebräuchlich;

    bei den Binnenschiffern - anbord -

    sowieso;

    bei der Ziege wurde wenigstens der Pflock

    - wenn abgefressen - versetzt;-)

     

    Aber heute? - von der Frage der Erziehung

    zum Bewegungsidioten mal abgesehen -

    ist es doch voll compatibel -

    zur Digitalverelendung auch und gerade bei Eltern;

    die mit ihren Kids nur noch sprechen etc

    wenn alle sms mails gesendet apps bedient

    und auch sonst niemand an(zu)ruf(t)en ist;

     

    Oder - wie mein Jüngster unlängst meinte:

    sie am Handy - Buggy rutscht von der Bordsteinkannte -

    klabomm -

    Was - bitte hebt sie auf? - klar - zuerst das Handy!

    Fazit - getüddert wär das nicht passiert;•)

    • @Lowandorder:

      "..Was - bitte hebt sie auf? - klar - zuerst das Handy!.."

       

      Natürlich. Sie muss das Malheur doch fotografieren um es ihrer Freundin, mit der sie just parlierte, zu übermitteln.

       

      (schön, Kinder zu haben, denen sowas auffällt.)