Der Quatsch mit dem Fasten: Lieber Demos als Ökokonsum

Vegan leben und ohne Plastik einkaufen, ist gut und schön. Um die Welt zu retten, muss man aber die kapitalistische Marktlogik bekämpfen.

Ein Megafon vor DemonstrantInnem beim Globalen Klimastreik am 29. November 2019 in Berlin

Besser als fasten: Globaler Klimastreik am 29. November 2019 in Berlin Foto: Christian Ditsch/imago

Wir werden keine der ökologischen Krisen in den Griff bekommen, solange wir nur über persönlichen Konsum und die Verantwortung von Ver­brau­che­r:in­nen reden. Wie kann es sein, dass immer mehr Menschen Bio, Fairtrade, plastikfrei, palmölfrei, vegan kaufen – und die Emissionen unbeirrbar weiter steigen?

Dazu hilft ein Blick auf den politischen Gegner: Wenn Ver­brau­che­r:in­nen mehr Klimaschutz wollen, dann sollen sie eben entsprechende Produkte kaufen, da sind sich Konservative und Liberale einig. Statt verpflichtenden Vorgaben für die Tierhaltung sollen sich Ver­brau­che­r:in­nen lieber selbst entscheiden können, sagen die Chefs von Wiesenhof, Tönnies und Co.

Und der „carbon footprint“, also die persönliche Klimabilanz jedes Einzelnen, ist eine Erfindung des Ölkonzerns BP, mit der erfolgreich verpflichtende Maßnahmen für fossile Unternehmen abgewendet wurden. Heute beziehen sich selbst Umweltverbände auf diesen persönlichen CO2-Abdruck. Und damit hat Lobby der Klimazerstörung uns da, wo sie uns haben will: Fokussiert auf den eigenen Einkauf im Supermarkt, statt wütend auf der Straße, um die Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen zu beenden.

Die Ökobewegung war erfolgreich, wenn sie gemeinsam klare Regeln für die Produktion erkämpfte: Der Atomausstieg wurde durch organisiertes Aufbegehren gegen die AKWs erreicht, nicht mit Stromsparen und dem Kauf von Ökostrom. Und die ozonschädlichen FCKWs wären vermutlich heute noch in jedem Kühlschrank, hätte man statt des globalen Verbots auf einen freiwilligen Verzicht gesetzt.

Ja, je­de:r Einzelne hat eine Verantwortung: nämlich sich zusammenzuschließen, um für Regeln zu kämpfen, die einen ethischen und umweltfreundlichen Konsum für alle garantieren. Weil jedes Produkt klimagerecht und ohne Ausbeutung produziert wurde – und sich diese Produkte auch alle leisten können. Darum geht es. Und es geht nicht mit, sondern nur gegen kapitalistische Marktlogik.

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