piwik no script img

Demo gegen Münchner SicherheitskonferenzDiesmal auch für das Klima

Mehrere tausend Menschen demonstrierten in Bayerns Landeshauptstadt gegen die „Kriegstreiberkonferenz“ – und gegen Umweltzerstörung.

Junge Leute waren auf der Demo doch eher die Ausnahme Foto: Felix Hörhager/dpa

München taz | Die einen tagen drinnen, die anderen demonstrieren draußen – und wollen mit ihrem Protest die Veranstaltung „umzingeln“, wie es im Aufruf der Organisatoren heißt. Das ist seit vielen Jahren die Aufstellung bei der Münchner Sicherheitskonferenz (SiKo). Und so ist es auch an diesem Samstag. Mehrere tausend Teilnehmer verschiedenster linker und Friedensgruppen sind gekommen, um ihre Ablehnung über das traditionell als „Kriegstreiberkonferenz“ bezeichnete Treffen im Bayerischen Hof kund zu tun.

Bei der Demo-Sammlung am Mittag am Stachus haut der Aktivist Wolfgang Blaschka schon ordentlich rein und bezeichnet die Konferenz als „Versammlung von Mördern, die ins Gefängnis gehören“. Die Band „Ruam“ – oberpfälzisch für Rüben – spielt den Friedensbewegungs-Klassiker „Was wollen wir trinken?“ von den Bots und ein neueres Lied zum Mitzählen: „Eins, zwei, drei – raus aus Afghanistan“

Das Motto der samstäglichen Demo klingt neu: „Alles muss sich ändern – Nein zu Krieg und Umweltzerstörung“. Im Zeichen der weltweiten Klimaproteste haben die Organisatoren vom Aktionsbündnis gegen die Nato-„Sicherheits“konferenz die Veranstaltung um den Aspekt des Umweltschutzes erweitert. So sagt Matthias Gast vom Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus: „Über Umweltzerstörung und Klimawandel muss man sprechen, aber man darf Krieg und Militarismus nicht vergessen.“

Schon am Vorabend, am Freitag, hatten geschätzte 500 bis 800 Menschen von Klima- und Flüchtlingsgruppen wie „Ende Gelände“ und „Seebrücke München“ demonstriert. Nachdem dort Pyrotechnik abgebrannt wurde, kürzten die Versammlungsleiter die Route des Zuges ab. Nicht wenige der vorabendlichen Demonstranten sind auch am Samstag wieder dabei.

Verhinderte Selbstverbrennung

Den klassischen Themen des Protestes gegen die Sicherheitskonferenz widmet sich auf der Auftaktkundgebung am Samstagmittag die Rednerin Andrea: „Die Nato rüstet weiter auf.“ Sie klagt an: „Deutschland steht wieder an der Grenze zu Russland.“ Und weiter: „Die Volksrepublik China und Russland werden von der Nato provokativ eingekreist.“ Dieser Plan werde – Andrea deutet in Richtung des Bayerischen Hofes – „dort drüben weitergestrickt“. Ihr Nachname bleibt unbekannt, auf Nachfrage sagt sie: „Ich arbeite im öffentlichen Dienst, und das in Bayern.“

Von dem dramatischen Zwischenfall, der sich am Rande der Auftaktkundgebung ereignet, bekommt sie wie so viele andere Demonstranten nichts mit: Ein in München lebender Iraker überschüttet sich am Rande der Versammlung mit Benzin. Glücklicherweise entdecken Polizisten den Mann mit dem Feuerzeug in der Hand gerade noch rechtzeitig.

Der 50-jährige Mann muss allerdings aufgrund der inhalierten Benzoldämpfe medizinisch versorgt werden. Anschließend wird er in polizeiliches Gewahrsam genommen und in einer psychatrischen Einrichtung untergebracht. Am Abend wird das Münchner Polizeipräsidium mitteilen, dass Motiv könnte gewesen sein, „dass er mit dem Selbstverbrennungsversuch auf seine persönliche Situation in Bezug auf sein Heimatland hinweisen wollte“. Die Ermittlungen würden aber noch laufen.

Diesmal ohne Friedenskonferenz

Neben dem Umweltthema ist für das Aktionsbündnis in diesem Jahr auch neu, dass die geplante „Münchner Friedenskonferenz“ geplatzt ist. Diese Veranstaltung im Alten Rathaus und im DGB-Haus bot bisher oftmals hochkarätigen Referenten die Möglichkeit, parallel zur SiKo außenpolitische Alternativen aufzuzeigen. Doch es kam zum Streit zwischen der Stadt, die das Alte Rathaus zur Verfügung stellt, und den Veranstaltern.

Der Grund: Die Stadt wollte den langjährigen CSU- und seit kurzem SPD-Stadtrat Marian Offman für das Grußwort entsenden, der passte dem Organisator Thomas Rödl jedoch nicht. Offman, der einzige Stadtrat jüdischen Glauben, witterte Antisemitismus. Die Organisatoren sagten dann alles ab.

Claus Schreer, 81 Jahre alt, ist ein Urgestein des Münchner Anti-Siko-Protests. Auf die Konferenz-Turbulenzen angesprochen, gibt er sich wortkarg: „Damit haben wir nichts zu tun.“ Das Aktionsbündnis allerdings hat eine Erklärung verfasst, worin die Friedenskonferenz unterstützt wird. Darin heißt es, Offman vertrete bei den Themen „Militär, Rüstung und Atomwaffen Positionen, die völlig konträr zum Konferenzprogramm stehen“.

In die Jahre gekommen

Zu den größeren Unterstützern der Demonstration gehören der Landes- und der Stadtverband der bayerischen Linkspartei, die Gewerkschaften Verdi und GEW, die Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK oder Pax Christi aus dem katholischen Bereich. Kommunisten von DKP und SDAJ sind – wie immer – auch mit dabei. Exotische Gruppierungen wie etwa die MLPD sind auch gekommen.

Bei so vielfältigen Teilnehmern kann es durchaus zu inhaltlichen Gegensätzen kommen. „Hände weg vom Iran“ verlangen etwa die einen, Exil-Iraner hingegen fordern den Sturz des Mullah-Regimes und Gerichtsprozesse gegen die jetzige Machtelite.

Die Abschlusskundgebung findet am Nachmittag auf dem Marienplatz statt. Auf dem weitläufigen Gelände wird deutlich, dass bei der Teilnehmerzahl Luft nach oben ist. Die Organisatoren sprechen von 5.600 Demonstranten, die Polizei von 3.000. Das entspricht den Zahlen der letzten Jahre.

Ohne den Protestlern zu nahe zu treten: graue Haare und graue Bärte dominieren. Viele, die hier demonstrieren, waren bei den Kundgebungen der Friedensbewegung Anfang der 1980er-Jahre junge Menschen. Claus Schreer kommt ans Mikrofon, geißelt den „Aufrüstungswahnsinn“, will die Bundeswehr sofort abschaffen sowie obendrein alle US- und Nato-Stützpunkte schließen. Von der Bühne blickt er auf die Menge und ruft: „Wir sind ganz viele.“

Die Münchner Polizei resümiert am Abend, der Verlauf der Veranstaltung könne „als friedlich und störungsfrei bezeichnet werden“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Um mal einen winzigen sprachlichen Brandbeschleuniger ins Feuerchen zu geben:

    Wenn ich von "der Verbreitung westlicher Werte" höre, muss ich mich übergeben. Da spielt es keine Rolle, ob die deutsch-verschämt à la Maas/ Steinmeier oder cowboymäßig à la Pompeji dargeboten werden. Nej-tak.

    Außerhalb des Westens wartet niemand darauf.

    Und selbst innerhalb des Westens - aufgemerkt, Freunde d i e s e s US-Amerikas - pfeifen (einen stärkeren Ausdruck habe ich weggedrückt) viele. Immer mehr.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Es gibt im Westen in der Tat ein richtiges Leben im Falschen. Das ist die wie eine Seuche um sich greifende militante Ideologie, zu glauben, in der einzig wahren Gesellschaftsform zu leben. Auch dann, wenn sie eine unendlich lange Blutspur erzeugt hat. Notfalls unter falscher Flagge.

      Und der moderne Bessermensch hat endlich wieder die Gewissheit, auf der "richtigen" Seite zu stehen. Das dachten im Übrigen auch diejenigen, die massenhaft der NSDAP hinterher gelaufen sind. Den Ideologen ist es egal, welcher Lüge gefolgt wird. Letztendlich läuft es IMMER auf den Anspruch hinaus, zu bestimmen, wer und was böse und gut ist und wer dringend ein paar Bomben "verdient" hat.

      *Ideologie = lt. K. Marx falsches Bewusstsein.

  • Es gibt heute im Bundestag nur eine Partei, die an friedenspolitische Traditionen anknüpft. Und das ist Die Linke. Leider sind sozial- und friedenspolitische Fragen beim politischen Mainstream völlig aus dem Blickfeld geraten. Hinzu kommt, dass Transatlantiker oder auch die Antideutschen voll auf der Seite der neoliberalen Kriegstreiber stehen und die Reste der Friedensbewegung denunzieren mit genau den Argumenten, wie man sie auch in Washington zu hören bekommt.

    Die frühere Friedensbewegung war eine Macht in Deutschland, die das politische Leben durchaus beeinflusste. Spätestens mit der Wiedervereinigung und einer alten und neuen großdeutschen Großmäuligkeit überwiegt wieder militaristisches Denken. Da ist kein Platz für eine starke Friedensbewegung, die heute um so notwendiger wäre. Die alten Antiimperialisten werden verdrängt durch großmäulige "Helden", die militärisch die Welt auf westliche "Werte" trimmen wollen.

    • @Rolf B.:

      Zumindest ich sehe mich nicht als Transatlantiker und auch nicht als Antideutscher.

      Dennoch habe ich ein Problem mit der Vorstellung, dass die reine Abwesenheit von westlichem Militär und westlichem Einfluss Garant für Friede, Gerechtigkeit und Menschenrechte ist.

      Die Demonstranten fordern: „Eins, zwei, drei – raus aus Afghanistan“. Und dann? Ist es OK, wenn wieder die Taliban herrschen?

      Dann fordern sie "Kein Krieg gegen den Iran". Abgesehen davon, dass den keiner will, unterschlägt die Parole die kriegerischen Aktivitäten des Iran und seine extrem menschenfeindliche Herrschaft nach innen.

      Für mich hört sich das so an: Was in Diktaturen geschieht, interessiert mich nicht. Und: Der Westen soll sich aus allem raushalten.

      Ende der eher stumpfen Friedens-Geschichte.

      • @Jim Hawkins:

        Was gefällt Ihnen eigentlich an der menschenfeindlichen Herrschaft der westverbündeten Sauds so viel besser?

        • @El-ahrairah:

          Gar nichts. Aber von denen war auf der Demo wohl nicht die Rede.

          Und um die geht es in diesem Artikel.

      • @Jim Hawkins:

        "Und dann? Ist es OK, wenn wieder die Taliban herrschen?"

        Wir können natürlich dort noch 50 Jahre bleiben. Ohne Aussicht, die Taliban zu besiegen. Für die Bevölkerung bedeutet das noch ein paar Jahrzehnte Krieg. Ist das besser?

        "Der Westen soll sich aus allem raushalten."

        Nicht vollkommen raushalten. Aber eben auch nicht rumballern. Das macht es nicht besser.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ich rede nicht Interventionen das Wort.

          Ich verstehe nur nicht die Sicht auf die Welt, die alles übel ausschließlich bei den USA verortet und kein Wort über die Zustände etwa im Iran verliert.

          Und eine Friedensbewegung, die, wenn es um den Krieg in Syrien geht, ungeachtet des Umstandes, dass das halbe Land von Russland zerbombt wurde, zielsicher zur amerikanischen Botschaft latscht.

          Und das seit 40 Jahren, ohne die Analyse, wenn man das so nennen will, auch nur einmal auf den Prüfstand gestellt zu haben.

          • @Jim Hawkins:

            "Ich rede nicht Interventionen das Wort."

            Ist mir bis jetzt nicht aufgefallen.

            Syrien: Der Krieg war keine russische Idee und es sind nicht nur russische Bomben...

            Auf der Konferenz, um die es hier geht, wurde über die Verbreitung "westlicher Werte" und viel über Militär gesprochen. Zählen Sie mal 1 und 1 zusammen.

            PS: Die Zustände im Iran ändern sich nicht von außen, aber das Wandern an der Grenze des Krieges stärkt das Regime und bedroht die Bevölkerung.

          • @Jim Hawkins:

            Ich weiß nicht, auf welchem Planeten Sie in der Vergangenheit gelebt haben.



            Ich zähle mal unvollständig auf:



            Sturz der demokratischen Regierung im Iran 1954 (es ging um Öl); Vietnam; Chile; Nicaragua; Irak (mit immer den gleichen Lügen). Und oft die gleiche Machart. Erst werden die Staatschefs dämonisiert, dann via CIA Rebellen bewaffnet und so weiter. So auch Libyen und auch Syrien.



            Über die NATO werden -wie immer gegen die UN Charta, Länder militärisch angegriffen. Dabei werden Millionen Unschuldige getötet.



            Seit fast 70 Jahren hinterlässt der Imperialismus des Westens Leichenberge. Ich denke da auch an Algerien, wo Frankreich wütete oder die Grausamkeiten der Belgier im Kongo. Und ich lebe in diesem sogen. Wertewesten und nicht in China oder Russland, deren imperiale Interessen vom Wertewesten natürlich als unerträglich betrachtet werden. Schon im Interesse der Rüstungsindustrie.



            Mit dem Finger auf Russland zu zeigen halte ich für Heuchelei. Die "Sorge" um die Ukraine ebenfalls.



            Dass die USA momentan ihre in Deutschland gelagerten Atomwaffen modernisieren, halte ich jedoch für eine deutsche Blödheit, die unverzeihlich ist.

  • „Eins, zwei, drei – raus aus Afghanistan“

    Warum nicht gleich so: "Afghanistan den Taliban."

    • @Jim Hawkins:

      Das ist die Entscheidung der Afghanen, nicht Ihre.

      • @El-ahrairah:

        Was Sie nicht sagen.

        Und wenn die Afghanen sagen: Hey Taliban, wir haben keinen Bock auf euch.

        Dann sagen die: OK, cool, wir gehen mal in die Berge.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        Das versteht er nicht, wie er immer wieder zeigt. Ein blinder Fleck.

  • In jeder Woche werden Bomben aus dem II. Weltkrieg gefunden, die politischen Eliten der Europäischen Union zeigen an Gedenktagen medienwirksam ihre Betroffenheit und verkünden: nie wieder darf Krieg.....! Ohne die erklärte Zielsetzung der langfristigen Entmilitarisierung des Europäische Kontinent werden wohl auch die Ziele der Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildungspolitik, aufgrund der sich wie eine invasive Art ausbreitenden allgemeinen politischen Geschwätzigkeit, der Heuchelei anheim fallen.

  • "Viele, die hier demonstrieren, waren bei den Kundgebungen der Friedensbewegung Anfang der 1980er-Jahre junge Menschen."

    Bedenkt man, dass wir wieder vor einer neuen Runde atomaren Wettrüsten stehen, so ist das auch verständlich. Die Gefahren, die von Atomwaffen und Konfrontation ausgehen, sind nicht geringer geworden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Von welchem atomaren Wettrüsten ist denn hier die Rede?

      • @Jim Hawkins:

        Die USA arbeiten an einer neuen Generation Atomwaffen. Russland führt neue Trägermittel ein. Es fängt schon wieder an. Und natürlich wird es nicht lange dauern, bis der Gegner "nachzieht". In München wurde ja auch wieder über mehr Geld gesprochen...

  • „Die Volksrepublik China und Russland werden von der Nato provokativ eingekreist.“ Dieser Plan werde – Andrea deutet in Richtung des Bayerischen Hofes – „dort drüben weitergestrickt“



    Offenbar denken Andrea und wohl die meisten Demo-TeilnehmerInnen, dass die „SiKo“ eine geschlossene NATO-Veranstaltung ist, in der hinter verschlossenen Türen an der „provokativen Einkreisung“ von Russland und China „weitergestrickt“ wird. Leider vermittelt auch der Beitrag diesen Eindruck!



    Ein Blick in die Teilnehmerliste (z. B. securityconference...2020/teilnehmende/ ) hätte gezeigt, dass z. B. auch – Überraschung! – Sergej Lawrow, Außenminister, Russland, Wang Yi, Außenminister, Volksrepublik China und Mohammed Javad Zarif, Außenminister, Iran, ebenfalls von der Partie sind.



    Auch mit viel Phantasie kann ich mir nur schwer vorstellen, wie die Genannten in das ferne München gelockt werden konnten, nur um sie dort provokativ einzukreisen – ohne dass sie das merken! Gerade Lawrow ist doch nun wirklich nicht dafür bekannt, dass er sich die Butter vom Brot nehmen lässt, und schon gar nicht vom „Westen“!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Dass diese Yankees und Gefolge überhaupt mit Bösewichten reden, ist für mich schon ein Skandal. Ihr Motto ist doch: "Take no prisoners, only kill."

      Die Quantität der Phantasie reicht nicht. Es kommt a bißele auf die Qualität an.

      Die übliche Begrenztheit bei Instantprodukten ...

    • @Pfanni:

      An einer solchen Konferenz teilzunehmen bedeutet ja erstmal nur, dass man miteinander redet. Was natürlich gut ist.

      Aber die Teilnehmer bilden ja keinen Kreis, halten sich an den Händen und singen: We shall overcome.

      Die reale Politik findet ja außerhalb solcher Veranstaltungen statt.

      Gleichwohl finde ich den Protest der Friedensfreunde eher abgeschmackt. Verkürzte bis dumme Parolen und ein Weltbild, dass sich seit den 80er-Jahren keinen Millimeter bewegt hat.

      Implizit fördert man die Taliban und das iranische Regime. Das ist peinlich und das als Frieden zu verkaufen ist eklig.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Wie bekannt ist, muss manN das nicht so sehen.

        Zumal von Taliban und iranischem Regime in unseren Breitengraden ziemlich wenig zu bemerken ist. Von den so genannten US-amerikanischen Freunden in ewiger Inszenierung von Cowboys und Indianern (Besetzung wechselnd, stets jedoch von der 'Achse des Bösen') leider viel zu viel.

        Dagegen lohnen sich Widerspruch und Widerstand allemal. Vor allem für Linke.

        Bewegung allein ist übrigens nichts. Es kommt schon auf die Richtung an. ;-)

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ich wollte nur sagen, vielleicht ist "Yankee go home" ein bisschen zu einfach gestrickt.

          Was Rolf B. oben auflistet, das ist ja alles richtig. Ich bin ja kein Trottel.

          Um auch ein bisschen Öl ins Feuer zu gießen, zitiere ich mal Gremliza, den alle gut finden, bis er den Mund aufmacht:

          "Wäre gewährleistet, daß Saddam Husseins Regime beseitigt und durch ein menschenfreundliches ersetzt werden könnte, ohne fünfzig-, hunderttausend oder mehr Iraker kollateral umzubringen und zugleich an anderen Orten andere Monster zu entfesseln, hätte ich keinen Einwand."

          So sehe ich das auch. Manchmal machen die Falschen aus falschen Gründen das Richtige.

          Und nur weil ich die Chose kritisch sehe, wäre es mir lieber, man würde mich nicht als transatlantischen Parteigänger der USA wahrnehmen und ablegen.

          Sonst mögen Sie doch auch die Zwischentöne und die Widersprüche.

          Und: Ich bin kein Justus Wertmüller.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Jim Hawkins:

            Ich kenne Justus Wertmüller weder persönlich, noch dem Namen nach. Und bei mir setzt das Vergessen ein.

            Es stimmt, dass ich Zwischentöne und Widersprüche mag. Wie Sie richtig schreiben: a u c h.

            Den Satz von Gremliza finde ich gut. Aber selbst wenn diese Form der 'Beglückung' stattgefunden hätte, wäre meine Bewertung unverändert.

            Die Yankees haben dem Irak nur De-Stabilisierung und eine Potenzierung ihrer Probleme gebracht. Ob Sie das auch sehen können?

            Mit den Schubladen der Anderen müssen wir im öffentlichen Raum leben. Das geht wohl nicht anders.

            Für mich sind Sie übrigens kein waschechter Transatlantiker, sondern eher ein zerrissener Bedenkenträger, der es allen Recht machen möchte. Geht aber nicht ohne klare Positionierung.

            Deshalb versuche ich, die mir genehmen Seiten bei Ihnen zu unterstützen. Bei den Anderen gilt: Gib ihm Saures.

            Natürlich ist "Yankee go home" zu einfach gestrickt. Unter uns: Ich kann auch gar nicht stricken, noch nicht einmal häkeln.

            Für die poetische Ausmalung überlasse ich Ihnen gerne das Feld. Können tun Sie das. Wenn auch nur selektiv.

            Ich überlege mir übrigens, in Sachen Mao-Bibel eigene Nachforschungen anzustellen. Habe vor Ort noch gute Kontakte. Was da wohl bei herauskommen wird? :-)

            • @76530 (Profil gelöscht):

              "Geht aber nicht ohne klare Positionierung."

              Sie sehen aber auch nur, was Sie sehen möchten. In Sachen Israel, in Sachen Antifa oder in Sachen AfD vertrete ich schon recht eindeutige Positionen.

              Weil in diesen Fällen die Sache für mich klar ist.

              In anderen Fällen eben nicht. Es gibt Überschneidungen und nicht so klare Feindbilder wie bei Ihnen oder anderen.

              Hätte ich mehr Spielraum, würde ich auf jede Anti-Nazi-Demo gehen, die in Reichweite liegt.

              Aber auf keine Friedensdemo.



              Allerdings zu FFF, aber nur um (erfolglos) junge Frauen anzubaggern.

              À propos Frauen, sie arbeitet nicht mehr dort. Wohl noch im Gewerbe, auch im selben Bundesland, aber nicht im Roten Stern.

              Dem einzigen Buchladen, in dem ich nie ein Buch geklaut habe.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Jim Hawkins:

                Immer noch keinen Heiligenschein bekommen? Kann den nicht mal jemand für Sie basteln - und auch überreichen? Am Besten: mit Küsschen.

                Was das Baggern angeht: wer Erfolg sucht, baggert dort, wo Aussichten darauf bestehen. Soweit ich weiß, gibt es auch keine Golfgräber in der Antarktis. Noch nicht.

                Nichts gegen zeitweilige Narreteien, zu denen auch ich neige. Mir würde es nicht reichen, nur Körbe zu sammeln. A bißele Inhalt ist nicht verkehrt.

                Bei 40 habe ich meine persönliche Grenze gezogen. Zugaben unterhalb dieser Grenze werden nicht abgewiesen. Ich neige dazu, mich zu opfern. ;-)

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Hugo Egon Balder sagte einmal sinngemäß, dass die Sache mit den Frauen für ihn gelaufen sei.

                  Die, für die er sich interessiert, interessieren sich nicht für ihn und die, die sich für ihn interessieren, für die interessiert er sich nicht.

                  Und die kluge Geraldine Chaplin sagt in einem Interview:

                  "Das Gemeine am Alter ist ja, dass sich Verlangen und Verfall nicht synchron entwickeln. Ein 70-Jähriger begehrt keine 70-Jährige. Der Durst nach Jungem bleibt, während man selber in dieser verblühenden Hülle steckt. "

                  So sieht das aus.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Jim Hawkins:

                    Mein Archiv ist nicht so umfangreich wie das Ihrige - und meine analoge Festplatte scheint an einigen Stellen Löcher zu bekommen.

                    Hugo Egon Balder ist für mich keine Erwähnung wert. Was die Aussage Geraldine Chaplins angeht: ich weiß nicht.

                    Ich bin noch keine Siebzig, jedenfalls laut Perso. Gefühlt manchmal 105, aber das ist ein anderes Thema.

                    Das Begehren wird - wie manches Andere, etwa die Jagd nach Extremen und Superlativen - überbewertet.

                    Wer sich rechtzeitig ausgetobt hat, k ö n n t e im Alter andere Schwerpunkte als in der Jugend setzen. Ich habe schon einige Frauen 60plus erlebt, die mich mehr reizten als die meisten jüngeren.

                    Ich habe (nicht ohne Irrtümer, Schmerzen und Verwerfungen) zu unterscheiden gelernt. Inhalt von Fassade, gemachte Schönheit von natürlicher.

                    Die Schönheit einer lieben Freundin habe ich erst bemerkt, seit sie sechzig ist.

                    Was ich sagen will: Letztlich ist alles eine Frage des Blicks. Und da bin ich für den meinen sehr dankbar. Er ist allerdings nicht vom Himmel gefallen ...