Demo für bessere Arbeitsbedingungen: Frankreichs Polizisten marschieren
Suizide und massive Überstunden zeugen von schlechten Arbeitsbedingungen bei Polizisten. Nun demonstrierten sie in Paris für Verbesserungen.
Nichts verdeutlicht wohl auf drastischere Weise die „Malaise“ unter Frankreichs Polizeibeamten als die Suizidwelle. Allein seit Jahresbeginn haben sich 52 Angehörige der Polizei das Leben genommen, in vielen Fällen während ihrer Dienstzeit und mit der Dienstpistole.
Die Selbsttötungsserie wird auf die außerordentliche Belastung der Beamten, auf die Beeinträchtigung ihres Familienlebens, ihre Verantwortung bei oft riskanten Einsätzen, aber auch auf entmutigend schlechte Arbeitsbedingungen mit Personalmangel und in heruntergekommenen Kommissariaten zurückgeführt.
Nach dem 52. Selbstmord lautet die Botschaft der Demonstrierenden an die Regierung: „Rien ne va plus!“ (Nichts geht mehr!) An der Spitze ihres „Marschs der Wut“ trugen die Demonstranten 52 Särge mit, vor denen ein schwarz gekleideter Schnitter seine Sense zum Totentanz schwang. Die einzige Antwort des Innenministeriums auf die Suizidwelle bestand bisher in der Einrichtung einer telefonischen Notrufnummer für Polizisten.
„Gelbe Karte für die Staatsführung“
„Eine gelbe Karte für Staatsführung“ sei der Sinn der Kundgebung, erklärt der Sprecher der Gewerkschaft Alliance, Fabien Vanhemelryck. Er präzisiert, es gehe nicht allein um die Zahl der Suizide, sondern um „eine Akkumulation von schweren Problemen“.
Die Liste der Beschwerden und Forderungen ist lang: Im Vordergrund steht der Mangel an Personal und moderner Ausrüstungl. Ein Fernsehsender porträtierte einen (auf seiner Anonymität bestehenden) Polizisten, der sagt, er habe seine schusssichere Weste und andere Dinge auf eigene Kosten gekauft. Denn die Modernisierung mit neuen Waffen und neuer Ausrüstung komme bisher hauptsächlich den Elitetruppen zugute.
Innenminister Christophe Castaner hat versprochen, im kommenden Jahr würden 1398 Stellen bei der Polizei geschaffen und 4000 neue Fahrzeuge angeschafft.
23 Millionen Überstunden
Die große Belastung zeigt die Zahl von 23 Millionen seit Jahren akkumulierten Überstunden. Gerade an den Wochenenden mit Aktionen der „Gelbwesten“ seien Arbeitstage mit 18 Stunden keine Seltenheit mehr. In der Regel könne ein Polizist nur alle sechs Wochen ein ganzes Wochenende mit der Familie verbringen.
Auch der Gelbwestenführer Eric Drouet und etwa zwanzig „Gilets jaunes“ waren gekommen, um von Angesicht zu Angesicht gegen die Gewalt der Polizei bei deren Kundgebung zu protestieren. Sie wurden von den demonstrierenden Polizisten empört ausgepfiffen und mussten von den Ordnungskräften der Gendarmerie beschützt werden.
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