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Debatte um RentenreformSPD kontert Ökonomin

Die Chefin der Wirtschaftsweisen schlägt vor, die Rentenentwicklung an die Inflation anzupassen. Die SPD hält wenig von dieser Idee.

Senioren in der Kölner Innenstadt Foto: Thomas Banneyer/dpa

Berlin dpa | In der SPD stößt der Vorschlag, die Rentenentwicklung an die Inflation statt an die Löhne zu koppeln, auf entschiedene Ablehnung. Den Vorschlag hatte die Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur unterbreitet.

Die rentenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Tanja Machalet, sagte der Welt: „Wer jetzt eine solche Debatte anzettelt, hat ehrlicherweise nur eines im Sinn: die gesetzliche Rente zu kürzen. Das machen wir als SPD-Fraktion nicht mit.“

Der FDP-Sozialpolitiker Pascal Kober warb hingegen für eine langfristige Rentenpolitik, die die Interessen der Rentner und älteren Arbeitnehmer mit denen künftiger Generationen in Einklang bringt. Dafür sollten Vorschläge „nicht vorschnell abgetan werden“, sagte er der Zeitung.

Schnitzer hatte sich angesichts der immer angespannteren Lage der Rentenkassen geäußert. Das Niveau beim Renteneinstieg solle nicht gesenkt werden, erklärte sie. „Aber die Zuwächse sollten begrenzt werden. Zurzeit sind die Rentenerhöhungen gekoppelt an die Lohnentwicklung. Das machen nur ganz wenige Länder so.“

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16 Kommentare

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  • Man sollte die Gewinne der Erben und anderen Couponschneidern vielleicht zuerst deckeln, und um ganz andere Werte. Vermögenssteuer wieder aktivieren, Erbschaftsschlupflöcher schließen, alle in eine günstige Gemeinschaftskasse einzahlen lassen.

    Das plus Produktivitätserhöhung plus gespartes Geld bei Umweltschädlichem sollte wie in anderen Ländern auch den Kuchen größer werden lassen.

  • Politik mit offenen Karten geht anders. Wenn Chefin der Wirtschaftsweisen vorschlägt, Rentenentwicklung an die Inflation anzupassen, von der Lohnentwicklung abzukoppeln, will sie mutmaßlich gegenwärtigen Forderungsdruck u. a. durch eine Campact WeAct Petititon nach Inflationsausgleich in Höhe von 3000 € auch für Rentner und nicht nur für Beamte, Pensionäre, MdBs Bund, MdPs Ländern, Bundeswehrangehörigen u. a, im Rahmen Klimatransformation von Gesellschaft, Wirtschaft, die Binnenkaufkraft zu stärken, Wind aus den Segeln nehmen, Forderungen auf die lange Ampelkoalitionsbank schieben.



    Wenn die SPD dann wenig von dieser Idee hält, ohne Gegenvorschlag zu machen, weil sie Ruhe in der Ampelkoalitionsrappelkiste beim politischen Spiel mit drei Kugeln SPD, Grüne, FDP wahren will, sich nicht für Inflationsausgleichmechanismus von Gehältern, Löhnen einzusetzen, wie es diesen seit Jahren in anderen EU Ländern, u. a. Belgien gibt, Tarifpartner Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände bei Tarifverhandlungen von der Bürde zu entlasten, Inflationsfolgen und Erwartungen bei Tarifverhandlungen mit ins Kalkül nehmen zu müssen. Was zweifachen Vorteil hätte für Lohn-; Preisstabilität selbst in Inflationszeiten, damit nicht nur der Lohn-Preisspirale entgegenzuwirken, sondern, dass aus Inflation zusätzlich keine Rentenanwartschaftspunkte generiert werden, vorausgesetzt, dass Renten- weiter direkt an Lohnentwicklung gekoppelt bleiben.

    weact.campact.de/p...entner-innen-jetzt

    • @Joachim Petrick:

      Ein weiteres gesellt sich dazu, durch diesen Inflationsausgleichsmechanismus bei Gehältern, Löhnen wäre auf EU Ebene erweitert von EZB Druck genommen, Leitzins hochhalten gar erhöhen zu müssen. Privathaushalte, Unternehmen würden neben Banken, Versicherungen zu Partnern der Geld- und Zinspolitik der EZB mit Blick auf die Binnenkaufkraft-und Preisstabilität als Voraussetzung und Motor prosperierender Wirtschaft

  • wie hier Perkele schon schrieb, es gibt Vorbilder in der deutschen Nachbarschaft in der das Rentensystem funktioniert. Alle zahlen und am Ende bekommen Alle Rente. Es gibt Mindestrente und somit keine Rennerei zu Ämtern wegen Mietbeihilfe etc. und Höchstrente für die Millionäre. Nicht nur das somit ausreichend Geld in die Rentenkasse gespült wird, es macht die Bürokratie enorm schlanker.

  • Die durchschnittlich gesetzlichen Renten würden sicherlich höher ausfallen, wenn nicht überdurchschnittlich verdienende Gruppen ihre eigenen Versorgungswerke oder Pensionskassen hätten.

    Wie auch immer, es war Aufgabe der Generationen der jetzigen Rentner und der in wenigen Jahren in Rentner Gehenden, die Rentenproblem zu lösen.

    Das Verhältnis Beitragszahler/ Rentner läßt sich über Jahrzehnte voraussagen. Die verantwortlichen Generationen hatten die Möglichkeit Rücklagen zu bilden, statt dessen haben sie sogar den Demographiefaktor geschleift.

    Weil nun Gelder fehlen, wollen sie sich einfach bei völlig unschuldigen jüngeren Generationen selbstbedienen. Wer hat denn versäumt, das Rentensystem zu reformieren, Rücklagen zu bilden oder genügend Beitragszahler zu zeugen?

    Es gibt nur eine Rentengerechtigkeit: Alle Generationen werden gleich stark belastet. Im Jahr 2030 oder 2040 darf der Anteil der Beitragszahlungen und Steuerzuschüsse der arbeitenden Bevölkerung nicht höher sein als 2010 oder 2020. Alles andere wäre unverschämt egoistisch und die Kündigung des Generationenvertrages.

  • Klar, dass die SPD dagegen ist. Argumente: bisher keines.

  • Unsere Politiker haben eine unnachahmliche Fähigkeit zu Kompromissen.

    Sie schaffen es immer wieder zu bahnbrechenden Kompromissen a la



    2+2 = 3,78.

    Natürlich entgegen jeder Expertenmeinung.



    Mit der Folge dass immer mehr Regelungen an der Realität schlicht vorbei gehen.

  • Der beste Rentenbeitrag wäre der, EINE Rentenkasse zu schaffen in die ALLE einzahlen: Arbeitnehmer, Beamte, Anwälte - eben ALLE. Das macht Österreich und viele andere Länder auch und die sind nun wirklich nicht im Verdacht kommunistischer Gleichmacherei. Siehe "Die Anstalt" - letzte Ausgabe und die einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema.

    • @Perkele:

      In Österreich zahlen Beamte nicht in die Rentenkasse ein, sie haben eine völlig eingenständige Rentenversicherung. Nur die Ansprüche sind identisch. Alleine das zeigt dass es keinen Cent mehr Rente bringt wenn Beamte einzahlen. Für das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung wäre es natürlich richtig, aber mehr Rente bringt es nicht.

    • @Perkele:

      Das ändert halt nur Nichts an dem Problem. Mehr Einzahler bedeutet halt auch mehr Empfänger.

      Natürlich könnte man die Beitragsbemessungsgrenze abschaffen und Rentenpunkte begrenzen, nur dann wären wir bei der von Ihnen erwähnten Gleichmacherei.

      • @DiMa:

        Abschaffung der Beitragabemessungsgrenze in den Sozialversicherungen würden wegen der Steuerprogression Abgaben in Höhe von derzeit 73% und tendzielle Steigerung auf 80% bedeuten. Ich denke da muss man nicht drüber diskutieren wie bescheuert das ist.

    • @Perkele:

      Das wäre nur für neue Beamten möglich und verzögert das Problem nur die erwerben ja dann auch Ansprüche. Menschen leben länger und die Boomer hatten weniger Kinder, deswegen zahlen immer weniger Menschen für immer mehr Rentner die immer länger Rente beziehen. Es wird einen Dreiklang brauchen aus höherem Rentenalter, höheren Beiträgen und geringerer Rente.



      Wichtig ist das wir mehr Mobilität im Arbeismarkt haben, das jemand der mit 20 als Dachdecker arbeitet halt mit 50 in einen Bürojob wechselt, etc. Das die Bevölkerung insgesamt gesünder ist, mehr Sport macht. Bei gesunder Lebensführung kann man auch länger arbeiten.

      • @Machiavelli:

        Also, ich höre immer wieder, dass das mit einer Rentenkasse, in der alle einzahlen, überhaupt nicht geht, weil ....Alles schrecklich, alles grausam, durch Altanspüche dann alles millionenfach teurer als jetzt, alles würde zusammenbrechen...und irgendwie beschleicht mich das diffuse Gefühl, hier will mich jemand verklapsen....wie haben das dann andere Länder gemacht , die dieses Prinzip haben, haben die das zu Zeiten der römischen Besatzung Cäsars beschlossen, um bis jetzt Beamtenaltansprüche zu tilgen??

        • @Andreas Horn:

          Man kann sicherlich alle einzahlen lassen (bei Beamten wird das aber rechtlich und praktisch extrem schwierig) nur mehr Rente bringt das sicherlich nicht.

      • @Machiavelli:

        " halt mit 50 in einen Bürojob wechsel"

        Problem: So viele Bürojobs, die einen 50 jährigen Dachdecker beschäftigen, gibt es leider nicht.

        "Menschen leben länger"

        Problem: Seit 2014 stagniert die Lebenserwartung. Die Mneschen leben seit 2014 also nicht mehr länger.

        usw. ...

        Ergo: INSM Plattitüden sind nicht wirklich hilfreich!