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Debatte Rechtspopulismus in EuropaMoralismus ist zwecklos

Kommentar von Troels Heeger

Auch das linke Spektrum muss Angst vor Zuwanderung ernstnehmen. Das zeigt die Erfahrung mit der Volkspartei in Dänemark.

Auch in Dänemark bestimmt die Migrationspolitik seit Jahrzehnten den politischen Diskurs Foto: dpa

E s klang wie ein skandinavisches Echo von AfD-Chefin Frauke Petry, als der dänische Abgeordnete Kenneth Kristensen Berth von der rechtsnationalen Dänischen Volkspartei (Dansk Folkeparti – DF) vor ein paar Wochen vorschlug, auf Bootsflüchtlinge im Mittelmeer Warnschüsse abzufeuern. Doch diese Äußerung ist gewissermaßen außergewöhnlich für die DF, die seit der Gründung 1995 ins Herz der dänischen Politik eingewandert ist. Mit gelegentlichen Ausnahmen hat die Partei die extremsten Aussagen hinter sich gelassen.

Aus dem einstigen Außenseiter ist in vieler Hinsicht eine Mainstream-Partei geworden. Zugleich hat die DF allerdings die Mitte der dänischen Politik maßgeblich geprägt, wenn es um Fragen von Integration, Ausländern und Asylbewerbern geht.

Aus diesen dänischen Erfahrungen kann auch Deutschland im Umgang mit der AfD vor der kommenden Bundestagswahl lernen. Das Zögern und Unbehagen vieler Deutscher gegenüber Rechtsextremismus ist im Lichte der NS-Geschichte verständlich. Sowohl Zivilgesellschaft als auch die etablierte Politik sollten aber die AfD als einen legitimen politischen Gegner anerkennen und sich darum bemühen, die Partei ins demokratische System zu integrieren und auf diese Weise zu entschärfen.

Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung mit der DF kann man sagen, dass Moralismus und Warnungen gegen einen Rechtsruck erfolglos sind. In Dänemark waren sämtliche Versuche der etablierten Parteien und des linksintellektuellen Milieus, den Aufstieg der Partei mit moralischen Appellen oder Beschämung zu verhindern, im besten Fall nutzlos und im schlechtesten Fall kontraproduktiv.

Eigene Antworten fehlen

Im europäischen Vergleich gibt es wenige Rechtsparteien, die erfolgreicher und politisch einflussreicher als die dänischen Rechtspopulisten waren. Bei der letzten Parlamentswahl wurde die DF mit 21,5 Prozent die zweitgrößte Partei Dänemarks. Nur die Sozialdemokraten bekamen mit 26,5 Prozent mehr Stimmen. Ohne je in der Regierung gesessen zu haben, hat die DF unverkennbare Spuren in der dänischen Politik hinterlassen. Insbesondere das linke Lager hat keine eigenen Antworten auf die weit verbreitete Skepsis der dänischen Wähler gegenüber der EU, der multikulturellen Gesellschaft und vor allem den Folgen der Masseneinwanderung für den Wohlfahrtstaat gefunden.

Die Gründerin der DF, Pia Kjærsgaard, wurde in 2015 als Präsidentin des dänischen Parlaments gewählt. Gleichzeitig umwirbt die sozialdemokratische Parteivorsitzende Mette Frederiksen, die gute Chancen hat, nächste Regierungschefin zu werden, die DF zunehmend.

Bild: Thomas Lekfeldt
Troels Heeger

Jahrgang 1977, ist dänischer Journalist und arbeitet seit 2015 als Deutschlandskorrespondent in Berlin für die dänische Tageszeitung Berlingske. Zuvor hatte er viele Jahre für die linksliberale Zeitung Informa­tion gearbeitet.

Die Beziehungen zwischen der DF und den Sozialdemokraten waren aber nicht immer entspannt. 1999 sagte der damalige sozialdemokratische Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen einen Satz, der in die Geschichte dänischer Politik einging: „In meinen Augen: Stubenrein werdet Ihr nie“, sagte Nyrup Ramussen als Reaktion auf dem Vorschlag der DF, Familienmitglieder krimineller Ausländer abzuschieben.

Nationalkonservative Sozialdemokraten

Nur zwei Jahre nach Nyrups Rede bekam die DF eine zentrale Rolle bei der Unterstützung für die liberal-konservative Minderheitsregierung, die von Anders Fogh Rasmussen von 2001 bis 2011 geführt wurde. Als Gegenleistung setzte die DF eine strikte Integrations- und Einwanderungspolitik durch.

Die nuller Jahre haben nachdrücklich gezeigt, dass eine stabile Mehrheit der dänischen Wähler eine strikte Ausländerpolitik befürwortete. Unter der Führung von Pia Kjærsgaard ist die DF eine akzeptable und „stubenreine“ Partei geworden, die heute als eine einwanderungsskeptische und nationalkonservativ gefärbte Variante der Sozialdemokratie betrachtet werden kann.

Ein wesentlicher Auslöser für den Aufstiegs der DF ist das von den So­zial­demokraten 1983 geänderte Ausländergesetz. Es gewährte anerkannten Asylbewerbern ein uneingeschränktes Recht auf Familiennachzug. Das Ergebnis des liberalen Gesetzes: Die Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern erreichte Rekordhöhen.

In den Jahren nach der Verabschiedung des Gesetzes machte eine Gruppe von sozialdemokratischen Bürgermeistern auf wachsende Probleme mit der Integration von Einwandern in den Kopenhagener Vororten aufmerksam. In der Parteiführung wurden aber die Beschwerden der Bürgermeister nicht ernst genommen. Ihnen wurde stattdessen Rassismus und Xenophobie vorgeworfen.

Koalitionen nicht ausgeschlossen

Während der neunziger- und nuller Jahre ging die DF auf die Pirsch nach einwanderungsskeptischen Wählern in der sozialdemokratischen Stammklientel. Und sie waren durchaus erfolgreich damit, sich als die wahren Sozialdemokraten darzustellen, die eine großzügige Sozial- mit einer knallharten Ausländerpolitik zu kombinieren wussten. Die Ermahnungen von Poul Nyrup erwiesen sich als nutzlos.

Zudem gab es auch eine kulturelle Dimension des Aufstiegs der DF. In seinem Buch „Kampen om Sandhederne“ (Kampf der Wahrheiten) von 2008 – das linke wie konservative Intellektuelle als eine der besten Analysen der DF betrachten – beschreibt Rune Lykkeberg, heute Chefredakteur der linksliberalen Tageszeitung Information, den verbissenen Kulturkampf, der in den nuller Jahren die DF in eine bleibende politische Kraft verwandelt hat. Ob die dänische Sozialdemokratie je ihre verlorenen Wähler zurückerobern kann, ist zweifelhaft. Der Versuch wird aber gemacht.

Mette Frederiksen räumte als neue Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei ein, dass die Proteste der Bürgermeister gegen das Ausländergesetz von 1983 berechtigt waren. Im Spätsommer ging Frederiksen auf die DF zu, um die von der liberal-konservativen Regierung geplanten Steuererleichterungen zu verhindern.

In den kommenden Jahren ist es daher nicht unwahrscheinlich, dass die DF und die immer noch geschwächten Sozialdemokraten, die zusammen eine absolute Mehrheit im Parlament stellen könnten, ihre ständig kleiner werdenden Meinungsunterschiede überwinden, um eine Regierungskoalition zu bilden.

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60 Kommentare

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  • Auch das linke Spektrum muss Angst vor Zuwanderung ernstnehmen ?

     

    Nö !!. Die Linke muss im Gegenteil Aufnahmebereitschaft für Zuwandernde fördern. Sie muss klar herausstellen, dass Hungernde, Darbende und Verfolgte willkommen sind. Sie muss den Christdemokraten klar machen dass Merkel das Richtige tat und klarmachen dass Wagenknechts Anbiederungen an die AfD für Menschen ausserhalb der tariflich vereinbarten Solidargemeinschaft tötlich sein können

  • Den Subtext "Auch das linke Spektrum muss Angst vor Zuwanderung ernstnehmen." halte ich für völlig daneben.

     

    Er impliziert, dass in den Äußerungen rechtspopulistischer Parteien ein ernst zunehmender wahrer Kern steckt. Er impliziert, dass man auf die AfD zugehen müsse. Er impliziert, dass sich Ängste auf parteipolitischer Ebene regeln lassen.

     

    Der korrekte Satz müsste lauten: "Auch das linke Spektrum muss DIE MENSCHEN mit Ängsten vor Zuwanderung ernstnehmen." Ängste von Menschen müssen immer ernst genommen werden

     

    Man muss mit diesen Menschen in Kontakt treten. Mit ihnen reden. Linke Menschen (das sind in diesem Falle alle links der AfD) müssen am Arbeitsplatz, in den Schulen, an Hochschulen, überall, wieder anfangen alltäglich mit ihren Mitmenschen über die aktuellen wichtigen Problemenzu reden und ihre Positionen verteildigen.

     

    Ich erlebe aktuell seit Jahren nur noch öde Mittagstischdiskussionen über Fußball und andere Beiläufigkeiten. Macht mal jemand den Mund zu einem politischen Thema auf, dann wissen die meisten nicht etwas dazu beizutragen. Über Politik zu reden scheint inzwischen NoGo zu sein. Erst recht wenn jemand populistisch daherkommt.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Was ist los bei der TAZ?

     

    Die AFD soll also eingegliedert und integriert werden?

     

    Eine AFD, die jemanden wie den Goebbels Schauspieler Höcke, selbst nach Holocaust-Verhöhnung weiterhin und mit vollem Bewusstsein im Amt hält? Echt jetzt?

     

    Für mich ist jeder und ich meine wirklich JEDEN, der eine AFD wählt die einen Höcke duldet, eine dumme Sau!

     

    Die TAZ moralisiert, wenn sie dafür von Linken Verständnis einfordert.

     

    No Pasaran!

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Als die Menschlichkeit abhandenkam, wurde Gerechtigkeit an deren Stelle gesetzt. Als diese zu sehr störte, wurde das Zepter der Sitte übergeben. Da diese ihr Fähnchen in den Wind zu stellen vermochte.

  • Eine sehr interessante Einschätzung.

    Ich muss ehrlich zugeben, daß meine Reaktionen auf vermeintlich "rechte Positionen" ähnlich ist.

     

    Ich versuche sie zu bekämpfen mit Moral und Menschlichkeit.

     

    Allerdings muss ich sagen, daß einen der Artikel zum Nachdenken zwingt.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    „… den Aufstieg der Partei mit moralischen Appellen oder Beschämung zu verhindern, im besten Fall nutzlos und im schlechtesten Fall kontraproduktiv “

     

    Moralisierende Argumente funktionieren bei denen die diese Moral teilen. Was für Linke moralisch korrekt ist muss es für Rechte noch lange nicht sein und was für Linke und Rechte moralisch korrekt ist muss es für Liberale nicht sein. Moral ist subjektiv und funktioniert als Argument nicht, wenn es nicht wenigstens einen Grundkonsens gibt.

     

    „Ihnen wurde stattdessen Rassismus und Xenophobie vorgeworfen.“

     

    Kommt einem bekannt vor. Wer Erfahrungen hat die nicht zum Narrativ passen soll gefälligst den Mund halten!

     

    Man kann natürlich weiter so tun als sein die Zweifel an der Flüchtlingspolitik kein Problem. Aber dann muss man damit rechnen das sich die Menschen die diese Zweifel hegen von den linken Parteien endgültig abwenden. Grade wenn man sie nicht nur nicht ernst nimmt, sondern die Bedenkenträger auch noch als degenerierte Landeier abqualifiziert.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Werden hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen?

     

    Die AfD mit ihrem starken Nazi-Flügel und Verbindungen weit in rechtsradikale Kreise hinein und eine dänische Partei, die eine sozialdemokratische Sozialpolitik betreibt und über die in einer Studie geschrieben wurde:

     

    "So vertreten mit Blick auf die Zuwanderung die dänische und die norwegische Fortschrittspartei, als auch die österreichische FPÖ, eine deutlich weniger extreme Haltung als etwa der FN, die REP und der Vlaams Blok.

    So distanzier(t)en sich Vertreter etwa der dänischen und norwegischen Fortschrittsparteien wie der Dansk Folkeparti von rechtsextremistischen Flügelparteien wie der Front National. Diese Distanzierung ist angesichts der vom FN deutlich unterscheidbaren Positionen der Dansk Folkeparti glaubwürdig"

     

    Steffen Kailitz: Das ideologische Profil rechter (und linker) Flügelparteien

     

    Wohingegen die AfD völkisch, rassistisch, neoliberal und asozial ist.

     

    Glückliches Dänemark.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Die AfD ist so wenig "Nazi" wie die dänische DF, die PVV in Holland, die "Schwedendemokraten" oder irgend eine andere "rechtspopulistische" Partei in Europa. Man muss diese Parteien nicht sympathisch finden, aber eine "Nazidiktatur", ein "neues 1933", streben sie alle nicht an.

       

      Und so, wie es fast jedem europäischen Land eine solche "rechtspopulistische" Partei gibt, so gibt es sie eben auch in Deutschland. Wie könnte es auch anders sein?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Abolut nichts verstanden.

       

      "..völkisch, rassistisch, neoliberal und asozial ist"

       

      hat man auch der DF vorgeworfen.

      Aber jetzt sind es die glücklichen Dänen.

      Facepalm

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Felix N.:

        Was ist denn heute bloß los dass manch einer meint sich im Ton vergreifen zu müssen?

         

        Dabei ist Freitag, also bald Wochenende.

  • Na, dann sollten wir doch von den dänischen Erfahrungen lernen. Die AfD hat wenig Konzepte. Sie wird vor allem dafür gewählt, dass sie überhaupt die richtigen Fragen stellt. Da dürfte es machbar sein, die besseren Konzepte zu entwickeln. Dazu ist es aber notwendig, dass sich die linke Parteien bis hin zum linken Flügel der CDU aus ihrer Erstarrung lösen und nicht mehr Konzepte aus den 90ern vertreten wollen. Sie müssen die gesellschaftlichen Entwicklungen endlich wahrnehmen und sich mit ihnen befassen. Moralisieren und Wunschdenken bringt nicht weiter.

    • @rero:

      Welche richtigen Fragen stellt den die AfD für Sie die ihnen andere Parteien nicht beantworten?

       

      Ausländer raus? Europa Scheisse? Frauen an den Herd? Weniger Kapitalausgleich zwischen arm und reich über Steuern? Nationalismus und Patriotismus als Ersatz für Wohlstand und sozialen Frieden?

       

      Das Problem das wir in Deutschland mit der AfD haben ist doch das ihre Wähler, abseits von stumpfen Nationalisten und Xenophoben, überhaupt nicht von dem Wahlprogramm der AfD profitieren würden.

  • Das politische Verständnis scheint sich in dem Kommentar auf pseudolinken, pragmatischen Parlamentarismus zu reduzieren. Jedoch ist eine zentrale Position linker Politik Antikapitalismus, die allerdings von pseudolinken Parteien wie SPD nicht mehr vertreten wird und von vorgeblich linken Parteien wie Syriza nicht umgesetzt zu werden. Nun, wie bereits angedeutet passiert Politik ja auch jenseits des Parlaments.

    Zur Erfolglosigkeit linker "Konzepte" - Einerseits scheint eine antikapitalistische Position zum Teil aufgrund ihrer Komplexität schwer vermittelbar, andererseits aber auch in der Konsequenz kaum auf Sympathie zu treffen, nicht verstanden zu werden, auf autoritären Staatskapitalismus reduziert werden... Nun lassen sich ja linkspolitische Inhalte nicht auf das Parlament beschränken. In gewisser Weise findet sich Linkspolitisches auch jenseits eines Staatsfetisches wieder. So lassen sich Beispiele außerparlamentarischer Bewegungen nennen wie Real Democracy Now, Occupy.

    Traurig, dass hier quasi menschenfeindliche Politk zu einer Norm erhoben wird, der auch ehemals linke Parteien folgen mögen. Die einst selbst vertretenen Menschenrechte sollen demmnach letztlich abgelehnt werden. So weit macht sich der Rechtsruck bereits bemerkbar.

    • @Uranus:

      Zur Verdeutlichung: Warum kann Antikapitalismus ein linkes "Gegenkonzept" sein?

      Weil anhand einer Analyse des Kapitalismus, viele Symptome, auch viele Ursachen für Flucht und Migration erklärt werden können bspw. in Zusammenhängen von Klimaerwärmung, Ressourcen-/Warenhandel, (Bürger_innen)Krieg, Kapitalreinvestitionen...

    • @Uranus:

      Bitte erläutern Sie doch kurz, was Sie genau unter "Antikapitalismus" verstehen.

      - Wollen Sie die Markt- durch die Planwirtschaft ersetzen? Nun, das funktioniert nicht, wie viele Beispiele (Venezuela als jüngstes) zeigen.

      - Wollen Sie das Privateigentum abschaffen?

      - Wollen Sie das Streben nach Gewinn (oder allgemein nach den eigenen Vorteilen ) abschaffen?

      Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber das Problem sind m.E. diese Schlagworte, deren Inhalte x-beliebig definiert werden können.

      • @Blacky:

        Zunächst einmal bedeutet es für mich, Kapitalismus abzulehnen. Was kann dafür ausschlaggebend sein?

        Er funktioniert nicht: Er bedeutet stetiges Wachstum in einem endlichem System. "Er" reproduziert Krisen. "Er" zerstört die Lebensgundlage (Ökosystem) der Menschen...

        Er ist moralisch abzulehnen: Er bedeutet Ausbeutung von Mensch und Tier. "Er" reproduziert Ungleichheiten...

        Naja, was ich unter Antikapitalismus noch verstehe, ist eben nicht der autoritäre Staatskapitalismus/realexistierende Sozialismus. Das ich letzteres ablehne wird, denke ich, in meinen Kommentaren deutlich.

        • @Uranus:

          Aber wie wollen Sie Sozialismus anders als autoritär durchsetzen? Sozialismus als solches hat ja den Anspruch eines eigenen Gesellschafts- und Staatssystem. In demokratischen Systemen müsste sich der Sozialismus im Wettbewerb durchsetzen. Also dass er von der breiten Mehrheit gewollt wird, sonst gäbe es keine Möglichkeit, diesen unautoritär umzusetzen. Und dass die Masse das will, sehe ich nicht. Gut, es fehlen auch überhaupt ernstzunehmende moderne sozialistische Konzepte im Stile eines Marx, über die sich überhaupt sprechen lässt, was auch daran liegt, dass es sich Linke und Sozis mindestens ab "Wer hat uns verraten?" bequem mit dem Kapitalismus eingerichtet haben. Teil davon sind und sich darauf beschränken, soziale Missstände anzuprangern, Minderheitenrechte usw. Aber ein Konzept zu einer Revolution fehlt im Ansatz und Sozis schwören auf ihre BRD. Systemkritik wird von der linken Elite eher unterdrückt als gefördert. Ein Schulz als Funktionär - nur weil er kein Abitur hat und aus einfachen Verhältnissen stammt- als Messias gefeiert. Weil sich Sozis gerne selbst feiern.

          • @Jens Egle:

            Mein Ansatz basiert nicht auf dem Staatsmodell. Dieses halte ich für hinderlich, ein "System" zu schaffen, in dem Selbstbestimmung unter Gleichen möglich ist.

            Es gibt schon eine gewisse Unzufriedenheit mit dem System und eine gewisse Einsicht, dass das System letztlich nachteilig ist. Dies spiegelt sich in den Bewegungen wie Occupy wider, welche sich auf Reaktion auf die kapitalistische Krise 2008(?) bildeten. Allerdings waren die Bewegungen nicht nachhaltig.

            Ich bin mit Ihnen einer Meinung, dass von den Parteien nichts zu erwarten ist, eben auch aus den Gründen wie sie sie aufführen. Ich setze da auf außerparlamentarische Graswurzel-Bewegungen, Initiativen... Hierfür müssten sich allerdings mehr Menschen in Deutschland begeistern und u.a. ihre Ohnmacht in hiesigem System überwinden. Da scheint es derzeit dran zu mangeln ...

    • @Uranus:

      Der Antikapitalismus wird in Deutschland von linken Parteien schlicht nicht mehr vertreten, weil den meisten Menschen die DDR und die Sowjetunion noch zu gut in Erinnerung ist. SPD und Grüne, sogar die Linken, sind da sehr kundenorientiert. Und das Argument, das sei ja nur Staatskapitalismus gewesen, ist dann doch etwas zu billig.

      • @rero:

        Die Erinnerung an DDR&Co spielt sicherlich eine Rolle. Eine wesentliche zugehörige Bedingung scheint mir jedoch auch die Selbststilisierung von DDR&Co als proletarischer Antiimperialismus sowie der in der BRD verbreitete überstrahlende Antikommunismus zu sein, mit denen jegliche(!) antikapitalistische Alternativen nicht denkbar gemacht wurden/werden. Die Reduzierung des Antikapitalismus auf den autoritären Staatskapitalismus ist ein beiderseits erwünschtes Propagandaergebnis. Heute bedeutet dies, das bestehende System für alternativlos zu halten.

  • Die besten Anmerkungen zu diesem erschreckenden Kommentar finden sich auf facebook.

  • "Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung mit der DF kann man sagen, dass Moralismus und Warnungen gegen einen Rechtsruck erfolglos sind. In Dänemark waren sämtliche Versuche der etablierten Parteien und des linksintellektuellen Milieus, den Aufstieg der Partei mit moralischen Appellen oder Beschämung zu verhindern, im besten Fall nutzlos und im schlechtesten Fall kontraproduktiv."

    Tja hehe, wenn die bürgerlichen Parteien nichts als Moralismus und Beschämung gegen Rechts vorzubringen hatten/haben, dann lässt es sich einen doch eher weniger für diese Parteien vereinnahmen. Vielleicht sind sich die anerkannt bürgerlichen Parteien und rechten Parteien dann doch zu ähnlich. Davon zeugt ja auch der Ratschlag des Autoren, die Rechten doch durchaus mit ins anerkannte politische Spektrum aufzunehmen. Denn in diesem ist klar was gilt: Die Nation in der kapitalistischen Konkurrenz stark zu machen. Wie das am besten zu erreichen wäre, da gibt es die ein oder andere Unstimmigkeit zwischen Rechts und dem bürgerlichen Rest. Wenn aber einmal die Rechten im Verein der Demokraten mitmachen dürfen, na dann werden sie, wie die DF, ja schon feststellen wie man erfolgreich im Kapitalismus Staat macht. Für alle diese Nasen gilt nämlich: Vorwärts mit der Nation! Wie das halt am besten zu schaffen sei, darin bestehen die Unterschiede.

    Somit ist folgendes dann nämlich nicht Teil der bürgerlichen Kritik an Rechts: an der absurden Vorstellung von Volk und dem Gebilde Nation, das für's Volk und durch das Volk da sei, haben diese gar nichts auszusetzen. Also rein mit den Rechten in den fröhlichen Verein der demokratisch anerkannten Parteien und dann darf's mal so richtig drunter und drüber gehen um die Frage, wie denn gut Staat zu machen sei. Und sollte das die Rechten dann immernoch nicht von bürgerlich mittigeren/linkeren Vorstellungen überzeugen, na dann bleibt ja noch der gute alte Moralismus und die ein oder andere Prise Beschämung... so machen es die Intellektuellen!

  • Ein hervorragender Artikel, der in sich seiner Differenziertheit wohltuend abhebt von der Eindimensionalität vieler Argumentationslinien, die viele Linke in den letzten Jahren zur Abwehr rechter Tendenzen fabrizierten.

     

    Ein Beispiel von vielen:

     

    Da werden in einer öffentlichen Diskussionsrunde seitens (wahrlich nicht rechtsextrem eingestellter) Bürger konkrete Probleme in ihrem Stadtviertel benannt, die offensichtlich vor der Belegung einer LAB mit Flüchtlingen nicht existierten. Statt sich nun mit den geäußerten Schwierigkeiten auseinander zusetzen, erfolgte von linker Seite nur die Erwiderung:

     

    „Habt Euch nicht so. Das sind alles Besitzansprüche, die nicht mehr in die heutige Zeit passen“

     

    oder

     

    „Migration war immer gut und wird auch immer gut sein“

     

    Als der letzte Spruch kam, verlies mein chilenischer Freund kopfschüttelnd die Veranstaltung. Nebenbei: Seine Vorfahren gehören fast alle zu den Ureinwohnern Südamerikas, die die „Segnungen“ der Migration auf diesen Kontinent jahrhundertelang hautnah miterleben durften.

     

    Wie obiger Artikel eindrücklich schildert: Je dürftiger die Argumente auf der Linken sind, desto wahrscheinlicher wird die Niederlage gegen die Rechten.

    • @Urmel:

      Die Gelegenheit ist günstig, deshalb bei dieser Gelegenheit eine OT-Frage, die ich schon lange stellen wollte:

       

      Nach meiner Erinnerung waren Sie es, der in einem taz-online-Kommentar vor über einem Jahr mal auf eine Studie zur Bilanz der Integration von Flüchtlingen in Schweden hinwies.

       

      Damals ist es mir dank Ihres Hinweises gelungen, diese Studie im Netz zu finden. Da sie aber nur in schwedischer Sprache veröffentlicht war, die ich nicht beherrsche, habe ich sie damals leider nicht gespeichert.

      Eine Zusammenfassung habe ich nach meiner Erinnerung einer Seite des schwedischen Rundfunks in deutscher Sprache entnommen, wo die Studie selbst als PDF verlinkt war. Von alledem finde ich mittlerweile leider nichts mehr im Netz.

       

      Erinnern Sie sich an die Studie, und liegt Ihnen die Datei eventuell vor? In diesem Fall würde ich mich, freuen, wenn Sie mir eine Kopie davon zum Download bereitstellen oder zusenden könnten.

      • @Marzipan:

        Puh, ich muss gestehen, dass ich mich zwar noch an diese schwedische Studie erinnere, leider aber auch nicht mehr weiß, auf welchem Wege ich sie damals gefunden habe (gespeichert habe ich sie leider ebenfalls nicht). Ich werde mich aber noch einmal auf die Suche begeben....

        • @Urmel:

          Bin etwas spät dran - vielen Dank für Ihre Antwort.

           

          Ich habe vor einigen Monaten mal energisch nachgeforscht in der Annahme, dass etwas, das ich schon mal gefunden hatte, ja nur ein Jahr später nicht einfach unauffindbar sein könne - zumal es ja immer heißt "Das Internet vergisst nichts" (noch dazu, wenn es um eine staatlich beauftragte Studie geht). Leider wurde ich trotzdem nicht fündig.

           

          Sollten Sie erfolgreicher sein als ich, dann würde ich mich über eine Nachricht an boddensieck@gmx.de sehr freuen :-)

  • Es gibt aber durchaus linke Antworten für Masseneinwanderung.

    Man muss die Flüchtlinge als Menschen in die Gesellschaft aufnehmen und nicht als Balast.

     

    Verhilft man Flüchtlingen durch Integration und Förderung zu einem selbstbestimmten Leben sind sie ein Reingewinn. Gleiches gilt auch für sozial ausgeschlossene Langzeitarbeitslose, Obdachlose und andere Lebenskünstler.

     

    Wenn Flüchtlingen und Arme zur Belastung für den sozialen Frieden werden dann liegt das maßgeblich an einer Politik die sie immer weiter ausgrenzt.

    • @Chaosarah:

      Was sie schreiben ist von all zu viel Idealismus geprägt. Menschen brauchen auch eine wie auch immer geartete Verständigung über ein gemeinsames Gesellschaftliches Fundament. Gelingt dies nicht, gelingt auch keine Integration und sie erhalten die von Ihnen beschriebenen Symptome.

       

      Der Artikel aus Dänemark hat das Problem recht schön beschrieben. Das die Warnrufe der Bürgermeister als Rassismus abgetan wurden, war der Gipfel der Dummheit.

       

      Integration ist im übrigen auch keine Einbahnstraße, sondern immer gegenseitiges Bemühen. Das gleiche gilt im übrigen für den Sozialstaat. Gerade bei Menschen mit weit linken Ansichten begegnet mir ein Problem immer wieder nämlich, dass diese nicht in der Lage zu sein scheinen den Unterschied zwischen Sozial und Altruistimus zu erkennen. Dann kommt man auch auf Ideen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen.

      • @insLot:

        Wenn Sie meine Forderung nach sozialem Handel als weltfremden Idealismus abtun haben Sie vielleicht das Wort Sozial nie so richtig verstanden.

         

        Sozial sein heißt Anteilnahme, Mitgefühl zu zeigen und sich gegenseitig auf die Beine zu helfen.

         

        Die Alternative zum Sozialstaat ist die Leistungsgesellschaft deren Gipfel Manchesterkapitalismus ohne Grenzen und Sklaverei sind.

        Und genau in diese Richtung steuern wir wenn wir immer und immer wieder gegen soziales Handeln aussprechen weil es politisch ja so unbequem ist.

         

        Natürlich sind die Ausländerfeinde immer im Vorteil. Es ist immer leichter zu sagen: "Das Problem darf es nicht geben - basta" als das Problem wirklich anzugehen.

        Aber nur weil sich diese "Lösung" besser verkauft ist sie auch besser.

        • @Chaosarah:

          da fehlt ein nicht

    • @Chaosarah:

      Ein Problem ist doch, dass durch die hohen Sozialstandards in Europa nicht nur, aber eben auch Leute kommen, die nur Sozialleistungen ausnutzen wollen.

       

      Wie gesagt, das sind nicht alle, aber wer da Betrügen will, der macht das eben lieber in Norwegen oder Deutschland als einem Dritte-Welt-Land. Das ist nur rational.

       

      Bei solchen Betrügern hilft dann auch Integration nichts.

       

      Ihre Formulierung verrät auch schon ihre Denklücke: "Verhilft man Flüchtlingen durch Integration und Förderung"

      Da fehlt ein wesentlicher Teil, nämlich die "Forderung". Ein Leben in der besten und freiesten Demokratie der Welt bedeutet immer auch Rechte UND Pflichten. Genau das ist der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Das ist der Unterschied zwischen Idealen und Realität.

       

      Weiterhin ist die Frage ob es nicht eine Grenze gibt was die Kapazität angeht. Wenn sie eine Schulklasse mit 30 Schülern haben und 3 dort Migrantenkinder sind, können sie die problemlos integrieren. Vermutlich läuft das meistens sogar nebenbei. Sobald die Migranten in der Mehrheit ist, stellt sich erstmal die Frage wer hier wen integriert. Wir haben bei unter 5 Jährigen zur Zeit ca. 33% Migrantenanteil. Das heißt punktuell haben sie je nach Schulform, Bundesland und Stadtteil häufiger die Situation, dass Migranten in der Mehrheit sind.

       

      Dort kann die Gesellschaft Integration dann nur durch große Kraftanstrengung vollbringen. Die Frage ist ob sie dazu immer in der Lage ist bzw. ob der politische Wille für die Kraftanstrengung in der Bevölkerung vorhanden ist.

      • @Yoven:

        Aber genau diese "große Kraftanstrengung" wäre doch die von mir vorgeschlagene linke Politik.

         

        Ich traue dem Wähler auch zu dass er einsieht dass heutige Investitionen in Lehrer, Sozialhelfer und Polizei Probleme von morgen verhindern.

         

        Die rechte Politik sowie die Politik von CDU&CSU und Co verschleppt diese Probleme und konzentriert sich auch "Schuldfragen".

        • @Chaosarah:

          Teil 1

           

          "Ich traue dem Wähler auch zu dass er einsieht dass heutige Investitionen in Lehrer, Sozialhelfer und Polizei Probleme von morgen verhindern."

           

          Schön dass Sie das dem Wähler "zutrauen" (eine Formulierung, die, wahrscheinlich unbewusst, von oben herab kommt, paternalistisch, also kontraproduktiv ist).

           

          Gesetzt aber den Fall, dass es sich gar nicht so verhält, wie von Ihnen vorausgesetzt? Liegt diese Möglichkeit für Sie überhaupt im Bereich des Denkbaren?

           

          Schweden z. B. gilt als Land, das sich seit den 80er Jahren vorbildlich um eine systematische Integration von Flüchtlingen bemüht, beginnend mit der Ankunft im Land.

           

          Meines Wissens gibt es eine neuere, staatlich beauftragte Studie, die nachweist, dass sich die immer wieder behauptete positive Bilanz der Flüchtlingsaufnahme für Schweden dennoch auch nach Jahrzehnten nicht ergibt. (Leider finde ich diese Studie nicht mehr, kenne auch ihren schwedischen Titel nicht - irgendetwas mit "Schweden" und "Mutter". Ich meine, der Teilnehmer "Urmel" - auch in diesem Thread vertreten - hatte vor über einem Jahr auf die Studie hingewiesen).

        • @Chaosarah:

          Teil 2

           

          Ihr Paternalismus zeigt sich m. E. auch darin, dass Sie von vornherein annehmen, das Flüchtlinge / Immigranten grundsätzlich mit einer Integrationsabsicht nach Europa kommen; und dass die „eingeborene“ Bevölkerung ebenfalls prinzipiell integrationswillig ist.

           

          Auch wenn das für einige/viele/fast alle tatsächlich zutrifft (wie hoch der jeweilige Anteil ist, weiß ich nicht) - für die a-priori-Annahme, dass von Integrationsbereitschaft grundsätzlich auszugehen ist, gibt es meiner Meinung nach keinen stichhaltigen Grund.

           

          Ihre Behauptungen basieren aber auf dieser Annahme. Die schwedischen Ergebnisse sprechen wiederum eher dagegen, dass diese Annahme berechtigt ist. Was, wenn sie falsch ist?

           

          Rechte Wähler gehen davon aus. Wie wollen Sie denen linke Antworten „wählbarer“ vermitteln als die dänische Linke, wenn Sie nicht einmal merken, dass schon Ihre Voraussetzungen von denen der Rechten abweichen?

          • @Marzipan:

            Was ich vor allem sage ist das linke Politik sozial sein muss.

             

            Wenn Sie linke Politik nicht für tragbar halten weil Sie auf Leute herreinfallen die ihnen Märchen vom bösen Einwanderer erzählen dann wählen Sie eben dementsprechend. Vielleicht haben Sie ja recht.

             

            Nur sollte die linke Politik sich deshalb nicht selbst aufgeben nur weil Sie als Wähler linke Werte aufgeben. Sie sollte weiterhin als Alternative vorhanden sein sonst enden wir alternativlos im rechten Sumpf

            • @Chaosarah:

              "Was ich vor allem sage ist das linke Politik sozial sein muss."

               

              Nein - soweit ich Ihre Beiträge gelesen habe, hatten Sie bisher vor allem gesagt, dass linke Politik den Wählern einfach schlecht vermittelt wird.

               

              Was meinen Sie mit "Märchen vom bösen Einwanderer"? In meinen Augen verrutscht die Perspektive eher ins märchenhafte, wenn man in schwarz-weiß-Begriffen wie "guter Einwanderer" / "böser Einwanderer" denkt.

               

              Ich betrachte Einwanderer als Menschen mit Interessenlagen und etwa soviel oder so wenig ethischen Grundsätzen wie europäische Eingeborene - nur dass die jeweiligen Ethiken zwar Schnittmengen haben, aber nicht deckungsgleich sind. Das gilt auch für die Interessen.

               

              "Nur sollte die linke Politik sich deshalb nicht selbst aufgeben nur weil Sie als Wähler linke Werte aufgeben."

               

              Woraus schließen Sie das? Tatsächlich gebe ich lediglich zu Bedenken, dass linke Konzepte zum Teil auf falschen Voraussetzungen beruhen KÖNNTEN. Das tue ich, weil Ihnen diese Möglichkeit offenbar gar nicht in den Sinn kommt. Und ich unterfüttere das mit dem Hinweis auf die erwähnte Studie. Studie - möglicherweise fehlerhaft, aber nicht: Märchen.

               

              "Sie sollte weiterhin als Alternative vorhanden sein sonst enden wir alternativlos im rechten Sumpf"

               

              Mindestens dem ersten Halbsatz widerspreche ich gar nicht. Aber wenn man dem zweiten folgt, dann müsste DK Ihrer Meinung nach den rechten Sumpf verkörpern, nachdem linke und rechte Parteien sich dort angenähert haben. Sehen Sie das so?

               

              Für heute jedenfalls muss ich mich aber nun aus der Diskussion verabschieden.

              • @Marzipan:

                Für mich hört sich dass so an als fänden Sie die Politik von AfD, CSU und CDU wählbarer als das linke Politikspektrum.

                 

                Das dürfen Sie gerne, nur verlangen Sie doch bitte nicht den rechtsschwenk der wenigen linken Politikposten nur damit Sie sich nicht ihre politische Richtung nicht eingestehen müssen.

                Wenn Sie sich bei konservativen Handeln in der Flüchtlingskrise besser aufgehoben fühlen und die Flüchtlingskrise für Sie das wahlbestimmende Thema ist dann sind SIE eben bei der linken Politik falsch.

                 

                Das heisst nicht dass die linke Politik sich anpassen muss nur weil Sie sich für links halten wollen.

                • @Chaosarah:

                  Leider komme ich erst jetzt dazu, Ihnen zu antworten - und gleichzeitig stelle ich fest, dass alle Ihre bisherigen Reaktionen auf meine Beiträge nicht einmal ansatzweise den Versuch enthalten, auf meine Fragen und Überlegungen einzugehen.

                   

                  Sie scheinen nicht einmal zu merken, dass Sie lediglich Unterstellungen hinsichtlich meiner politischen Präferenzen (die Sie praktischerweise mit Ihrem "Gefühl" begründen) und, darauf basierend, wiederholte "Beschämungsversuche" äußern.

                   

                  Damit geben Sie nicht mehr als ein recht genaues Abbild der im Artikel beschriebenen zweifelhaften Versuche linker Reaktionen auf das Erstarken der DF in Dänemark ab.

          • @Marzipan:

            Statt "Rechte Wähler" und "Rechte" hätte ich im letzten Absatz besser "Wähler rechter Parteien" schreiben sollen.

    • @Chaosarah:

      "Es gibt aber durchaus linke Antworten für Masseneinwanderung.

      Man muss die Flüchtlinge als Menschen in die Gesellschaft aufnehmen und nicht als Balast."

       

      Im Artikel heißt es aber:

      "Insbesondere das linke Lager hat keine eigenen Antworten auf die weit verbreitete Skepsis der dänischen Wähler ... gefunden."

       

      Ihre Antworten sind genau die Antworten, die die dänischen Wähler (und offenbar nicht nur die) mit so großer Skepsis betrachten, dass sie die DF groß gemacht haben.

       

      Das sollte Ihnen klar sein, wenn Sie meinen, damit die Stimmen von Skeptikern gewinnen zu können.

      • @Marzipan:

        Ich sage dass es Antworten gibt, nicht dass diese in Dänemark wählbar präsentiert worden wären.

         

        Für mich kann es nicht linke Politik sein auf den Kurs von Nationalisten einzuschwenken, die ausser Scheinlösungen nichts zu bieten haben, nur weil einem das vermitteln von linker Politik zu schwer erscheint.

         

        Den Fehler hat die SPD in Wirtschaftsfragen begangen und schauen Sie sich an wie die Partei heute dasteht!

        • @Chaosarah:

          "Für mich kann es nicht linke Politik sein auf den Kurs von Nationalisten einzuschwenken, ... nur weil einem das vermitteln von linker Politik zu schwer erscheint.

          Den Fehler hat die SPD in Wirtschaftsfragen begangen und schauen Sie sich an wie die Partei heute dasteht!"

           

          Sie glauben allen Ernstes, dass die SPD sich zu der Partei entwickelt hat, die sie heute ist, weil ihren Politikern die Vermittlung linker Positionen einfach zu mühsam war? (????)

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    DANKE für diesen Artikel!

    Er ist übertragbar auf die Situation in der BRD.

    Dies:

    "Insbesondere das linke Lager hat keine eigenen Antworten auf die weit verbreitete Skepsis der dänischen Wähler gegenüber der EU, der multikulturellen Gesellschaft und vor allem den Folgen der Masseneinwanderung für den Wohlfahrtstaat gefunden."

     

    ist auch das Problem in Deutschland.

    Wenn rot-rot-grün Erfolg haben möchten, dann ist es wichtig die o.g. Themen ernst zu nehmen . DAS ist es nämlich, was die Menschen beschäftigt.

  • Es ist sinnvoll nach Lösungen zu suchen und Sorgen ernst zu nehmen, anstatt pauschal Xenophobie zu unterstellen. Hysterische Dichotomie und dogmatische Leugnung von Konfliktpotential ist das, was rechten Bauernfängern Zulauf beschert. Mehr vorausschauendes Denken mit Überblick ist dringend notwendig, damit Wahlen gewonnen werden.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    "Angst vor Zuwanderung"?

    Jeder Mensch sollte dort leben können/dürfen, wo er will.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Ja, WENN wir einen einheitlichen Weltstaat mit einer einheitlichen Weltregierung und einer einheitlichen Weltstaatsbürgerschaft leben WÜRDEN, ohne Länder und Nationen, DANN könnte in der Tat jeder Mensch auf der Welt leben, wo immer sie oder er will. D.h. wenn ich mal Lust habe, in China zu leben (bzw. dem Gebiet, was heute China ist), dann dürfte ich das. Und dann, nach ein paar Jahren, ziehe ich weiter, nach Japan, den USA, Südkorea, Russland - die ganze Welt wäre eine Einheit, und jeder Mensch darf überall auf der Erdkugel leben, wo immer er gerade Lust hat. Von Deutschland nach China umzuziehen, wäre dann nicht anders als von Köln nach Düsseldorf umzuziehen, oder von Hamburg nach Bremen. NUR: So ist die nun mal leider nicht, wir haben Entitäten, die sich "Nationen" nennen. Und solange nicht die Welt eine einheitliche "Einheitsnation" ist (was dann ja auch die UNO überflüssig machen würde), solange wird es Restriktionen bei Wanderungen geben müssen.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Dieser moralische Anspruch ist auf dieser Welt so gut wie norgends realisiert.

      Und wer nach Deutschland kommt erwirbt unmittelbar ein Bündel an Rechten und Pflichten welches sich in Geld verwandelt welches so gut wie immer von den bereits hier Lebenden auch aufgebracht werden muß. Diese haben darüber automatisch ein Mitbestimmungsrecht und damit hat sich Deine Forderung sofort erledigt.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Das ist auf den ersten Blick richtig, aber nur auf diesen.

      Es sollte auch beachtet werden, dass in diesen Ländern schon Menschen wohnen. Die "Ureinwohner". Sie sollte man zumindest fragen ob sie das auch möchten.

      Alle möchten nach Mallorca oder sehr viele? Das funktioniert so nicht.

      Auf der Insel ist es schon so, dass die Mallorciner sich die Häuser oder Wohnungen dort nicht mehr leisten können.

      Ist das gerecht? Ich finde nicht!

    • @81331 (Profil gelöscht):

      - wenn er seinen Lebensunterhalt und den Unterhalt seiner Familie durch eigene Arbeitsleistung und auch reale Wertschöpfung finanzieren kann!

       

      [Natürlich ist das auch bei einem großen Teil der Erbschafts-Bourgeoisie -millionäre und Milliardäre- auch nicht der Fall.]

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Sie demonstrieren sehr schön das Problem. Sie ignorieren jegliche Bedenken der Gegenseite und formulieren die immer gleichen Platitüden. Genau das, was im Artikel als unbrauchbare Strategie erklärt wird. Haben sie den überhaupt gelesen?

       

      P.S.: Darf ich eigentlich in ihrer Wohnung leben? In welches Land der Welt darf jeder Mensch ohne Visum o.ä. Aufenthaltsgenehmigung einfach so leben, arbeiten und ggfs. Sozialleistungen beantragen? Exakt. In keinem Land der Erde! Schonmal drüber nachgedacht warum?

  • Ohne mich in Details dänischer Innenpolitik auszukennen:

    99 % Zustimmung.

    Solange die etablierten Parteien die AFD zu deren Lieblingsthema (Ausländerhass) shittig finden aber genau das Thema ist, mit welchem die AFD-ler bei den Wahlen punkten wird das nix mit der Entzauberung.

    Die Wähler wollen, dass man ihnen zuhört und sie ernst nimmt (zumindest das Gefühl gibt). Genau das schafft die AFD, der FN, DF. Die etablierten schaffen genau das nicht sondern kommen mit der oberlehrerhaften "ich weiß besser was für euch gut ist, ihr Halbnazis".

    Die AFD muss Position beziehen zu allen politischen Themen.... und nicht mehr allein zu Immigrationsthemen,. Schaffen das die Politiker und Medien?

    • @Tom Farmer:

      Es ist sehr menschlich, das Bedürfnis, wahr und ernst genommen zu werden, wenn die Angst groß ist. Wird dieses Bedürfnis nicht befriedigt, ist (Auto-)Aggression häufig die Folge. Es kann nicht Ziel einer sich menschenfreundlich gebenden Linken sein, Zombies zu produzieren.

       

      Was also tun? Zunächst mal unterscheiden, denke ich. Wenn die Bürgermeister dänischer Migrationszentren sich Sorgen machen, dass ihre Kommunen die Folgen des Ausländergesetzes von 1983 nicht so abfedern können, wie sie es gern täten, ist das eine Sache. Wenn der dauerfrustrierte Altnazi-Enkel von seinem bislang völlig ausländerfreien Dorf aus die selbe Angst äußert, ist das etwas völlig anderes.

       

      Hier liegt das Problem in der Struktur, da in einer Person. Hier kann das Parlament helfen, da bloß der Psychiater. Wenn der Altnazi-Enkel trotzdem auf dem Trittbrett des Bürgermeisters mitfahren kann, dann auch deshalb, weil die Massenmedien nicht so genau hinschauen. Sie haben keine Zeit, kein Geld und jede Menge Konkurrenz. Die fette Schlagzeile ist ihnen viel lieber als das Kleingedruckte, das nicht gern jemand liest.

       

      Weil Medien aber nun einmal Meinung machen, unterscheiden auch "der Politiker" und "der Wähler" häufig nicht oder nicht ausreichend. Beide kauft dem Irren seine "Lösungsvorschläge" genau so gerne ab, wie dem Realisten. Hauptsache, mensch muss nicht selbst denken und schließlich auch noch was riskieren.

       

      Wenn auch "das linke Lager" bisher "keine eigenen Antworten [...] gefunden" hat, liegt das vor allem daran, denke ich, dass es nicht mehr genügend "Ohr an Masse" hat. Es hat seine Chance, sich in Sicherheit zu bringen, schon längst genutzt. Von da aus aber, wo es nun (halb-)panisch hockt, ist weder zu sehen, worin das Problem wirklich besteht, noch wie ihm beizukommen ist.

       

      Back to the roots – das wäre mein Vorschlag für eine Lösung des Problems. Kling schrecklich? Das mag sein. Nur: Schrecklicher geht immer noch.

    • @Tom Farmer:

      "Die Wähler wollen, dass man ihnen zuhört und sie ernst nimmt (zumindest das Gefühl gibt). Genau das schafft die AFD, der FN, DF."

       

      Richtig - wobei mindestens diejenigen, die sich selbst als "Protestwähler" der AfD sehen, es wohl gar nicht interessant finden, ob diese Partei sie ernst nimmt oder ihnen zuhört. Diese Wähler wählen die AfD nicht in erster Linie, weil sie deren Programm so überzeugend finden, sondern weil deren Stimmengewinne „die Etablierten“ (Parteien, Medien, Oberlehrer etc.), die in der Vergangenheit schlicht über sie hinwegsahen, so schön in Aufruhr bringen. Die Frage ist, wie hoch deren Anteil unter den AfD-Wählern ist.

       

      Entscheidend für die Protestwähler ist, dass sie seit langer Zeit wieder das Gefühl haben, mit ihrer Stimme so etwas wie "Wirkungsmacht" zu haben - die sich gerade im Alarmismus zeigt, mit dem auf die Erfolge der rechten Parteien reagiert wird.

       

      Je hysterischer die Verdammung, desto wahrscheinlicher reagieren gerade solche Protestwähler sogar mit einem nachdrücklichen "Jawoll, jetzt erst recht!" – dafür müssen sie noch nicht einmal an die bessere Politik rechter Parteien glauben.

       

      Das erklärt auch, warum selbst besonders krasse Verfehlungen rechter Politiker keine tiefen Einbrüche in den Umfrageergebnissen zeitigt. Überzeugte Wähler wollen sowieso nichts anderes, und Protestwähler gehen darüber hinweg – vielleicht sogar stirnrunzelnd - angesichts ihres höherwertigen Zieles: dem Schmerzensschrei derer, von denen sie sich missachtet fühlen.

       

      Jeder Versuch, diese Wähler argumentativ oder gar "oberlehrerhaft" zurückzugewinnen, ist daher nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern im Zweifel sogar kontraproduktiv.

      • @Marzipan:

        Das unterschreibe ich. Genau so sehe ich das auch. Allerdings darf man nicht glauben, das Problem wäre dadurch gelöst, dass man es jetzt totschweigt und besonders besonnen reagiert. Die AfD-Wähler sind (sorry!) nicht dumm. Die wissen natürlich genau, dass das Taktik ist. Genau wie das strategische Ignorieren der Medien der Sache. Ein AfD-Wähler vergisst nicht, dass er Bauchschmerzen in Sachen Massenmigration hat, so sehr sich das auch Medien und Politik wünschen.

        • 3G
          36855 (Profil gelöscht)
          @Beinemann:

          @Marzipan und Beinemann

          Würde dies nur ein einziges Mal genauso in den Medien

          dargestellt.

          Es gibt viele, aus dem grünen Lager, die ich kenne und die überlegen AfD zu wählen, genau aus den von Ihnen beschriebenen Gründen. Sie haben Bauchweh dabei und werden es trotzdem tun.

          Wohin ist dieses Land dank den politischen Verantwortungsträgern gekommen?

          Mir wird ganz schlecht!

    • @Tom Farmer:

      Die AfD wird zu anderen Themen Stellung beziehen. Aber ob das tatsächlich den Parteien gefällt, ist doch mehr als fraglich.

       

      Unabhängig von der Parteispitze sind in der AfD zum Teil recht lebens- und berufserfahrene Menschen in Funktion, die überhaupt nicht das (auch in dr TAZ) verbreitete Bild der quasi-NPD passen. Polizisten, Richter und Lehrer sind recht häufig vertreten. Häufiger als in anderen Parteien, wo zum Teil Funktionäre oftmals weder Beruf bzw. Berufstätigkeit erfahren haben.

       

      Die Parlamentarier von Union, SPD, Grünen und Linken werden nur kurz von ihrem Herrschaftswissen hinsichtlich der politischen Mittel profitieren.

       

      Es wäre gut, wenn auch die TAZ anfangen würden, die AfD nicht nur als Bedrohung ernst zu nehmen.

    • @Tom Farmer:

      ''Nagel auf Kopf '' würde ich sagen ! Für mich ist und bleibt die Komunikation aller Mensch untereinander, einer der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit ! Egal welcher politischer Gesinnung. Nur wer auch dem Unangenehmen die Möglichkeit gibt sich mit an den Tisch zu setzten kann auf Verständniss und Respekt zählen. Das Oberlehrerhafte der soooo klugen ''Guten '' kann sonst sehr schnell zum schuß ins eigene Knie werden ! Was dann passieren kann sehen wir gerade in den USA.

      • 3G
        36855 (Profil gelöscht)
        @Bodo Klimmek:

        Sehe ich auch so!

  • Danke für die Analyse -- hoffentlich wird sie auch von den entsprechenden Leuten gelesen und ernst genommen.

     

    Wobei man natürlich erwähnen muss, dass das vielen auch ohne Blick nach Norwegen und vor Brexit/Trump klar war. Boris Palmer und Kretschmann haben sich z.B. schon ähnlich geäußert.

     

    Bei mir selbst kann ich ähnliches beobachten. Wenn man beim Verweis auf Grautöne, dann von der "Guten" Seite direkt in die Nazi-Ecke gestellt wird, dann gewöhnt man sich irgendwann dran und akzeptiert sein los. Irgendwann ignoriert man dann Nazivorwürfe nur noch, weil man selber ja angeblich einer ist. Populismusvorwürfe ebenso, weil plumper Moralismus ja auch nicht besser ist etc.

     

    Mittlerweile hoffe ich fast, dass die AfD genug Stimmen bekommt bei der nächsten BTW, damit der Schock einige Menschen aufrüttelt. Auch wenn das politisch eigentlich überhaupt nicht meine Ecke ist.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @Yoven:

      So denken immer mehr. Ihre Argumente höre ich auch im Freundes- und Bekanntenkreis.