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Debatte Bewahrung von KulturenVermischt euch!

Kommentar von Michael Kraske

Die Sehnsucht nach „unverfälschter Kultur“ ist über politische Lager und soziale Milieus hinweg beliebt. Das ist aber ein gefährlicher Irrglaube.

Authentische Kultur, aber ist sie bayerisch? Oder deutsch? Oder europäisch? Bild: dpa

A ndalusien, Serrano-Schinken über dem Tresen, ausgestorbene Straßen zur Siesta – von so was wird auf Partys gern mal geschwärmt. Abends in Hinterhöfen dann Flamenco. Der Flamenco mit Seele, versteht sich, nicht der für Touristen. So toll, so ursprünglich, so echt. Eine gewachsene Kultur, ganz unverdorben von der Gleichmacherei durch McDonald’s und Starbucks.

Immer wieder hört man auf Familienfeiern oder Partys solche Geschichten. Sie spielen mal in der Toskana, mal in der Provence, mal anderswo. Kultur-Nostalgie ist über politische Lager und soziale Milieus hinweg en vogue. Doch die Sehnsucht nach unverfälschter Kultur, die sich hinter dem schwärmerischen Palaver verbirgt, ist ein gefährlicher Irrglaube. In letzter Konsequenz legitimiert das Beharren auf kollektive Verschiedenheit nämlich Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu ethnischen Säuberungen und Völkermord. Ethnopluralismus ist nur auf den ersten Blick ein tolerantes, friedliches Konzept. Vielmehr ist es die gefährlichste intellektuelle Waffe der Neuen Rechten. Kulturen sind nicht per se schützenswert!

Seit Ende der 70er Jahre haben Autoren wie Alain de Benoist, Henning Eichberg und Pierre Krebs die rechte Ideologie grundlegend umgemodelt, indem sie auf die Abwertung vermeintlich minderwertiger Rassen verzichteten. Den belasteten Begriff der „Rasse“ ersetzten die Vordenker der Neuen Rechten durch „Ethnie“ und „Kultur“.

Michael Kraske

, 42, Journalist und Autor aus Leipzig. „Und morgen das ganze Land – Neue Nazis, befreite Zonen und die tägliche Angst“ heißt ein Buch von ihm.

Krebs forderte ein „Recht auf Verschiedenheit“ für alle Kulturen. Er wünschte sich eine „heterogene Welt homogener Völker, nicht umgekehrt“. Dieser Slogan des Ethnopluralismus spricht auch vielen antiimperialistischen Linken aus der Seele. Statt „american way of life“ und „Meltingpot“ soll das Ursprüngliche einer Kultur erhalten bleiben, selbst wenn jene, die von einer bestimmten Kultur sozialisiert sind, nicht mehr dort leben, wo die Kultur herkunftsbezogen verortet ist. So gedacht, fußt auch Multikulturalismus auf der Vorstellung bewahrenswerter Unterschiede kultureller Gruppen.

Deutsche wie ein Indianerstamm

Für Benoist schließt dieses Recht auf Verschiedenheit zwangsläufig auch „die Verpflichtung mit ein, dieses Recht auszuüben“. Mit anderen Worten: Unter allen Umständen muss verhindert werden, dass sich Kulturen vermischen. Das würde sie erst überfremden, dann vernichten.

Um die dämonisierte Vermischung zu verhindern, müssen Menschen – so der Schluss der Rechten – aus anderen Kulturkreisen ferngehalten werden. Eichberg hat folgerichtig ein „Kulturkonzept Deutschland den Deutschen“ propagiert. Denn natürlich muss Deutschen das gleiche Recht auf eigene Kultur zustehen wie einem bedrohten Indianerstamm. Die Brisanz des vermeintlich toleranten Modells einer Kulturenvielfalt ist evident: Im Ethnopluralismus ist der Ausländer nur so lange wertgeschätzt, wie er im Ausland bleibt.

Ethnopluralistische Botschaften sind allgegenwärtig. Die NPD verbrämt seit Jahren ihre Ausländerfeindlichkeit mit dem Recht auf kulturelle Verschiedenheit. Aber auch viele, die in Talkshows oder Foren für eine multikulturelle Vielfalt werben, beziehen sich implizit auf kulturelle Gruppenzugehörigkeit, wie sie Charles Taylor in seinem Essay „Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung“ begründet hat. Taylor ging es um die Wertschätzung und rechtliche Absicherung kulturell-ethnischer Gruppen. Dieses Modell des Multikulturalismus ist bei genauerem Hinsehen eine Art Ethnopluralismus im Miniaturformat.

taz.am wochenende

Drohnen sind böse und töten auf Knopfdruck. Aber so ein Flugroboter kann auch gut und nützlich sein. In der taz.am wochenende vom 13./14. September 2014 lesen Sie, wie wir die Drohne lieben lernen. Außerdem: Ein Jahr nach Marcel Reich-Ranickis Tod spricht sein Sohn über den schweigsamen Vater und letzte Fragen am Sterbebett. Und: Kommende Woche stimmen die Schotten über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich ab. Unser Korrespondent hat das Land bereist, das zwischen "Yes" und "No" schwankt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Der Diskurs über gesellschaftliche Vielfalt kreist heute zwar stärker um Diversität, die jedem zugesteht, mit unterschiedlichen kulturellen Codes zu leben. Gleichwohl lebt das Ideal von „Multikulti“ weiter. Gegen Leitkultur oder Sarrazin wurde gern mit einem Bekenntnis zur multikulturellen Gesellschaft argumentiert. Der Philosoph Wolfgang Welsch erkennt im Multikulturalismus „bei allen guten Intentionen die Unterstellung einer kugelartigen Verfassung der Kulturen“. Wer in der Kugel gefangen ist, muss mitmachen – ob er will oder nicht.

Falsche Rücksicht

Allzu viel Verständnis für kulturelle Unterschiede kann fatale Folgen haben. Mitarbeiterinnen der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes haben schon vor Jahren falsche Rücksichtnahme der Behörden bei Fällen von Zwangsheirat und häuslicher Gewalt etwa unter türkischstämmigen Migranten beklagt. Und immer wieder haben Richter „Ehrenmördern“ ihre kulturelle Prägung zugute gehalten. Im März sagte ein Richter in Wiesbaden, ein Deutschafghane, der seine schwangere Exfreundin erstochen hatte, habe sich „aufgrund seiner kulturellen und religiösen Herkunft in einer Zwangslage befunden“.

Am Ende läuft es auf die simple Frage hinaus, was mehr zählt: Kultur oder Mensch. Kollektiv oder Individuum. Wer Kulturen über alles stellt, entmündigt den Einzelnen. Zwangsverheiratete türkischstämmige Mädchen müssten demnach die Familienehre achten, ohne Recht auf ein Glück abseits dieses archaischen Ehrbegriffs. Es macht einen fundamentalen Unterschied, ob man sich frei zu einer Kultur bekennt oder dazu genötigt wird. Das eine ist Selbstbestimmungsrecht. Das andere Freiheitsentzug.

So charmant eine Welt verschiedener Kulturen erscheint, so wenig überzeugend kann der Ethnopluralismus sie herleiten. Denn welchem Kollektiv zu huldigen ist, bleibt willkürlich. Ist die fränkische Kultur schützenswert? Oder die bayerische? Die deutsche? Gar die europäische oder doch die der westlichen Welt? Für jede dieser „Kulturen“ lässt sich ein organisches Wachstum behaupten, dessen Status quo bewahrt werden muss.

Nichts ist in Stein gemeißelt

Heißt das nun im Umkehrschluss, Kulturen seien wertlos? Natürlich sind einzelne Kulturgüter schützenswert. Doch schon beim Schutz der Sprache muss man genau unterscheiden. Wenn Kurden in der Türkei den offiziellen Gebrauch ihrer Muttersprache einfordern, berufen sie sich auf ein Menschenrecht. Wenn aber in Frankreich ein Gesetz zum Schutz der französischen Sprache erlassen wird, das Fremdwörter aus dem öffentlichen Gebrauch verbannen will, greift das in absurder Weise in individuelle Freiheitsrechte ein. Sprachen sind ein gutes Beispiel dafür, dass Kulturen nicht in Stein gemeißelt sind, sondern sich entwickeln. Natürlich heißt es T-Shirt und nicht „T-Hemd“. Das sagen nur Sympathisanten der NPD.

Trotz seiner Widersprüche ist Ethnopluralismus europaweit ein populäres politisches Programm. Wenn etwa schottische Nationalisten die Unabhängigkeit anstreben, können sie sicher sein, viele Europäer auf ihrer Seite zu haben. Klein gegen groß. Selbst- gegen fremdbestimmt. Befreiungsnationalismus wird von links bis rechts als legitim angesehen.

Vergessen wird häufig, dass es diesen Bewegungen oft in erster Linie nicht um demokratische Selbstbestimmung, sondern um Nationalismus geht. Von friedlicher Staatsgründung bis zum Massenmord – unter dem Banner des Befreiungsnationalismus ist alles möglich. Im zerfallenden Jugoslawien endete der kollektive Wahn einer Sehnsucht nach ethnischer und kultureller Reinheit für Tausende in Massengräbern. Lange hatten serbische, kroatische und bosnisch-muslimische „Ethnien“ friedlich zusammengelebt. Bevor im Namen der jeweiligen Kultur vertrieben, vergewaltigt und gemordet wurde. Die „ethnischen Säuberungen“ zeigen drastisch, was passiert, wenn nur noch Kulturen und Völker zählen und nicht mehr der Mensch.

Menschen sind wichtiger als Kulturen. Wer will, soll Traditionen pflegen. Wer das nicht will, hat jedes Recht, es zu lassen. Wir brauchen auch keine Leitkultur. Wir haben Gesetze. Kulturelle Reinheit ist ohnehin eine Illusion. Auch das geliebte, unverdorbene Andalusien ist ein wildes Mosaik. Überall haben die Mauren ihre Spuren hinterlassen. In Granada die Alhambra, in Sevilla die Giralda. Menschen vermischen und verändern sich. Kulturen auch.

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49 Kommentare

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  • Man mag bedauern, dass es die festlandkeltischen Sprachen nicht mehr gibt, weil sie infolge der römischen Expansionspolitik durch das Vulgärlateinische verdrängt wurden. Dafür freut man sich heute über die Vielfalt an romanischen Sprachen, die sich in jenen Gebieten aus dem Vulgärlateinischen entwickelt haben. "Menschen vermischen und verändern sich. Kulturen auch." - schreibt unter Verweis auf einen anderen historischen Vorgang der Autor dieses Artikels. Aber heute ist die Lage eine andere, Mobilität und Massenmedien verhindern die Neuausbildung von Vielfalt. Wenn heute die verschiedenen Dialekte der Dänischen, Friesischen und Plattdeutschen Sprache in Norddeutschland durch das Hochdeutsche an den Rand des Aussterbens gedrängt werden, entwickelt sich dort keine neue Vielfalt oberländisch-deutscher Dialekte. Ein einheitliches Fast-Schriftdeutsch, dass im Akzent (näseln), Satzbau ("Da halte ich nichts von") und Vokabular ("schnacken") nur noch wenige Überreste der vormaligen regionalen Einzigartigkeit aufweist, breitet sich als Umgangssprache geradezu seuchenhaft aus. Dieses "Noorddeutsche Hochdeutsch" infiziert mittlerweile sogar schon Süddeutschland. Heute müssen wir jeden Bestandteil unserer kulturellen Vielfalt schützen, sonst wird sie zugrunde gehen. Uns Vertretern dieser Ansicht die Verachtung anderer Kulturen vorzuwerfen, ist schlichtweg dumm. Ich persönlich kann mit kulturell völlig anders verwurzelten Menschen besser umgehen als mit den entseelten Einheitsspießern, deren Kulturersatz der Kapitalismus ist. Für den ist es vielleicht nutzvoll, wenn die Ressource Mensch endlich weltweit genormt ist.

  • ich hoffe mal, dieser beitrag wird durchgelassen.

     

    "Menschen sind wichtiger als Kulturen. Wer will, soll Traditionen pflegen. Wer das nicht will, hat jedes Recht, es zu lassen. Wir brauchen auch keine Leitkultur. Wir haben Gesetze"

     

    Der Fall Rotherham in England, wo 1400 Mädchen, die jüngste elfjährig, von 5 pakistanischen Männern vergewaltigt wurden, beweist doch das Gegenteil! In einer Reportage sagte ein pakistanischer Taxifahrer dass die sich das bei pakistanischen Mädchen niemals getraut hätten. Warum aber haben sie es sich nur bei weissen Mädchen getraut? Weil sie Angst hatten, dass die Eltern pakistanischer Mädchen nicht auf den rechtsstaatlichen Weg der juristischen Sanktionierung gesetzt hätten, sondern auf andere Weise Rache nehmen würden? Diese Männer sind in UK aufgewachsen und trotzdem waren sie scheinbar der Überzeugung, dass Mädchen, die nicht islamisch gekleidet sind, Freiwild sind. Warum bloß, wenn Kulturen nicht zählen?

    • @Sven Strohbach:

      der letzte war wohl gegen den Irak und auch jetzt ist wieder einer voll im Gange, oder??

    • @Sven Strohbach:

      erst mal waren es mindestens 58Kinderschänder, zweitens sollte man hier nicht unbedingt, auf die Herkunft der Täter weisen, wenn sie auch wichtig ist, wenn ein hochangesehener Kinderstar jahrzehntelang Kindermissbrauch betreiben darf. ( von der Odenwaldschule mal ganz zuschweigen, wenn in allen Gesellschaftschichten Stillschweigen und Unterdrückung diese Skandale herrscht, darf man sich nicht wundern, man muss nicht auf die Moslems weisen, in chrstlichen Instituten ist das auch nix anderes, vielleicht hat sich alles , bei uns, ein bischen gebessert, aber verfolgen Sie mal die Urteile über Kinderliebhaber, jeder Taschendieb wird härter bestraft !

    • @Sven Strohbach:

      Gerade da liegt gewissermaßen das Problem: Die Kultur wird als Sündenbock für inidviduelles Fehlverhalten genutzt.

      Statt einer begrüßenswerten Durchmischung der Kulturen beruft man sich immer noch darauf, einer bestimmten Kultur anzugehören, in der "das aber erlaubt ist".

      Auch auf der Gegenseite sagt man nur, es handle sich eben um "böse Pakistanis", deren Kultur solche Verbrechen fördere.

      Das ist ein bedauerlicher Status Quo des Ethnopluralismus, aber kein Argument gegen eine vernünftige, menschenrechtliche, beidseitige Integration.

  • Es ärgert mich immer wieder wenn interessante Gedanken durch Fehlinformationen (ob bewusst oder unbewusst) begleitet werden und so die Lust darauf, sich mit ihnen zu beschäftigen, dämpfen. Denn zum Thema "Ehrenmorde" und deren Bestrafung sind die Fakten klar - sie werden nicht milder bestraft.

     

    Im konkreten Fall: Ein Gericht fast nun einmal in seiner Urteilsbegründung das Verfahren zusammen und begründet dabei sein Urteil. Und im oben genanntem Fall findet es eben Berücksichtigung, dass bei dem Angeklagten ob seines kulturellen Umfelds und Jugend mildernde Umstände geltend gemacht werden können. Das heißt ja nicht, dass es daher nicht zu verurteilen ist! Aber glücklicherweise Leben wir in einem Rechtsstaat mit humanistischen Grundsätzen, die nicht einfach auf den 'Rachegelüsten' der zum Beispiel auch gerne AfD-wählenden Bevölkerung basiert. Die Ignoranz gegenüber der zivilisatorisch genialen Errungenschaft eines Rechtssystem, das weniger brachial als das US-Rechtssystem (welches hier in manchen Artikeln zu recht oftmals kritisiert wird), lässt mich immer wieder erstaunen und ich wende mich angewidert von meinen achso humanistischen Mitmenschen ab. Einfach nur traurig...

    • @Alhago:

      es gibt keinen EHRENmord, sondern Mord ist Mord-so einfach seh ich das, ob aus Habgier oder Überzeugung, und wenn man die Hinrichtungen der Geiseln verfolgt-in den Augen der Täter sind es Morde aus Überzeugung, für die anderen sind es einfach abscheuliche Verbrechen!

  • wie sieht denn Multikulti im grauen Alttag aus? nehmen wir einfach mal ein Klassenfest, unterschiedlich Nationalitäten, unterschichtliche Religionen und nicht nur das unterschiedliche Grüppchen und Clans, die deutschen rotten sich nach ihren, wie soll ich sagen, Mütterclans zusammen, oder auch Bekanntenkreis, selbst als Deutscher/ hat man keine Chance in so einen Clan "einzubrechen " also anstatt mal zusammen zu feiern, sitzt jedes Grüppchen in einer anderen Ecke, und igelt sich ein, dazu kommen natürlcih noch die Standesdünkel- da der Akademiker-da der Arbeiter, da gibts max ein Hallo, auch diejenigen, dei soviel von Multikulti reden, sind im Prinzp nicht anders, man diskuttiert , aber bleibt lieber unter sich!

  • Sie haben vergessen zu erwähnen, dass in der Vergangenheit eine der erfolgreichsten und gefährlichsten Waffen zur Eroberung eines neuen Gebietes für diese Religion, die Demographie war.

     

    Die gezielt wesentlich höhere Geburtenrate der Anhänger dieses Religion führte oft friedlich zu gewissen Mehrheiten, die dann in einem letzten Schritt gewaltsam die komplette Islamisierung erzwang.

  • Wir sollten uns von den "Neuen" Rechten nicht die Worte im Mund herumdrehen lassen. Ständig sind wir auf dem Rückzug, ständig klauen die uns Worte, Zahlen und Symbole. 88, 18, 24 usw. darf nicht auf Waschpulverkartons, Swastika ist kein Glücksbringer mehr , und wenn ich "Buchenwald" höre denke ich schon lange nicht mehr an einen Wald mit Buchen.

    Ebe langt's!Multikulti lass ich mir nicht auch noch mies machen. Der Begriff Multikulti betont die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die das friedliche, tolerante Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen R(h)ein- und Misch-Kulturen haben kann (könnte). Multikulti find ich gut. Trotz alledem.

    • @wiehra:

      Multikulti und die harte Wirklichkeit, fängt schon in den Schulen an, letztes Jahr stürmte bei uns eine Gruppe Schüler, während der Unterrichtszeit eine andere Klassen und fing eine Schlägerei an, ein Mitglied dieser Gruppe fühlte sich beleidigt, auf einem Schulhof, ein Junge rempelte, unabsichtlich einen anderen JUngen, ich las mal jetzt dei Nationalitäten weg, an sofort war ein Freund des Angerempelten zur STelle und hob die Faust, als ich dann sagte : Hallo, der Junge hat das nicht absichtlcih gemacht und sich entschuldigt, war die Sache erledigt, also, nicht immer in Multikreisen feiern, sondern das tolerante Zusammenleben in allen Belangen im Auge behalten!

  • Neben den von mir unten kritisierten Zwangsheiratsaspekt des Beitrags ist auffallend das ein zusammenhangloses Sammelsirium von Argumenten aufeinander treffen.

    Zunächst wird das aktuelle Who-is- who der Neofaschisten aufgezählt und ihre Sicht der Dinge.

     

    Auf diesem Fundament baut sich dann seine Kulturkritik auf "vermischt euch".

     

    Man sagt doch "lass dich nie auf das Niveau eines primitiven Menschen herab, weil du in seinem "Haus" keine. Chance gegen ihn hast". Die Kritik sollte nicht auf den Argumenten der Neorechten aufgebaut werden so ist man eh von vornherein zum Scheitern verurteilt.

     

    Ich kritisiere doch nicht etwas aus der Intention dummen Menschen zu widersprechen. Die Kulturdebatte sollte losgelöst von der Nazisicht angegangen werden, dann könnten die Argumente des Autors eher Sinn machen

  • @Dhimitry: Ja, Jugoslawien war ein Bundesstaat.

    @Anamolie: Ich denke, der Zerfall Jugoslawiens hatte nichts mit der EU zu tun. Auch nicht mit dem Bedürfnis nach "ethnischer Reinheit". Serbisch, kroatisch & bosnisch weisen nur dialektale Unterschiede (Plattdeutsch - Bayrisch, ist vielleicht sogar größer, der Unterschied) auf. Slowenisch ist ein bisschen anders. Dann sind da unterschiedliche Religionen, wobei zB der Islam in Bosnien teilweise ebenso "laizistisch" gehandhabt wird, wie der Protestantismus in Berlin. Und nicht alle Albaner sind Moslems. Einige sind auch Christen. Ein großes Problem war der Tod Titos 1980, der eben die charismatische "Führungspersönlichkeit" war (ja, man kann das kritisieren!), die den Bundesstaat zusammen und blockfrei gehalten hat. Tito war Kroate, aber auch der Held vieler Serben. Ein noch größeres Problem war das erhebliche ökonomische Gefälle zwischen zB Slowenien & Bosnien, dem Sandzak oder dem Kosovo. Es gibt sicherlich noch unendlich viele Faktoren mehr, die das Erstarken von Regionalnazionalisten begünstigt und diesen grausamen Krieg, in dem letztendlich alle Verlierer waren, der nun aber nicht mer rückgängig zu machen ist, ausgelöst haben. Heute kann es keine Bundesrepublik Jugoslawien mehr geben. Zu tief sitzen die Wunden auf allen Seiten, aber wir erinnern uns sicher noch alle, wie aus "jugoslawischen" "koratische" Restaurants geworden sind. Soviel zum Thema "Identität" und "Jugoslawien"....

  • "Wenn etwa schottische Nationalisten die Unabhängigkeit anstreben, können sie sicher sein, viele Europäer auf ihrer Seite zu haben."

     

    Die schottischen "Nationalisten" sind vorrangig Sozialisten, die im Falle der Unabhängigkeit MEHR, nicht weniger Einwanderung wollen. Dass der Autor das nicht weiß, sagt auch schon alles dazu, wie ernst man diesen Artikel nehmen muss: Gar nicht.

  • Tja, das würde ich auch gerne all den Familien zurufen, die darauf bestehen, dass ihre Kinder nur Menschen gleicher Herkunft heiraten, die Angst haben ihre Söhne und Töchter wären nicht mehr türkisch, arabisch, muslimisch u.ä. genug, die es nicht gerne sehen, wenn ihre Kiner deutsche Freunde mit nach Hause bringen.

  • Die Leute haben immer das Gefühl, ihre Kultur wäre ja so althergebracht und traditionell, ursprünglich und sonstwas (oder sollte es sein), dabei ist "Kultur" ständig im Wandel, und unter anderem durch Vermischung entwickelt sie sich weiter. In unserer Sprache steckt viel Latein, in unseren Zahlen viel arabisches. Wir denken, Kaffee und Kuchen sei Teil einer Kultur, oder Tomaten, Computer, und was weiss ich. Von wegen.

     

    Einige Traditionen mögen älter sein als andere, aber auch die sind irgendwann mal als neumodischer Krempel aufgekommen, und können genausogut wie anderes als überholt wieder abgelegt werden. Zum glück.

  • „Menschen sind wichtiger als Kulturen“. Dieser Satz ist ebenso sinnvoll wie „Menschen sind wichtiger als Gesetze“ oder als Verfassungen oder als Demokratie usw. Als ob Zivilisation und Kultur nicht dasselbe wären und „die Menschen“ als „Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“ anders als in kulturell-zivilisatorischen Zusammenhängen leben könnten. Der Sinn dieses Unsinns erweist sich dann in der implizite Behauptung, jeder Bezug auf eine kulturelle Identität münde unvermeidlich in Nationalismus, um dann zum Kern der Botschaft zu kommen: „Von friedlicher Staatsgründung bis zum Massenmord - unter dem Banner des Befreiungsnationalismus ist alles möglich.“ Wer nun glaubt, hierbei sei an das banderistische „Asow“-Bataillon gedacht, das unter der Rune der SS-Division „Das Reich“ und im Namen eines ethnisch-reinen ukrainischen Nationalismus seit Monaten in der Ostukraine seine Blutspur hinterläßt, sieht sich getäuscht. Nein, ausgerechnet der von der deutschen Außenpolitik kräftig gesponserte Nationalitäten-Chauvinismus in dem dadurch zu Fall gebrachten Jugoslawien dient als Beleg, fairerweise dabei zwischen seinen konkurrirenden Erscheinusgformen keinen Unterschied machend. Nun unterscheidet zwar die Nationalismus-Forschung zwischen verschiedenen „Nationalismen“, etwa zwischen „Nationalismus der Beherrschung, der Befreiung, der Bewahrung und der Forderung“ (Denis Monière). Aber für Kraske ist nur „unter dem Banner des Befreiungsnationalismus alles möglich“, nicht jedoch unter dem der jeweiligen anderen Spielarten, etwa der teutonischen der Eroberung und Beherrschung von 1914.

     

    Der Artikel kommt wie bestellt vor den Sezessions-Referenden in Schottland und Katalonien und suggeriert: Auch dies sind „Befreiungsnationalismen“, unter deren Banner „alles möglich ist - bis zum Massenmord“. Nicht weniger!

  • Kulturelle Prägung ist umfassender als irgendwelche Traditiönchen und folkloristischen Eigenheiten, sprich Klamotten, Nationalgerichte und Sprachen, die allesamt einem ständigen Wandel unterworfen sind. (@ Finn Akzenten: Das unabhängig davon ob man in Berlin wohnt und am liebsten bei MC D futtert oder aus einer skandinavischen Provinz stammt.) Alles was jeder fühlt, denkt und tut ist unentrinnbar bestimmten, zeitlich und räumlich begrenzten Prägungen unterworfen. Das bezeichnet der Begriff Kultur.

     

    Der Autor hat natürlich völlig recht, wenn er meint, dass unterschiedliche kulturelle Prägungen keinen beliebigen Werterelativismus begründen können. Darauf lässt sich nunmal keine verbindliche Gesellschaftsordnung aufbauen, die bei uns, zu unser aller Glück, Vorstellungen wie Menschenrechte, demokratische Mitbestimmung etc. festschreibt.

     

    Allerdings ist die Sehnsucht nach, und Verklärung von, als authentischer wahrgenommenen Lifestyles anderswo weder neu noch besonders besorgniserregend. Die gibt’s nämlich schon seit Jahrtausenden, bei den alten Griechen, den Römern, Rousseau, den Hippies der 70er usf. Nach meiner Wahrnehmung fand und findet man solche Sehnsüchte eher bei weltoffenen und liberalen Geistern als bei den Konservativen, die alles Fremde erstmal Scheiße finden.

     

    Man sollte daher diesen Trick mit dem „Ethnopluralismus“ der neurechten Faschos nicht allzu schwer nehmen (und denen schon gar nicht die Deutungshoheit überlassen). Das geht vorüber; ein 4. Reich ist momentan in Deutschland überhaupt nicht in Sichtweite. Und es gibt nun wirklich keinen Grund aus Angst vor den Nazis eine möglichst weitreichende Kulturvermischung zu fordern. Das wäre genauso schade wie aussichtslos, da sich Kultur beständig neu ausdifferenziert bis zum jüngsten Tag.

  • Guter Kommentar. Danke.

     

    "Am Ende läuft es auf die simple Frage hinaus, was mehr zählt: Kultur oder Mensch. Kollektiv oder Individuum."

     

    Selbstverständlich der MENSCH.

    Selbstverständlich das INDIVIDUUM.

     

    Warum nicht das Menschsein kultivieren? Die Menschlichkeit? Warum nicht die Freiheit des Individuums? Vermutlich ist das der Knackpunkt. Mit individueller Freiheit geht individuelle Verantwortung einher. Mit Verantwortung Schuld. Da wählt das unentwickelte Individuum Träger der Verantwortung und damit Träger der Schuld und verschenkt so seine Freiheit.

     

    Mit Ekel nehme ich rechte Gruppen, Parteien und Medien zur Kenntnis, die sehr häufig den Begriff der Freiheit im Namen tragen. Unter Freiheit begreifen diese ihre Freiheit auf Kosten der Freiheit anderer; die Freiheit der Mehrheit auf Kosten der Freiheit einer Minderheit.

     

    Obendrein sind sie es, die den Kulturtod, den sie fürchten, herbeiführen durch den Kulturstillstand, den sie anstreben. Denn lebendig ist nur, was sich wandelt. "Kulturbewahrer" und "Kulturkrieger" sind nichts als Kulturzombies, lebende Tote, die das Leben anderer verzehren, um einen toten Leib zu erhalten, der nichts Neues, kein Leben, nichts hervorzubringen im Stande ist, außer psychotisches Wiederholen von Ritualen und Traditionen, von Konflikten und Kriegen.

    • @Regenwetter:

      Letztendlich kann man in Bezug auf die Existenzsicherung ( das Überleben) des einzelnen Menschen sagen, dass Kultur, Religion, Etnie, Nation in höchster Instanz und missbräuchlichem Sinne des Menschen letztes Faustpfand sind.

      Insofern lässt sich diese Frage nach der Wichtigkeit von Individuum und Kultur gar nicht stellen, weil letztere im existenziellen Sinne als essentielles Mittel erst entstanden ist, so als ob der Mensch ahnt, das eine gesellschafttl. Moral sich wandelt oder verloren geht, aber die traditionellen Begriffe, wie Nation, Etnie, Religion eine gewisse existenzsichernde Stabiltät für deren Anhänger über die Zeiten bewahrt hat.

      Man traut dem Humanismus einfach nicht über den Weg, wohl aber der alten Stammeskultur.

    • @Regenwetter:

      Nimmst du auch "mit Ekel" Menschen wahr, welche es als ihre persönliche Freiheit empfinden, die Kultur in der Sie aufgewachsen sind, weiter zu pflegen, zu leben und zu lieben? Sind das die "Kulturbewahrer" von denen du sprichst? Was bedeutet dies für Indigene Völker, welche seit Generationen im gleichen kulturellen Umfeld leben. Sind das die "Kulturzombies" von denen du sprichst? Und wenn nicht, warum soll dann nicht ein Baske, ein Libanese oder ein Bayer das Recht haben zu sagen, diese über Jahrzente gewachsene kulturelle Identität ist etwas wunderbares und dies möchte ich mir erhalten (vorausgesetzt ich Schade damit keinem anderen). Warum muss sich Kultur zwingend verändern? Und woher nehmen sich Menschen wie du das Recht heraus, dies zu propagieren? Wie kannst du Menschen ihre kulturelle Identität absprechen, Sie als "Kulturzombies" bezeichnen nur weile diese kein Interesse haben sich einer globalisierten, immer schneller werdenden Weltordnung zu unterwerfen? Woher nimmst du dir das Recht Völkern auf der ganzen Welt einen von oben verordneten "Wandel" vorzuschreieben? Gegenüber Menschen in der dritten Welt, für die diese kulturelle Identität zentraler Bestandteil ihres Lebens ist, ist solch eine Einstellung nicht nur Igorant sondern auch gefährlich. Eine ähnliche Geisteshaltung findet sich übrigens in der Menschheitsgeschichte des Neo-Kolonialismus wieder. Und das Recht auf "Rückständigkeit" wie es Menschen wie du bezeichnen würden, gilt für das Dorf in Ostafrika, die Gemeinschaft im Libanon ebenso wie für die bayrische Kleinstadt. Sorry wenn hier kein perfekte deutsch steht, aber ich komme urspünglisch aus einem sehr schönen schwedischen "zurückgebliebenen" Dorf voller "Kulturzombies". hej då! Finn

      • @Finn Akzenten:

        Tja, es ist nunmal ein historischer Fakt dass sich Kulturen ändern, und zwar laufend. Ob durch inneren Wandel (z.B. die Reformation) oder externe Einflüsse (z.B. durch Krieg), ob durch Ereignisse oder neue Erkenntnisse (Erfindungen etc.).

        Das was heute so gern als "Kultur" beschrieben wird, ist ein Sammelsurium verschiedenster Epochen, Ereignissen und Vermischung.

        Das gilt übrigens für alle "Kulturen", auch für die sogenannten "ursprünglichen", oder denken Sie, auch ein Indigenes Völkchen hat sich über jahrhunderte nicht verändert? Auch dort gab es Ereignisse und Austausch, jaha!

        Die "Kulturelle Identität" mag für Leute wichtig sein, aber dazu gehört eben, sich damit auch auseinander zu setzen, die Geschichte dahinter zu kennen, und zu akzeptieren, dass sich diese Kultur auch verändert. Dass Urahnen und Nachkommen sich in ihr unterscheiden mögen. Und dass das Ganze wertneutral betrachtet werden darf, denn zum einen ist Veränderung nicht immer Fortschritt, dieser nicht immer gut, und man darf auch bei der sogenannten "Kultur" ständig die Normen und Werte hinterfragen.

      • @Finn Akzenten:

        Die unterschiedliche Bewertung mag ihre Ursache darin haben, dass kulturelle Gemeinschaften gleichzeitig etwas Beschützendes und etwas Beschränkendes haben. Je nachdem welche Erfahrungen jemand gemacht hat, wird er eher die positiven Aspekte der Sicherheit oder aber die negativen Aspekte der Erstarrung vor Augen haben.

        • @Lund:

          Das ist absolut fein, so lange jeder dies ganz indiviudell für sich entscheided. Jeder kann hierzu eine unterschiedliche Meinung haben, aber die Kommentare auf die ich mich beziehe strotzen nur so vor "von oben herab" diktierten Vorschriften a la "was ist richtig und was ist falsch" ("kulturzombies" etc.), Toleranz sieht anderst aus.

  • Ganz abwegig ist die Darstellung von Michael Kraske nicht.

    Es ist eben ein schmaler Grad zwischen dem Beharren auf Verschiedenheit und der Ablehnung von offeneren Lebensentwürfen. Auch wenn andersgeartete Kulturen für uns schön anzusehen sind, dürfte das Leben dahinter nicht selten ein wenig beneidenswertes sein, wenn es in Abschottung von anderen Kulturen verläuft.

  • Kommt mir manchmal vor als hätte hier jeder Angst vor dem Verlust seiner "Identität" (egal ob kulturelle, ethnische,....). Aber: Identität setzt sich aus recht unterschiedlichen individuellen Aspekten, kollektiven Zugehörigkeiten & von außen zugeschriebenen Zuweisungen zusammen( zB kann jemand Albanerin, Jugowslawin, Deutsche, "Bigender" (sorry, aber Facebook machte dieses ganze Ringen um Identität so schön anschaulich), Mutter, Alleinstehend, Baseballfan, Schachspielerin, Fleischereifachverkäuferin & Hartz-IV-Aufstockerin zugleich sein). Etwas anderes ist, finde ich, Diskriminierung, die sich aber eben nur an äußeren Zuschreibungen (Vorurteilen) fest macht, zB "Sie spricht deutsch mit osteuropäischem Akzent = Sie ist dumm & kriminell" (deutsch mit englischem Akzent wäre gleich sehr viel "intelligenter" & "seriöser"), "Er hat eine dunkle Hautfarbe = Er wandert in unsere Sozialsysteme ein & schlägt seine Frau". Ein Schwede, der schlecht deutsch aber fließend englisch spricht, ist tatsächlich eine "andere Kultur" & ein "Migrant", von Diskriminierung dürfte er hier in Deutschland aber kaum betroffen sein. Ebenso verhält es sich mit der friesischen oder dänischen Minderheit (beides ethnische Minderheiten in Deutschland). Zu fragen wäre, inwieweit nicht auch der Wunsch nach "Vielfalt unter beibehaltung der eigenen Besonderheit" eigentlich eine Sehnsucht nach dem Klischee und der Abgrenzung ist (also, die zB Frage danach, was der "echte", "authentische" Türke ist: Darf seine Frau auf's Kopftuch verzichten und berufstätig sein, darf er eine gleichberechtigte Beziehung führen, dürfen seine Kinder auf's Gymnasium & dann studieren & Deutsche heiraten oder wäre der Identitätsverlust hier zu groß?

  • "Im zerfallenden Jugoslawien endete der kollektive Wahn einer Sehnsucht nach ethnischer und kultureller Reinheit für Tausende in Massengräbern."

     

    Das stößt mir sauer auf. Mein Beitrag aus einem anderem Faden:

    "War Jugoslawien Mitglied der EU und hatten ihre Fragmente zeitnah die Aussicht eines zu werden, weil diese die Bedingungen für den Beitritt von Haus aus erfüllen ? Die Ausgangslage ist eine komplett andere."

     

    Hier vermischt der Autor die Ebenen. Der Zerfall Jugoslawiens ist zumindest administrativ mit einem Zerfall der EU gleichzusetzen, nicht mit Nationalstaaten innerhalb der EU.

    • @lions:

      Ist vielleicht nur eine Detaillfrage, aber ich verstehe sie nicht.

       

      In wie weit soll Jugoslawien ein Bündnis unabhängiger Staaten gewesen sein? Nach meiner Erinnerung (und der Wikipedias) war Jugoslawien jedoch ein Bundesstaaat. Oder wie meinen Sie das?

      • @Dhimitry:

        Nach dem Zerfall Jugolawiens war kein übergeordnet moderiernder, auffangender noch politischer Konsenzkörper vorhanden. Den Separatisten innerhalb der EU bleibt voraussichtlich die Gemeinsamkeit mit den Gegnern, administrativ im gleichen Staatenbündnis zu verbleiben.

        EU- Separatismus und- Nationalismus finden unter einem Dach statt, der jugoslawische tat es unter freiem Himmel im ökonom. Tiefdruckgebiet.

  • ja, wen der andere wein der andren kulturen in den alten schlauch des westlicen antionalsttates und seiner politik, kolonialismus inklusive gepackt werden soll, wogegen die linken antiiimperlisten schon in namen anghegehen,

     

    übrigesasrchiale köperliche züchtigungsrecht durchaus fest in der westlichen christlichen kultur verankert!! ("Wer sein kind liebt. züchtigt es beizeizten", die frau ist dem amme untertan, köperliche züchtigung inklusive, bibel. altes tetament, extrem gut verstanden und praktiziert, noch heute in dem usa in den sehr chritlichen familien).

     

    die alten kultren waren auch skalvenhalterkultren. aleridngs hat isch in de eechten kultir doch viel das beste intellktuelel übeliefet, desahlb goetges orentlsich dichtung fantum

     

    echtses indsiches yoga und tantra ud echte indsiche phiosophie (upasnischaden schopenhauer, nietzsche waren fans), schlägt usere oberflächlich tv amüsierkultiur um soviel längen, das glauebn dei meisten gar nicht.

     

    afrikansiche muskalität hat elnbt in ihre stark ramponiierten mode-verkaiugfsform asl soul etc. reüssiert.

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      westlicen antionalsttates , altes tetament, skalvenhalterkultren. ja nen becher am Zahn, die ANtenne in der Philosphie, wir schreien nach Freihaut, und quälen uns mit Übergewicht. Die Kulturen sind Geschichte, die Zukunft sind die Individuen.

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      DR. WENK MUSS BUNDESKANZLER WERDEN

      • @gonzo baba:

        Wegen des Tantras oder "seines" Schreibstils ?

        Bei letzterem dürfte er in diesem Amt sicher vor Hackern sein, nur nicht vor den Lauschern.

  • naja, also jede , wie soll ich sagen, Gemeinschaft , gerade im Ausland, behält einen Teil ihrer Kultur für sich, ob das nun Deutsche-Italiener-Türken-Amis uswusw sind, man wird von Geburt auf programmiert, eine Vermischung, sag ich mal, tritt zwangsläufig auf, durch Kontakte/Ehen usw, das ändert wider nix an der Tatsache, dass die Menschen ihre eigene Kultur behalten,also, ich bin nun fast 20 Jahre mit einer Ausländerin verheiratet, manchmal denke ich , wir führen eine Parallelgesellschaft, die Hnag zur Heimat ist bei bei meiner Frau noch sehr sehr gross, wars bei mir ebenso, als ich in ihrem Lande lebte, unsere Kinder haben einen Grossteil des Charakters von den Mutter geerbt, sind jahrelang im Mutterland aufgewachsen, auch das spiegelt sich im ganzen Leben wider, also, so Friede, Freude , Eierkuchen ist mit der Vemischung und der Integration nicht, man sollte dies alles nicht von staatswegen anordnen !

  • Sehr geehrter Autor,

    danke für diesen in der Tendenz zum Teil richtigen Artikel zum scheinbar toleranten Gedankengut "neuer" rechter Bewegungen wie "Identitäre" und ähnliches Geschmeiss.

    Aber Debatten um Kulturen, Religionen etc. sind natürlich notwendig, ihre Existenz und Relevanz sind auch nicht durch einen vermeintlich "kulturfreien" oder "objektiven" Humanismus wegzureden bzw. zu -denken.Es gibt keinen kulturfreien Raum. Insofern verstehe ich auch ihre Antwort auf den Kommentar nicht.

    Es geht mir aber hier eigentlich viel mehr um Ihren Absatz zum Wiesbadener "Ehrenmord-Prozess". Schlechte Recherche ist an manchen Stellen ärgerlich, an anderen gefährlich. Deutet Ihr Kommentar doch an, dass hier - wie andere Medien mal wieder auch - einer Realitätsverzerrung "made by" Bildzeitung auf dem Leim gegangen wurde:http://www.bildblog.de/55777/die-bild-theorie-vom-islam-rabatt/

    und auch und vor allem: http://www.mpicc.de/ww/de/pub/forschung/forschungsarbeit/kriminologie/ehrenmorde.htm

    Das sind journalistische Ausfälle, die an Mythen mitbauen.

  • "Doch die Sehnsucht nach unverfälschter Kultur, die sich hinter dem schwärmerischen Palaver verbirgt, ist ein gefährlicher Irrglaube. In letzter Konsequenz legitimiert das Beharren auf kollektive Verschiedenheit nämlich Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu ethnischen Säuberungen und Völkermord" dein ernst? was für eine menschenverachtende meinung. Ich war in meinem Leben schon in unzähligen Ländern und habe immer wieder festgestellt wie schön und einzigartig uns die kulturellen Unterschiede machen. Was sie hier schreiben zeigt was für ein Großstadtkleingeist Sie sind. Ohne kulturelle Identität aufgewachsen, wie traurig. Meine Eltern sind aus Skandinavien und unsere eigne kulturelle Identität war stets etwas sehr schönes und stärkendes ob innerhalb der Familie oder im Austausch mit deutschen, spanischen, vietnamesischen oder türkischen Freunden. Ihr Wunsch diese Identitäten aufzulösen im Sinne einer vermischten Multikultur wird niemals funktionieren. Das kann aber nur jemand verstehen, der selbst eine solche kulturelle Prägung erfahren hat. Andere Kulturen kann nur jemand schätzen der eine eigene kulturelle Identität besitzt. Menschen wie Sie sind die eigentlichen Gefährder unseres kulturellen und zivilisatorischen Friedens. Ich bin froh das im Zuge der Zuwanderung viele Menschen in dieses Land kamen, welche selbst eine solche (positive und nicht ausgrenzende) kulturelle Prägung erhalten haben. Denn das Bedeutet, dass immer eine Gegengewicht zu Menschen wie Herr Kraske geben wird.

  • "Zwangsverheiratete türkischstämmige Mädchen müssten demnach die Familienehre achten, ohne Recht auf ein Glück abseits dieses archaischen Ehrbegriffs. Es macht einen fundamentalen Unterschied, ob man sich frei zu einer Kultur bekennt oder dazu genötigt wird."

     

    Die Gesetze gegen Zwangsheirat sind schon längst da, wieso gehen die tatsächlichen Fälle vor Gericht aber im Vergleich zur öffentlichen Debatte gegen null?

    Ich höre sehr gern von selbsternannten Menschenrechtlern, Feministen und sonstigen Gutmenschen "wie schrecklich, diese armen Frauen müssen raus in die Freiheit"

     

    Punkt eins: es gibt auch ohne Ende zwangsverheiratete Männer in Deutschland. Diese Debatte bleibt unter dem gesellschaftlich Sexistischem Gedanken" ein Mann lässt sich doch sowas nicht gefallen (sonst dämlicher Schlappschwanz..)"

     

    Punkt zwei: Frage: Wieso gehen so wenig Zwangsverheiratete MENSCHEN gerichtlich gegen ihren Zustand vor oder laufen nicht einfach weg? (Diese Menschen werden nur sehr selten Fritzel mässig eingesperrt)

    • @Candide:

      Antwort: weil sie dan gesellschaftlich und familiär erledigt sind. Ihre verbleibende Möglichkeit wäre sich Freunde zu finden oder einen freigewählten Partner. Wie hoch sind diese Chancen bei Menschen die ihr leben lang bevormundet worden. Im Ergebnis gehen viele dieser Personen wieder zurück zu ihren Familien.

      Das ersetzt aber nicht die familären Bande, was schlagen sie also in der Konsequenz vor?

      Die Kinder gleich aus diesen Familien nehmen? Sie in Heime stecken?

      Mit dieser müßigen Diskussion istnur den Rassisten geholfen.

      Denn:

      Nur einige Prozent der entlaufenen werden dann umgebracht, aber von den rassistischen Medien als " Ehrenmorde" gefeiert. Das 60% der Morde in Deutschland Beziehungstaten sind ist ja egal. Nennen wir diese Sparte einfach anders um unsere Missachtung kundzutun. Der deutsche der seine Frau im Schlaf totschlägt weil sie ihn verlaswen will/hat begeht nur einen "einfachen" Mord. Der primitive Türke/Araber mordet aus verletzer Ehre

      • D
        D.J.
        @Candide:

        Weiß nicht, warum meine Entgegnung nicht durchgekommen ist. Kurzform: Ich betonte - angesichts des mit Rassismus-Vorwüfen um sich Werfenden - den Unterschied zumindest zu Taten, die im Familienkollektiv geplant werden, um die "Ehre" der gesamten Familie wieder herzustellen.

      • D
        D.J.
        @Candide:

        Sie sehen offenbar keinen Unterschied zwischen einer individuellen Beziehungstat und einer Tat, die allzu häufig von weiten Teilen der Familie geplant wird? Das macht ja häufig den "Ehrendord" aus. Bzw. auch wenn er individuell ist, im Gefängnis oft auf Verständnis anderer Araber, Kurden, Afghanen usw. trifft. Versuchen Sie mal drüber nachzudenken.

        • @D.J.:

          Haben sie meinen Beitrag überhaupt gelesen?

          Sie verfallen einfach nur der debilen Medienhetze.

           

          80% der Ehrenmorde sind "verfehlungen" der partnerin, sprich sie hat einen neuen.

          Ob nun der Partner sie selbst umbringt um seine "Ehre" wiederherzustellen oder seine Schwäger macht keinen unterschied zum Deutschen der seine Frau aus Eifersucht tötet.

          Ein Mensch wird ermordet aus sexuell motivierten Komplexen.

           

          Sie sollten mal den Beitrag von DB (link) über "ehrenmorde" lesen und sich nicht von Hetzmedien treiben lassen

            • @Candide:

              "Besonders häufig sind jedoch Partnertötungen, bei denen Trennung bzw. Trennungsabsicht oder (vermutete) Untreue der Frau den Anlass für die gewaltsame Reaktion des (Ex-)Partners darstellt. Die Zuordnung dieser Fälle zum Begriff Ehrenmord ist umstritten und eine klare Abgrenzung zu „normalen“ Partnertötungen, die auch in der deutschen Mehrheitsbevölkerung vorkommen, schwer möglich."

  • D
    D.J.

    Noch ein Aspekt, der mir gerade dazu einfällt: Dauervereinfachende Mitmenschen mit einem Hang zur Monokausalität sondern gern den Unsinn ab, es wäre vor allem die kolonialen Grenzziehungen, die die Konflikte in Afrika und in Nahen Osten verursachen würden. Dahinter steckt die Utopie: jeder Sprachgruppe ihren Staat. Abgesehen davon, dass wir dann 1000 Staaten in Afrika hätten: Grenzen waren fast nie Sprachgrenzen. Übrigens auch in Europa bis 1918 so gut wie nie. Grenzen dürfen nicht hermetisch sein, dann ist es auch kein Problem, wenn sie Sprach- oder "Kulturräume" "durchschneiden".

  • D
    D.J.

    Dem Artikel möchte ich in fast allen Punkten zustimmen. Obwohl ich unter bestimmten Umständen durchaus Sympahisant der Unabhängigkeit kleiner Ethnien bin, wenn dies geordnet abläuft. Als letzter Ausweg gegen einen repressiven Assimilationswahn, der ja meist ein rechtes Konzept ist. Wenn dies doch ohne nationale Geschichtslegenden abliefe ...

     

    Es wurde im Artikel schon angedeutet, doch ich möchte es noch klarer aussprechen: Das Problem sind natürlich nicht nur Rechtsextremisten mit ihrem sogenannten "Ethopluralismus". Oder ein Rassimus, der keine "N." oder Türken in der Verwandtschaft duldet. Auch Religionen wirken - fast banal zu sagen - abgrenzend. Beispiel: Selbst "moderate" Muslime warnen oft vor der Heirat einer Muslima mit einem Nichtmuslim. Bei weniger moderaten kann es noch ganz anders enden...

    Und, natürlich: Die Aussagen des Richters in dem Prozess sind m.E. nicht nur ein Skandal, sie grenzen an ein Verbrechen.

  • Ich finde Debatten um Kulturen, Religionen etc. ziemlich müßig, was mir auch dieser Artikel wieder zeigt. Können wir uns als Gesellschaft nicht einfach auf humanistische Grundwerte einigen und diese irgendwie in Gesetzen festschreiben? Und was damit dann konform geht, ist erlaubt. Egal, ob das dann Religion ist, Kultur, Lifestyle, Modebewegung oder was auch immer.

    • @vøid:

      Schreiben Sie die humanist. Grundwerte fest, dann werden diese von Bedeutung sein, wenn es allen Bürgern gut geht. Religionen, Kulturen, Ethnien kommen auf den Plan, wenn´s nicht mehr so gut läuft. UK hat durch die EU- Krise Schlagseite bekommen, genauso wie Spanien. Die starken Regionen der Länder sichern sich ihren Wohlstand und durch humanist. Werte werden diese sich nicht unter Druck setzen lassen, einer Solidar-Moral zu folgen. Wer diese einfordert, riskiert unter Umständen einen Bürgerkrieg. Den Wertaussgleich kann, wenn überhaupt nur die EU ausführen, da starke Regionen mit nationalist. Bestrebungen nicht zuletzt den wirtschaft. Erfolg der EU zu verdanken haben.

      Es ist eine Utopie, zu glauben, dass eine sich als Nation begreifende Gruppe bei Wohlstandsgefährdung bereit wäre, zu gleichen Teilen vom eigenen Kuchen auf Dauer abzugeben.

      Ihre Forderung ist eine Wohlstandsromantik, die sicher sehr reizvoll ist, aber nicht real. Gleiches kann man dem Autor dieses Artikels bescheinigen. Nein, wir Menschen sind nie richtig weitergekommen und bleiben die alten Stammeshorden, wenn der Hering höher hängt; Allerdings schade !

    • @vøid:

      Ist sehr schwierig beispielsweise das Thema Religion. Die Beschneidung wäre niemals legalisiert, wäre sie nicht Religiös begründet.

    • D
      D.J.
      @vøid:

      Ungefähr das wollte der Artikel sagen. Mögen Sie ihn nochmals lesen?