Datenleck bei „Ashley Madison“: Die neue Sittenpolizei?

Wer auf heimliche Seitensprünge steht, sollte sich lieber nicht auf Datingseiten herumtreiben. Denn wirklich anonym ist das nicht.

Screenshot der Website, auf der eine Frau ihren Finger an den Mund legt

Pssst! Foto: reuters

Wollte man früher seine*n Partner*in betrügen, ging man in eine Bar und spendierte jemandem einen Drink. Nach kurzem Geplänkel ging man dann zu ihr, zu ihm oder einfach in die nächste Absteige. Der Haken: die Gefahr dabei gesehen zu werden – aber das verlieh dem Ganzen doch erst den Kick, oder?

Genau diesen Kick haben die Datingportale den Fremdgänger*innen genommen. Sie haben die Warterei an der Bar abgeschafft, den Smalltalk gleich mit und dem Kunden ermöglicht, vom heimischen Sofa aus gleich zur Sache zu kommen – vermeintlich anonym. Einfach Alter und Geschlecht angeben, auch die sexuellen Vorlieben dürfen nicht fehlen.

Mit dem Slogan: „Das Leben ist kurz. Gönn dir eine Affäre“, haben seit 2001 knapp 37 Millionen Nutzer die Dienste von den Portalen „Ashley Madison“ und „Established Men“ genutzt.

Alles ganz anonym. Zwinker, zwinker. Gegen 19 Dollar sollten Kunden, angeblich, ihr Ashley-Madison-Profil komplett löschen können. Doch die Zahlungsdaten wurden nach wie vor gespeichert. Die Kunden wurden somit um ihr Geld betrogen, sagt „The Impact Team“ in ihrer Nachricht.

Die bis dato unbekannte Hackergruppe hatte bereits vergangenen Monat die Seiten gehackt. Sie drohte dem Betreiber „Avid Life Media“, Daten von Millionen von Kunden freizugeben, falls er die Seiten nicht vom Netz nimmt. Von Namen über Kreditkartennummern bis hin zu sexuellen Vorlieben. Das besondere Schmankerl: die GPS-Daten der Kunden.

Ist The Impact Team“ also der Robin Hood unter den Hackern? In ihrer Bekenner-Nachricht geben sie die Moralapostel. Es ginge darum, Fremdgänger*innen bloßzustellen. Nebenbei decken sie auf, wie nachlässig die Firma mit den Kundendaten umging.

Aber wer in Zeiten wie den unseren wirklich noch auf die Idee kommt, all seine Daten auf einem derartigen Portal freizugeben, selbst mit dem Versprechen, diese wieder löschen zu können, ist selbst schuld. Man sollte jedoch als Partner*in auch nicht voreilige Schlüsse ziehen. Denn nicht alle registrierte Nutzer*innen sind gleich Fremdgänger*innen. Vielleicht hat er oder sie sich nur zu Recherchezwecken registriert. Zwinker, zwinker.

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