Covid und die Klimakonferenz: Besser testen bei den Briten

Ein größerer Corona-Ausbruch auf der Weltklimakonferenz wäre eine Katastrophe. Aber das Testen der Teil­neh­me­r*in­nen läuft überraschend gut.

Gedränge, Kameras, Mikrofone und ein Star

Kann ganz schön eng werden in Glasgow: Leonardo DiCaprio und Journalisten Foto: Phil Noble/reuters

Auch wenn die Rettung des Klimas die wichtigste Aufgabe der Welt ist: Es scheint durchaus gewagt, dafür in diesen Zeiten rund 25.000 Menschen aus aller Welt in geschlossenen Räumen zusammenkommen zu lassen – und das auch noch in einer Region, in der die Corona-Inzidenz bei über 300 liegt. Nicht nur als Journalist mit einem gewissen Interesse an Coronazahlen fährt man durchaus mit dem Zweifel dorthin, ob das wirklich eine gute Idee ist. Noch größter dürften die Sorgen bei den Veranstaltern sein: Ein großer Corona-Ausbruch auf der Weltklimakonferenz wäre sowohl für den tatsächlichen Ablauf als auch für den Ruf der Vereinten Nationen und der britischen Regierung eine Katastrophe.

Entsprechend ernst wird der Schutz der Teil­neh­me­r*in­nen in Glasgow genommen. Jeder, der das Konferenzgelände betreten will, muss an der ersten Drehtür einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorlegen. Am ersten Tag wird dieser in einer Sportanlage direkt gegenüber vom COP-Gelände durchgeführt.

Bei der großen Zahl der Teil­neh­me­r*in­nen geht das natürlich mit Wartezeiten einher – aber die werden vom wirklich überaus freundlichen und hilfreichen Personal des National Health Service so angenehm wie möglich gestaltet. Daneben bekommen alle Teil­neh­me­r*in­nen ein Begrüßungspaket mit Desinfektionstüchern und -gel sowie einer Stoffmaske mit auswechselbarem Vlieseinsatz. Getragen werden diese allerdings auch hier nicht überall konsequent.

An den Folgetagen darf man sich selbst testen. Dafür bekommt jeder kostenlos Tests gestellt. Das bietet zwar keine Garantie, dass der Test korrekt durchgeführt und das Ergebnis ehrlich gemeldet wird – aber man kann auch hier erleben, dass sich das Selbsttesten besser organisieren lässt, als man das aus Deutschland kennt. Die Anleitung und die Webseite, auf der die individuellen Tests per QR-Code registriert werden müssen, ist überaus verständlich gestaltet. Die Bestätigung, die man am Einlass vorzeigen muss, kommt nach wenigen Sekunden per E-Mail.

Erstaunlich gut organisiert

Auch unabhängig von der Klimakonferenz ist es erstaunlich, wie gut das Testen in Großbritannien organisiert ist. Schon vor der Einreise muss man sich – auch als vollständig Geimpfter – für einen PCR-Test registrieren, der per Post zugeschickt wird und am zweiten Tag selbstständig durchgeführt und per Post zurückgeschickt werden muss. In Deutschland sind Schnelltests ja seit Kurzem kostenpflichtig und niemand hat einen Überblick, wie viele überhaupt durchgeführt werden oder gar positiv sind. In Großbritannien hingegen kann man jederzeit problemlos und kostenlos Coronatests bestellen. Die Ergebnisse werden zentral online erfasst.

Zwar zeigen die hohen Inzidenzen in Großbritannien, dass gut organisiertes Testen allein die Coronakrise nicht stoppen kann. Aber es zeigt einmal mehr, dass Deutschland sich selbst gern als Vorreiter sieht, während andere sehr viel entschlossener vorgehen. Das gilt bei Corona genauso wie beim Klimaschutz.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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