Coronavirus in Afrika: Die Nervosität steigt
Bei afrikanischen Studierenden ist China äußerst beliebt. Viele glauben, dass das Virus deshalb auch bald in Afrika auftritt.
Am Donnerstag gab das Gesundheitsministerium in Accra wieder Entwarnung: Die zwei Verdachtsfälle sowie sieben Ghanaer wären alle negativ getestet worden. Dennoch: Westafrika ist in Alarmbereitschaft.
Die Westafrikanische Gesundheitsorganisation (Waho) empfiehlt regelmäßiges Händewaschen, sich beim Niesen und Husten die Hand vor den Mund zu halten und bei möglichen Symptomen sofort ins Krankenhaus zu gehen. Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in Afrika insgesamt außerdem die Zahl der Labore aufgestockt, die im Verdachtsfall eine schnelle Diagnose erstellen können. Gab es sie bisher nur in Senegal und Südafrika, sind letzte Woche Ghana, Madagaskar, Nigeria und Sierra Leone dazugekommen.
Am Grenzübergang Idiroko zwischen Benin und Nigeria hat es im Januar aber nur die üblichen Kontrollen gegeben: Impfpass durchblättern, Fieber messen. Letzteres wurde während des westafrikanischen Ebola-Ausbruchs 2014 eingeführt. Lediglich ein Poster weist auf die Gefahr durch das Coronavirus hin. Umfangreich soll laut Waho allerdings auf allen Flughäfen mit direkter Verbindung nach China geprüft werden. Dabei haben sieben afrikanische Fluggesellschaften ihre Flüge dorthin bereits eingestellt. Nur Ethiopian Airlines fliegt noch fünf chinesische Städte an.
Angst und Anspannung
Anders als etwa Deutschland haben die westafrikanischen Regierungen auch noch keine Bürger*innen aus China ausgeflogen. Am Mittwoch hat Ghanas Gesundheitsminister Kwaku Agyemang Manu dies abgelehnt. Das Gesundheitsministerium im Senegal handhabt es bisher genauso. In Benin hat das Außenministerium vergangene Woche betont, dass „die Lage unter Kontrolle sei“ und der Botschafter in ständigem Kontakt mit den Beniner*innen in China stehe.
Dabei ist die Sorge, dass Landsleute in China eingeschlossen werden, groß. „Angst und Anspannung sind da“, bestätigt auch Felix G. Addo, Präsident der Nationalen Union ghanaischer Studierender in China (NUGS). „Die ghanaischen Studierenden in Wuhan haben die Evakuierung gefordert, da die Zahl der Fälle weiter steigt. Das wurde der Botschaft mitgeteilt.“
In den vergangenen Jahren hat China massiv um junge Afrikaner*innen geworben und bietet Master- und PhD-Vollstipendien an, die zwischen 400 und 450 Euro liegen. Nach Angaben des chinesischen Bildungsministeriums leben mittlerweile 81.562 afrikanische Studierende im Land, die 16,57 Prozent der gesamten Studentenschaft ausmachen. Allein in Wuhan sollen es knapp 5.000 sein.
Studierende fordern Rückholaktion
Um diese nicht alleinzulassen, hat NUGS ein Coronavirus Report Centre eingerichtet. Auf der Homepage der Studierendenvereinigung gibt es ein spezielles Formular und regelmäßige Informationen. „Unsere Mitglieder haben die Möglichkeit, direkt mit uns in Kontakt zu treten. Schnelle Kommunikation ist so wichtig, um Gerüchte und Anschuldigungen zu unterbinden“, sagt Addo. Auch sollen Mitglieder, die möglicherweise auf Hilfe angewiesen sind, schnell erreicht werden.
Auch in Nigeria ist das Zentrum für Seuchenkontrolle (NCDC) über eine Notfallnummer erreichbar und warnt vor nicht notwendigen Reisen nach China, vor Selbstmedikation und vor den Ansteckungswegen. Wer aus China zurückkommt, soll 14 Tage lang den Kontakt mit anderen Menschen meiden, selbst wenn keine Symptome auftreten.
Weitaus mehr beschäftigt ist die nigerianische Behörde aktuell jedoch mit einem Ausbruch von Lassafieber. Seit Jahresbeginn sind bereits 41 Menschen daran in Nigeria gestorben. Die Tropenkrankheit wird durch Nagetiere übertragen und breitet sich rasant aus.
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