Coronavirus breitet sich weltweit aus: Afrika hätte die größten Probleme

Sollte sich der Corona-Virus auch auf dem zweitgrößten Kontinent ausbreiten, wäre das katastrophal. Die dortigen Gesundheitssysteme sind dafür nicht gewappnet.

Kenia, Nairobi: Passagiere, die von einem Flug aus China kommen, werden bei ihrer Ankunft am internationalen Flughafen Jomo Kenyatta auf den Coronavirus untersucht. Das Coronavirus hat sich bislang vor allem in China ausgebreitet. Außerhalb der Volksrepub

Ankunft von Passagieren aus China auf dem Flughafen in Nairobi: Noch gibt es keinen Infizierten Foto: AP

BERLIN taz | Noch verzeichnet offiziell kein afrikanisches Land einen Corona-Infizierten. Doch seitdem Berichte von ersten Verdachtsfällen die Runde machen, wächst auch auf dem zweitgrößten Kontinent der Welt die Nervosität vor dem Virus aus China.

Die ersten Verdachtsfälle vermeldete Mitte der vergangenen Woche Äthiopien. Behörden in der Hauptstadt Addis Abeba ließen am Mittwoch vier Studierende unter Quarantäne stellen. Zwei von ihnen waren zuvor mit grippeähnlichen Symptomen aus der chinesischen Millionenmetropole Wuhan eingereist, dem Ort in Zentralostchina mit den bislang meisten Todesopfern. Auch das Gesundheitsministerium der Elfenbeinküste meldete einen ersten Verdachtsfall. Eine aus China zurückgekehrte Studentin könnte möglicherweise mit dem Virus infiziert sein, heißt es dort.

„Wir brauchen nicht so tun, als wären wir der glückliche Kontinent, der verschont bleibt, während aus aller Welt bestätigte Fälle gemeldet werden“, sagte John Nkengasongo von der Seuchenschutzbehörde der Afrikanischen Union in Adis Abeba. Für ihn sei es „nur eine Frage der Zeit“, bis eine Infektion in Afrika offiziell bestätigt wird.

Seine Angst ist berechtigt. Anders als in westlichen Ländern, die über ein funktionierendes Gesundheitssystem verfügen, ist das in den meisten afrikanischen Ländern nicht der Fall. 2014 kursierte in Westafrika der Ebola-Virus und forderte mehr als 10.000 Todesopfer. Zwar hat es in den besonders betroffenen Ländern seitdem Bemühungen gegeben, Frühwarnsysteme zu entwickeln. Doch viele Länder Afrikas ist der Aufbau einer solchen medizinischen Infrastruktur nicht gelungen.

China ist Afrikas größter Handelspartner

Als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus den internationalen Gesundheitsnotstand ausrief, war ihre größte Sorge auch nicht, dass China das Problem nicht in den Griff bekommen würde, sondern dass sich das Virus auf Länder mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen ausbreiten könnte. Und damit meint WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus explizit die Länder Afrikas.

Die meisten afrikanischen Staaten pflegen inzwischen ein sehr enges Verhältnis mit China. Seit 2009 ist China Afrikas größter Handelspartner. Mit einem Handelsvolumen von zuletzt 170 Milliarden Dollar hat China sowohl die USA als auch die EU überholt. Straßen, Schienen, Stromleitungen, Flughäfen, Kraftwerke, Regierungsgebäude, ja ganze Städte werden mit chinesischen Geldern errichtet, allerdings auch von chinesischen Arbeitern. Es wird geschätzt, dass auf dem gesamten Kontinent knapp eine halbe Million Menschen aus der Volksrepublik in Afrika arbeiten.

5.000 Afrikaner studieren in Krisenstadt Wuhan

Zum chinesischen Neujahrsfest sind viele von ihnen in ihre Heimat geflogen. Nun ist die Befürchtung groß, diese Arbeiter könnten bei ihrer Rückkehr den Virus mitschleppen. Äthiopien, Nigeria und Südafrika erwägen bereits einen Einreisestopp.

Das würde allerdings auch viele Afrikaner betreffen. Allein in der Krisenstadt Wuhan studieren über 5.000 Afrikaner. Anders als etwa die Deutschen in der Region, die am Samstag mit einer Bundeswehrmaschine ausgeflogen wurden, haben südafrikanische Studierende von ihrer Botschaft in Peking die Anweisung erhalten, auf keinen Fall Wuhan zu verlassen. Evakuierungspläne gibt es von südafrikanischer Seite keine.

Seuchenschützer John Nkengasongo indes bemüht sich gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation und chinesischen Regierungsexperten, alle Mitgliedsstaaten der AU mit den passenden Diagnose-Sets auszustatten. Denn noch kann das Virus in vielen afrikanischen Ländern nicht einmal zweifelsfrei diagnostiziert werden.

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