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Coronapandemie in DeutschlandZahlen steigen, Politik wartet

Die Corona-Neuinfektionen wachsen gerade exponentiell. Der Höchststand von Weihnachten dürfte bald übertroffen werden. Die Politik will erst abwarten.

Wie hier in Pulsnitz in Sachsen, liegen wieder mehr Menschen mit Corona auf einer Intensivstation Foto: Robert Michael/dpa

Berlin taz | In der Politik ist gerade Abwarten angesagt: Kanzlerin Angela Merkel wartet, ob die Mi­nis­ter­prä­si­den­t*in­nen sich irgendwann doch noch bequemen, die gemeinsam getroffenen Beschlüsse umzusetzen. Viele dieser Mi­nis­ter­prä­si­den­t*in­nen warten, ob die Zahl der Neuinfektionen nicht trotz offener Schulen und Geschäfte von alleine wieder fällt, wenn irgendwann ausreichend Schnelltests zur Verfügung stehen. Und viele Menschen warten noch ab, ob die Lage wirklich so bedrohlich wird, dass sie ihre Kontakte auch ohne staatliche Vorgaben wieder stärker einschränken.

Doch unterdessen wachsen die Infektionszahlen mit unvermindertem Tempo weiter. Seit dem zwischenzeitigen Tiefststand Mitte Februar hat sich die Zahl der täglich gemeldeten Fälle wieder mehr als verdoppelt. Der wöchentliche Mittelwert liegt aktuell bei rund 16.700 pro Tag; in den letzten beiden Wochen stieg dieser Wert pro Woche um 25 bis 30 Prozent.

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Die zunächst von manchen gehegte Hoffnung, dass dieser Anstieg vor allem daran liegt, dass deutlich mehr Schnelltests gemacht würden, seit diese kostenlos angeboten werden, hat sich nicht bestätigt. Eine bundesweite Auswertung zur Zahl der Schnelltests gibt es zwar entgegen der Ankündigung des Robert Koch-Instituts noch immer nicht. Doch Zahlen aus einzelnen Bundesländern zeigen, dass zusätzliche Schnelltests nur einen kleinen Teil des Anstiegs der Neuinfektionen erklären können; in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz etwa sind es weniger als 10 Prozent.

Der Großteil des beobachteten Wachstums liegt also nicht daran, dass bei gleichbleibender Zahl von Neuinfektionen mehr entdeckt würden, sondern daran, dass es tatsächlich mehr Infektionen gibt. Das ist inzwischen auch in den Kliniken zu sehen: Die Zahl der Coronapatient*innen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, steigt seit zweieinhalb Wochen wieder deutlich an.

Mit aktuell knapp 3.600 Co­ro­na­pa­ti­en­t*in­nen belegen diese zwar nur 18 Prozent der zur Verfügung stehenden Intensivbetten, doch das kann sich schnell ändern. Denn auch die Zahl der Corona-Intensivpatient*innen wächst derzeit exponentiell, wenn auch mit einem wöchentlichen Anstieg von 13 Prozent nur etwa halb so schnell wie die Zahl der Neuinfektionen.

Weiterhin rückläufig ist dagegen die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion sterben. Der Rückgang hat sich zwar stark verlangsamt; nachdem der 7-Tage-Mittelwert in der vergangenen Woche bereits stagniert hatte, liegt er aktuell mit rund 160 Toten pro Tag aber wieder um 13 Prozent niedriger als vor einer Woche. Zum Vergleich: Beim Höhepunkt der ersten Welle im vergangenen April starben im Schnitt 230 Menschen pro Tag, der Höchstwert der zweiten Welle lag Mitte Januar bei knapp 900.

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Grund für diese unterschiedliche Entwicklung ist die veränderte Altersstruktur der Infizierten. In der ersten und zweiten Welle waren es die ältesten Jahrgänge, die am stärksten betroffen waren. Und in dieser Gruppe gibt es besonders viele schwere Verläufe. Doch Menschen über 80 sind mittlerweile zu einem großen Teil geimpft, sodass dort die Infektionen und Erkrankungen stark zurückgegangen sind.

Stattdessen ist die höchste Inzidenz jetzt in den Altersgruppen von 15 bis 50 zu sehen, die viele Kontakte haben, aber bisher kaum geimpft sind. Bei ihnen treten prozentual weniger schwere Verläufe auf – und damit auch Intensiv- und Todesfälle. Doch das heißt nicht, dass die Erkrankung harmlos verläuft: Ex­per­t*in­nen gehen davon aus, dass bis zu 10 Prozent der Erkrankten in dieser Altersgruppe langfristige Gesundheitsschäden davontragen.

Doch warum steigt die Zahl der Neuinfektionen so stark, obwohl sich Deutschland offiziell noch immer in einem Lockdown befindet? Der wichtigste Grund ist, dass es sich quasi um eine neue Pandemie handelt. Die zuerst in Großbritannien aufgetretene Virusmutation B.1.1.7 ist inzwischen für über 80 Prozent der Fälle verantwortlich. Weil sie mindestens 30 Prozent stärker ansteckend ist, wäre auch bei gleichbleibenden Bedingungen aus dem Rückgang zu Jahresbeginn im Laufe des Frühjahrs wieder ein Anstieg geworden.

Wenn die Regeln gelockert werden, verändern die Menschen auch in anderen Bereichen ihr Verhalten

Dirk Brockmann, Physiker

Doch statt auf diese absehbare Entwicklung mit schärferen Maßnahmen zu reagieren, wurden diese sogar gelockert, vor allem durch mehr Präsenz in Schulen und Kitas und die Öffnung von Geschäften. Noch entscheidender sind nach Ansicht des Physikers Dirk Brockmann aber die Veränderungen im Privatbereich, die damit einhergehen. Brockmann leitet eine Arbeitsgruppe beim Robert Koch-Institut, die den Verlauf von Epidemien modelliert. „Wenn die Regeln gelockert werden, verändern die Menschen auch in anderen Bereichen ihr Verhalten“, sagt der Professor der Berliner Humboldt-Universität der taz. „Vor einem Jahr waren die Spielplätze und die Autobahnen leer, jetzt sieht es überall aus wie immer.“

Dass die Infektions- und Intensivzahlen in den nächsten Wochen weiter steigen, ist absehbar. Bei der aktuellen Wachstumsrate würde der bisherige Höchstwert bei den Neuinfektionen in zwei Wochen übertroffen, auf den Intensivstationen in etwa vier Wochen. Doch wie hoch die Zahlen tatsächlich steigen, ist schwer vorherzusehen, meint Modellierer Brockmann.

„Langzeitprognosen sind schwierig, weil die Gesellschaft ja auf die Entwicklung antwortet.“ Zum einen sei ein Eingreifen der Politik spätestens dann unvermeidlich, wenn die Intensivstationen wieder überlastet sind. Zum anderen schränkten Menschen ihre Kontakte auch von allein wieder ein, wenn sie die Situation wieder als bedrohlich empfinden.

Doch bis es so weit ist, wollen Politik und Gesellschaft offenbar erst noch abwarten, bis die Probleme so groß sind, dass sie wirklich von niemandem mehr zu übersehen sind.

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21 Kommentare

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  • Vor ein paar Wochen hieß es von denselben Politikern, die jetzt gegen härtere Maßnahmen trotz steigender Infektionen/Inzidenzzahlen sind, dass man alles tun müsse, um das Gesundheitssystem sprich Krankenhäuser, Pflegepersonal, Ärzte nicht zu belasten. Alles Schnee von Gestern? Manchmal glaube ich, in einem bösen Traum zu stecken.

  • "Doch bis es so weit ist, wollen Politik und Gesellschaft offenbar erst noch abwarten, bis die Probleme so groß sind, dass sie wirklich von niemandem mehr zu übersehen sind."

    Dabei muss man bedenken: wir sehen alles um 14 Tage verzögert - D.h. wenn wir bemerken das die Scheiße am dampfen ist (ist sie meiner Meinung ja schon), und dann reagieren, dauert es mindestens weitere 14 Tage bis man eine Trendwende sehen kann.

    Wir haben einfach ein System mit Totzeit vor uns, und da muss man frühzeitig und kräftig gegensteuern.

    Aber dazu sind unsere Führungseliten nicht in der Lage!

    • @danny schneider:

      Ja, ganz genau dieses!

      Und all das wäre verhinderbar gewesen mit kontaktlosen Temperaturmessungen an Verkehrsknotenpunkten etc, verpflichtenden Tests (Schnell-, nicht selbst-, und durchgeführt von geschultem Personal) im Abstand von 3 Tagen, und extrem harten, kurzen, und lokal beschränkten Lockdowns.

      Oder kurz gesagt: wie man es vor einem Jahr in Heinsberg in den Griff bekommen hat - von Inzidenz 100 runter auf Inzidenz 50 in einer Woche.

  • Ein Aspekt fehlt mir, der Anstieg der Sterbezahlen folgt den Infektionszeit mit einer Zeitverschiebung von 3-4 Wochen.



    Sprich wir werden bis Mitte/Ende April uns wieder mit höheren Sterbezahlen abfinden müssen. Wenn jetzt die Leute anfangen die Auslastung der Intensivstationen als Maxime für etwaige Massnahmen zu verwenden ist das schon sehr zynisch. Für mich bedeutet das dass man erst was macht wenn es schon fast zu spät ist, wie beim Klima oder ?

    • @Opossum:

      vollkommen richtig...

      unsere selbsternannten Eliten sind auch nach über einem Jahr nicht in der Lage 2 einfache Mechanismen:

      * Exponentialfunktionen (7-8 Klasse)



      * Systeme mit Totzeit (Regelungstechnik, Grundstudium, Vorlesungen der ersten 1-2 Wochen)

      auf die Reihe zu bekommen...

  • Es gibt 2 Zielvorgaben: es sollen möglichst wenige Menschen sterben - das wird erreicht. Es soll eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert werden, davon sind wir noch weit entfernt, wie der Artikel richtig feststellt. Dass sie Zahlen steigen, trifft zwar zu, anders als bei exponentiellen Wachstum schwächt sich der Anstieg jedoch schon wieder ab - natürlich bisher nur auf Tagesebene, wo noch Zufall dabei ist. Aber letzten Dienstag war der Anstieg 30 Prozent, heute nur noch knapp über 20 Prozent.

    • @Dr. McSchreck:

      Korollar von Zielvorgabe 2 ist aber auch, eine langfristige Belastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.

      Die im Artikel genannten "bis zu 10" Langzeitgeschädigten sind die schweren, diagnostisch trivial erfassbaren Fälle (schwere Herzkreislaufschäden, Pankreas- oder Nierenversagen, ausgedehnte Lungenfibrosen etc). Wirklich genesen sind viele der Erkrankten nicht, nur ist die Nachversorgung in den westlichen Ländern so schlampig, dass schwerer fassbare Folgeschäden (CFS/COPD/IBD-ähnliche Symptomatik) bislang noch weitgehend unter dem Radar durchgehen. Wir reden also von roundabout 10%, die wegen der Erkrankung absehbar bereits mit 50-70 Jahren an "Altersschwäche" sterben werden, und dazu noch eine unbekannte (aber vermutlich größere) Zahl an "Genesenen", die auf nicht absehbare Zeit eine gravierend eingeschränkte Lebensqualität, Berufsunfähigkeit etc haben. Es gibt für "brain fog" halt noch keine exakten Diagnosemethoden, und CFS wird erst neuerdings umfassend erforscht, weil es durch Covid-19 zu einer "Volkskrankheit" geworden ist. Alles in allem kann man durchaus annehmen, dass 30% der "Genesenen" auf absehbare Zeit am Äquivalent einer mittelschweren PTSD, Reizdarmsymptom etc leiden werden, und das wird das Gesundheitssystem womöglich über die nächsten 2 Generationen belasten.

      Oder ganz platt gesagt: das Virus ist in seinen sozialen Folgeschäden äquivalent zu einem mittelgroßen Krieg.

    • @Dr. McSchreck:

      "anders als bei exponentiellen Wachstum"

      kleiner Tipp: Exponentialfunktionen sind an jeder Stelle des Verlaufes exponentiell.

      "schwächt sich der Anstieg jedoch schon wieder ab"

      www.dkriesel.com/_...naplot-germany.png

      Bevor irgendwas sich abschwächt müssten die neuen aktiven Fälle in % erst mal ein paar Tage deutlich unter 0 sinken... Noch ist alles steigend! nur weil sich ggf. die Steigung leicht abgesenkt hat, ist noch lange nichts sinkend, sondern weiterhin steigend.

      Sollte man mit so einem Titel aber eigentlich auf die Reihe bekommen.

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    Wenn Politiker warten, ist es nicht dann unterlassene Hilfeleistung?

    • @04369 (Profil gelöscht):

      Das der 1:1 Wortlaut der Schlagzeile.



      Wo ist da die rechtlich belegbare unterlassene Hilfeleistung?

      • @KnallImAll:

        "Wer bei [Gefahr für die Allgemeinheit] nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."

        Da isse.

  • Ein guter Text, Danke!

    Aber das hier



    „ Über Weihnachten und Neujahr haben sich die Meldungen der Gesundheitsämter verzögert. Die Grafik zeigt für diese Zeit deshalb vermutlich nicht die tatsächliche Entwicklung der Pandemie.“, das ist nicht mal die halbe Wahrheit. Man hat zeitweise nur mehr halb so viel getestet, das wäre schon der Erwähnung wert.

    • @Georg Schober:

      Wohl wahr, ist aber nicht so relevant. Wir hatten ja keinen richtigen Lockdown wie Frankreich oder Irland, und das Ende der "zweiten Welle" ist eher der natürlichen Populationsdynamik geschuldet als irgendwelcher staatlicher Maßnahmen:

      Statt einem abrupten Rückgang der Neudiagnosen knapp 2 Wochen nach Lockdownbeginn (dem Zeichen für einen funktionierenden Lockdown) hatten wir einen lehrbuchhaften allmählichen Rückgang, und der Einbruch durch die weihnachtliche Testflaute ist deutlich erkennbar. Man kann die Kurve der täglichen Neudiagnosen zwischen dem 23.12.2020 und dem 11.1.2021 ganz glatt durchziehen, und erhält eine gute Approximation der tatsächlichen Zahlen.

      Also: Ja, da ist ein systemischer Fehler, aber er ist offensichtlich und die Daten sind leicht zu bereinigen.

      Falls Sie es noch nicht kennen: experience.arcgis....bf1d4/page/page_1/

      Da wird (unten rechts) auch das Erkrankungsdatum (soweit nachvollziehbar) angegeben. Sehr nützlich, denn da zeigt sich der Verzug zwischen Infektion und Meldung mal klipp und klar: am heutigen Tag werden die Neuinfektionen, die um den 21. März stattfanden, als "neue Fälle" gemeldet. Wer sich also heute ansteckt, wird vermutlich so am 12./13. April als "neuer Fall" gemeldet werden.

      Und es gilt: jedes Land, das diese Verzögerung auf nicht mehr als 5 Tage reduziert bekommt, hat das Virus bereits ohne jede weitere Maßnahme so gut wie im Griff, und jedes Land, das das nicht schafft, rennt dem Virus hinterher.

      3 Tage nach Infektion wird man verlässlich testbar, ab 5 Tagen nach Infektion wird man hochansteckend, 7-10 Tage nach Infektion wird man mehr oder weniger symptomatisch. Das ist alles an Information, was eine kluge Regierung brauchen würde, um dieses Virus auszurotten. Da liegt das Geheimnis, da ist die Achillesferse dieses Pathogens.

  • Für Risikogruppen wird das jetzt ein fieser Spießrutenlauf, ganz wie von Christian Drosten prognostiziert. Solange das Gesundheitssystem nicht kurz vor dem Kollaps steht, wird sich diese beschissene Ellbogengesellschaft nicht dazu bereitfinden, Einschränkungen hinzunehmen. Wer allen Grund dazu hat, sich vor Covid19 zu fürchten, hat eben Pech gehabt.

    Vor 18 Jahren wurde eine Minderheit der Bevölkerung von Schröders "Neuer Mitte" für mehr oder weniger vorhandene wirtschaftliche Probleme vollumfänglich verantwortlich gemacht und in die Armut geschickt; von einer Mehrheit, die sich davon einen Aufschwung versprach und sich sicher wähnte, die Konsequenzen der Agenda selber nie tragen zu müssen. Das hat uns einen Gutteil jener Spaltung gebracht, die der Agenda-Architekt Steinmeier heute so bitter beklagt - ohne einer Spur von Reflexion und Selbstkritik. Die Betroffenen haben sich schon lange ausgeklinkt; sie gehen nicht mehr wählen, sie engagieren sich für garnix. Bislang zu meiner großen Verblüffung.

    Doch das verstehe ich jetzt besser. Ich werde auch nicht mehr wählen gehen, nie wieder. Welchen Politiker, welche Partei sollte ich denn auch wählen? - Ich war politisch immer sehr interessiert, habe mich gesellschaftlich engagiert, aber ich mag nicht mehr. Es lohnt einfach nicht.

    • @zmx52:

      Richtig gut rausgearbeiteter Kommentar. Nicht entmutigen lassen, echter politischer gegendruck wurde in den meisten Fällen von außerhalb der Herrschaftsapparate (auch außerhalb der Parlamente) erzeugt. Ob eins dann wählt, um für diese Art der Politik die Voraussetzungen wenigstens nicht schlechter zu machen, ist eine andere Frage, die jede für sich entscheiden muss.

    • @zmx52:

      Wie ich seit vielen Jahren nicht müde werde zu sagen: geht wählen! Wenn ihr euch von keiner Partei repräsentiert fühlt, wählt ungültig. Nichtwähler gehen einfach verloren und werden nicht mal erwähnt. "Protestwähler", die kompletten Unsinn (z.B AfD) wählen, machen alles nicht schlimmer.

      Aber wenn geügend Menschen ungültig wählen, wird das ein Zeichen setzen. Das bekommt mehr Aufmerksamkeit als Nichtwähler.

    • @zmx52:

      "Welchen Politiker, welche Partei sollte ich denn auch wählen?"

      Ist doch easy.

      Leute wie Kipping, Dahmen, Lauterbach, Hofreiter etc. Parteizugehörigkeit? Sekundär, wenn überhaupt.

      Ganz einfach diejenigen PERSONEN wählen, die sich durch Realitätsverhaftung (und damit meine ich keine Geschichtchen wie "schwarze Nullen" etc, sondern belastbare Fakten) auszeichnen. Und dazu (bei der Erststimme) realistische Erfolgschancen haben.

      Das ist in vielen Wahlkreisen eine eindeutige Sache, in anderen nicht so sehr, aber der Kernpunkt ist: mit Ausnahme der AfD finden sich Politiker*innen, die auf dem Boden der Tatsachen stehen, in jeder größeren Partei, und solche die das nicht tun ebenfalls.

      Also: Kandidat*innen recherchieren, und auf die Parteizugehörigkeit erst mal nicht achten. Wenn man nicht im Erzgebirge oder so wohnt, sollte sich immer jemand finden lassen, derdiedas sich nicht dem Irrsinn zu Füßen wirft.

      Denn das haben Sie schon mal sehr schön herausgearbeitet: die Entscheidung, ob man die unangenehme Realität anerkennt und nach Möglichkeit etwas tut um aktuelle und kommende Gefahren abzuwenden, oder ob man sich in massenpsychologische Narrative und Volksmärchen von Volksaktien flüchtet, ist nicht vom Parteibuch abhängig, sondern dieser Konflikt läuft durch alle Parteien mehr oder weniger scharf (mit Ausnahme von AfD, NPD und Konsorten, die sich komplett einer Wahnwelt verschrieben haben).

      Zuletzt sei noch auf die Gefahr hingewiesen, wenn Linke nicht wählen gehen. Was ein Wasser predigender, Champagner in Herrenchiemsee saufender, defekte Schutzmasken schachernder Demagoge wie Söder als Bundeskanzler anrichten würde, kann man nur mit dem Wort "trumpesk" beschreiben.

    • @zmx52:

      Wählen Sie wenigstens Linkspartei, dann gibt es zumindest ein bisschen Druck in die richtige Richtung. Ihre Resignation kann ich gut verstehen, aber man darf den Kaltschnäuzigen nicht das Feld überlassen!

    • @zmx52:

      An Regierungen und Parlamentarismus kann mensch aus tagespolitischer Kritik heraus auch grundlegender selbige Institutionen kritisieren. Ich würde sagen, dass das Verweigern der Stimme bzw. der Wahlen auch eine Positionierung ist und dass Politik auch außerhalb der Parlamente stattfindet - wenn auch derzeit aufgrund der Pandemie eingeschränkt.

    • @zmx52:

      Ich geht wählen, aber ich kann Ihre Meinung bestens nachvollziehen. Weder die Menschen in meiner Umgebung noch ich sind Versuchskaninchen. Kein einheitlicher Plan, eine laute Nichtreaktion. Mannmann. Wie bei Klima und Umwelt.

    • RS
      Ria Sauter
      @zmx52:

      Das verstehe ich gut, sehr gut sogar.



      So handle ich auch, als vormals sehr politisch interessierter Mensch.



      Da ich immer wieder feststelle, daß ich "Durchschnitt"bin , sind wir nicht nur zu zweit.