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Coronalage nach der Virus-MutationEs reicht nicht

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Alarmierende Zahlen in Großbritannien und Irland machen hierzulande weitere Maßnahmen nötig. Der neue Impfstoff sollte schneller zugelassen werden.

Steil verlaufende Kurven in Großbritannien und Irland machen hierzulande weitere Maßnahmen nötig Foto: Henry Nicholls/reuters

D ie Lage ist ernst. In Irland, wo die Regierung im Dezember noch dachte, die Pandemie in den Griff bekommen zu haben, verläuft die Kurve seit dem Jahreswechsel fast senkrecht. Vieles deutet darauf hin, dass die in Großbritannien erstmals aufgetretene Virusmutation für diesen schockierend steilen Verlauf mitverantwortlich ist. Und auch in Deutschland verdichten sich die Anzeichen, dass es sich nicht mehr nur um Einzelfälle von London-Rück­keh­rer*in­nen handelt.

Der rasante Anstieg zuletzt in einigen Regionen lässt befürchten, dass die aggressive Mutation auch hierzulande im Umlauf ist. Dispute über Reiseeinschränkungen, Präsenzunterricht und Skiausflüge sind angesichts dieser Bedrohung Luxusdebatten.

Nur: Was folgt daraus? Schließlich sind die Geschäfte bereits dicht, die Schulen weitgehend zu. Seit Montag gelten im privaten Bereich noch mehr Kontaktbeschränkungen. All das reicht aber nicht. Das Recht der Arbeitnehmer*innen auf Home­office sollte für Unternehmen und Behörden verpflichtend sein. In Betrieben, wo das nicht möglich ist, muss ernsthaft überlegt werden, ob sie nicht zeitweise komplett schließen müssen.

Und bei systemrelevanten Einrichtungen ist die Politik gefragt, weitere Schutzvorkehrungen vorzunehmen. Klar, all das wird noch mehr kosten. Das ist aber momentan nicht das Problem: In Zeiten des Minuszinses verdient Deutschland an seinen Schulden sogar.

Doch auch an der Impffront sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Produktionskapazitäten der beiden bislang zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna lassen sich in den nächsten Wochen zwar nicht endlos steigern – die Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca ließe sich aber schon beschleunigen. Dessen Vorteil gegenüber den beiden anderen: Jeder Hausarzt könnte ihn verabreichen. AstraZeneca hat den Antrag auf Zulassung inzwischen eingereicht, die europäische Arzneimittelbehörde EMA will am 29. Januar darüber entscheiden. Das dauert zu lange.

Bei der Zulassung des Biontech-Impfstoffs im Dezember bewies Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schon einmal, dass eine Beschleunigung möglich ist. Auch wenn Spahn das offiziell abstreitet, hat er sehr wohl dafür gesorgt, dass die EMA ihre Empfehlung schon vor Weihnachten abgab und nicht wie vorgesehen eine Woche später. Klar, die EMA soll unabhängig in ihrer Bewertung bleiben. International liegen aber jede Menge seriöse Daten über die Wirksamkeit vor.

Und warum nicht eine Notfallzulassung gewähren, wie es Großbritannien und andere Länder erlauben? Wann, wenn nicht jetzt, ist es angebracht, von einem Notstand zu sprechen.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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39 Kommentare

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  • Die Impfbereitschaft ist selbst im Pflegepersonal von Krankenhäusern oft "nur mäßig" www.ndr.de/nachric...ig,corona6228.html

    Ein Schnellschuß bei der Zulassung sowie darauf folgende "Impfunfälle" würden die Impfbereitschaft noch einmal tiefer drücken

    • @Rudolf Fissner:

      Es ist auch angebracht, bei solchen Meldungen etwas skeptisch zu sein - Karl Lauterbach zum Beispiel zieht diese Einschätzung in Zweifel. Immerhin muss man in der aktuellen Lage auch gerade beim Thema Impfungen mit gezielter Desinformation rechnen.

      Es ist auch nicht sehr logisch, da die Pflegekräfte selber dem Virus überdurchschnittlichen ausgesetzt sind und die Impfung sie ja auch selber schützt.



      So oder so, man kann nicht gegen die Pflegenden arbeiten, man ist auf ihre Hilfe und ihren Einsatz mehr als angewiesen und sollte das mit besseren Arbeitsbedingungen und besserer Bezahlung honorieren, denn Pflege ist schon sowieso schwere Arbeit.

  • İst es nicht zu spät für eine Notfallzulassung? Wenn die deutschen Behörden erst jetzt mit der Prüfung einer Notfallzulassung anfangen würden, dann wären sie wohl auch nicht schneller fertig als die Ema mit der regulären Zulassung, die hoffentlich am 29. Januar erfolgt. Wichtiger fände ich es da, sicherzustellen, dass die schon im Sommer von der EU bestellten 300 Millionen Impfdosen möglichst schnell geliefert werden. Mit der Lieferung sollte man nicht bis zur Zulassung warten.

  • Warum werden keine Medikamente eingesetzt, bzw. mit einer "Notfallzulassung" versehen??? Siehe hier:www.mdr.de/brisant...ca-studie-100.html



    Oder hier Amantadin: dgn.org/journal_cl...eise-vor-covid-19/

    Mittlerweile bestätigt, Amantadin schützt sicher vor svhwerer Covid19 Erkrankung.



    Sind Menschenleben den Preis dieser Medikamente nicht wert?

    • @Professor Dr. Kombinator:

      Das erste wäre ja eine Art Passivimpfstoff, sowas gibt es schon, wäre aber in diesem Fall hoch experimentell, und schon Tests sind ethisch sehr schwierig weil sie erfordern, Menschen absichtlich den Virus auszusetzen.

      Das zweite wäre eine nicht vorgesehene Verwendung bei einem neurologischen Mittel. Es gibt Möglichkeiten, so etwas zu untersuchen, aber es gibt sehr zu Recht hohe Hürden so etwas regulär einzusetzen.

      Bei Wundermeldungen aus der Medizin sollte man immer etwas vorsichtig sein. Die Medizin leistet oft wahrlich erstaunliches, aber nicht selten sind Berichte auch zu schön, um wahr zu sein.

      • @jox:

        Glauben Sie mir, ich bin sehr kritisch auf Hinsicht auf solche Meldungen, allein Berufs wegen. Aber die Tests laufen, bzw eine Versuchsreihe mit 1000 Probanden ist schon positiv durch, was die Synthetischen Antikörper angeht, und Amantadin ist bereits fast nicht mehr erhältlich, da die Kollegen in den polnischen Krankenhäusern dieses auf eigenes ermessen verwenden. Und das mit grossem Erfolg.

    • @Professor Dr. Kombinator:

      Künstliche Antikörper und Plasma mit Antikörpern sollen nichts bringen www.nejm.org/doi/f...1056/NEJMoa2031304



      www.nejm.org/doi/f...1056/NEJMoa2033130



      Jedenfalls nichts, wenn die Patienten schon in der Klinik sind. Ggf. nützen sie was, wenn man sie sofort am besten bereits bei Infektion gibt spätestens aber bei Erkrankung. Wenn jemand mehrere Tage auf sein Testergebnis warten muss, ist es i.d.R. schon zu spät, da er dann auch schon eine Lungenendzündung hat.



      Helfen könnte nach Studien möglicherweise auch Fluvoxamin und Fluoxetin.



      www.nzz.ch/wissens...ewtab-global-de-DE



      www.n-tv.de/wissen...ticle22120075.html



      Kann man sich vom Arzt verschreiben lassen muss man abeer selbst bezahlen. 100 Tabletten gibt es für ca. 20 Euro. Bis in Deutschland erforscht wird, ob die wirklich helfen, ist die Pandemie aber wohl schon vorbei ....

      • @kamera mann:

        Hallo,



        Das Worum es in dem von Ihnen genannten Artikel geht, ist aber Blutplasma mit generellen, echten Antikörpern von ehemals an Covid19 Erkrankten. Astra Zeneca hat aber genau auf den Virus abgestimmte Antikörper Synthetisch hergestellt. Diese wurden mittlerweile an über 1000 Probanten getestet, welche sich mit eigener Zustimmung jit Covid19 infizieren haben lassen, und es ist keine schwere Erkrankung aufgetreten, sondern alle mit den Antikörpern geimpften waren nach spätestens 72 Stunden Sympthomfrei. Auch konnte nach diesen 72 Stunden kein Virus mehr nachgewiesen werden.

    • @Professor Dr. Kombinator:

      Dafür kann es ja auch andere Gründe als die Kosten geben. Soweit ich den Links entnehmen kann ist die Covid-Prophylaxe ja eher eine Nebenwirkung dieser Medikamente zu sein, die eigentlich gegen Demenz und Parkinson entwickelt wurden. Vielleicht muss man vor eine Zulassung abklären wie die Wirkungen sind wenn diese Erkrankungen nicht vorliegen, bei Substanzen die auf den Dopamin-Haushalt wirken schiene mir das nicht ganz abwegig, vielleicht gibt es andere Nebenwirkungen die unverhältnismäßig sind, vielleicht braucht es für die Wirkung gegen Covid ganz andere Dosen als für die Wirkung gegen Alzheimer/Parkinson, ... Es sind viele Probleme denkbar und Fragen zu klären und eine Zulassung sollte erst dann erfolgen wenn man einen sicheren Einsatz zumindest relativ zuverlässig garantieren kann.

      • @Ingo Bernable:

        Ja sehe ich eigentlich ähnlich.Nur kommt jetzt das grosse ABER. Einem warscheinlich an/mit Covid19 sterbenden, bzw einem im kritischen Zustand im Krnakenhaus befindlichen Menschen sind diese Vorsichtsmassnahmen ziemlich egal. Da geht es ums nackte Überleben!

      • @Ingo Bernable:

        Amantadin wird in Polen bereits generell gegen Corona eingesetzt(leider gibt es kaum noch welches auf dem Markt).Daher gehen die Zahlen an Coronatoten, sowie die Kritischen Fälle in Polen auch sehr stark zurück. Die Kollegen hier in den Krankenhäusern schwören darauf. Leider ist dies wohl auch vielen anderen Ländern bewusst, und daher gibts fast kein Amantadin mehr am Markt...

  • Wenn es beim R0 Wert von 3,3 bleibt würde es auch reichen, wenn alle 4 Tage bei Antigen-Selbsttests 70% der Infizierten erkannt würden. Dann läge der R Wert bei 1. Um die Zahl der Infizierten runter zu bekommen müssten dann endweder zunächst noch andere Maßnahmen eingesetzt werden oder eine zeitlang öfters getestet werden. Man müsste halt immer alle testen, was bei Preisen von einem Euro pro Test ja auch möglich sein sollte. In den USA soll es bereits welche für 4 Euro geben.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich sehe Einschränkungen auf dem Papier aber nicht im realen Leben.



    Meldungen wie: 30 Gäste eines Kindergeburtstages verstecken sich im Badezimmer vor der Polizei sind wohl die häufige Realität.



    Dafür sollte es Haftstrafen ohne Bewährung geben. Dann gehen die Zahlen runter.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Wen wollen Sie denn inhaftieren ?



      Die Kinder ?



      Oder die Eltern und die Kinder dann ins Heim stecken ?

  • > Nur: Was folgt daraus?

    Es gibt einige wesentliche Dinge, die man noch tun kann:

    - *alle* Leute, die Symptome haben ODER mit die Infizierten in deren maximaler Inkubationszeit Kontakt hatten, testen, ausnahmslos. Also definitiv auch Personen ohne Symptome und Kinder.

    - Kontaktverfolgung in beide Richtungen, also vorwärts (wen weiter könnte die verdächtige / positiv getestete Person infiziert haben ?) und rückwärts (mit Antikörpertests - wer kann diese Person infiziert haben und infizierte vielleicht weitere?)

    - in Hotspots Massentests vornehmen (ist in Tschechien und China möglich, warum hier nicht)

    - alle Personen, die positiv getestest oder potenziell infiziert sind, in eine kontrollierte wirkliche Quarantäne stecken

    - Dasselbe mit Einreisenden

    - Positiv getestete Personen wo immer möglich von Familienmitgliedern isolieren (immerhin gibt es leerstehende Hotels). Essen sollte bei Bedarf fraglos geliefert werden.

    - Ausfälle von Einkünften komplett ersetzen

    - Gebiete mit vielen Infektionen rigoros absperren bis die Zahlen runter gehen (also sozusagen kollektive Quarantäne auf der Ebene von Gemeinden)

    Wer sich fragt, ob nicht die meisten dieser Maßnahmen längst praktiziert werden: Werden sie schon, aber in Ländern wie Taiwan (und dort mit großem Erfolg), nicht in Deutschland.

  • Es ginge schon noch was, nur das wird dann echt nicht mehr schön. Die Lösung heißt dann Totallockdown. Alle bleiben in ihren Buden, es gibt keine Ausnahmen mehr, auch kein Einkaufen. Lebenmittel werden einmal die Woche vom THW vor die Tür gestellt. Fertig. Kontollieren kann man das mit Drohnen - 1984 lässt grüßen.

    Nun bleibt die Frage: Muss das sein? Oder (und hier müssen Mediziner antworten): gibt es Alternativen? Kann man der Lage mit Notlazaretten in Messehallen usw. herr werden? Oder kann man diese Option von anfang an vergessen?

    • @Bunte Kuh:

      Angesichts des Szenarios das mit B1.1.7 gerade mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auf uns zurollt würde ich eine allgemeine Quaruantäne/Ausgangssperre für 2-3 Wochen definitiv begrüßen. Denn selbst wenn man noch weitere Notkrankenhäuser (denn es gibt ja schon welche) einrichten würde gäbe es nicht genügend zusätzliche Intensivpfleger*innen ohne die ein Betrieb schlecht möglich ist.



      (Und was 1984 angeht würde mir spontan eine ganze Liste an Dingen einfallen mit denen die immer weiter ausufernde Überwachung ohne Not und ohne Verstand noch weiter ausgedehnt wird (allgegenwärtige Videoüberwachung, die wenn mit KI gekoppelt ein echter Albtraum werden kann, die geplante Bürger-ID, der von der EU geforderte 'Generalschlüssel' für jegliche Verschlüsselung, ... die Kontrolle temporärer und unmittelbar lebensrettender Schutzmaßnahmen während eines massiven Katastrophenfalls würde ich allerdings nicht dazu zählen.)

    • @Bunte Kuh:

      > Kann man der Lage mit Notlazaretten in Messehallen usw. herr werden?

      Man kann die Leute sicher in Lazarette stecken. Aber eben nicht intensivmedizinisch versorgen - dazu fehlt allein schon das Personal, das viele Jahre Ausbildung benötigt. Und als Folge dürfte sich die Todesrate (IFR) erheblich erhöhen - ausgehend von 0.7% vielleicht auf 2% ? Das ist nicht wenig.

    • @Bunte Kuh:

      Hm, das wäre sicher besser als weitere 100000 Tote durch die neue Mutation?



      Immerhin wäre der Zeitraum überschaubar, bis genug Leute geimpft sind - bis Juli / August vielleicht.

  • Ist "das neue Virus" tatsächlich ansteckender als das alte? Prof. Drosten und andere Virologen sind von ihren anfänglichen Warnungen bereits abgerückt und sagen nun, das man Aussagen dazu erst nach Ostern treffen könne.

    Sowohl in Großbritannien als auch in Irland wurde Weihnachten gefeiert, als gäbe es keine Pandemie. "Partys, volle Restaurants und Pubs sowie überfüllte Einkaufsmeilen" hat die TAZ das gestern schön auf den Punkt gebracht.

    Es wäre schön, wenn Journalisten öfter mal kritische Fragen stellten, statt den Regierungen ihre dummen Ausreden durchgehen zu lassen.



    In der Situation - und nach dem verkorksten Pseudolockdown hierzulande - hat man als Politiker die Möglichkeit, ein zu gestehen, dass man Fehler gemacht hat.

    Oder man schiebt die Schuld auf "das neue Virus", das völlig überraschend ganz neue Entwicklungen provoziert.

    • @Peter_:

      > Sowohl in Großbritannien als auch in Irland wurde Weihnachten gefeiert, als gäbe es keine Pandemie.

      Stimmt für Irland aber nicht für Großbritannien. Und in Irland sind die Inzidenzzahlen in drei Wochen um den Faktor 30 gestiegen, was mit dem normal ansteckenden Virus eher nicht passiert wäre.

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    Leider verheimlicht uns der Autor, wie die Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca sich beschleunigen lässt, ohne rudimentäre Regeln dabei außeracht zu lassen.

  • "Wann, wenn nicht jetzt, ist es angebracht, von einem Notstand zu sprechen."

    In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Zehntausende an den Folgen von Alkohol, Tabak, Fleisch und Zucker verreckt. Und zwar jährlich. Notstand. Durch Schusswaffen (auch aus Deutschland) sterben jährlich ebenso Zehntausende. Auch ein Notstand. Die



    Moslems in China und Malaysia haben zur Zeit einen gewaltigen Notstand. Die vielen Zivilisten in afrikanischen Kriegsgebieten haben einen Notstand.

    Corona ist sicher gefährlich und in einem vergleichsweise geringem Ausmaß tödlich, aber man muss schon ziemlich wenig Strom in der Birne haben, um Abends beim Bierchen, Würstchen und Zigarettchen die Weltnachrichten zu schauen und dann Angst vor Corona zu bekommen.

    • @Ki An:

      > Corona ist sicher gefährlich und in einem vergleichsweise geringem Ausmaß tödlich

      Das geht etwas zu weit mit dem Relativieren, wir haben ein paar Tausend Verkehrstote, ernährungsbedingte Krankheiten fordern auch Opfer aber sind sehr in der Hand des/der Einzelnen.

      Demgegenüber haben wir bei Corona aber bald 50000 Tote *trotz* massiver Gegenmassnahmen, und ohne diese wären es sicher um ein Vielfaches mehr. Mit der neuen Mutation haben wir immer noch ein Potenzial von 400000 Toten allein in Deutschland. Das kann eine zivilisierte Gesellschaft nicht einfach so abhaken.

    • @Ki An:

      Meinen Konsum von "Alkohol, Tabak, Fleisch und Zucker" habe ich aber selbst zu verantworten und kann diesen als aufgeklärter und mündiger Bürger ein gesundheitlich vertretbares Maß beschränken oder eben auch nicht und selbst letzteres wäre dem Prinzip der Selbstschädigung entsprechend allgemein vertretbar. Für den Tod nach einer Corona-Infektion der durch die allgemeine Lage oder schlimmer noch durch die mangelnde Rücksichtnahme Anderer ausglöst wurde gilt das aber nicht.



      Und auf was wollen sie eigentlich hinaus? Darauf dass, man sich doch bitte zurücklehnen und dem Sterben entspannt zusehen soll, weil ja auch Kriege und ungesunde Ernährung Menschenleben kosten?



      "Corona ist sicher gefährlich und in einem vergleichsweise geringem Ausmaß tödlich"



      Man sollte aber nicht nur auf die Mortalität schauen und dabei die Infektiosität ignorieren. Der Ebola-Ausbruch ab 2014 in Guinea, Sierra Leone und Liberia kostete insgesamt etwa 0.46 ‰ der dortigen Bevölkerung das Leben, demgegenüber ist das noch nicht beendete Coronageschehen in Deutschland mit derzeit etwa 0.53 ‰ bei steigender Tendenz bereits jetzt schlimmer. Ebola ist zwar in Relation zu Covid deutlich tödlicher, lässt sich aber eben auch, weil per Schmierinfektion übertragen, sehr viel besser eindämmen, was bei Corona trotz Lockdown bereits jetzt schon nicht mehr funktioniert und wenn man sich dann überlegt wie sich B1.1.7 mutmaßlich auf den Exponenten der Ausbreitung auswirkt ist das mE ein durchaus berechtigter Grund um Angst zu bekommen.

    • @Ki An:

      Sie haben offensichtlich noch keine Familienangehörigen an COVID-19 verloren und das dann mal pandemisch für sich multipliziert. Oder sprechen Sie mal mit einer überlasteten Ärztin oder Krankenschwester. Keine Angst zu haben kann auch ein Zeichen von Doofheit sein....

    • @Ki An:

      "In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Zehntausende an den Folgen von Alkohol, Tabak, Fleisch und Zucker verreckt. Und zwar jährlich."



      Wohl eher monatlich. Es sterben schließlich fast 1 Mio. Menschen im jahr in Deutschland und sehr viele davon ernährungsbedingt.

  • der GENTECHNIK verdanken wir die Impfstoffentwicklung. In diese Technik sollten viel mehr Fördergelder fließen.

  • Naja, vielleicht muss man irgendwann sich auch mal eingestehen, dass man den Virus zwar eindämmen, aber nicht ausrotten kann? Oder sind wir mal wieder in einer Phase alternativloser Politik?

    • @Bernd Käpplinger:

      Warum soll man das nicht können? Covid ist nicht ansteckender als z.B. Pocken. Und bei Pocken hat es geklappt.

      • @jox:

        Aber Sars-CoV-2 kommt im Gegensatz zu Pocken und Masern problemlos mit Tieren als Wirte zurecht (da kommt es auch her). Bis es wieder auf den Menschen springt, ist nur eine Frage der Zeit.

        • @Luftfahrer:

          Übergänge zwischen verschiedenen Arten passieren bei den meisten Viren nicht so oft, dass sie ein wesentliches Problem sind. Beispiel wäre das Pestbakterium, das z.B. in den USA bei Nagern vorkommt.

          Das "alte" SARS Virus macht da auch keine Probleme, das ist unter Menschen eliminiert.

          Anders ist das bei Tollwut. Aber auch da kann man was machen, und tut das auch, potenzielle Überträger wie wild lebende Füchse werden per Köder gegen Tollwut geimpft.

  • RS
    Ria Sauter

    Herr Lee,bitte keine Panik verbreiten!



    Wir werden mit dieser Erkrankung leben und auch sterben müssen.



    Die bisherigen Maßnahmen haben eine rasche Ausbreitung nicht verhindert.



    Wichtig wäre es, mMn, die Flugaktivitäten einzustellen. Wenn Menschen aus Ländern mit der neuen Variante einreisen und nicht in eine überwachte Quarantäne kommen, scheint die Regierung die Lage nicht so ernst zu nehmen.



    Das Virus wird nicht verschwinden. Ist leider so.



    Die Lösung kann nicht sein, noch mehr Menschen für lange Zeit einzusperren.



    Gehöre altersmäßig zur Risikogruppe und habe noch eine Vorerkrankung.



    Möchte mich nicht im Keller verstecken, bis irgendein Bayer oder sonstwer meint, ich könne wieder raus.

    • @Ria Sauter:

      Wir müssen Zeit gewinnen bis wir möglichst viele Menschen geimpft haben, darum geht es momentan!

  • Wieso Notzulassung?



    Der Impfstoff reicht doch bereits jetzt für die Risikogruppen.



    Und warum sollten sich alle anderen impfen lassen, um die Risikogruppen zu schützen, wenn diese Risikogruppen bereits geimpft wurden?



    Logik?

    • @PS007:

      Wer hat Ihnen denn diesen Floh ins Ohr gesetzt? Der Impfstoff reicht nicht mal für alle Altenheimbewohner, und das soll erst Ende Februar anders sein laut unserer Bundesregierung.

    • @PS007:

      1. Ein nicht kleiner Teil der Bevölkerung (so 25 - 30%) weist einen oder gleich mehrere der Risikofaktoren auf, was nicht jedem/jeder bewusst ist. Übrigens sind sozial unterprivilegierte Leute auch hier überproportional vertreten.



      2. Die besonders hohe Sterblichkeit der ganz alten Menschen hängt auch damit zusammen, dass die bei einer Infektion gar kein Bett in der Intensivstation mehr bekommen. Das "Publikum" der Intensivstationen ist also ein Stück jünger, oder anders gesagt, ist die Covid Erkrankung auch für jüngere Leute nicht risikofrei, die Intensivpflegekapazitäten sind aber begrenzt (und teuer).



      3. Impfungen wirken primär kollektiv. Ohne eine Impfung eines ziemlich großen Teils der Bevölkerung kriegen wir keine kollektive Immunität, die auch Menschen schützt, deren Immunsystem nicht gut funktioniert (z.B. Empfänger von Organtransplantationen oder Krebspatienten).



      4. Viele Menschen, die die Krankheit erst mal gut überstehen, oder vordergründig nicht schwer erkranken, leiden anschliessend an "Long Covid", was eine schwere chronische Erkrankung bis zur Berufsunfähigkeit bedeuten kann. Da unsere Gesellschaft die dann versorgen muss, darf sie sehr wohl darauf hin wirken, eine solche Belastung nicht unnötig zu verursachen.



      5. Kollektive Immunität und schließlich Auslöschung des Virus ist auch nötig, um gefährliche Mutationen zu vermeiden, die sowohl die Ausbreitungsgeschwindigkeit weiter erhöhen können (wie bereits passiert), als auch junge Menschen und Kinder viel stärker betreffen könnten (siehe die Geschichte der Spanischen Grippe von 1918).

      Übrigens ist das nicht neu so. Haben wir bei Diphterie so gemacht (ein kleiner Bruder meine Mutter ist dran gestorben). Haben wir bei Polio so gemacht. Haben wir bei Pocken so gemacht. Machen wir mit Masern so, und auch mit Ebola. Covid verdient eine Platz auf der Liste.

      Hier eine Geschichte, was Medizin, Menschlichkeit und Entschlossenheit leisten können:

      de.wikipedia.org/w...ieepidemie_in_Nome

  • Dies sind aber arg kritische Töne hier gegen die EU für einen taz-Artikel. Mir soll es recht sein. Diesen Standpunkt hatte ich bereits seit Zulassung von BioNtech in GB

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Ohne das ich das damit einschränken möchte, aber..

    Die Hälfte der Home-Office Plätze können Sie sich sparen, wenn das Produzierende Gewerbe die sich anstauenden Aufträge nicht bearbeiten darf. Sonst haben wir das beliebte Mathematiker-Problem ("Es gibt eine Lösung!", aber die wird halt nicht umgesetzt ;-)).

    Das wir "unendlich Geld" in die Krise stecken könnten fände ich auch eine steile These. Wenn das so einfach wäre, hätte das die Politik vermutlich längst gemacht (siehe die anrollende Pleitenwelle). Isses aber offensichtlich nicht. Siehe das Dilemma in der EU letzten Sommer.

    Ich persönlich sehe, sofern sich die Situation im Sommer nicht verbessert, die halben Innenstädte pleite gehen, die Flächen bleiben vorerst leer weil unbezahlbar und darauf folgend dann im worst case das Platzen einer Immobilien-Blase.