Coronaherbst in Deutschland: Freie Auswahl bei Impfungen
Das Gesundheitsministerium bestellt für den Herbst vier Corona-Impfstoffe. Die Länder fordern außerdem mehr Eingriffsmöglichkeiten bei Maßnahmen.

Für die neue Impfkampagne sollen im Herbst vier Impfstoffe bereitstehen Foto: Jörg Carstensen/dpa
BERLIN taz | Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit einer schweren Coronawelle im Herbst und entwickelt dafür ein „breites Repertoire von Schutzmaßnahmen“. Das wurde am Montag aus Ministeriumskreisen mitgeteilt. Geplant ist unter anderem eine neue Impfkampagne. Für die sollen im Herbst dann vier Impfstoffe bereitstehen, darunter Impfstoffe der Hersteller Moderna und Biontech. Ziel sei es, den Impfstoff, der sich bei den neuen Coronavarianten als am geeignetsten erweist, dann auch allen, die diesen Impfstoff wünschen, anbieten zu können, hieß es aus Kreisen des Gesundheitsministeriums.
Mit diesem Vorgehen will man Situationen wie 2021 vermeiden, als auch Astrazeneca verimpft wurde, die meisten Bürger:innen aber lieber den Impfstoff von Biontech wollten. Dessen Abgabe wurde dann zwischenzeitlich rationiert.
Wird von den vier Wirkstoffen in der Herbstkampagne genug bestellt, um im Bedarfsfall auch nur mit einem dieser Wirkstoffe die millionenfache Nachfrage zu bedienen, bedeutet dies jedoch, dass viele Millionen von Impfdosen der weniger gefragten Art dann womöglich vernichtet werden. Dies räumt man in Ministeriumskreisen auch ein, betont aber, es gebe dazu keine Alternative. Sich von vornherein auf einen einzigen Impfstoff festzulegen, der sich dann vielleicht doch nicht für die aktuellen Virusvarianten als optimal erweist, gilt als zu riskant.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verhandelt derzeit mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) über ein Konzept für den Herbst, da das Infektionsschutzgesetz am 23. September ausläuft. Um eine erwartete nächste Coronawelle eindämmen zu können, brauchen die Länder eine Rechtsgrundlage vom Bund.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
„Entfesselung“ der Länder
Angesichts hoher Infektionszahlen wollen die Länder mehr Eingriffsmöglichkeiten vor Ort. Dazu zählt etwa die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Einzelhandel oder Abstandsgebote. Dies forderte etwa die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Das derzeitige Infektionsschutzgesetz erlaube nur Basismaßnahmen wie Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr oder Betretungsregeln für Pflegeheime, kritisierte Nonnemacher in den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Lauterbach schrieb auf Twitter, die Bundesländer müssten bei den Schutzmaßnahmen „entfesselt“ werden.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Aus den Kreisen des Bundesgesundheitsministeriums hieß es, dass Kliniken ab Herbst weitgehend an ein digitales Meldesystem angeschlossen werden sollen. So solle die Belastung durch Coronafälle und freie Kapazitäten schneller ermittelt werden können. Die Abrechnungen von Testzentren sollen behördenübergreifend besser kontrolliert werden.
Leser*innenkommentare
Kirsten Tomsen
Um welche Impfstoff-Typen wird es sich dabei handeln? Und werden diese auch als Auffrischungsimpfung zugelassen.
Einige Menschen haben leider schlechte Erfahrungen mit den mRNA-basierten Typen gemacht u. wären eher bereit, sich mit einem Impfstoff wie z.B. Valneva eine 3. oder 4. Impfung geben zu lassen.
Tinki
@Kirsten Tomsen Das ist die große Frage: Die Nachfrage nach Novavax war nicht besonders groß. Dieses ist zwar kein Totimpfstoff, aber eben auch nicht mRNA- basiert. Ob die Menschen nun bei dem Totimpfstoff Valneva plötzlich in Scharen kommen,bleibt zu bezweifeln.