Corona in Spanien: 3.646 neue Fälle
Das Coronavirus breitet sich in Spanien schneller aus als in Italien. Ministerpräsident Pedro Sánchez warnt vor „emotional sehr harten Tagen“.
Am Samstagabend hielt Ministerpräsident Pedro Sánchez eine Ansprache. „Das Schlimmste steht noch bevor“, erklärte er und spracht von „emotional und psychologisch sehr harten Tagen“. Sánchez sprach von der größten Herausforderung seit dem Spanischen Bürgerkrieg in den 1930er Jahren.
Nach einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der Regionalregierungen verkündete er, dass der geltende Ausnahmezustand über den 29. März hinaus um zwei Wochen verlängert werden soll. Dafür wird am Mittwoch das spanische Parlament zusammentreten. Damit werden auch die weitgehenden Ausgangsbeschränkungen aufrechterhalten.
47 Millionen Spanier dürfen nur in berechtigten Ausnahmefällen, wie etwa zum Einkaufen, Arztbesuch oder um zu arbeiten, auf die Straße. Mehrere Regionalregierungen, darunter die von Katalonien, verlangen, dass die Einschränkungen noch verschärft werden. Sie wollen, dass alle Betriebe und Behörden, die nicht die unmittelbare Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten, für 14 Tage komplett schließen. Die Polizei hat in der ersten Woche über 30.000 Bußgeldbescheide wegen Verstoß gegen die Ausgangsbeschränkungen ausgestellt. 350 Menschen wurden sogar verhaftet.
Doppelt so viele Patienten wie geplant
Die Lage in den Hospitälern wird immer dringlicher. Die Intensivstationen mehrerer Krankenhäuser in der Region Madrid sind mit doppelt so vielen Patienten belegt wie eigentlich vorgesehen. Der Krisenstab im Gesundheitsministerium versucht derweilen alles, damit das Gesundheitssystem angesichts der bevorstehenden neuen Infektionsfälle nicht völlig zusammenbricht.
In Madrid wird zusätzlich zu den neun Nothospitälern in Hotels, in denen weniger schwere Fälle behandelt werden, von der Armee ein riesiges Notlazarett auf dem Messegelände errichtet, das vor kurzem noch den Klimagipfel COP beherbergte. Erst einmal sind es 1.300 Betten und 96 Intensivplätze. Doch es soll so schnell wie möglich auf 3.000 Betten ausgebaut werden. Falls nötig, könne die Einheit für Notfälle der spanischen Streitkräfte auf 5.000 aufstocken, heißt es seitens der Behörden.
In Barcelona, mit bisher 191 Toten, werden drei Hotels zu Krankenhäusern umfunktioniert, und die Regierung des Baskenlands, mit bisher 97 Toten, arbeitet mit Hochdruck an einem Plan für zusätzliche Kapazitäten.
Huawei spendet eine Million Masken
Während die Armee überall im Land Altenheime desinfiziert, kauft das Gesundheitsministerium alles an Schutzmaterial auf, was sich auf dem Markt nur finden lässt. Die meisten Masken kommen aus China. Der Kommunikationskonzern Huawei hat eine Million Masken gespendet. Sie waren ursprünglich für die eigene Belegschaft und deren Familien gedacht. Da sich die Lage in China verbessert hat, würden sie nicht mehr gebraucht, berichtet die spanische Presse.
Zwei Madrider Krankenhäuser berichteten am Wochenende von den beiden ersten schweren Fällen auf der Intensivstation, deren Gesundheitszustand sich so weit verbessert hat, dass sie auf die Apparate zur künstlichen Beatmung verzichten können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?