Corona-Impfungen: Kinder bisher kaum geschützt
Obwohl es genug Impfstoff gibt, sind erst 10 Prozent der 5- bis 11-Jährigen gegen Corona geimpft. Bald könnten die Zahlen aber deutlich steigen.
Warum davon bisher nicht einmal ein Viertel tatsächlich genutzt wurde, ist nicht ganz klar. Das Gesundheitsministerium erklärt auf Anfrage, bisher seien rund 2 Millionen Dosen weitergeleitet worden. Die Arztpraxen haben aber nach Auskunft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nur 800.000 Dosen erhalten, die schon Anfang Dezember bestellt werden mussten und einmalig ab Mitte des Monats ausgeliefert wurden. Wie viele Kinder-Dosen an Impfzentren gingen und wie viele noch in den Apotheken lagern, über die sie verteilt werden, ist unbekannt.
Unklar ist auch, welche Rolle die Nachfrage spielt. Während Eltern in manchen Regionen berichten, dass Kinder-Impftermine auch mit großem Aufwand nicht zu erhalten sind, bleibt anderswo bei Kinder-Impfaktionen Impfstoff übrig. Nach Auskunft des Verbands der Kinder- und Jugendärzte beteiligen sich rund 60 bis 70 Prozent der Praxen am Impfen. Ein Hinderungsgrund ist demnach, dass immer zehn Impfungen auf einmal durchgeführt werden müssen. Auch die fehlende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine allgemeine Kinder-Impfung gegen Corona dürfte für manche Ärzte eine Rolle spielen.
Klar ist dagegen, dass die Zahlen von der nächsten Woche an stark steigen dürften. Denn im Januar erhält der Bund insgesamt weitere 3,8 Millionen Dosen Kinder-Impfstoff, und ab sofort werden diese – wie bisher schon der Erwachsenen-Impfstoff – jede Woche an die Praxen und Impfzentren geliefert. Allein in der kommenden Woche sollen 600.000 Kinder-Dosen in Arztpraxen und weitere 400.000 in Impfzentren gehen, teilte die KBV mit; nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums werden alle Bestellungen komplett beliefert.
Größerer Nutzen, geringeres Risiko
Zugleich wird der Nutzen der Kinder-Impfung immer deutlicher. Angesichts der Ausbreitung der stark ansteckenden Omikron-Variante ist damit zu rechnen, dass sich ein großer Teil der Kinder infizieren wird. Und auch wenn Omikron-Erkrankungen milder verlaufen, könne es durch die große Zahl der Infizierten dann zu Engpässen kommen, warnt der Expertenrat der Bundesregierung in seiner jüngsten Stellungnahme – und zwar „gerade im Bereich der Kinderkliniken“. Weil die Impfung auch bei Omikron gut vor schweren Verläufen schützt, empfiehlt der Expertenrat, die Impfkampagne zu intensivieren – und zwar ausdrücklich „in allen Altersgruppen“.
Gleichzeitig zeigen neue Daten aus den USA, dass gefährliche Nebenwirkungen bei den 5- bis 11-Jährigen extrem selten sind. „Das Risiko der Impfung ist ca. 100-fach geringer als das der Infektion“, schreibt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, auf Twitter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung