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Corona-Impfung für KinderPieksen nur wer will

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Eltern können ihre 12-Jährigen ab dem 7.Juni gegen Covid-19 impfen lassen. Sie müssen aber nicht. Die moralische Wahlfreiheit ist gut so.

Geht in Israel schon seit Anfang des Jahres: Pieks für Jugendliche Foto: Gideon Markowicz/Xinhua/imago

S chon jetzt klingeln bei vielen Kinder- und Ju­gend­ärz­t:in­nen fortwährend die Telefone und die Zahl der Anfragen wegen Corona-Impfungen wird nochmal in die Höhe schnellen. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Donnerstagabend nach dem Treffen mit den Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen der Länder erklärt, dass sich die Eltern von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren um einen Impftermin ab dem 7. Juni bemühen können.

Vorausgesetzt, dass am heutigen Freitag die EU-Arzneimittelbehörde EMA dem Coronavakzin von Biontech/Pfizer eine Zulassung erteilt, wovon auszugehen ist. Es wird allerdings nicht mehr Biontech-Impfstoff geben, nur weil am 7. Juni die Priorisierung für alle aufgehoben wird und sich jetzt auch halbwüchsige Kinder in die Schlangen stellen. Merkel verwies auf die Ständige Impfkommission (Stiko), die nach der EMA-Zulassung eine Empfehlung für die Impfung aussprechen wird.

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Stiko-Präsident Thomas Mertens hat erklärt, dass er vor allem die Impfung von Kindern mit Vorerkrankungen als sinnvoll betrachtet. Viele Ärz­t:in­nen werden sich an der Stiko orientieren, der Impfstoff Biontech/Pfizer wird wohl erstmal eher an Kinder mit Herz-, Lungen- und anderen Vorerkrankungen vergeben werden. Diese Priorisierung ist völlig in Ordnung. Man geht davon aus, dass 60 Prozent der Eltern ihre Kinder ab 12 Jahren impfen lassen wollen.

Bei einem an Kindern so wenig erprobten Vakzin ist die Impfzurückhaltung der anderen 40 Prozent verständlich. Die Studienlage zu Corona-Impfungen an Kindern ist nicht gerade üppig, und die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen können nicht mal eben ein paar weitere aussagekräftige Studien hervorzaubern, nur weil sich das manche Po­li­ti­ke­r:in­nen wünschen.

Irgendeine schulische, sportliche oder kulturelle Teilhabe an die Impfbereitwilligkeit der Eltern zu koppeln, wäre jedenfalls fatal, und das ist auch nicht vorgesehen. Der Unterricht werde sowohl für Geimpfte als auch für Ungeimpfte gleichermaßen gestaltet. Das versicherte die Kanzlerin. Abstands- und Maskenregeln gelten weiterhin unverändert.

Die Inzidenzen sinken aktuell erfreulich steil. Vielleicht kann die Impfung der Kinder mal ohne Druck oder Verunglimpfungen und ideologiefrei betrachtet werden. Die Chance jedenfalls besteht.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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5 Kommentare

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  • Wer die Welt etwas besser kennt weiß: die Betroffenen werden selbst entscheiden. Und nicht ihre Eltern fragen. Und soll jetzt keiner sagen: aber die Einverständniserklärung. Das macht der Kumpel am PC, der PhotoShop beherrscht.

  • Renz-Polster hat gerade einen neuen Beitrag veröffentlicht: www.kinder-versteh...etter-post-title_1

  • Dieser Bundesgesundheitsminister leidet wieder einmal unter Sprechdurchfall, redet ohne die Fakten auf dem Tisch zu haben, und die gesamte Regierung trottet hinterher. Konnte das Bundekabinett nicht wenigstens warten, bis die Impfkommission eine Empfehlung abgegeben hat? Zur Sachlage hier ein Betrag von Dr. Renz-Polster, Kinderarzt mit langer Erfahrung in der Forschung: www.kinder-versteh...die-kinder-impfen/

  • Wenn Kinder und Jugendliche irgendwann mal wieder ins Ausland wollen um Urlaub zu machen/zu studieren/etc müssen sie sich sowieso impfen lassen. Ein Großteil der Länder wird nur noch Geimpfte reinlassen.

    • @gyakusou:

      Wenn Kinder dann mal im Ausland studieren wollen, sind sie keine Kinder mehr und können ab 18 auch rechtlich selbst über ihre Impfung entscheiden. Bis dahin sind in Ländern mit geringer Inzidenz auch Jugendreisen ohne Erwachsene und mit Tests abgesichert wieder möglich. Kinder ab 12 (oder jünger) bewiesen zum Beispiel bei Fridays for Future, dass sie Faktenbasierte politische Entscheidung besser verstehen und von der Politik einfordern als ihre Eltern. Fragt also die Kinder, wollt ihr gegen die Empfehlung der Stiko sofort geimpft werden, bevor klar ist, ob und wie sich Impfungen auf Kinder mitten im Wachstum auswirken? Soweit die Studienlage es hergibt, erkrankten bislang leider auch Kinder schwer oder gar tödlich, die Vorerkrankungen haben und für diese empfiehlt auch die Stiko eine Impfung da der Nutzen die noch unbekannten Risiken einer Impfung in der Wachstumsphase (wahrscheinlich) überwiegen. Massenimpfungen von nicht vorerkrankten Kindern empfiehlt die Stiko nicht. Es gibt bislang keine Fakten, die bei dieser Altersgruppe mit sehr geringem Risiko einer schweren Erkrankung den Nutzen der Impfung für die Kindergesundheit belegt.