Corona-Fälle in Hamburg: Erste Ansteckung an einer Schule
An der Heinrich-Hertz-Schule wurden 26 Schüler und drei Beschäftigte positiv auf Corona getestet. Laut Behörden kamen Schüler mit leichter Erkältung.
Die Betroffen haben nach Auskunft des Bezirksamts Nord milde Symptome. Ins Krankenhaus musste niemand. Die Fälle traten in sechsten und achten Klassen auf, insgesamt 15 Klassen sind in Quarantäne. Zur Zeit würden 400 Schüler und alle Mitarbeiter der Winterhuder Schule getestet, sagte Rabe. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir noch weitere Fälle finden.“
Der Senator zog dennoch eine positive Bilanz der Rückkehr zum Präsenzunterricht. Der sei „richtig“ gewesen. An allen anderen Schulen seien derzeit 27 Schüler und ein Beschäftiger infiziert und in häuslicher Quarantäne, das sei nicht viel. Weitere 81 Schüler und acht Mitarbeiter waren seit den Ferien infiziert, seien aber „wieder gesund“.
Nach Auskunft der Gesundheitsbehörde hatten die an Schulen Infizierten bisher einen milden Verlauf der Krankheit. Derzeit befinde sich keine Person unter 20 in einer Klinik, sagte eine Sprecherin. Generell könne man die Zahl der Personen, die stationär behandlungspflichtig seien, als Indikator für die Schwere des gegenwärtigen Pandemieverlaufs sehen.
In Quarantäne sind an der Heinrich-Hertz-Schule 15 Klassen. An allen anderen Schulen sind es noch einmal 14 der insgesamt 9.500 Klassen. Zudem bleiben 24 Beschäftigte aus Vorsicht Zuhause.
Positiv auf Corona getestet wurden 129 Schüler und Mitarbeiter. 88 davon gelten als genesen.
Das Lüften ist laut Behörde kein Problem. Nur in 68 von 12.000 Räumen seien die Fenster zu.
Der Fall der Heinrich-Hertz-Schule ist laut Rabe ungewöhnlich, weil Mitglieder mehrerer Familien unabhängig voneinander das Virus in sich trugen. Darunter seien auch Kinder, die „trotz eindeutiger Symptome nicht zu Hause geblieben sind“, schreibt die Schulbehörde. Laut Gesundheitsamt Nord hatten sie „leichte Erkältungssymptome“.
Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte sich am Vortag im Rathaus zu dem Fall Heinrich-Hertz-Schule geäußert. Es wäre der erste Ausbruch an einer Kita oder Schule, dieser wäre aber auch nicht auszuschließen, ebenso wie in anderen Gemeinschaftseinrichtungen. Man prüfe derzeit, ob eine Lehrkraft Schüler angesteckt habe. Es ließe sich offenbar feststellen, ob es sich um den selben Virus handele. Dies geschehe durch eine „Sequenzanalyse“, mit der das Erbgut, das sich durch Mutationen unterscheidet, verglichen wird.
Die Öffnung der Schulen im Regelbetrieb ist umstritten. Lehrerverbände wie die GEW und die Elterngruppe „Sichere Bildung“ fordern als Alternative einen „Hybridunterricht“, der teils in kleineren Lerngruppen, teils zu Hause stattfindet. Und Sabine Boeddinghaus (Linke) sagt, Senator Rabe müsse „Druck von den Schulen nehmen“.
Nach Hybridunterricht gefragt, erklärt Rabe, „das halten wir aktuell nicht für notwendig“. Die sich in Quarantäne befindlichen Schüler nähmen am Fernunterricht teil. Sollte es steigende Infektionszahlen geben, würde Hamburg die Maskenpflicht „Schritt für Schritt“ auf Berufsschulen, weiterführende Schulen und Grundschulen ausdehnen.
Helge Pepperling vom Verband „Die Lehrergewerkschaften Hamburg“ (DLH) erklärte indes, auch wenn die Infektionszahlen noch nicht gravierend wären, gebe der Umgang damit „Anlass zu Kritik und Sorge“. So sei es teils nicht nachzuvollziehen, welche Schüler und Lehrkräfte von den Gesundheitsämtern in Quarantäne geschickt werden, und welche nicht. Nötig sei ein „transparenteres Verfahren“. Auch bräuchten die Lehrkräfte mehr Zeit, wenn sie nebenher noch die unter Quarantäne stehenden Schüler betreuen sollen.
Die Elterninitiative „Sichere Bildung Hamburg“ konstatierte, Rabes Konzept des „Regelschulbetriebs“ versage im Realitätstest und erneuerte ihre Forderungen nach kleinen Lerngruppen. Der Ausbruch an der Heinrich-Hertz-Schule sei ein mahnendes Vorzeichen, sagte Sprecherin Ines Moegling. Es sei zu befürchten, dass im Herbst auch bei anderen Schulen kritische Schwellen überschritten werden.
Die Initiative kritisierte ferner, dass die Infografiken der Stadt für die Eltern zum Umgang zum Atemwegs-Infektionen „überarbeitet und klarer gefasst“ werden müssten, damit Eltern nicht allein gelassen werden. So gelte einerseits eine laufende Nase bei Grundschulkindern als harmlos, andererseits mache nun der Schulsenator den Eltern indirekt zum Vorwurf, Schüler seien trotz Symptomen zur Schule gekommen.
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