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Christian Lindners Fracking-TräumeDie Methode bleibt riskant

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Immer wieder gibt es Versuche, das Verbot des umweltschädlichen Frackings zu kippen. Diesmal probiert es FDP-Finanzminister Lindner.

Anti-Fracking-Protest in Dudensen, Niedersachsen Foto: Holger Hollemann/dpa

A lle Jahre wieder und das neue 2023 scheint keine Ausnahme zu werden: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) spricht sich für Fracking in Deutschland aus. Mit dem Verfahren kann Erdgas auch aus unkonventionellen Lagerstätten gefördert werden. Das heißt: Das Gas ist in porösem Gestein eingeschlossen. Man presst Unmengen Wasser und Chemikalien in den Boden. Durch entstehende Risse kommt man an das Gas. Seit 2017 ist unkonventionelles Fracking in Deutschland verboten. Nur Erprobungsvorhaben zu Forschungszwecken sind erlaubt.

Das will Lindner ändern. „Nicht nur die Preise für die Verbraucher lohnen neues Nachdenken, auch die Argumente dagegen sind überholt“, so Lindner gegenüber der Bild am Sonntag. Eine Expertenkommission des Bundestages habe 2021 bestätigt, dass die Technologie verantwortbar sei. „Das Verbot sollte fallen“, meint der Politiker.

Tatsächlich hat die Expertenkommission festgestellt, dass sich bekannte Risiken durch moderne Technik und deren gute Steuerung verringern lassen. Verringern heißt aber nicht ausschließen. Unkonventionelles Fracking gefährdet das Trinkwasser und lässt besonders viel klimaschädliches Methan in die Atmosphäre entweichen.

Die von Lindner zitierten Ex­per­t:in­nen halten außerdem fest, dass die von ihnen ausgewerteten Erfahrungen mit Fracking nicht eins zu eins auf Deutschland zu übertragen sind. „Da Deutschland dichter besiedelt ist als zum Beispiel die USA, muss die Vulnerabilität grundsätzlich höher eingeschätzt werden“, heißt es in ihrem Bericht von 2021.

Und 2022 Jahr haben sie in Bezug auf die Energiekrise angemahnt: Selbst wenn man unkonventionelles Fracking erlauben würde, stünden erst mal Prüf-, Beteiligungs- und Genehmigungsschritte mit mehrjähriger Dauer an. Es ist deshalb gut, dass etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck, Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) und auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Fracking in Deutschland ablehnen. Sie sollten sich von der FDP nicht treiben lassen, sondern dem Vorschlag eine klare Absage erteilen.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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4 Kommentare

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  • Fracking, Nein!

    Mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen.

  • Auf gleicher Fläche könnte mit Solaranlagen viel mehr Energie gewinnen werden. Die sind auch verboten.



    Warum wehrt sich Lindner gegen das Fracking-Verbot, nicht aber gegen das Solar-Verbote?

    Fracking zerstört den Untergrund unwiderruflich, Solaranlagen kann man nach Belieben wieder abbauen.

  • Linder will wahrscheinlich nur den Atomausstieg rückgängig machen und geht diesen Weg der Diplomatie! Auf der anderen Seite wollen doch alle Umweltaktivisten dass wir Verantwortung für unser Umwelt übernehmen. Fracking in Deutschland ist immer noch besser als Fracking in der USA mit Transport über den Atlantik! Oder?

    Aber stimmt es geht ja gar nicht um die Umwelt! Es geht um Ideologien Kohle verbrennen ist besser als Atomstrom, LPG ist besser aus USA als Fracking in Deutschland ! Es dauert noch ein wenig , bis ich auch so grün ideologisch denken kann

  • Habeck, Lemke, Scholz und andere "lehnen Fracking ab" - und Fördern gleichzeitig Fracking, indem das dreckige Gas von den USA gekauft wird. Wie kann man nur mit einem solchen Widerspruch leben?