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„Campact“ startet Anti-CDU-KampagneKein Kreuz für Merz

Eine Anti-CDU-Kampagne soll das Ruder rumreißen: „Campact“ will unentschlossene Unions-Wähler:innen davon abbringen, Friedrich Merz zu wählen.

Der Unions-Kanzler-Kandidat Friedrich Merz, wie Campact ihn sieht Foto: Frederic Kern/imago

Berlin/taz | Mit einer Anti-CDU-Kampagne will sich die Kampagnen-Organisation Campactin den laufenden Wahlkampf für die Bundestagswahl am 25. Februar einmischen und einen weiteren Drift nach rechts aufhalten. Mit ihrer Kampagne will Campact der Union an den Speck. Ihr Ziel: Die Union solle bei der kommenden Bundestagswahl unter 30 Prozent landen. Dafür wollen sie unentschlossene Unions-Wähler:innen erreichen und dafür gewinnen, ihr Kreuz diesmal nicht bei der CDU und ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz zu machen. Zudem empfiehlt Campact, bei der kommenden Wahl auch auf die Wahl von Kleinstparteien zu verzichten. Stattdessen solle man auf „progressive Parteien“ setzen, rät die Kampagnenplattform. Der taz stellte Campact die Kampagne vorab vor.

Um unentschlossene Unions-Wähler:innen zu erreichen, will Campact auf Social Media kurze Videoclips verbreiten. In einem Video wird CDU-Kanzlerkandidat Merz kritisiert: „Er will Politik für Großverdiener wie sich selbst machen und nicht für dich“, heißt es darin. Wer im Netz auf die Videos stößt, werde auch auf die zugehörige Kampagnen-Website verwiesen, erklärt der Geschäftsführer der Kampagnen-Organisation Christoph Bautz.

„Ziel der Kampagne ist es, deutlich zu machen, dass mit einem Kanzler Merz Rückschritte in der Klima-, Umwelt- und Sozialpolitik drohen“, sagt Bautz. Vieles, was durch progressive Ak­teu­r:in­nen erstritten worden sei, wolle die CDU zurücknehmen. Wichtige Errungenschaften wie beispielsweise das Verbrenneraus, der beschlossene Kohleausstieg und die Wärmewende seien durch die Union gefährdet, so Bautz. Weiter kritisiert er, die Union kommuniziere zunehmend spaltend und greife zudem auf Narrative der AfD zurück.

Zuletzt sorgten nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad unter anderem Forderungen der Union, Geflüchtete aus Syrien zeitnah abzuschieben, bei vielen für Unmut. Gegenüber der Welt am Sonntag hatte Merz Anfang Januar außerdem gesagt, er wolle straffällig gewordenen Doppelstaatlern die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen. SPD-Chefin Saskia Esken warf Merz daraufhin vor, dieser spiele mit dem „rechtspopulistischem Feuer“.

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Campact will Umfragewerte auf unter 30 Prozent „drücken“

„Viele eher mittige Unionswähler fremdeln mit den Positionen von Merz“, sagt Christoph Bautz der taz. Das betreffe beispielsweise die Positionen des CDU-Kanzlerkandidaten zu Geschlechter- und Klimapolitik oder zum Thema sozialer Gerechtigkeit. Mit der Kampagne gehe es Campact schließlich auch um ein Signal an die Union: „Wenn wir es schaffen, das Ergebnis der CDU unter 30 Prozent zu drücken, sollte das der Union deutlich machen, dass sie mit ihrem Rechtsruck Wähler verliert – und sie diese nur zurückgewinnt, wenn sie wieder mittige Politik macht“, so Bautz.

In aktuellen Umfragen liegt die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz vorne, sie würde nach den Bundestagswahlen am 25. Februar den Kanzler stellen. Derzeit schwankt die Union in Umfragen zwischen 31 und 33 Prozent. Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz sieht dafür gute Chancen: „Wir erreichen mit unserem Verteiler rund 3,6 Millionen Wähler“, so Bautz.

Im Rahmen ihrer Kampagne will Campact auch den Protest gegen Rechtsextremismus auf der Straße weiter unterstützen. Auch im vergangenen Jahr wirkte die Kampagnen-Organisation an der Organisation zahlreicher Großdemonstrationen gegen Rechtsextremismus und die AfD mit. Nun will Campact unter anderem ein von Fridays for Future für den 25. Januar geplantes „Lichtermeer der Hoffnung gegen Rechtsextremismus“ am Brandenburger Tor unterstützen. Auch für weitere Demonstrationen gegen rechts sieht Campact Unterstützung vor.

Anders als bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg will Campact bei der Bundestagswahl nicht in den Wahlkampf in einzelnen Wahlkreisen eingreifen, um dort progressive Kandidaten zu unterstützen. Im Herbst hatte die Organisation zur Wahl von grünen und linken Direktkandidaten in Potsdam, Leipzig und Dresden aufgerufen. So sollte sichergestellt werden, dass die Parteien auch dann in den Landtag einziehen, wenn sie an der Fünfprozenthürde scheitern. Außerdem unterstützte Campact SPD-Direktkandidaten im Wahlkampf in Brandenburg. Diesmal rät Campact nur davon ab, Kleinstparteien zu wählen. Dies dürfte vor allem Parteien wie Volt treffen.

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14 Kommentare

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  • Muss ich jetzt etwa doch CDU wählen?



    Wo ich mich gerade zu den Grünen durchgerungen habe?



    Es bleibt spannend.



    Schade, dass man in Deutschland nur Gesamtpakete wählen kann, aber keine rechtsgültigen Einzelner Scheidungen zu Sachthemen möglich sind. Vielleicht aber auch ganz gut so.

    • @Carsten S.:

      Neeee, die Grünen sind ja keine Kleinstpartei.

  • Es ist spannend mitanzusehen, wie sich die demokratischen Kräfte gegenseitig zerfleisschen. Eine komplett hirnrissige Aktion in meinen Augen.



    Ich sehe mich als progressiv. Aber welche Parteien sind das denn?

    Mir fällt da zuerst Volt ein und dann mit ein paar Abstrichen die Grünen. Theoretisch sollte eine Partei, die sich liberal nennt auch progressiv sein, zumindest in meinem Wortverständnis, ist sie aber irgendwie nicht. Danach sehe ich nichts mehr.

    Und deutlich wichtiger als CDU zu verhindern, finde ich es ehrlicherweise SPD zu verhindern. Scholz hat alles getan, um Merkels Kurs des kurzfristigen Denkens fortzusetzen. Das muss aufhören.



    Das problematischste an der CDU ist für mich die CSU, da Söder versucht, schwarz-grün kategorisch auszuschließen und schwarz-grün halte ich für das positivste Wahl-Resultat, welches auch aktuell realistisch möglich ist. Wir hatten in Hessen durchaus gute schwarz-grüne Regierungen.

  • Merz ist meinen Augen das allerkleinste Übel, welches man wählen kann. Danach wird es schon zappenduster, das schlimmste sind in jedem Fall AfD und Grüne.

    Alle anderen sind in meinen Augen komplett unwählbar. Wir brauchen eine massive Reform des Sozialstaats.

    • @insLot:

      AfD und Grüne in einem Atemzug? Hä?



      Ich bin in einigen Punkten enttäuscht von den Grünen - und werde sie dennoch wählen, weil zum Einen alles andere Realistische (also alles außer den vielen, teils großartigen kleinen Parteien) noch schlimmer wäre. Und vor Allem um einen Partei, die immerhin der AfD entschlossen entgegen tritt, meine Stimme zu geben.

  • An der Urne fällt die Entscheidung. Ich denke sie wird Campact gar nicht gefallen. So ist das aber nun mal und nennt sich Demokratie. Wobei mir nur die Putin-Parteien weh tun.

  • "Für ein Deutschland der Vergangenheit". Ich weiß nicht ob dass fängt, diesen Slogan als Antiwerbung zu schalten. M.E. gibt es zu viele Menschen, die sich genau das wünschen.

  • Ich bin sicher kein Unterstützer der CDU, aber die 3 'Versprechen’

    Campact sei eine Kampagnen-Organisation – und vereint die Kraft von über 3 Millionen Menschen,

    Campact setzte sich entschlossen für progressive Politik ein und verteidigt unsere Demokratie,

    Campact finanziere sich durch Spenden von hunderttausenden Menschen – unabhängig von Politik und Wirtschaft,

    sollte man durchaus insofern ernst nehmen, als die Campact-Macher ganz eigene Vorstellungen zu vielen Themen haben und nur solche Kampagnen unterstützen, die diesen Vorstellungen entsprechen. Kritische und differenzierte Meinungen sind da nicht erwünscht, denn sie würden die Ziele der Campact-Macher schaden. Das Geschäftsmodell des e.V. funktioniert als Broterwerb auch in anderen gemeinnützigen Bereichen bestens. Eine basisdemokratische Kontrolle von Campact findet nicht statt. Campact sollte sich ehrlich machen und Partei werden.

  • Anti-Kampagnen fand ich schon immer traurig. Man sollte den Wähler überzeugen, in dem man ihm zeigt, dass man besser, als der politische Gegner ist und nicht, dass der andere schlechter ist. Ein Armutszeugnis für unsere Demokratie, dass dies der gängige Wahlkampf ist. Und keine Partei kann sich davon Freisprechen. Auch andere Gruppierungen, die zu einem politischen Lager gehören, sollten nicht so armselig sein. Wähler sind auch nicht dumm. Ich, für meinen Teil, finde es abstoßend, wenn mich jemand von etwas überzeugen will, in dem er etwas anderes schlecht macht.

  • „Wenn wir es schaffen, das Ergebnis der CDU unter 30 Prozent zu drücken, sollte das der Union deutlich machen, dass sie mit ihrem Rechtsruck Wähler verliert – und sie diese nur zurückgewinnt, wenn sie wieder mittige Politik macht“

    Was denn? So mittig, wie de SPD? Deren Kanzlerkandidat aktuell der unbeliebteste ist und die in Umfragen nicht mal auf die Hälfte der CDU kommen? Und welche "progressiven Kräfte" wählen denn enttäuschte Unioner? Die Grünen? Glaubt Bautz tatsächlich, die Zustimmungswerte zur Ampelkoalition sind nur wegen Lindner so niedrig? Wovon träumt der eigentlich sonst noch so?

  • "Ihr Ziel: Die Union solle bei der kommenden Bundestagswahl unter 30 Prozent landen." Bravo. Wer unbedingt die AgD zur stärksten Fraktion machen will, sollte genau das anstreben.

  • Wo sind sie denn die progressiven Parteien? Die Linke ist ja mittlerweile auch Kleinstpartei..

  • Meine Güte, um Merz bzw die CDUCSU unter 30% zu drücken dafür braucht man doch keine Kampagne, da muss man Merz nur machen lassen. Ich würde mich eher auf Söder konzentrieren, der hat in Bayern 42% oder so was die CDUCSU ganz schön nach oben drückt. Da ist Luft nach unten, besonders wenn man die Leute darauf aufmerksam macht dass Söder seine Meinungen (bei Söder muss man das in der Mehrzahl schreiben) sehr schnell um 180 oder auich 360 Grad wendet. Und dass das was er heute sagt nichts darüber bedeutet was er morgen machen wird.

  • Ich denke mal, der Schuss wird nach hinten losgehen.