CO2-Fußabdruck von Milliardär*innen: Superreich und superschmutzig
Die Welt ist nicht auf Kurs beim Klimaschutz, zeigen UN-Berichte. Dazu tragen Milliardär*innen in besonderem Maße bei, klagt Oxfam.
Der Studie zufolge produziert ein durchschnittlicher Privatjet der untersuchten Milliardär*innen in einem einzigen Jahr so viel Treibhausgas wie ein Durchschnittsdeutscher in fast 200 Jahren – oder ein Mensch im Weltdurchschnitt sogar in 300 Jahren. Die Superjachten dieser 50 Milliardäre sind sogar noch klimaschädlicher: Jede Jacht ist durchschnittlich für 5.672 Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich, 860-mal so viel wie der weltweite jährliche Pro-Kopf-Durchschnitt oder 525-mal so viel wie der durchschnittliche Deutsche pro Jahr.
Oxfam warnt aber auch: Es ist nicht nur der klimaschädliche Konsum, durch den die Superreichen zur Erderhitzung beitragen. Eine noch größere Rolle würden Investitionen spielen. Teilweise besitzen die Milliardäre die klimaschädlichsten Unternehmen selbst oder profitieren finanziell von ihnen.
Für Leonie Petersen, die bei Oxfam Expertin für die sozial-ökologische Transformation ist, ist die Konsequenz aus den Studienergebnissen klar: „Wir müssen weltweit und in Deutschland die extreme Vermögenskonzentration abbauen“, sagte sie der taz und machte sich für eine Vermögenssteuer stark. Außerdem solle die Bundesregierung Jachten und Privatjets stärker regulieren, fordert Petersen, „oder sogar verbieten“.
Auf dem Pfad zu 3,1 Grad
Petersen betont aber, dass nicht nur die Superreichen für CO2-Emissionen verantwortlich sind: „Die Vermögenssteuer ist ein wichtiger Baustein, aber wir müssen durch einen sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft die CO2-Emissionen insgesamt massiv reduzieren.“
Die Treibhausgasemissionen und die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre sind aktuell so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit, wie die Weltorganisation für Meteorologie WMO am Montag in einem Bericht festgestellt hat. Zwar sei die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre 2023 langsamer gestiegen als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, der WMO zufolge handelt es sich dabei aber um eine natürliche Schwankung. Der Anstieg der CO2-Emissionen durch Öl, Gas und Kohle habe sich hingegen nicht verlangsamt.
Aktuell befindet sich die Welt auf dem Pfad zu 3,1 Grad Erderhitzung bis 2100, wenn alle Staaten mit dem Klimaschutz weitermachen wie bisher. Das hatte der Emissionslückenbericht des UN-Umweltprogramms in der vergangenen Woche gezeigt. Im Pariser Klimaabkommen hatten sich die Staaten der Welt darauf geeinigt, die Erderhitzung möglichst unter 1,5 Grad, auf jeden Fall „deutlich unter“ 2 Grad zu begrenzen.
Das Pariser Klimaabkommen verpflichtet die Staaten auch, sich selbst Klimaziele zu setzen, die sogenannten Nationally Determined Contributions. Dem Abkommen zufolge sollen diese NDCs ehrgeizig sein, das 1,5-Grad-Ziel erreichen können und stetig verschärft werden. In einem Bericht, der am Montag erschienen ist, stellt die UN-Klimaorganisation UNFCCC allerdings fest, dass die bisherigen Klimaziele nicht ausreichen, um die in Paris vereinbarten Grenzen einzuhalten.
Regierungen müssen neue Klimaziele setzen
Falls alle Staaten ihre Versprechen einlösen, wären 2030 die weltweiten Treibhausgasemissionen nur 2,6 Prozent niedriger als 2019. Dem UN-Bericht zufolge müssten sie in dem Zeitraum aber um 42 Prozent sinken, um die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu stoppen; für die 2-Grad-Grenze müssten es 28 Prozent weniger sein.
Falls Deutschland sein Klimaziel erreicht, bis 2030 jährlich nur noch 438 Millionen Tonnen CO2 auszustoßen, würde es seine Emissionen um 45 Prozent im Vergleich mit 2019 senken. Der deutsche Expertenrat für Klimafragen geht aber davon aus, dass Deutschland dieses Ziel verfehlen wird – wenn die Bundesregierung nicht zusätzliche Maßnahmen ergreift.
Bis Februar kommenden Jahres müssen sich die Regierungen neue Klimaziele setzen. Darin legen sie dar, wie weit sie ihre Emissionen bis 2035 senken und wie sie dieses Ziel erreichen wollen. UN-Klimachef Simon Stiell fordert, dass die Länder sich weit ambitioniertere Ziele für 2035 setzen, als sie es für 2030 getan haben. „Die neuen Ziele müssen einen klaren Weg vorgeben, wie Fortschritt zu erreichen ist.“
Geht es denn gar nicht voran? An manchen Stellen zumindest ein bisschen. Der deutsche Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne will seine klimaschädliche Jacht, die auch Teil der Oxfam-Untersuchung war, abschaffen. „Ich kann Ihnen bestätigen, dass Herr Kühne im Begriff ist, seine Motorjacht zu verkaufen“, hieß es beim Unternehmen Kühne + Nagel auf Anfrage der taz.
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