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CO2-Emissionen in DeutschlandWeit weg vom +1,5-Grad-Pfad

Derzeit emittiert Deutschland zu viel, um das eigene Klimaschutzgesetz einzuhalten. Und fünf Mal so viel, wie für das +1,5-Grad-Ziel verbleibt.

Viele junge Menschen sind mit der Klimapolitik der Bundesregierung unzufrieden Foto: Stefan Boness/imago

Wenn sich in Deutschland beim Klimaschutz nichts tut, ist das Budget für Einhaltung der +1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung in wenigen Jahren aufgebraucht. Das ist das Ergebnis des neuesten CO2-Budgets des Sachverständigenrates für Umweltfragen [.pdf] der Bundesregierung. Das neue Klimaschutzgesetz sei gerade noch ausreichend, um das +2-Grad-Ziel einzuhalten, heißt es dort.

In dem Papier hat der Sachverständigenrat auf Basis des neuesten Weltklimaberichtes ausgerechnet, wie viel CO2 Deutschland fairerweise noch ausstoßen darf: Um mit 67% Wahrscheinlichkeit deutlich unter +2 Grad zu bleiben, sind es 6,1 Milliarden Tonnen. Um mit 67% Wahrscheinlichkeit die +1,5-Grad-Grenzen einzuhalten sind es 2 Milliarden Tonnen.

Dabei sind diese Zahlen bereits großzügig und „maximale Grenzen“, wie der Sachverständigenrat selbst schreibt. Sie würden niedriger sein, wenn man auch berücksichtigt, dass Deutschland länger emittiert als andere Länder, dass Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen sollte oder dass beim Weltklimarat bestimmte Rückkopplungseffekte nicht in die Berechnungen eingeflossen sind.

In dem Papier des Sachverständigenrates werden diese Budgets mit den Plänen aus dem Klimaschutzgesetz verglichen. So haben die KlimawissenschaftlerInnen Brigitte Knopf und Oliver Geden berechnet [.pdf], wieviel CO2 noch ausgestoßen werden wird, wenn das Gesetz umgesetzt wird. Sie kommen auf 6,2 Milliarden Tonnen – also gerade noch genug um unter der +2-Grad-Grenze zu bleiben.

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Um auf einen +1,5-Grad-Pfad zu kommen, wie des die Bundesregierung möchte, braucht es ein ambitionierteres Klimaschutzgesetz. Der Umweltrat nennt das eine „Ambitionslücke“.

Auf Twitter weist Brigitte Knopf darauf hin, dass es aber noch eine mindestens so große „Umsetzungslücke“ gibt. Die aktuelle Klimapolitik Deutschlands, die im vergangenen Herbst im Projektionsbericht für die EU zusammengefasst wurde, führt wahrscheinlich zu 10 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß – das Fünffache dessen, die +1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

Die Lücke zwischen Klimaschutzgesetz und aktueller Klimapolitik will die Bundesregierung mit den sogenannten Oster- und Sommerpaketen bis 2024 schließen – bis dahin wird es für das +1,5-Grad-Ziel schon fast zu spät sein.

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10 Kommentare

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  • Fangen wir doch einfach mal an, Klimaschutz zu betreiben. Spitzenpolitiker schaffen es mit dem Zug nach Kiew zu fahren. Muss also in Europa noch geflogen werden? Wie wollen wir denn zukünftig klimaneutral leben? Her mit tollen Visionen? Oder gefällt uns nicht doch der Status Quo und das Weiter So bis zum bitteren Ende?

  • Solange es Kriege gibt und weiter aufgerüstet wird sind andere Maßnahmen zur Reduktion nur kleine Pflaster auf der großen Wunde. So hat z.B. das US-Militär mit seinen über 800 Stützpunkten, verteilt über die ganze Welt, einen Co2-Austoß, der die die meisten Länder übertrifft. Daher müsste doch Friedenspolitik in der Klimapolitik prioritär sein.

  • Wie sagen die Autoren der Studie…“ In der politisch-medialen Diskussion wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die deutschen Klimaziele „Paris-kompatibel“ oder „1,5-Grad-kompatibel“ seien…Diese Frage lässt sich jedoch nicht wissenschaftlich beantworten. Denn …die Zuweisung einer exakt bezifferten nationalen Verantwortung von nicht genuin wissenschaftlichen Annahmen abhängig.“



    Panik ist bei einem so wichtigen Thema nicht hilfreich.

  • Vielleicht sollte man das 1,5°C-Ziel auch mal etwas relativieren, um es besser einordnen zu können.



    Mit 1,5°C ist die zeitliche und räumliche, durchschnittliche globale Erdtemperatur gemeint. Aktuell beträgt sie 1,2-1,3°C.



    Über den Ozeanflächen(70%) erwärmt sich die Atmosphäre weniger schnell, als über den Landflächen(30%) und dort (wo wir uns schließlich aufhalten) haben wir seit der Industrialisierung längst die 1,5°C-Erwärmung überschritten. An den Polen sind es überdurchschnittlich viel Erwärmung(

    • @Matthias Schürle:

      Die zeitliche Dimension des Abkommens von Paris bezieht sich auf den Zeitraum vom Beginn der Industrialisierung (also ca. 1850) bis zum Referenzjahr 2100. Es dürften in den kommenden 78 Jahern also nur noch 0,2-0,3° hinzukommen. Die 1,5°-Grenze (sie ist kein Ziel) wurde beschlossen um noch einen minimalen Sicherheitsmarge zu haben weil die zuvor beschlossene Grenze von 2° bereits identisch mit der Grenze der Anpassungsfähigkeit war. Aktuell steuern wir für 2100 auf etwa 2,8° zu.

    • @Matthias Schürle:

      Das ist zumindest missverständlich ausgedrückt... 1,5°C ist keine absolute Temperatur - diese wäre schwer messbar-, sondern der globale durchschnittliche Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter .

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Demokratie passt halt nicht zu "ambitionierten" Projekten.

  • 6G
    655303 (Profil gelöscht)

    Es ist sehr erschreckend dass die Bundesregierung nun eine Kürzung des Etats für das Umwelt Resort beschlossen hat, dies zeigt wie ernst sie es nehmen.

  • Lieber eine Wirtschaftskrise, bei der es ordentlich kracht und der CO²-Verbrauch zurückgeht, weil die Not zur Sparsamkeit erzieht, als ein schleichendes Verdursten. Es gibt nur noch Pech und Schwefel in dieser Lage, eigentlich keine Alternative dazu, schnellstens alles zu tun, damit wir uns selbstständig -unabhängig von denen, die uns immer mehr eingekreist hatten in ihrem Profitwahn, wenigstens nicht hungern müssen und wenn wir uns in der geheizten Turnhalle oder im Kuhstall zum Wärmen treffen, solidarisch gegen das Chaos . Hat noch jemand Pferd und Wagen ?

    • @Dietmar Rauter:

      Umwelt- und Klimaschutz wären in einem solchen Szenario doch wohl die ersten Opfer von Sparmaßnahmen. Schon jetzt werden die Engpässe beim Gas schon wieder mit Kohle ersetzt.



      www.br.de/nachrich...produktion,T9AmfvA