CO2-Ausstoß von Popstar: Klimaprotest gegen Taylor Swift
Aktivist*innen blockierten zum Konzert der Sängerin die Zufahrt zum Nationalstadion in Warschau. In der Kritik: Swifts Privatjet.
„Die Ultrareichen bringen uns um“, hieß es auf Transparenten. „Taylor Swift, andere Berühmtheiten und Politiker nutzen die Macht und die Ressourcen der Erde übermäßig aus“, sagte eine Aktivistin in einem Video im sozialen Netzwerk X.
Sicherheitskräfte räumten die Fahrbahn wieder frei. Unklar war, ob die US-Sängerin in einem Fahrzeug des gestoppten Konvois saß. Swift steht immer wieder in der Kritik, weil sie häufig mit ihrem Privatjet fliegt und damit übermäßig das Klima belastet.
Ansonsten verlief das Warschauer Gastspiel von Swifts gefeierter „Eras“-Tour reibungslos – übrigens ihre ersten Auftritte in Polen. Medienberichten zufolge sprach sie auch einige Worte auf Polnisch an ihr Publikum.
Reiche sind überproportional klimaschädlich
Tatsächlich hängen CO2-Fußabdruck und Reichtum zusammen: Wer mehr Geld hat, trägt statistisch gesehen stärker zur Klimakrise bei. Große Wohnung, ein Auto oder gar mehrere, Flugreisen – eine solche Lebensweise verursacht viel Treibhausgas. Ganz besonders kommt es aber bei den Reichen und Superreichen zum Tragen. Das reichste Prozent der Menschheit verursacht durch seinen Lebensstil etwa so viel CO2-Emissionen wie die „unteren“ zwei Drittel. Auf der einen Seite stehen rund 77 Millionen Menschen, auf der anderen 5 Milliarden. Zu diesem Ergebnis kam die Entwicklungsorganisation Oxfam im vergangenen Jahr in einer Studie. Das liegt an Luxusgütern wie Privatjets und Jachten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Taylor Swift mit dem Thema konfrontiert wird. Ihre Anwälte drohten Anfang des Jahres dem Studenten Jack Sweeney von der University of Central Florida juristische Schritte an, wie die US-Zeitung Washington Post zuerst berichtete. Der junge US-Amerikaner versucht, die Privatjet-Reisen berühmter Personen in den sozialen Medien zu protokollieren und ihren Treibhausgas-Ausstoß abzuschätzen – auch bei Swift.
Ihre aktuelle Welttournee begann bereits im März 2023 und soll im Dezember enden. Sie gilt als bis dato kommerziell erfolgreichste Tournee weltweit – und teilweise als Wirtschaftsfaktor für die vielen Stationen, zu denen Zehntausende Fans anreisen. Im Juli trat die Sängerin in drei deutschen Städten auf.
Auch die deutsche Sparte der Letzten Generation ist weiter aktiv – allerdings nicht bei Konzerten von Taylor Swift. In Köln hatten Aktivist*innen der Gruppe kurzzeitig versucht, den klimaschädlichen Straßenverkehr zu beeinträchtigen. 18 Menschen wollten sich in der Innenstadt auf eine Straße setzen. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie „Öl tötet“ und anderen Aussagen, die auf die Dringlichkeit härterer Klimaschutzmaßnahmen hinwiesen.
Allerdings hatte die Polizei vorher über die sozialen Medien Wind von der Aktion bekommen. Die Beamten zogen die Aktivisten umgehend weg von der Fahrbahn, sodass der Verkehr schnell wieder normal weiterrollte. Die Polizei nahm die Personalien auf und prüft nun, ob die 18 Menschen eine Ordnungswidrigkeit begangen haben – ob sie also gegen die Sorgfaltspflicht im Straßenverkehr verstoßen haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin