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CO2-Ausstoß von PopstarKlimaprotest gegen Taylor Swift

Ak­ti­vis­t*in­nen blockierten zum Konzert der Sängerin die Zufahrt zum Nationalstadion in Warschau. In der Kritik: Swifts Privatjet.

Begeistert mit ihrer Musik Millionen von Fans – aber fliegt klimaschädlich im Privatjet um die Welt: Taylor Swift Foto: Toru Hanai/AP Photo

Warschau/Köln/Berlin dpa/taz | Bei dem dreitägigen Gastspiel von Pop-Weltstar Taylor Swift in der polnischen Hauptstadt Warschau haben Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen zeitweise die Zufahrt zum Nationalstadion blockiert. Fünf Frauen und Männer vom polnischen Ableger der Letzten Generation hielten vor dem zweiten Konzert am Freitag einen Fahrzeugkonvoi auf, der in das Stadion fahren wollte.

„Die Ultrareichen bringen uns um“, hieß es auf Transparenten. „Taylor Swift, andere Berühmtheiten und Politiker nutzen die Macht und die Ressourcen der Erde übermäßig aus“, sagte eine Aktivistin in einem Video im sozialen Netzwerk X.

Sicherheitskräfte räumten die Fahrbahn wieder frei. Unklar war, ob die US-Sängerin in einem Fahrzeug des gestoppten Konvois saß. Swift steht immer wieder in der Kritik, weil sie häufig mit ihrem Privatjet fliegt und damit übermäßig das Klima belastet.

Ansonsten verlief das Warschauer Gastspiel von Swifts gefeierter „Eras“-Tour reibungslos – übrigens ihre ersten Auftritte in Polen. Medienberichten zufolge sprach sie auch einige Worte auf Polnisch an ihr Publikum.

Reiche sind überproportional klimaschädlich

Tatsächlich hängen CO2-Fußabdruck und Reichtum zusammen: Wer mehr Geld hat, trägt statistisch gesehen stärker zur Klimakrise bei. Große Wohnung, ein Auto oder gar mehrere, Flugreisen – eine solche Lebensweise verursacht viel Treibhausgas. Ganz besonders kommt es aber bei den Reichen und Superreichen zum Tragen. Das reichste Prozent der Menschheit verursacht durch seinen Lebensstil etwa so viel CO2-Emissionen wie die „unteren“ zwei Drittel. Auf der einen Seite stehen rund 77 Millionen Menschen, auf der anderen 5 Milliarden. Zu diesem Ergebnis kam die Entwicklungsorganisation Oxfam im vergangenen Jahr in einer Studie. Das liegt an Luxusgütern wie Privatjets und Jachten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Taylor Swift mit dem Thema konfrontiert wird. Ihre Anwälte drohten Anfang des Jahres dem Studenten Jack Sweeney von der University of Central Florida juristische Schritte an, wie die US-Zeitung Washington Post zuerst berichtete. Der junge US-Amerikaner versucht, die Privatjet-Reisen berühmter Personen in den sozialen Medien zu protokollieren und ihren Treibhausgas-Ausstoß abzuschätzen – auch bei Swift.

Ihre aktuelle Welttournee begann bereits im März 2023 und soll im Dezember enden. Sie gilt als bis dato kommerziell erfolgreichste Tournee weltweit – und teilweise als Wirtschaftsfaktor für die vielen Stationen, zu denen Zehntausende Fans anreisen. Im Juli trat die Sängerin in drei deutschen Städten auf.

Auch die deutsche Sparte der Letzten Generation ist weiter aktiv – allerdings nicht bei Konzerten von Taylor Swift. In Köln hatten Ak­ti­vis­t*in­nen der Gruppe kurzzeitig versucht, den klimaschädlichen Straßenverkehr zu beeinträchtigen. 18 Menschen wollten sich in der Innenstadt auf eine Straße setzen. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie „Öl tötet“ und anderen Aussagen, die auf die Dringlichkeit härterer Klimaschutzmaßnahmen hinwiesen.

Allerdings hatte die Polizei vorher über die sozialen Medien Wind von der Aktion bekommen. Die Beamten zogen die Aktivisten umgehend weg von der Fahrbahn, sodass der Verkehr schnell wieder normal weiterrollte. Die Polizei nahm die Personalien auf und prüft nun, ob die 18 Menschen eine Ordnungswidrigkeit begangen haben – ob sie also gegen die Sorgfaltspflicht im Straßenverkehr verstoßen haben.

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20 Kommentare

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  • Taylor Swift reist mit ihrem Privat-Jet, der ja ein Dienst-Jet ist, nicht alleine. Sie hat ihr Team dabei. Würde sie Linie fliegen, würde sie auch einige First Class Plätze belegen, also nicht kartonfrei reisen.

    Entscheidend ist aber etwas anderes: Zu ihren Konzerten kommen Millionen. 75,000 wie in München mal 153 Konzerte sind 11,5 Millionen Fans. Die reisen nicht alle mit dem Fahrrad an. Und gegenüber diesen Menschenmassen ist es vernachlässigter, wie Taylor selbst - und ihre Equipment-LKWS - an die Orte kommt. Davon abgesehen gibt sie bei jedem Konzert 3 Stunden alles - da kann man nicht noch in der Airline-Warteschlange stehen wie ein deutscher Pauschaltourist.

    In der abgelaufenen Saison hatte die Bundesliga 11,9 Millionen Zuschauer, und hat damit genau so viel CO2 erzeugt wie die Eras-Tour von Swift, auch wenn die Mannschaften meistens im Bus zu Auswärtsspielen gefahren sind.

    Man sollte das richtige kritisieren. Wer Taylors Jet kritisiert, meint eigentlich die Tour, und zu fordern, dass Künstler nicht mehr touren, und Sport nicht mehr im Stadion stattfindet, wird sich niemand trauen.

  • Was für Proleten - wann lernen die endlich, dass Sie dem Klima-Thema einen Bärendienst erweisen?

  • Allein aus meinem Dorf fahren jede Wochenende ca. 40 Familien in ihre Ferienwohnungen im Allgäu - ca. 200km einfach. In meinem Domizil am Gardasee kommen in den Sommermoneten Surfer und Radler aus dem Raum Müchen/Rosenheim, die jeden Freitag Nachmittag ins Auto sitzen um über das Wochenende in die Region Riva zu reisen. Dabei sind kaum E-autos dabei.



    Ob Taylor hin oder her - es scheint, als sei der Klimawandel keine große Rolle bei den Menschen zu spielen

  • Wenn ich Swift wäre, würde ich mit dem Privatjet fliegen. Nicht, weil ich es mir dann leisten könnte, sondern um die Fans zu meiden, die ihr vermutlich kaum eine freie Minute lassen würde. Klar, sie käme da sicher durch und mit Bodyguards auch ihre Ruhe im Flieger. Gleichwohl ist da der Privatjet für mich nachvollziehbar.

    • @Strolch:

      Es ist auch kein Privatjet. Es sind Dienstreisen. Sie fliegt von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz, genau wie ihr Team. Es ist ein Dienstfahrzeug. Und wahrscheinlich kann sie die Kosten von der Steuer absetzen, eben weil es ein Dienstfahrzeug ist.

  • Es brächte klimamässig wesentlich mehr CO2-Einsparung,wenn die "Fans" nicht so massenhaft riesige Entfernungen zu den Konzerten zurück legen würden.



    Kauft eine CD, DVD oder was auch immer - da hat man mehr für das Klima getan - und das mit dem Privatjet würde sich vielleicht von selbst erledigen.



    Streams sind übrigens auch nicht CO2-neutral.....

    • @Monomi:

      Bei der Gesamtbilanz des Videoguckens spielt es fast keine Rolle, ob das Video vom Stream oder einer DVD kommt. Die meiste Energie verbraucht der Bildschirm.

    • @Monomi:

      Ich mag mich irren, aber ich denke das Menschen, die gerne ihren Star live erleben wollen, ein analoger Musikträger nicht dasselbe Gefühl vermittelt ;-)

      Wenn die Klimakarte jetzt bei jeder Veranstaltung gezogen werden soll, können Sie alle möglichen gesellschaftlichen Events, ob musikalischer oder sportlicher Art, komplett aus dem Leben der Menschen streichen.

      • @Tom Tailor:

        So ist es. Alle zu Hause bleiben, keine Urlaube mehr, keine Konzerte oder andere kulturellen Ereignisse oder Sportveranstaltungen

        • @Ahnungsloser:

          "Alle zu Hause bleiben, keine Urlaube mehr, keine Konzerte oder andere kulturellen Ereignisse oder Sportveranstaltungen"

          Das erinnert mich doch an was. Hatten wir sowas nicht kürzlich?

  • Und bei einem Popkonzert sind die Leute sehr aufgeregt, singen und tanzen. Dabei wird nachweislich sehr viel CO² ausgestossen. In so einem Stadion ist leicht mal ein Kipppunkt erreicht. Das Krisenklima wird so sehr schnell zum Katastrophen-Klima. Das kann aber den Reichen egal sein, denn die weichen mit ihrem Privatjet einfach nach Nordschweden aus, wo es dann noch geht vom Klima her — bis sie dann wieder ein Popkonzert veranstalten. Dann gehen die Probleme von vorne los.

  • Tja, ist bei dem CO2 Ausstoß auch der der Fans mitgerechnet, die zum Teil mitreisen? Die sind ein Teil des Problems.

    Aber kann man es Menschen verdenken, wenn ihnen von der Politik solches Verhalten vorgelebt wird? Eine EM oder Olympia, die auf maximale Umweltzerstörung ausgerichtet sind? Eine grüne Außenministerin, die per Inlandsflug zum Spiel fliegt und dafür sogar das Nachtflugverbot aushebeln lässt? L'État, c'est moi.

    Und ein Privatjet bei so jemandem ist doch nun kein Klischeebruch. Diese Art Popmusik ist doch politisch auf Sissi-Niveau. Wenn ernsthafte KünstlerInnen, die auch inhaltlich anspruchsvolle Musik machen, mit dem Privatjet auftauchen, dann wäre das ein Aufreger.

    Aber natürlich haben die LG Recht, auch hierauf hinzuweisen. Der Fisch stinkt vom Kopfe her. So, oder so.

    • @Jalella:

      Philipp Lahm wollte es bei der EM besser machen und verpasste die Spiele, weil er in der DB festsaß. Macht es das besser?

  • Na, wen juckt's schon? Ja, klar, die/wir Reichen machen mehr CO2.



    Gern vergleich mal jmd., des CO2 v -zB- Swift mit dem CO", welches



    ihre Fans (in D wohl zT aus den USA, da Flug & Ticket hier günstiger sind als



    Ticket vor Ort?) beim Weg zum Stadion verursachen?

    Wie bei den Fußballmannschaften, jaja, 100 Spieler + Staff vs 60.000



    Zuschauer... ;-)

    • @StSx:

      Das sehe ich ähnlich. Das alles drumrum, die ganze Logistik für solche Konzerte, die Anreise der zehntausenden Fans, der hinterlassene Müll, da ist der Flug mit dem Jet wohl echt Peanuts dagegen.

  • nicht nur reiche sind klimaschädlich - auch t.swift + wacken-fans, letztere nutzen noch mehr ihre handies als t.swift fans.



    das verbraucht energie. überhaupt: die ganzen telefoniererInnen + smartphone.-userInnen. + bei jeder gelegenheit sich selbst fotografierende + ähnlichen unsinn veranstaltende:



    es verbraucht resourcen.



    hat mal eines errechnet, wieviele? es ist viel- allein die kühlung der rechenzentren. usw usf.



    es werden sinnlos ressourcen verschwendet, es schadet der körperhaltung und dem ellenbogen.



    schon mal gecheckt, was die frauen mit den "nails" mit ihren smartphones ein heiopei veranstalten?

    + immer wieder: smartphone als spiegel benutzen, um das outfit + das geschminkte gesicht zu begutachten, einfach mal so. kost ja kaum was. außer unsere resourcen.

    • @Brot&Rosen:

      Posten im Internet kostet übrigens auch Ressourcen, selbt in der taz

  • Sehr clever. Es reicht nicht, dass die Letzte Generation den Umweltschutz diskreditiert, jetzt muss man sich auch noch mit den Swifties anlegen.

    • @Kurt Kraus:

      ..und den Adellies, und den Rammsteinis, und den Floydians, und den Beliebern, und den Sheeries, und den Bayernfans, Dortmundfans, EM-Fans, ....