CDU-Politikerin zur Klimakrise: „Hey Leute, bei uns wird's eng“
In ihrer Generation werde diskutiert, ob man heute noch Kinder bekommen sollte. CDU-Vorstandsmitglied Wiebke Winter will das trotzdem.
taz: Frau Winter, Sie haben die Klimaunion mitgegründet. Ihr Ziel: Das Parteiprogramm der CDU auf Kurs mit dem 1,5-Grad-Ziel zu bringen. Wie mühselig ist das?
Wiebke Winter: Es ist gesamtgesellschaftlich kein leichter Kampf, denn es ist kein leichtes Thema. Wenn es eine einfach Lösung gäbe, dann hätten wir sie schon lange gefunden. Trotzdem gibt es viel Bewegung und jede Menge Menschen in der CDU, die sogar bis 2040 klimaneutral werden wollen.
ist mit ihren 25 Jahren das jüngste Mitglied des Bundesvorstands der CDU. Außerdem ist sie Landesvorsitzende der Jungen Union Bremen. Ihr Steckenpferd: Klimapolitik.
Wie groß ist der innerparteiliche Generationenkonflikt in der CDU?
Den haben wir ehrlich gesagt nicht. Auch in der Klimaunion versammeln wir Menschen unterschiedlichsten Alters. Klar sagen manche Ältere, dass junge Menschen mit dem SUV zur Schule gefahren worden seien und jetzt nicht meckern sollten. Aber Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter, wir müssen nach vorn schauen.
Haben Sie Angst vor der Klimakrise?
Ja, denn wir steuern gerade auf eine 3- bis 4-Grad-Welt zu. Das bedeutet, dass ein Großteil von meiner Heimat Bremen und Bremerhaven unter den Wassermassen verschwinden werden.
Ist das bei Ihnen vor Ort ein Thema?
Es wird leider nicht so viel diskutiert, wie ich es mir wünsche. Es kann sich einfach niemand vorstellen, dass die Deiche einmal nicht mehr halten. Ich spreche das hier auch immer wieder an und sage ‚Hey Leute, bei uns wird’s eng werden‘, und dann sehen die meisten das auch ein. Klimaschäden vor Ort scheinen einfach so weit entfernt, dass sich das niemand richtig vorstellen kann.
Worauf freuen Sie sich in einer klimaneutralen Welt?
Ich hoffe, dass ich mir einmal weniger Sorgen machen muss um meine Zukunft. Ich möchte Kinder bekommen, und die sollen in einer lebenswerten Welt aufwachsen. In meiner Generation ist es ein großes Thema, wie vertretbar es heutzutage ist, überhaupt Kinder zu bekommen. Unsere Folgegenerationen werden den Klimawandel viel stärker zu spüren bekommen als wir.
Was haben Sie heute schon getan, um das Klima zu retten?
Ich fahre Fahrrad, esse wenig Fleisch und bin gerade im Rechtsreferendariat und versuche, mich juristisch so weiterzubilden, dass ich über die Rechtsprechung die Klimapolitik gestalten kann. Außerdem setze ich mich täglich mit neuen Entwicklungen zum Klima auseinander.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott