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Bundesweites 49-Euro-TicketDrei Milliarden sind nicht genug

Bund und Länder sollen die Ausgaben für das 49-Euro-Ticket übernehmen, fordert der Fahrgastverband. Es ist unklar, ob das bereitgestellte Geld reicht.

Drei Milliarden könnten nicht reichen: Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr Geld Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin dpa | Der Fahrgastverband Pro Bahn hat Bund und Länder aufgefordert, die Ausgaben der Verkehrsunternehmen für das künftige Deutschlandticket vollständig zu übernehmen. „Es ist fraglich, ob die 3 Milliarden für das 49-Euro-Ticket ausreichen werden“, sagte Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Donnerstag.

Bund und Länder müssten die Ausgaben der Verkehrsunternehmen für das Ticket komplett ausgleichen. „Zudem muss Geld für die hohen Energiekosten, Personal und den Ausbau des Nahverkehrs zur Verfügung gestellt werden“, mahnte er. Sonst drohte die Abbestellung von Verkehrsverbindungen. „Dann geht für den Fahrgast der Schuss nach hinten los“, sagte Naumann. Der öffentliche Nahverkehr in Deutschland wird von Bundesländern oder kommunnalen Zweckverbänden bei den Betreibern bestellt.

Naumann kritisierte in der Diskussion um die Nachfolge für das 9-Euro-Ticket die Schwerpunktsetzung: „Die Politik hat das ganze System ÖPNV in die Enge getrieben, weil es sich erst auf das Ticket konzentriert hat statt auf den Ausbau des Nahverkehrs“, sagte er. „Damit hat die Politik den dritten Schritt vor dem ersten gemacht.“

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte bereits am Mittwoch mehr Geld vom Staat gefordert. Einnahmeverluste und Zusatzkosten der Unternehmen müssten „vollständig und dauerhaft“ ausgeglichen werden, hieß es. Bund und Länder hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, neben einer Erhöhung der sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund den ÖPNV in den Ländern mitfinanziert, jeweils 1,5 Milliarden Euro zu zahlen.

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12 Kommentare

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  • Die Autoindustrie reibt sich bestimmt schon die Hände, weil sie hofft, dass das Klimaticket nun doch nicht zustande kommt und das Autofahren in den Städten damit nie ein Ende findet. Geld ist anscheinend nur für sinnlose Dinge da, aber nicht für eine klimafreundliche Verkehrswende.







    Für den einfachen Bürger gibt es halt nichts in diesem reichen Land. Hundert Milliarden Euro für sinnlose Aufrüstung? - Kein Problem! Ein paar Milliarden Euro, wenn der Staat die teuren Dienstwagen subventioniert? - Kein Problem! Günstige Bahntickets, die sich selbst der Hartz IV Empfänger (Bürgergeldempfänger) leisten kann? - Stopp, denn jetzt hört der Spaß auch mal auf. Steuergelder sind doch nicht für die armen Bürger da.

  • Und mit den vorher viel zu teuren Ticketpreisen wurde auch nix geregelt. Wie wär's denn, wenn man andere teure Projekte richtig kalkuliert und nicht in den Sand setzt (man siehe zum Beispiel Straßen oder Brücken, die nirgendwohin führen). Das könnte helfen. Wo landet überhaupt das ganze Geld, das zum Unterhalt der Infrastruktur aufgewendet werden sollte? Im Nachbardorf wurde die 'Stoßdämpferteststrecke' von Straße erst nach vierzig Jahren tatsächlich mal neu gemacht.

  • 4G
    43354 (Profil gelöscht)

    Das Untersuchungsgebiet „Kostenstruktur und Organisation von Verkehrsverbünden“ wäre sicher ein sehr zu intensivierendes Betätigungsfeld für Rechercheure, also auch Journalisten. Wie viele hoch dotierte Posten gibt es (z. B. Vorstände mit Jahresgehältern in der Höhe von Intendanten des ÖRR)? Wie hoch können Einsparungen durch stark vereinfachte Strukturen bei den Fahrkartenkosten sein? Welchen Aufwand verursachen Auswüchse bei Software (ganz schlimm!), Fahrkarten-Preisfindung, Wabenstruktur (!!), Fahrkartenautomaten und Kontrollen?

    Was ist eigentlich mit den ganzen subventionierten Umverteilungen? Mal überspitzt gefragt: Wieso bekommt der Pkw-Eigentümer eines tonnenschweren Straßenmonsters eine Menge Geld für den Kauf eines Elektro-Overdrive-Drittwagens (10.000 Euro entsprechen ZWEUNDERUNDVIER 49-Euro-Tickets, also 17 Jahre freie Fahrt!), die Fachkraft in der Bahn wird jedoch verhaftet, weil dieser dämliche ÖPNV-Tarif (und mit ihm die Fahrkartenautomaten) absolut undurchsichtig ist und 1,20 Euro zu wenig für das Ticket bezahlt wurde?

    Vielleicht kommt am Ende heraus, dass Umorganisation und eine Vollkostenrechnung (inklusive der gesamten Umweltschäden) dazu führen, dass ein rein über die Steuer finanzierter ÖPNV mit transparenten Geschäftsberichten volkswirtschaftlich günstiger wäre. Und bitte keine Gegenrechnung in dem Sinne durchführen, dass, wenn alle den ÖPNV nutzen, wie dann die Autoindustrie überleben soll.

  • Wenn bisher teure Monatskarten etwas bis deutlich billiger zu haben sind:



    - werden die Weniger-Einnahmen pro Ticket durch Mehr-Käufe ausgeglichen werden: ja, nein, zu welchem Maße ?



    - werden die Einnahmen durch die bisherigen Mondpreis-Einzelfahrscheine um wie viel zurückgehen - und wird das ebenfalls durch den Mehrverkauf von 49er-Tickets kompensiert: ja, nein, in welchem Maße ?

    Für jeden Verbund gilt hier sicher eine ganz eigene Rechnung - UND KEINER KANN SIE im Voraus KENNEN.

    Da MUSS die Politik die geforderte Blanko-Zusage zur Übernahme aller Einnahmeausfälle bieten, sonst werden die Verbände und Unternehmen dies, zu recht, boykottieren. UND muss herangaloppierende Mehrkosten garantiert auffangen, denn:

    - Wie stark wird eine durch mehr ÖPNV-Nutzung bewirkte Be/Aus/Überlastung einzelner Verkehrsmittel/Fahrstrecken/Fahrzeiten/Haltestellen/Bahnhöfe/Straßen/Busspuren/... zu sofort fälligen Not-Investitionen zwingen, um den Zusammenbruch/die dauernervende Überfüllung/überhandnehmende Verspätungsen/... aufzufangen ? Was wird dies kosten?



    Politik sitz hier im Sandkasten und spielt Playmobil mit Wünschdirwas, anstatt verantwortlich mit den Dingen umzugehen. Die Erwachsenen in diesem (Schau)Spiel scheinen einzig im Management der Unternehmen und Verbünde zu sitzen.

  • Es stellt sich jetzt heraus: Das 49 Euro Ticket ist Planwirtschaft mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Investitionen für den Ausbau in eine Verkehrswende mit besserer Anbindung in die Provinz werden erschwert und es profitieren nicht gezielt bedürftige Personen, sondern hauptsächlich mittel- bis besserverdienende in den Großstädten.

  • Es komt wie es kommen musste. Um ihre Wählerklientel in den Großstädten zu bedienen, wird von der Koalition ein subventioniertes Ticket auf Teufel komm raus installiert. Das viel wichtigere Thema des Ausbaus und besonders der Modernisierung des ÖPNV fällt dann aber hinten runter.

    • @Šarru-kīnu:

      Die CSU wollte immer das Verkehrsministerium, weil man mit 30 Mrd. pro Jahr viel für Bayern tun könnte. Hätten die Grünen ernst gemacht mit Klimaschutz und Frau Baerbock das Verkehrsresort statt Außen gegeben, dann hätten wir das Problem nicht. Dann könnte Geld aus dem Straßen- und Autobahnbau in den Netzausbau umgeleitet werden.



      Just saying..

  • Falls im 49-Euro-Ticket wieder kein ICE enthalten ist, ist das für viele einfach nur Zeitverschwendung. Auf der Strecke von München nach Hamburg mit dem überfüllten Regionalexpress RE muss man bei unzähligen Zwischenhalts vier mal umsteigen und ist 12 Stunden unterwegs, falls man keinen Anschlusszug verpasst! Mit dem ICE schafft man die gleiche Strecke in 6 Stunden ohne umsteigen für 134,90 Euro. Mit dem Auto dauert es 8:23 Stunden, Benzin kostet bei 4 Mitfahrern 26 Euro pro Person. Mit dem Flugzeug ist man 1:15 Stunden unterwegs für 200 Euro.

    Und warum gibt es in Europa immer noch keine Hochgeschwindigkeitszüge wie den Shinkansen (bis zu 603 km/h)?

    • @VanessaH:

      Ich bin schon froh, wenn überhaupt Züge fahren. Und wenn ich schon gondeln muss, dann sollen die Ticketpreise auch angemessen sein. Es kann ja nicht sein, dass ich im Monat fast 400 Euro für drei Haltestellen blechen soll. Und halbwegs anständige Hopper-Tickets gab's bei uns ('am Ende der Welt') auch nicht mal.

    • @VanessaH:

      Unfug ist natürlich, dem deutschlandweit gültigen Nahverkehrsticket eine Gültigkeit für den Fernverkehr abzuverlangen. DARUM GEHT ES NICHT. Vereinfachung/Abschaffung der schwer verständlichen Tarife, Tarifwaben, Gültigkeitsdauern. Aufheben aller Tarifgrenzen, Einsteigen ohne Ticketkauf:, (irgendwie) bezahlbar für viele. Darum, NUR darum, gehts.



      Das Ticket wird fast ausschließlich dort genutz werden, wo bsiher Eintzelfahrscheine oder Monatskarten zum Einsatz kamen: Pendeln und Gelegenheitsfahrten im Nahverkehr. Stadt, Region, Nachbarstadt.

  • Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass der dritte Schritt vor dem ersten gemacht wird. Erst wenn mehr Gelegenheitsnutzer mit dem ÖPNV unterwegs sind, werden mehr Bürger merken, was hier schief oder gar nicht läuft. Damit kann und wird sich der Druck auf die Politik erst entwickeln können. Denn dass der ÖPNV in den letzten Jahrzehnten eher stiefmütterlich behandelt wurde, wissen alle anderen schon, welche jetzt schon auf ihn angewiesen sind.

    • @Mopsfidel:

      Ich hoffe, dass Sie damit Recht haben!