Bundesweite Anschläge auf Bahnkabel: Die „Reibungslosigkeit“ unterbrechen
Autonome bekennen sich offenbar zu einem Dutzend Kabelbränden deutschlandweit. Die Anschläge seien ein Zeichen gegen den G-20-Gipfel.
„Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrere Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt“, schreiben die Autoren. Das Ziel: „Wir greifen ein in eines der zentralen Nervensysteme des Kapitalismus: mehrere zehntausend Kilometer Bahnstrecke“. Anlass sei der Anfang Juli in Hamburg tagende G-20-Gipfel. Dem Treffen der führenden Regierungschefs gehe es um „Stabilität der Weltwirtschaft“ und die „Erschließung neuer Verwertungsmöglichkeiten, neuer Märkte, neuer Arbeitskräfte“. Das Schreiben endet: „Wir zeigen auf, wie es möglich ist, die Maschine zum Stottern zu bringen.“ Dann folgt die Losung: „Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen“.
Ob die Bekennung echt ist, bleibt bisher unklar. Täterwissen wird darin nicht offenbart. Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes sagte der taz, das Schreiben werde auf seine Authentizität geprüft. Für die Länderpolizeien liegt ein politisches Motiv der Brände indes sehr nahe: Vor Ort ermitteln die Staatsschutz-Abteilungen, in Sachsen das dafür zuständige Operative Abwehrzentrum.
Autonome hatten aber bereits angekündigt, den G-20-Gipfel auch mit militanten Aktionen zum „Desaster“ machen zu wollen. Zudem wäre die Methode der Brandanschläge auf Bahnanlagen nicht neu. Schon im Mai 2011 bekannten sich Autonome zu einem Kabelbrand am Berliner Bahnhof Ostkreuz, damals als Aktion gegen die deutsche Atompolitik. In den Folgejahren kam es weiteren Anschlägen und Bekennungen aus der linksmilitanten Szene.
Die Anschläge in der Nacht zum Montag betrafen etwa ein Dutzend Stellen, darunter Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und Bad Beversen. Bahnen fielen aus, Reisende mussten teils lange warten.
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