Budget-Streit in der EU: Deutschland stellt sich stur
Die EU-Mitgliedstaaten streiten über ein neues Budget. Es geht um nationale Interessen, Klimaschutz, den Brexit – und einen Rabatt.
Mit „gesundem Menschenverstand und Entschlossenheit“ sei eine Einigung möglich, von der alle Europäer profitieren, mahnte Michel am Wochenende. Der finnische EU-Ratsvorsitz hatte bereits im Dezember einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Er sieht für die kommenden sieben Jahre einen „mittelfristigen Finanzrahmen“ von 1.087,3 Milliarden Euro vor. Das wären 1,07 Prozent der Wirtschaftsleistung – also etwas mehr als bisher (1,0 Prozent).
Angesichts der großen Ambitionen der neuen EU-Kommission – allein schon der „Green Deal“ für das Klima schlägt mit einer Billion Euro zu Buche – sei das noch viel zu wenig, meint das Europaparlament. Es fordert eine Aufstockung des Budgets auf 1,3 Prozent. Auch Behördenchefin Ursula von der Leyen wünscht sich mehr Geld. Die Mitglieder sollten tiefer in die Tasche greifen, um neue Ziele wie den Kohleausstieg zu finanzieren, so die CDU-Politikerin.
Doch ausgerechnet die Bundesregierung, der von der Leyen vor einem Jahr noch selbst angehörte, stellt sich stur. Gemeinsam mit anderen Nettozahlern wie den Niederlanden will sie den EU-Beitrag auf 1,0 Prozent begrenzen. Klimaschutz sei zwar wichtig, müsse aber auch von den EU-Staaten aus nationalen Mitteln bezahlt werden, heißt es in Berlin. So verweist man auf das deutsche Programm zum Kohleausstieg, für das 40 Milliarden vorgesehen sind.
Hilfen für die Klimaneutralität
Allerdings dürfte das von der Kohle abhängige Länder wie Polen kaum überzeugen. Die Regierung in Warschau hatte beim letzten EU-Gipfel in Dezember neue Milliardenhilfen für den Kohleausstieg gefordert. Nur wenn Brüssel bereit sei, Polen finanziell unter die Arme zu greifen, könne man das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 mittragen, erklärte Premierminister Mateusz Morawiecki. Die Entscheidung wurde auf den EU-Gipfel im Juni verschoben.
Seither geht in Brüssel die Sorge um, dass die Verhandlungen über das neue EU-Budget mit dem Streit über den „Green Deal“ verquickt werden könnten. Das könnte teuer werden – vor allem für Deutschland. Denn dann müsste sich Berlin um Kompromisse bemühen und dafür wohl auch Geld in die Hand nehmen.
Für die harte deutsche Haltung gibt es aber noch einen anderen Grund: den Brexit. Der britische EU-Austritt, der am 31. Januar vollzogen wird, reißt ein tiefes Loch in die EU-Kasse. Nach den bisherigen Plänen aus Brüssel solle vor allem Deutschland dieses Loch stopfen, heißt es im Bundesfinanzministerium. Frankreich hingegen werde kaum belastet. Das will die Bundesregierung nicht hinnehmen und legt sich nun auch noch mit Paris an. Die französische Regierung soll entweder einer Kürzung der europäischen Agrarsubventionen zustimmen – oder eine Beibehaltung des deutschen EU-Rabatts abnicken.
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