Brandrodung im Delta des Paraná: Feuer ohne Ende
Allein im August wurden 7.000 Brandherde in dem argentinischen Feuchtgebiet gezählt. Die Regierung verdächtigt die Rinderzüchter.
530 Quadratkilometer Marschland wurden zerstört, etwa die Fläche des Bodensees. Die Ursache sind absichtlich gelegte Feuer.
Umweltminister Juan Cabandié beschuldigt die Rinderzüchter, die Feuer absichtlich gelegt zu haben und geht gerichtlich gegen sie vor. Durch Brandrodung sind dieses Jahr auch im brasilianischen Amazonas-Gebiet riesige Flächen vernichtet worden. Doch die argentinischen Viehhalter weisen die Vorwürfe zurück. Sie sagen, die Brände schadeten auch ihnen – und werfen den Behörden im Gegenzug Untätigkeit vor.
Inzwischen haben die Feuerwehren in der Region mit Einstellung ihrer Löscharbeiten gedroht. Angesichts der täglich neu gelegten Feuer sei eine Eindämmung der Brände sinnlos.
Greenpeace: 900 Quadratkilometer abgebrannt
Nach Schätzungen von Greenpeace ist seit Februar sogar eine Fläche von 900 Quadratkilometer abgebrannt. Fünf Personen wurden bisher festgenommen.
Insgesamt erstreckt sich das riesige Delta über eine Fläche von etwa 14.000 Quadratkilometer. Der Río Paraná hat eine Mischung aus Sumpf- und Schwemmland sowie zahlreichen Inseln geschaffen. Geschätzt wird, dass hier rund 700 Pflanzen- und Tierarten leben. Ein Teil des Gebiets gehört zum Nationalpark Pre-Delta, andere Teile werden als Weideland für die Rinderzucht genutzt.
Jährlich wird dort das Grasland trotz Verbot abgebrannt. Doch dieses Jahr sind die Feuer völlig außer Kontrolle geraten. Begünstigt durch eine ungewöhnlich lange Trockenperiode und dem niedrigen Pegelstand des Paraná breiten sich die Brände dramatisch aus. „Die Aussicht ist finster“, konstatiert der Ökologe Pablo Cantador von der Umweltschutzgruppe „El Paraná no se toca“ („Hände weg vom Paraná“).
Unzählige verkohlte Tiere
„Auf den Inseln haben wir unzählige verkohlte Tiere gefunden, durch die Hitze des Feuers ist die Erde hart wie gebrannter Ziegelstein.“ Vor allem Leguane und Schlangen, die in Höhlen und Baumstämmen überwintern, seien verbrannt. Und noch etwas droht. „Die Feuchtgebiete sind eine wichtige Station für die Zugvögel, die von Norden nach Patagonien ziehen.“ In diesem Frühjahr werden sie große Teile zerstört vorfinden.
Das Delta erstreckt sich über zwei Provinzen. Rund 80 Prozent gehören zu Entre Ríos, die restlichen 20 Prozent zu Santa Fe. In dieser Provinz liegt die Millionenstadt Rosario, deren Bewohner*innen seit Wochen von den Rauchschwaden eingequalmt werden.
Die gegenseitigen Schuldzuweisungen der Provinzen nahmen ein solches Ausmaß an, dass der Oberste Gerichtshof eingriff und die Einsetzung einer staatlich-provinziellen Umweltkommission anordnete. Die soll Ende August ihren ersten Bericht vorlegen.
Das Ende der Brände bedeutet das nicht, aber das Verfahren macht Andrés Nápoli dennoch Hoffnung. „Es könnte hilfreich sein, wenn das Gesetz zum Schutz der Feuchtgebiete im Kongress zur Abstimmung kommt“, sagt der Vorsitzende der Stiftung für Umwelt und Naturressourcen FARN. Seit Anfang August liegt es den beiden Kammern erneut vor. Schon dreimal war seine Ratifizierung am Widerstand von Agroindustrie und Immobilienbranche gescheitert.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundestagswahl für Deutsche im Ausland
Die Wahl muss wohl nicht wiederholt werden
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg