Boris Johnsons Parteitagsrede: Auch heiße Luft wärmt
Der britische Premier Johnson verspricht auf dem Parteitag der Tories eine bessere Zukunft. Doch konkrete Lösungen für die Wirtschaftsprobleme fehlen.
W er könnte dem widersprechen: Großbritannien als Land mit „hohen Löhnen, hoher Bildung, hoher Produktivität, in dem alle auf ihre Arbeit stolz sein können“ und nicht eines „mit niedrigen Löhnen, niedrigem Wachstum, niedriger Bildung und niedriger Produktivität“. Die leuchtende Zukunftsvision, die Boris Johnson für Großbritannien in seiner Rede auf dem konservativen Jahresparteitag gemalt hat, hätte genauso gut von Labour-Chef Keir Starmer stammen können. Dass alles besser werden soll – darüber lässt sich kaum streiten.
Viel konkreter wurde der britische Premier leider nicht, und wer gehofft hat, Johnson werde eine magische Lösung für sämtliche aktuellen Versorgungsprobleme in der britischen Wirtschaft aus seinem Haarschopf zaubern, wurde enttäuscht. Denn diese magische Lösung gibt es nicht. Großbritannien wurstelt sich irgendwie durch – wie immer.
Dank Notlösungen und außerordentlicher Mobilisierungen sind die schlimmsten Knappheiten bereits überwunden, es wird schon irgendwie gut gehen, und wer Aufheiterung braucht, kann sich eine Johnson-Rede anhören, voller Sprachwitz und gespielter Unbeholfenheit. Dieses Rezept ist bisher schließlich auch aufgegangen. Auch an heißer Luft kann man sich aufwärmen.
Auf Dauer funktioniert das allerdings nicht. Wenn Johnson bei jeder Gelegenheit eine leuchtende Zukunft verspricht, wird er irgendwann sagen müssen, wie genau man sie erreichen kann. Ein kompetenter und durchdachter Umgang mit den aktuellen Wirtschaftsproblemen wäre schon einmal ein guter Anfang.
Je leuchtender die Zukunft, die der Premier malt, desto höher schraubt er die Erwartungen, die er irgendwann gegenüber dem Wahlvolk erfüllen muss. Das aber ist nichts Schlechtes. Viele Linke kriegen jedes Mal einen Nervenzusammenbruch, wenn Boris Johnson den Mund aufmacht, aber eigentlich sollten sie sich bestätigt fühlen, wenn selbst ein konservativer Premierminister sich freiwillig zu „hohen Löhnen, hoher Bildung, hoher Produktivität“ bekennt.
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