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Boom der ErneuerbarenRekordzuwachs bei Wind und Solar

Die Internationale Energieagentur erwartet ein globales Rekordplus bei den Erneuerbaren im Jahr 2021. Und trotzdem reicht das Wachstum nicht aus.

Weltweit kommt immer mehr Strom aus Windkraft Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Berlin taz | In diesem Jahr wird es weltweit erneut einen Rekordzubau bei den erneuerbaren Energien geben. „Es entsteht gerade eine neue globale Energiewirtschaft“, twitterte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur, zum neuen Erneuerbaren-Report der IEA. Die IEA gehört zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In diesem Jahr erwartet die Agentur einen Zubau von 290 Gigawatt an Solar-, Wind- und sonstigen Anlagen, 3 Prozent mehr als 2020, das auch schon ein Rekordjahr war. Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 rechnen die Branchenverbände in Deutschland mit einem Zubau von 2,2 bis 2,4 GW.

Wenn sich das Wachstum so fortsetze, würden die Kapazitäten der Erneuerbaren im Jahr 2026 mit 4.800 Gigawatt die der fossilen Energieträger und der Atomkraft überschreiten, prognostiziert die IEA. Allerdings müsste das Wachstum beim Zubau grüner Energieträger verdoppelt werden, um das Ziel zu erreichen, weltweit bis 2050 bei Netto Null Emissionen zu sein, heißt es in dem Bericht.

China ist zwar weiter weltweit CO2-Emittent Nummer 1, aber auch die global treibende Kraft beim Ausbau der Erneuerbaren. 43 Prozent der neuen Anlagen werden laut IEA in den kommenden Jahren in diesem Land liegen. Europa folgt als Region vor den USA und Indien. Indien soll im globalen Vergleich am schnellsten beim Ökostrom wachsen. Die Zuwachsraten der Erneuerbaren im Schwellenland sollen sich im Vergleich zu 2015 bis 2020 verdoppeln.

In Europa wird es ebenfalls mehr Erneuerbare geben, auch weil die Politik laut IEA viele Barrieren bei Genehmigung, Netzintegration oder Fragen der sozialen Akzeptanz aus dem Weg räumen dürfte. Am Mittwoch hat der deutsche Energiekonzern RWE in Dänemark einen großen Auftrag zum Bau eines Offshore-Windparks an Land gezogen. Das umgerechnet 2 Milliarden Euro teure Projekt sei bislang das größte seiner Art im Land, teilte die dänische Energiebehörde mit.

Zuschlag für Windpark in Dänemark

RWE sei per Los aus der Ausschreibung als Sieger hervorgegangen. Der Wettbewerb sei so groß gewesen, dass weltweit zum ersten Mal der Gewinner einer Offshore-Ausschreibung einem Staat auch noch einen Zuschlag bezahle. Der Windpark namens Thor werde vor der dänischen Westküste errichtet und solle im Jahr 2027 seinen vollen Betrieb aufnehmen, erklärte RWE.

Nach seiner Inbetriebnahme könne Thor Ökostrom für den Bedarf von rund 1,4 Millionen dänischen Haushalten erzeugen, hieß es. Der Energiebehörde zufolge wird RWE dafür in den ersten Jahren der Produktion dem Staat einen Abschlag von insgesamt etwa 2,8 Milliarden dänischen Kronen (rund 376 Millionen Euro) zahlen.

Thor ist einer von drei großen Offshore-Windparks, die Dänemark plant, um bis 2030 seinen Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent zu senken. Die EU-Kommission will bis 2030 den CO2-Ausstoß in Europa um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken, in Deutschland sollen es nach den Plänen der Ampel-Koalition 65 Prozent sein.

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5 Kommentare

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  • Bei diesem Artikel bleiben einige Dinge unklar:



    1. Bezieht sich die Notwendigkeit der Verdoppelung des Zuwachses bei erneuerbaren Energien auf den derzeitigen Energieverbrauch oder den prognostizierten? Der dürfte nach allen bisherigen Erkenntnissen übder die Verzichtsbereitschaft der Menschen, die überhaupt etwas haben, auf das sie verzichten könnten, massiv steigen.



    2. Worauf bezieht sich die Klassifizierung in der Emittentenrangliste. Ist China Emittent Nr. 1, weil so viele Produkte aus China in anderen Teilen der Erde verwendet werden? Wie wird das in dieser Wertung auch für andere im- und exportierende Länder berücksichtigt ?



    3. Folgt Europa China vor den USA nur im Ausbau der erneuerbaren Energien oder auch als Emittent.



    4. Wer folgt denn wem in der Rangliste der Energieverbräuche jetzt und in Zukunft und ist das grundsätzlich mit den Emissionen verknüpft?



    5. Wie kommen Japan, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Indien und andere darauf, nicht nur weiter bestehende Atomkraftwerke zu nutzen, sondern auch neue zu bauen? Wird das vielleicht, abgesehen vom Uran-Abbau und radiaoaktiven Abfall in der CO2-Bilanz unzureichend berücksichtigt?



    5. Was bedeutet Barrieren bei Genehmigung, Netzintegration und sozialer Akzeptanz aus dem Weg räumen? Bedeutet es etwa keine Rücksicht mehr auf soziale und ökologische Grundsätze des Planungsrechts?

    • Kai Schöneberg , Autor des Artikels, Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
      @Christian Götz:

      Hallo, danke für die interessanten Nachfragen. Ich kann sie leider aus Zeitgründen nicht beantworten. In der Studie der IEA, auf die sich der Text bezieht, wird man aber bestimmt schlauer. Schöne Grüße! www.iea.org/news/r...tm_campaign=buffer

    • @Christian Götz:

      zu 5. Kernkraftstrom verursacht CO2-Emissionen u.a. beim Bau (Zement), beim Uranabbau und in der Entsorgungsphase. Kernkraftkritier würden wohl bestätigen, dass das das geringere Problem ist. Diese Emissionn werden den jeweiligen Staaten zugerechnet.



      Wo sehen Sie da ein Problem?

      Kernkraftstrom ist vor allem zu teuer und eignet sich wegen der hohen Investitionskosten schlecht dafür, die Löcher der billigeren Stromerzeugung mit Sonne und Wind zu schließen.

  • In Bielefeld, flächenmäßig die etwa die zehntgrößte Stadt im Land vor 5 Jahren Gebiete für Windräder festgelegt worden, Abstände und Tierschutz und mit einigen Anwohnern alles damals geklärt. Zu den damals 4 Windrädern sind in dieser Zeit gerade 2zwei!! hinzugekommen.



    Es liegt also in erster Linie an fehlenden Investoren und das wahrscheinlich an fehlenden Kapazitäten, auch beim Personal. Da sollten einige Studies mal statt Politikwissenschaften und Recht Ingenieurwesen oder ohne Abi statt Friseur Metallbauer lernen.

    • @Thomas Sauer:

      Das liegt keineswegs an fehlenden Investoren. In den letzten 16 Jahren wurde über die EEG und das Ausschreibungsverfahren die gesamte Erneuerbare Energie Branche herunter gefahren. Bei der letzten EEG Novelle wurde kurzerhand vor der Abstimmung noch der Passus der Strukturrelevanz entfernt. Damit nehmen Vorhaben dann den Gang nach Kanossa und müssen sich den kleinsten Ein- oder Widersprüchen stellen.

      Wenn man bedenkt, das Deutsche Solarunternehmen vor 16 Jahren weltmarktführend waren und die Branche gleich in der ersten Legislaturperiode nach Rot-Grün in den Ruin getrieben wurde.

      Da braucht es dann natürlich auch keine Investoren mehr.

      Es bleibt zu hoffen, das die Ampel Regierung, sobald als möglich, die Erneuerbaren als Systemrelevant ins Gesetzt gießt, Fossile und Nukleare entsprechend entfernt, damit Investoren wieder Vertrauen entwickeln und verlorene Zeit wieder aufgeholt werden kann.