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Bitterstoffe und ErnährungWie heißt das Zauberwort?

Bitterstoffe sind äußerst gesund, aber mittlerweile fast komplett aus unseren Nahrungsmitteln verschwunden. Das kann unangenehme Folgen haben.

Früher war die Aubergine bitter, heute ist sie meist milde Foto: imago

„Das klingt spannend“, schrieb mir der taz-Redakteur auf meinen Vorschlag, über Bitterstoffe und deren Fehlen in der Ernährung zu schreiben, „gerade diese Verknüpfung von Wissenschaft und Geschmackserlebnis, das können wir gern als Aufmacher für die Genussseite vereinbaren.“ Ich setzte mich also an die Tastatur, sprach mit Experten, die sich sehr gut mit Bitterstoffen auskennen (logisch, sonst wären sie schließlich keine Experten!), und schickte den Text ab. Aber der Redakteur war nicht so recht zufrieden: Zu detailliert, zu wissenschaftlich, zu wenig persönlich.

Deshalb kommt hier die Story hinter der Story: Ich leide seit zehn Jahren unter Verstopfung. Viele Ärzte haben mir dazu schon Pillen verschrieben, Mediziner für traditionelle chinesische Medizin haben mir Nadeln gesetzt, Kinesiologen haben auf meine ausgestreckten Arme geklopft. Nur: Nichts half. Auch Hausmittel wie viel Wasser trinken, Abführtee, Leinsamen ins Müsli mixen, Trockenobst, keine dunkle Schokolade essen und Ähnliches hatten bei mir null Wirkung. Ich konnte nur einmal pro Woche aufs Klo und war kurz davor, eine Darmspiegelung machen zu lassen.

Eines langweiligen Corona-Abends zappte ich mal wieder durch die Programme und blieb bei HSE24 hängen, Home Shopping Europe, wo Kräutertropfen angepriesen wurden, die man sich dreimal täglich direkt auf die Zunge träufeln sollte und die angeblich eine gute Wirkung auf die Verdauung hätten. Da ich lieber den lokalen Handel unterstütze, kaufte ich mir das Zeugs am nächsten Tag für 15 Euro bei dm.

„Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“, besagt ein altes Sprichwort. Und ja, die Tropfen schmecken anfangs eher nach Medizin, aber ich gewöhne mich schnell daran – und beginne schließlich sogar, den leicht herben Geschmack zu mögen. Liebhaber von deftigem Essen schwören nicht umsonst seit jeher auf den „Bitter“ nach dem Essen; der bekannteste dürfte dabei Fernet Branca sein. Doch was ist da eigentlich drin? Der Magenbitter aus Italien enthält ziemlich edle Zutaten: Aloe, Rhabarber, Enzian, Galanga, Kamille, Safran, Myrrhe und Holunderblüten.

taz am wochenende

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Der Gaumen ist empfindlich geworden

Fernet Branca geht zurück auf das Jahr 1845. Heute ist es hingegen so, dass viele Bitterstoffe aus unseren Nahrungsmitteln verschwunden sind. Das hat auch mit der modernen Landwirtschaft zu tun: Pflanzen bilden Bitterstoffe als Abwehr gegen Fressfeinde. Doch wenn beim Gemüseanbau Pestizide verspritzt werden, brauchen die Pflanzen ihre natürliche Abwehr nicht mehr selbst zu produzieren.

Darüber hinaus wurden viele Gemüsesorten, zum Beispiel Gurken oder Salate, so gezüchtet, dass sie weniger Bitterstoffe enthalten, weil man meinte, dass die Kunden diese nicht mögen. So wurde in den letzten Jahrzehnten unbewusst auch unser Geschmack manipuliert: Der Gaumen von Otto Normalesser reagiert viel empfindlicher auf kleine Mengen an Bitterstoffen, weil er diese eben nicht mehr gewohnt ist.

Dabei sind Bitterstoffe äußerst gesund. Gut sollen sie sein für Leber, Darm und Psyche, sie sollen bei Stressbewältigung und gegen Heißhungerattacken helfen, das Immunsystem unterstützen und für einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt sorgen. „Etwa achtzig Prozent unserer Immun­abwehrzellen werden im Darm gebildet“, sagt der Apotheker Michael Greiff. „Bitterstoffe regen die Durchblutung und Befeuchtung der Schleimhäute an und fördern so ein gesundes Milieu für die Mikrobiota.“

Gemeinsam mit seiner Frau Marie, ebenfalls Apothekerin, ist Greiff einer der führenden deutschen Hersteller von Bitterstoffen. Die beiden fertigen in ihrer Apotheke in Rotthalmünster naturheilkundliche Produkte in Handarbeit. Sie experimentierten lange und brachten 2007 das „Bitter-Elixier“ auf den Markt. Daraus ist mittlerweile ein florierendes Unternehmen namens Bitter & Friends geworden.

Hildegard von Bingen wusste früh Bescheid

Schon sehr viel früher als die Greiffs erkannte die Heilkraft von Bitterstoffen Hildegard von Bingen. Nach ihrem Rezept wird eine Latwerge aus Kräutern behutsam eingedickt, danach an der Sonne getrocknet und in einer Honigwürze angesetzt. Für deren Wirksamkeit findet sie lyrische Worte: „Wenn du krank bist, richtet es dich auf wunderbare Weise auf und macht dich stark, wie wenn die Sonne an einem trüben Tag durchbricht.“ Ein kleines Fläschchen „Hildegard-Tropfen“, erhältlich in guten Drogerien, kostet rund 12 Euro und enthält Kräuter wie Galgant, Kampfer, Habichtskraut, Fenchel und Veilchen.

Den wissenschaftlichen Ritterschlag erteilt Ute Wölfle, Zell- und Molekularbiologin am Universitätsklinikum Freiburg, den Bitterstoffen: „Bitterstoffe sind wichtig, um die zugeführte Nahrung optimal zu verwerten und Wahrnehmungstätigkeiten in den einzelnen Organen zu verstärken“, sagt sie. Wölfle zufolge steigern Bitterstoffe die Speichel- und Magensaftproduktion, regen die Tätigkeiten von Galle und Bauchspeicheldrüse und somit auch die Fettverdauung an, unterstützen die Lebertätigkeit und machen den Magen-Darm-Trakt mobil: „So wird gleichzeitig der Heißhunger auf Süßes gestillt.“

Ja, Bitterstoffe helfen sogar gegen Übergewicht! Dass sie heute in der Nahrung weniger geworden sind, bestätigt Ernährungsberaterin Marlein Stasche. „Denken Sie nur an die Aubergine, die man früher mit Salz bestreute, weil sie so bitter war und man ihr die Bitterstoffe dadurch entziehen wollte. Das ist bei den heutigen Auberginen nicht mehr nötig.“

Die bittere Rauke wird zum Trendsalat

Statt sich Bittertropfen zu kaufen, rät Stasche, sich in Bioläden und auf Bauernmärkten nach Obst und Gemüse umzusehen, das seinen ursprünglichen Geschmack bewahrt hat und zuweilen bitter schmeckt.

Etwas, das im Übrigen ohnehin schon geschieht, man denke nur an die Renaissance der Rauke. Was früher als Unkraut im Müll landete, wird seit Jahren als „Rucola“ in Plastik verpackt teuer im Supermarkt verkauft – und das bittere Kraut kommt beim Verbraucher bestens an. Ist der Grund die unbewusste Suche nach dem verlorenen bitteren Geschmack? Das wäre gewiss nicht der schlechteste Lebensmitteltrend der vergangenen Jahre.

Was die Tropfen betrifft: Nach zwei Wochen ist mein Verdauungsproblem gelöst, und zwar bis heute. Die Tropfen nehme ich weiterhin dreimal täglich. Und manchmal hole ich den Fernet Branca aus dem Schrank, der mittlerweile bei mir wohnt. Dass ich den früher verschmäht habe, ist die eigentliche bittere Erkenntnis.

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28 Kommentare

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  • Ein netter Artikel!



    Es fehlt aber etwas! Der Aufruf an Menschen, selbst zu gärtnern! Entweder im Garten, auf dem Balkon, oder simpel im größeren Töpfen!

    Der Gourmet der Jetztzeit kauft sich Samen entweder beim italienischen Internethändler, oder bei anderen, guten Händlern aus dem Netz, und versorgt sich mit Samen zu guten, leicht bitteren Salaten.



    Beim Italienischen Händler gibt es Samen von Chiccoresalaten, Radicciosalaten, Orchideensalaten, und das Beste von allem - sie sind winterhart!

    Ich habe mein letztes Beet im September angelegt, und heute holte ich mir Blättchen für eine Salatschüssel rein!



    Die zarten, grünen des Grumolo verde, die dunkelroten des Rossa di Verona, die langen Stängel des Catalogna Brindisina und ein paar Blättchen des hübschen weiß-roten Orchideensalates. Alle leicht bitter, und alle köstlich! Und sie wuchsen von September bis jetzt, Ende Januar!



    Im Februar/März werden sie größere Köpfe bilden, und ich werde noch viel



    von ihnen genießen können.

     

    Kommentar gekürzt.

    Die Moderation

    • @Angelika Eckardt:

      Es muss gar nicht der Gourmet-Versandhändler sein. Das meiste, was es dort gibt, ist auch nicht wirklich bitter. Heimische Wildkräuter haben dagegen oft einen sehr intensiven Geschmack, und Samen oder Rhizome gibt es gratis.



      Löwenzahn, Brennnessel, Wegwarte, Gundermann, ...



      Ich möchte mal wieder eine rrrichtig bittere Aubergine essen, oder eine FETTIGE Avocado. Davon gibt es leider auch nur noch die wässrigen Low-Fat-Low-Taste-Mainstream-Sorten.

  • Ein (alkoholfreies) Bier ab und zu hilft auch. Bier galt früher mal als Heilmittel.

  • Bei Magen- und Darmkrämpfen wirkt Wermutkrauttee Wunder. Ist allerdings so bitter, dass man ihn nur mit viel Überwindung runterkriegt, hilft aber schnell und zuverlässig.



    Wer ein richtig leckers Bitter im Essen sucht, dem empfehle ich Bockshornkleesamen, denen auch sonst allerhand angenehme Wirkungen nachgesagt werden. Hab mir angewöhnt, immer einen Teelöffel davon mit Olivenöl in der Pfanne zu erhitzen, bevor ich Fleisch anbrate. Durch das Erhitzen geht ein Teil des Bitteren verloren. Wer es gerne richtig bitter mag, sollte die Bockshornkleesamen zum Würzen erst nach dem Braten zugeben. Ist dann aber schon etwas gewöhnungsbedürftig.

  • Zu meiner Berufsgruppe, Tierärzte, gehört auch der Bereich Lebensmittel und Lebensmittelüberwachung.



    Ich bin der Meinung, dass Bitterstoffe auch hervorragend schmecken können - deshalb ärgert es mich, wenn aus Obst und Gemüsen solche weggezüchtet werden. Wenn jemand keinen Chicoree mag, braucht er ihn ja auch nicht zu essen - ich würde grünen Salat empfehlen. Früher hatten Khakis Kerne und hinterließen einen pelzigen Geschmack. Das mochte ich gerne. Auch Mandarinen (Sastumas) hatten früher Kerne und schmeckten sauer - heute schmecken sie nur noch süß und somit fade - eigentlich würde man meinen, Feinschmecker schätzen das Säurespiel. Schade nur, dass es immer weniger Feinschmecker zu geben scheint...



    So viel dazu - jetzt hätte ich eine Frage in die Runde:



    Ich bin Bayer - und oft in ganz Deutschland unterwegs. Mir erscheint, dass es zum Thema "Süß und Bitterstoffe" eine Art von Nord-Süd-Gefälle zu geben scheint.



    Je weiter nördlich ich mich befinde, umso mehr scheint es eine Abneigung gegen sauer und bitter zu geben. Sauerbraten wird plötzlich mit Dörrpflaumen versehen, Salat wird mit mehr Zucker angerichtet. Leber wird mit Äpfeln anstatt mit Röstzwiebeln serviert und alles Mögliche scheint mir stärker gezuckert zu werden. Z. b. sucht man saure Lunge oder saure Nieren auf Speisekarten in nördlicheren Gefilden vergeblich. Auch gibt es immer weniger saure Apfelsorten wie beispielsweise "Granny Smith".



    Ich würde gerne mal die Meinung zu dieser Theorie hören. Könnte es sein, dass man in Norddeutschland andere Geschmacksrichtungen als in Süddeutschland bevorzurgt?



    Diesen Brocken wollte ich mal einfach so in die Runde werfen - auf die Antworten bin ich gespannt!



    Liebe Grüße und guten Appetit!



    Euer



    Markus Rogen

  • Empfehlen möchte ich an dieser Stelle den Verzehr von gelben Grapefruits deren bittere Süße ich sehr schätze. (Sorte Marsh Seedless).

    Sie sind aber nicht leicht leicht zu bekommen: Aus den Supermärkten drohen sie zu verschwinden, inzwischen werden Sie oft nicht mal mehr als Säfte gehandelt. Die deutlich süßeren charakterlosen Nachkommen, die rosafarbene Ruby und die gelbe Sweetie haben sie verdrängt. Jüngere Obsthändler:innen kennen die Sorte gar nicht mehr.

    • @Richard V.:

      Vielen Dank für den Hinweis auf eine Sorte immer noch bitterer Pampelmusen. Ich suche schon seit Jahren nach einer Sorte, die nicht so seicht süß schmeckt! Wenn ich süß will, kann ich auch Orangen nehmen...

  • Ich fand es schon immer schade, dass es in Westeuropa kaum noch bitteres Essen gibt.



    Sogar die Tomaten werden "süß" - "extra süß" - "zuckersüß" gezüchtet. Tomatig-herbe Tomaten gibt es hierzulande gar nicht mehr zu kaufen. Was hier als "herb" bezeichnet wird, ist für mich immer noch "süß". Ich habe deswegen (illegalerweise) für den Balkon-Eigenanbau Tomatensamen von herben Sorten durch rumänische und russische Kollegen in der Hosentasche einschmuggeln lassen.



    In Indien-Läden gibt es gelegentlich Bittergurken (Kareela), aber sonst? Nix.



    Mein persönlicher Bittertipp: Löwenzahn. Wächst gratis im Garten, und wenn man sich Wurzelstücke ausgräbt, kann man ihn auch jahrelang im Balkonkasten ziehen. Ist sogar ganz hübsch. Ich habe ein über zehnjähriges Exemplar im Blumentopf. Man isst ja immer nur ein paar Blättchen. Brennnesseln und andere Wildkräuter sollte man auch nicht vergiften, sondern lieber aufessen.

    Anders als der Autor leide ich seit über 15 Jahren an Durchfall. Schuld ist allerdings der allgegenwärtige und kaum zu vermeidende Fruchtzucker (Fructose) in allen möglichen Lebensmitteln. Warum gibt es 100e Produkte "lactosefrei", aber keine "fructosefreien", obwohl doppelt so viele Leute Probleme mit Fructose haben als mit Lactose?



    Bitterstoffe dämpfen bei mir die ständigen Bauchschmerzen und schmerzhaften Blähungen.

    In der ayurvedischen Medizin soll der bittere Geschmack übrigens für Willensstärke, Sellbstbewusstsein und Widerstandskräfte gegen körperliche und seelische Verletzungen sorgen. Übermäßige Süße soll infantilisierend wirken. Da könnte etwas dran sein.

    • @Schnetzelschwester:

      Liebe Schnetzelschwester,



      Wegen Fructose brauchst du nicht ständig Verdauungsprobleme haben! Es gibt Bücher, die ganze Tabellen von Lebensmitteln haben bei denen der Fruchtzuckergehalt aufgelistet ist. Alternativ gibt es z.B. auch die App frag Ingrid. Es ist anfangs nicht immer einfach auf Obst und Gemüse zu verzichten, das man gerne mag - aber es ist die fehlenden Bauchweh wert! Leider heißt das den Verzicht auf Äpfel und Birnen (ganz alte Sorten können aber verträglich sein, wenn man sie findet!), Spargel und anderes. Bei Karotten kommt es auf die Sorte an - leider ist die fast nie angegeben. Manchmal kann ich einen ganzen Sack essen und dann krümme ich mich schon nach einer einzigen Karotte...



      Kleiner Hinweis: bei Fructose Problemen verträgt man auch kein Sorbit. Ein Zuckerersatz, der sich leider auch häufig in Lebensmitteln versteckt, genauso wie Fructosesirup.

  • Rosenkohl. Rosenkohl war früher auch unangenehm bitter, als Kind mochte ich ihn nicht so gern. Heute ist er nur noch schmackig. Alles Bittere rausgezüchtet.

  • Ich weiß nicht inwiefern Sie, Herr Engelhardt, sich pflanzlich ernähren oder mal einen Ernährungsänderung dahingehend geplant haben, denn unter Verstopfung leiden vor allem Mischköstler, da unser menschlicher Darm auf Pflanzenkost und nicht auf die Verdauung von Muskeln, Knochen etc von Lebewesen ausgerichtet ist und westliche Länder außerdem deutlich weniger Ballaststoffe und viel zu viele Tierprodukte zu sich nehmen. Da wir weder ausreichend Magensäure noch eine entsprechende Darmkürze oder die passenden Enzyme besitzen, kann das tote Gewebe oder das zu viel an Casein in der artfremden Muttermilch des Käses nicht adequat zersetzt und abgebaut werden, bleibt sogar oft im Darm zurück und kann dann bis hin zu Darmkrebs führen. Gute pflanzliche Kost hingegen kann viel besser aufgenommen und verdaut werden und wirkt ware Wunder.

    Ich hatte auch oft mit Verstopfung zu tun, zwei Mal die Woche "richtig" aufs Klo zu gehen war schon ein Rekord, seitdem ich nur noch pflanzliche Kost esse, hat sich das schlagartig geändert und die Verdauung ist einfach top.

    Das noch als Ergänzung zu den bitteren (und wie man sieht ebenso pflanzlichen), bewährten Heilmitteln.

    Zum Nachlesen:

    www.zentrum-der-ge...rch-fleischverzehr

    praxistipps.focus....en-stopfend_114889

    www.zentrum-der-ge...kungen/verstopfung

  • Bei Gurken und Kürbissen kann bitter tödlich sein, nicht nur weggezüchtet, weil man glaubt, die Kunden mögen es nicht

    www.sueddeutsche.d...zucchini-1.2614915

    Und mit Blausäure (Mandelkerne) kann man sich auch umbringen.

  • Seit längerem ist eine als 'Wunderheilerin' bekannte Frau Maria Treben aus Österreich bekannt.

    Vielleicht hat sie es sich selbst zuzuschreiben, dass sie auf diese Art verunglimpft hat. Denn ihre Empfehlungen und Rezepte sind ziemlich reißerisch geschrieben. Aber dennoch ist ihr Werk mit kritischem Bewusstsein absolut lesens- und befolgenswert. Sie war eben keine Literatin.

    Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes - Ennsthaler Verlag 1980 (wird immer wieder neu aufgelegt.)

    Zum Thema des Artikels werden ausführlich 'Schwedenkräuter' beschrieben. Es wäre schwer, sich selbst diese sehr bitteren Kräuter zu besorgen und zu mischen. Aber man bekommt sie (gar nicht mal sehr teuer) in Apotheken mit einem Angebot an Naturheilmitteln. Dabei ist eine Rezeptur zum Auflösen.

    Trotzdem empfiehlt sich das oben genannte Buch zur Information über die vielen Anwendungsmöglichkeiten - und beschreibt auch noch viele andere Kräuter und deren Wirkungen.

    Seien sie dennoch kritisch, wenn Treben die Mixtur beinahe als Wundermedizin beschreibt. Wunder gibt es bekanntlich nur im Märchen. Aber ich habe schon viele Beispiele von Erfolgen mitbekommen. ganz sicher werden sie keine Empfehlungen von Arzneimittelkonzernen finden, denn die werden damit ihre horrenden Gewinne nicht vermehren können.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @fvaderno:

      Maria Treben und ihr Schwedenbitter sind mir auch bekannt. Meine Mutter setzt diese bittere Treben-Mischung seit Jahrzehnten an, sie wird regelmäßig, gegen Malaisen und prophylaktisch getrunken. Mutter und Vater sind inzwischen bei guter Gesundheit fast 90 Jahre alt.

      • @90946 (Profil gelöscht):

        Ich empfehle den Schwedenbitter für offene Wunden und Verbrennungen und bei Zahnschmerzen. Einfach drauf, das Zeug.



        Trinken ist mir zu heftig. Hab ich aber auch schon ein paar mal gemacht.



        Wer sowas interessant findet, sollte sich auch mal mit 'Meistertonikum' beschäftigen. Schmeckt viel besser...

  • Guter Artikel. Habe Bitterliebe auch bei HSE gesehen, sie mir nach jahrelangen Verdauungsproblemen gekauft, und bin seither bekehrt

  • wer hin und wieder Thai isst, wird schnell auf Galangal oder Galgant stoßen. überhaupt sind die dort verwendeten Kräuter eine wahre Freude (Zitronengras, Kaffirlimettenblätter usw. usf.). ich kann nur empfehlen hin und wieder abseits der hiesigen Kräuter zu suchen.

  • Aber man sollte sich auskennen



    oder auf dem Apotheker der Wahl vertrauen.

    Denn, wie richtig geschrieben, "Pflanzen bilden Bitterstoffe als Abwehr gegen Fressfeinde" - vulgo, Gifte.

    Die Bitterwahrnehmung in unserer Zunge dient wahrscheinlich auch der Vermeidung dieser Gifte.

    Also, nicht alles Bittere herunterschlucken.

  • Zwischendurch hatte ich die Befürchtung, er würde ins Esotherische abdriften und damit die Heilung von Alles-Und-Nix™ beschwören wollen.



    Aber dann bin ich doch ganz positiv überrascht, dass es einfach ein netter Artikel war.



    Allerdings würde ich jetzt gern den "zu detaillierten, zuwissenschaftlichen, zu wenig persönlichen" Text gern lesen. Nicht nur die Eso-Bio-Weihrauchfraktion liest taz, auch die an Details und Fakten interessierten…

    • @görg:

      ich auch

    • @görg:

      ja, den würde ich auch gerne lesen

  • Biiterstoffe sind aus unserer Ernährung fast gänzlich verschwunden. Warum? Weil das Leben schon bitter genug ist?



    An Stelle von Rucola, der ja eher scharf schmeckt (senföl) und nicht bitter, sind Radicchio, Chicorée und Endiviensalat zu empfehlen. Außerdem muss der bittere Geschmack deutlich schmeckbar bleiben und nicht zB. mit einem süßen Dressing zugedeckt.. Die ganzen im Artikel genannten positiven Wirkungen werden durch die 'Bitter-Wahrnehmung' auf der Zunge ausgelöst.

    Aisserdem gibt es verschiedene nicht alkoholische Bitterpräparate. (von wala, 7 Stern, etc)



    Das ist (für viele deutlich) bekömmlicher als alkoholischer Magenbitter.

    Bitter essen, nicht bitter sein!

  • Guter Artikel. Hm, vielleicht doch mal so einen spießigen Magenbitter kaufen.

  • Ich hätte ja gerne den ursprünglichen Artikel gelesen.



    Mich freut so persönliches Befindlichkeits-Gedöns immer eher weniger.



    Die Information ist allerdings angekommen.



    Witzig, in meiner Kindheit wurde der Endiviensalat in warmem Wasser gebadet, um die Bitterstoffe auszuschwemmen. Heutzutage esse ich den deutlich bittereren Zuckerhut ganz ohne vorbereitende Prozedur. Was ich mir damit Gutes tue, war mir bisher aber nicht klar.



    Schön wäre noch gewesen, den Unterschied zu bitteren Kürbisfrüchten zu erklären.

    • @Fezi:

      Ich fand den Enstieg und das Ende einen ganz guten Kunstgriff, holt es das Thema doch damit grade aus dem etwas unverbindlichen nölenden Wohlfühl - Lamento "früher schmeckte alles besser-früher war ja auch alles besser", heraus.

      Das es Inhaltsstoffe gibt, die aus "easy eating" Gründen (hab das Wort mal analog zu "easy listening " gebildet) oder mit Blick auf die Anbau- und Verarbeitungstechnik aus Nahrungspflanzen herausgezüchtet wurden, welche aber ganz wichtige Rollen in der Ernährung spielen, finde ich so gut in seiner direkten Relevanz dargestellt.

      Das manche Menschen sich daher geziehlt über Nahrungsergänzung das Fehlende zuführen sollten und in Konsum und Züchtung Gegentrends gesetzt werden müssen ist zwar auch nicht neu, muss aber als Thema immer wieder gesetzt werden, wie ich meine.

      Nach der gründliche Einführung kann es dann ja in nächsten Artikeln um die Bitterstoffvarianzen in der aktuellen und historischen Kürbispopulation gehen!

  • Sehr schön geschrieben und sehr informativ. Danke.



    In der Tat ist die Veränderung der Lebensmittel nach dem vermeintlichen (!) Geschmack des Verbrauchers viel zu selten ein Thema. Es wäre schön, wenn darüber öfter berichtet und aufgeklärt würde. Die Bio-Produzenten und Naturmediziner wird es freuen, die Gourmets aber auch.

    • @alexxcologne:

      Nur ist die Veränderung von Lebensmitteln gemäßg jeweils gewünschter Eigenschaften ein Prozess der seit geschätzt mindestens 5000 Jahren läuft. Fast alles was wir üblicherweise essen (Rinder, Schweine, Weizen, nahezu alle gängigen Gemüsesorten) ist Resultat gezielter menschlicher Manipulation und Züchtung. So gesehen ist die kleine, bittere Aubergine von 1821 genauso künstlich wie die große, milde von 2021.

      • @Ingo Bernable:

        Ja nun, das stimmt.

        Der Züchtungsvortschritt in den ersten 5000 jahren war sicher schon recht grundlegend. Im 19. Jhd nahm er aber unbestritten mächtig an Fahrt auf und seit 50 Jahren befinden wir uns u.a. auch durch Hybridzüchtungen u.ä. auf der Überholspur.

        Auf die Zukunft und die Möglichkeiten des direkten gentechnischen Eingriffs und der begleitenden digitalen Züchtungsevaluation mit immer größeren Rechenleistungen brauche ich da fast gar nicht mehr zu verweisen.



        Wird auch nicht alles schlecht sein was da gemacht wurde und auch gemacht werden wird.

        Die Aubergine 1821 war aber ganz bestimmt dichter an der Aubergine zur Zeit Christi Geburt und diese dichter an der Urform Jahrtausende zuvor als die Aubergine 2021 an der 1821.

        Deshalb sollte man diese auch nicht aus dem Blick verlieren...



        ...außerdem sollte man auch genau anschauen was wann (Ertrag/Leistung, Resistenzen und Resilienzen oder eben weitergehende Änderungen in Anatomie, Aufbau und Zusammensetzung/Stoffwechsel von Tieren und Pflanzen) im Fokus der Züchtung stand.

        Hier einen genauen und kritischen Blick zu haben und auch wenn nötig Konsequenzen zu ziehen sehe ich als grundlegend wichtig an!