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Bildungsgipfel vor Corona-HerbstFalsche Baustelle

Kommentar von Anima Müller

Laptops für Lehrkräfte schaden nicht, doch Geld für Digitalisierung wird angesichts von Corona an anderen Stellen viel dringender gebraucht.

Wir werden uns darauf einstellen müssen, das künftig ganze Jahrgänge von zu Hause aus lernen Foto: Science Photo Library/imago

D er Bund will 500 Millionen Euro bereitstellen, um Lehrer*innen in Deutschland mit Laptops zu versorgen. Das Geld soll aus einem Corona-Aufbaufonds der EU kommen, der noch aufgebaut wird. 800.000 Lehrkräfte könnten so versorgt werden, nimmt man einen Preis von 600 Euro pro Gerät an. Klingt gut. Nur: Braucht es das wirklich so dringend?

Lehrkräfte in Deutschland, im Durchschnitt verdienen sie etwa 55.000 Euro im Jahr, haben in der Regel ihre eigenen Laptops. Auch wenn der Einwand berechtigt ist, dass Privatgeräte am Arbeitsplatz nichts verloren haben – es fehlt zurzeit dringender an anderen Stellen. Zum Beispiel an geeigneter Software für den Unterricht zu Hause: Microsoft-Teams etwa oder Programme, die speziell für die Kommunikation innerhalb der Schule entwickelt wurden.

Auf Länderebene muss außerdem über datenschützende Alternativen nachgedacht werden. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass künftig ganze Jahrgänge von zu Hause aus lernen. Der Winter mit steigenden Infektionszahlen steht uns noch bevor (ein geeignetes Lüftungskonzept beraten die Kultusminister erst nächste Woche). Bis dahin sollte zumindest die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schüler*innen klappen.

Und selbst dann, wenn der Unterricht im Klassenzimmer wieder regulär läuft, ist es mit Laptops für Lehrkräfte nicht getan, denn sie müssen ja auch funktionieren. Schulen brauchen daher Geld für IT-Personal. Viele haben aber bisher nicht einmal einen Anschluss ans Glasfasernetz – auch wenn sich das „zügig“ ändern soll.

Letztlich ist aber auch die beste Maschine nichts wert, wenn sie nicht richtig genutzt wird. Und an dieser Stelle sind die Lehrkräfte selbst gefragt: „Medienkompetenz“ darf nicht länger als Worthülse behandelt werden, die keine Anwendung in der Praxis findet. Digitales Arbeiten ist mehr, als Arbeitsblätter am PC zu entwerfen. Ein genauer Plan für die anvisierten „digitalen Kompetenzzentren“, die Lehrkräfte fortbilden sollen, steht ebenfalls noch aus.

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3 Kommentare

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  • Es hat eine gewisse Ironie, wenn im einen Absatz über Microsoft Teams gesprochen wird und im nächsten Absatz dann gleich "datenschützerische Alternativen" gefordert werden.

    Digitale Souveränität erreichen wir nur, wenn wir konsequent auf Open Source setzen, sowohl bei Servern / Cloud als auch bei den Endgeräten.

    Server und Desktops können problemlos mit Linux verwendet werden. Wenn Deutschland ein bißchen Geld in die Hand nimmt, könnte man ein google-freies Android bauen (siehe LineageOS) und ebenfalls an Schüler und Lehrer verteilen.

  • Stimmt, Lehrkräfte können auch eine weitere Onlinephase mit eigenen Laptops arbeiten. Drängender ist die Frage wie die z.B. im Berliner Schnitt ein Drittel Schülerhaushalte digital ausgestattet werden. Es fehlt ja nicht nur am Laptop der evtl. über das Digitalpaket verliehen werden kann, sondern auch am stabilen Internetanschluss - der wird von ALG II nicht übernommen. Wer nur Zeitweise mal das elterliche Handy mit aus Kostengründen begrenzter Internetzeit benutzen und sich mit Geschwistern teilen muss kann nicht Online lernen!

  • In keiner anderen „Firma“ wird danach gefragt, ob ein*e Arbeitnehmer*in sich privat einen Rechner leisten kann oder nicht. Für mich ist völlig einsichtig, dass Lehrer*innen wie alle anderen Arbeitnehmer*innen natürlich einen Dienstlaptop bekommen müssen, wenn erwartet wird, dass sie Arbeit an und mit einem Computer verrichten sollen. Auch den Datenschutz sicherzustellen ist hier der Arbeitgeber in der Pflicht, was bei privaten Geräten heute mehr als unzulänglich den einzelnen Lehrer*innen überlassen wird.



    Auch sehe ich beim besten Willen nicht, wozu eine Schule einen Anschluss ans Glasfasernetz benötigt, meine Firma hat jahrelang ein großes Distributionszentrum mit mehreren Tausend Aufträgen pro Tag über ein Kupferkabel betrieben...