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Bezirkswahlen in HamburgHarter Aufprall für die SPD

Bei den Bezirkswahlen stürzt die SPD ab, nur in drei Bezirken liegt sie noch vorne. Mindestens zwei grüne Bezirksamtsleitungen sind zu erwarten.

Menno! Alles doof. SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher Foto: dpa

Hamburg taz | Auch bei den Wahlen zu den sieben Hamburger Bezirksversammlungen, die am Sonntag zusammen mit der Europa-Wahl stattfanden, stürzt die Regierungspartei SPD ab. Ihr grüner Koalitionspartner kann unterdessen Wahlsiege feiern. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,7 Prozent. Ein vorläufiges Endergebnis lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor. Die im Internet fortlaufend aktualisierten Auszählungen des Statistischen Amtes Nord verzeichneten jedoch klare Trends. Hier ein Überblick:

Bezirk Altona

Hier liegen die Grünen mit fast 36 Prozent meilenweit vor SPD (20), CDU (17) und Linken (16). Abgeschlagen sind die FDP mit 7 und die AfD mit 4 Prozent. Zu erwarten ist, dass Grüne und CDU, die sich in Altona seit langem gut verstehen, ein grün-schwarzes Bündnis eingehen und im September eine Grüne zur Bezirksamtsleiterin und Nachfolgerin der dann ausscheidenden Liane Melzer (SPD) wählen.

Bezirk Eimsbüttel

Ähnlich sind die Zahlen in Eimsbüttel: Grüne fast 36 Prozent, SPD 24, CDU 17, Linke 11, FDP 7 und AfD 5. Die politischen Folgen indes dürften andere sein. Denn das dortige rot-grüne Bündnis funktioniert weitgehend rüttelfrei, Kay Gätgens (SPD) wurde erst vor gut zwei Jahren zum Bezirksamtsleiter gewählt. Wahrscheinlich darf er das bleiben, fortan aber wird er sich mit den Vorstellungen und Wünschen einer grün-roten Koalition auseinandersetzen müssen. Sollte die SPD das nicht ertragen können, käme es allerdings zum großen Knall: Grün-Schwarz und eine grüne Bezirksamtsleitung.

Bezirk Nord

Die wird es im Norden der Stadt mit Sicherheit geben, denn der Posten ist seit einem Jahr vakant. Die Grünen sind auch hier mit fast 36 Prozent stärkste Partei, gefolgt von SPD mit 22 und CDU mit 17 Prozent. Die Linke kommt auf 11, die FDP auf 8 und die AfD auf 5 Prozent.

Die SPD im Heimatkreis von Bürgermeister Peter Tschen­tscher ist tief in die Freikarten-Affäre beim Rolling-Stones-Konzert im Stadtpark verwickelt. Es ist kaum zu erwarten, dass die Grünen sich dort hineinziehen lassen wollen. Die Präferenz liegt deshalb in einem grün-schwarzen Bündnis mit einer grünen Bezirksamtsleitung.

Bezirk Mitte

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich SPD und Grüne im Bezirk Mitte, der traditionell eine SPD-Hochburg war. Am Ende lagen die Grünen mit 28,8 Prozent hauchdünn vor der SPD mit 28,5 Prozent. Abgeschlagen folgen die Linke mit 16 und CDU mit 13 Prozent, dahinter die AfD mit 8 und die FDP mit 5 Prozent. Vermutlich wird das rot-grüne Bündnis, das fünf Jahre lang leidlich funktionierte, weiter bestehen bleiben, wenngleich nun auf Augenhöhe der beiden Partner. Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD), bis 2022 gewählt, darf im Amt bleiben.

Bezirk Wandsbek

Ähnlich ist die Lage im bevölkerungsreichsten Bezirk Wandsbek. Hier liegt die SPD mit 27 Prozent knapp vor den Grünen mit 26,4 Prozent, dicht gefolgt von der CDU mit 23,6 Prozent. Linke, FDP und AfD rangieren alle zwischen 7 und 8 Prozent. Hier bleibt alles beim Alten: Rot-Grün regiert weiter, und Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) darf noch vier Jahre im Amt bleiben.

Bezirk Bergedorf

In Hamburgs wildem Osten kann die SPD ihren Spitzenplatz verteidigen: 26,6 Prozent vor der CDU mit 25,5 und den Grünen mit 22 Prozent. Die Linken liegen bei 11, FDP und AfD bei 6 Prozent. Auch hier bleibt alles, wie es ist, und Arne Dornquast (SPD) Bezirksamtsleiter.

Bezirk Harburg

Auch südlich der Elbe verteidigt die SPD den ersten Rang mit 27 Prozent knapp vor den Grünen mit 26 und der CDU mit 20 Prozent. Auch dabei sind Linke mit 10, AfD mit 8 und FDP mit 7 Prozent. Offen ist, ob es bei wechselnden Mehrheiten bleibt oder ein rot-grünes Bündnis geschlossen wird. Sophie Fredenhagen (SPD), erst vergangenes Jahr von Rot-Grün-Rot zur Bezirksamtsleiterin gewählt, wird weiter amtieren dürfen.

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4 Kommentare

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  • Ich fände es gut, wenn die Grünen in Eimsbüttel ihre Ankündigung wahr machen, die Bezirksamtsleiterin/den Bezirksamtsleiter stellen zu wollen. Kann mir aber kaum vorstellen, dass sie den derzeitigen Kay Gätgens abwählen werden.



    Gätgens ist ein SPD Appartschick und betont bei jeder Gelegenheit, dass man in der Verkehrspolitik nicht die Autofahrer verschrecken dürfe. und so sieht es dann bei Neuplanungen in Eimsbüttel auch aus. Kfz Parkplätze en masse, Kopfsteinpflaster auf Velorouten, weil Anwohner und SPD Parteigenossen es so wollen ( Weidenstieg). In früheren Zeiten hat er als SPD Fraktionsvorsitzender im Ortsausschuß Lokstedt die Genehmigung des Ökomarktes auf der Marktfläche beim Tibarg verhindert. Auch die seinerzeit mit den Grünen im Koalitionsvertrag vereinbarte Sperrung des Niendorfer Geheges für Kfz hat er als Kommunalpolitiker nicht umgesetzt.



    Es gibt also einige Gründe.....

    • @Senza Parole:

      Sollte natürlich Apparatschik heißen

  • In Altona waere auch gruen-dunkelrot moeglich, das waer doch mal was...

  • Diese Wahl wird schon anders zu betrachten sein, als wenn explizit der Bürgermeister gewählt wird, aber die SPD bekommt abermals seit 2003 eine deutliche Warnung von den Wählern. Immerhin ist der Europa-Abgeordnete abgewählt worden, ein schwerer Schlag. Und die Effekte der CDU-Herrschaft und Scholz-Bonus sind durch. Jetzt muss Tschentscher kämpfen, um im Amt zu bleiben. Und er wird auch auf seine Mannschaft achten müssen - die SPD bietet nicht gerade tolle Leute an. Es könnte jetzt der Anfang vom Ende sein.