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Bewegung gegen Wokeness in ForschungIm Namen der Wissenschaft

Kommentar von Mischa Honeck

Freiheit ist immer Freiheit der Andersforschenden. Der Rückschlag der Elite gegenüber diverseren Ansätzen ist nur vermeintlich unideologisch.

Protest für die Freiheit der Wissenschaft und gegen die Kontrolle der Filmhochschule in Budapest Foto: Bernadett Szabo/reuters

Wir alle bekennen uns zur Freiheit. Aber nur weil wir dasselbe Wort verwenden, meinen wir noch lange nicht das Gleiche.“

Als Abraham Lincoln im Jahr 1864 diesen Satz aussprach, tobte in den Vereinigten Staaten ein Bürgerkrieg. Knapp eineinhalb Jahrhunderte später wird weitgehend verbal darüber gerungen, was Freiheit bedeutet. Das Erstaunliche – heute stehen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen an vorderster Front.

In frappierendem Einklang warnen führende Stimmen an europäischen und nordamerikanischen Universitäten vor dem Ende der Wissenschaftsfreiheit, wie wir sie kennen. Susan Hanssen, Historikerin an der University of Dallas, wähnt sich in den Fängen einer gnadenlosen Cancel Culture, die keinen rhetorischen Fehltritt verzeiht. Die kürzlich gegründete Educational Liberty Alliance wirbt dafür, „progressive Orthodoxien“ an US-amerikanischen Schulen zurückzudrängen und diese wieder zu einem Hort des freien Lernens zu machen. Ganz ähnlich argumentiert in Deutschland das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit. Ihr selbstgewählter Auftrag: dem steigenden „Konformitätsdruck“ in Forschung und Lehre Einhalt zu gebieten.

Zusammengehalten wird die transatlantische Allianz für Wissenschaftsfreiheit durch ein ritualhaft beschworenes Feindbild: Identitätspolitische Heißsporne besudelten das Erbe der Aufklärung, indem sie die Errungenschaften des Liberalismus auf dem Altar trügerischer Gerechtigkeitsversprechen opfern. Mit jakobinischem Tugendfuror arbeiteten die Befürworter der Gender Studies, der Critical Race Theory und des Postkolonialismus an der Errichtung einer pseudoakademischen Gesinnungsdiktatur, die einer ergebnisoffenen Diskussionskultur den Garaus machen würde. Gegen die intellektuelle Freiheitsberaubung im Namen einer unangreifbaren Hypermoral vorzugehen, so die Kritiker, ist erste Forscher- und Bürgerpflicht.

Status Quo Vadis

Stimmt diese Krisendiagnose überhaupt? Zugegeben, die zumeist jungen Di­ver­si­täts­ak­ti­vis­t*in­nen springen keineswegs glimpflich mit den Status-quo-Privilegierten um. Ein kontroverser Satz, eine missglückte Phrase reicht, und in den sozialen Medien verstummen alle Zwischenklänge, die es braucht, um konstruktive Meinungsbeiträge von kühl-distanzierten Herrschaftsgesten zu unterscheiden. Aus Unterdrückungserfahrungen resultierende Demütigungen, Solidaritätsbekundungen mit unterdrückten Minderheiten, ein jahrzehntelang aufgestauter Frust über das Wegsehen in einer eurozentrischen Mehrheitskultur – all dies entlädt sich nicht selten in einer Weise, in der die Zurechtweisung des Gegenübers diejenigen übertönt, die den Glauben an den gemeinsamen Erkenntnisgewinn hochhalten.

Mit der Selbstwahrnehmung der Bildungseliten als Gralshüter der Wahrheitssuche ist es nicht getan

Doch wie viel Ideologie steckt in dem vermeintlich so unideologischen Freiheitsbegriff der Netzwerker? Hier kann die Unterscheidung von positiver und negativer Freiheit, die wir dem Philosophen Isaiha Berlin verdanken, weiterhelfen. Mit der Selbstwahrnehmung der liberal-konservativen Bildungseliten als Gralshüter einer selbstbestimmten Wahrheitssuche ist es nicht getan. Hinter solchen Zuschreibungen verbirgt sich häufig ein negatives Freiheitsverständnis, das sich in dem Wunsch äußert, von den Herausforderungen neuer Forschungsansätze nicht belästigt zu werden. Auffallend ist, dass kaum eine Schelte gegen angebliche Zensurscheren ohne die Formulierung eines gravierenden Kollektivverdachts auskommt. Es sind stets die diversitätssensiblen Paradigmen, die ihre Dialogfähigkeit mit tradierten Wissensbeständen beweisen müssen, nicht umgekehrt. Schlägt der Dialog fehl, melden die Cancel-Culture-Alarmisten Zweifel an, ob beispielsweise die Genderforschung oder die postkolonialen Studien etablierten Standards guter wissenschaftlicher Praxis genügen. Fragwürdige Hierarchisierungen wie die des Historikers Andreas Rödder, der postkoloniale Reflexionsangebote zu „Tellerwäschern des Zeitgeistes“ degradierte, machen deutlich, wie selbstreferenziell das Ideal der Wissenschaftsfreiheit teilweise ausgelegt wird.

Unliebsame Perspektiven verächtlich zu machen ist keine Bagatelle in einer Zeit, in der Menschen, deren Arbeiten Diskriminierungsstrukturen freilegen, um ihre berufliche Existenz bangen müssen. Mit der Verbannung der Gender Studies aus ungarischen Universitäten verwirklichte Viktor Orbán 2018 einen rechtspopulistischen Traum. Die polnische Regierung setzt kritische Holocaust-Forscher*innen juristisch unter Druck. In den USA schwappt derweil eine freiheitsrhetorisch verbrämte Hasswelle gegen die Critical Race Studies über das Land. Wer in republikanisch regierten Bundesstaaten die Geschichte des Rassismus aufarbeiten möchte, kann schnell auf der Straße landen. Und in Frankreich hatte unlängst die Hochschulministerin Frédérique Vidal linke Studierende und Aka­de­mi­ke­r*in­nen als „nützliche Idioten der Dschihadisten“ bezeichnet. Wessen Wissenschaftsfreiheit ist wirklich bedroht?

Wir sollten uns eingestehen, dass Appelle zum Schutz von Freiheit dann besonders laut erklingen, wenn es um die Durchsetzung von Partikular­interessen geht. Bekenntnisse zur Wissenschaftsfreiheit müssen sich daran messen lassen, ob sie auch für diejenigen gelten, die sich gegen die Remarginalisierung benachteiligter Gruppen wehren. Alles andere wäre Schönwetterliberalismus. Ohne diese Selbstkontrolle bliebe vom Schreckbild der Freiheitsberaubung nicht viel mehr übrig als ein diskursives Feigenblatt, das legitime Deutungskonkurrenzen, ja, auch verbissen geführte Ressourcenkämpfe verdeckt. Dass in diesen Auseinandersetzungen Verletzungen entstanden sind, ist so bedauerlich wie unausweichlich. Dennoch: Eine demokratische Wissenschaftskultur braucht den Austausch, den kultivierten Dissens. Wer die Feinde der Freiheit innerhalb eines diverseren, streitlustigeren Wissenschaftssystems verortet, wird nur dafür sorgen, dass sowohl die Wissenschaft als auch die Freiheit Schaden nehmen.

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31 Kommentare

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  • Der Autor liefert keinen Nachweis, dass das Aufbegehren gegen Cancel Culture im Wissenschaftsbereich inhaltlich unberechtigt sei oder dem Interesse an einer auf Erkenntnisgewinn (im Gegensatz zur Glaubensuntermauerung) gerichteten Wissenschaft widerspricht. Die ad hominem-Argumente ("Die da sind ja auch nicht besser!") mögen ja in den politischen Diskurs passen, aber wissenschftlich sind sie heiße Luft.

    Und JA: Auch wenn es offenbar Viele nicht wahrhaben wollen, ist die WISSENSCHAFTLICHE Methode, dass eine neue Erkenntnis bewiesen werden muss. Apodiktisch irgendwas in den Raum zu stellen und dann Gegenbeweise zu verlangen, ist keine Leistung - insbesondere wenn man dann auch meint, die Regeln dafür aufstellen zu dürfen, WIE der Gegenbeweis zu erbringen wäre.

    Insofern muss man auch zwischen inhaltlich und ideologisch BEGRÜNDETEN (im Gegensatz zu "motivierten") Widerständen gegen identitäre Studienrichtunjgen fragen. Sind die Gründe für Hindernisse ideologisch (bzw. im Zweifel nicht vorhanden), dann ist das ein Misstand, den man anpragern kann und soll. Sind sie inhaltlich (z. B. mit der Steuerung der Forschungsergebnisse über die Setzung wertender Prämissen) begründet, ist eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Einwänden angezeigt. Aber die cancelnde Gegenoffensive ist in keinem Fall berechtigt oder Wissenschaft dienlich.

  • Kein Paradigmenwechsel ohne Schmerzen; Schlacht um den Freiheitsbegriff an vorderster Frontlinie; schwächelnde Selbstdefinition auf beiden Seiten- Jakobinisch zur einen, stur wie ein Esel zur anderen. Aber freilich, auch die Sprache hat sich in der Wissenschaft alle Zeit geändert, doch auf das Tempo kommt´s an, wenn da kein Verdun daraus werden soll.



    Ansonsten alles normal: Aus einem Status quo vadis wird auch wieder ein Status quo! Quo vadis?, um den verstörenden Widerspruch Ersteren mal aufzulösen.

  • "... die zumeist jungen Di­ver­si­täts­ak­ti­vis­t*in­nen springen keineswegs glimpflich mit den Status-quo-Privilegierten um."

    Artet das dann auch in Mea-Maxima-Culpa-Geißelungen aus ?

  • @ANACHRONIST87

    Ich bezog mich explizit auf @REPNERs süffisanten letzten Satz: "Selbst für eine Erstlingswerk in der Taz...".

    Inhaltlich kann mensch untreschiedlicher Meinung sein. Aber das... peinlich. Ich bleib' dabei.

    • @tomás zerolo:

      Der Verweis auf das Erstlingswerk hätte wirklich nicht sein müssen, aber letztlich geht es darum dass der Artikel inhaltlich schlecht ist, und das sehe ich genauso.



      Abgesehen von der Scheinheiligkeit bezüglich der konstruierten Feindbilder, bemüht er sich im Wesentlichen mit dem Finger auf Andere zu zeigen, um zu sagen „Aber die!“.



      Während der Startpunkt des Artikels die Meinungskultur im akademischen Betrieb ist, nimmt er ganz schnell Zuflucht zu (bzw. Anstoß an) den Positionen irgendwelcher Politiker, so als wären diese symptomatisch oder entscheidend für den innerwissenschaftlichen Diskurs. Und hier nimmt er dann gleich den bequemsten Ausweg und verwandelt die ganze Thematik in einen Rechts-Links-Konflikt (sieh den Verweis auf Orban und die Aussagen der französischen Hochschul-Ministerin gegen „linke“ Studierende).



      Aber der größte rhetorische Kniff von Herrn Honeck ist es, nicht von Inhalten sondern von den Interessen der Debattierenden auszugehen, um sich gegen Einwände zu immunisieren. Dazu werden übergreifende Absichten einfach bei allen Beteiligten vorausgesetzt, und da progressive Aktivisten ja die besten von allen haben, müssen logischerweise deren Kritiker niedrigere Beweggründe haben.



      Nicht ein Mal wird thematisiert, ob manche Vorwürfe berechtigt sein könnten. Ob es sinnvoll ist, soziale Gerechtigkeit zum verbindlichen Maßstab für wissenschaftliche Forschung zu machen.



      Ich persönlich glaube das nicht. Soziale Gerechtigkeit ist eine wichtige kulturelle Errungenschaft, die wir verteidigen und weiterentwickeln müssen. Aber sie ist nicht in den Wissenschaften verankert, und sollte dort auch nicht gesucht werden.

      (In Anbetracht der hier diskutierten Thematik von Debatten- und Meinungsfreiheit ist es übrigens etwas ironisch, dass meine letzten 3 Kommentarversuche für diesen Artikel allesamt nicht freigegeben wurden)

  • "Mit jakobinischem Tugendfuror arbeiteten die Befürworter der Gender Studies, der Critical Race Theory und des Postkolonialismus an der Errichtung einer pseudoakademischen Gesinnungsdiktatur, die einer ergebnisoffenen Diskussionskultur den Garaus machen würde. "

    Nun ja. Wenn ziemlich gute Historiker, die genau zu dem Thema forschen, wegen ihrer Hautfarbe keinen Vorträge halten dürfen, dann ist die Hütte schon irgendwie am brennen: taz.de/Streit-um-R...-Vortrag/!5758214/

    • @Rudolf Fissner:

      schönes Beispiel, wie Diskurs "nicht" funktioniert und garantiert kein Erkenntnisgewinn zu erlangen ist.

  • Die Wissenschaftsfreiheit ist immer dann bedroht, wenn Fragen nicht mehr erlaubt werden, wenn ein Ergebnis schon feststeht bzw -stehen muss, bevor die Studie überhaupt begonnen hat, wenn es nicht mehr um Erkenntnis geht, sondern um Moral.

    Es geht letztlich um Methodik. Wissenschaft bedeutet, die Wahrheit nicht zu kennen, aber zu versuchen, ihr durch immer wieder neues Fragen stellen und Infrage stellen des derzeitigen Wissensstandes näher zu kommen. Daran sollte man die alten wie die neuen Wissenschaftler messen.

    • @Dr. McSchreck:

      Wissenschaft besteht auch darin, sich fundiertes Wissen zu erarbeiten. Bei Gender-Studies u.ä. maßen sich aber gerne die Alteingesessenen Fachfremden an, schon alles zu wissen — eine Haltung, die sie bei ihrem eigenen Fach massiv kritisieren würden.

      Methodenkritik ist halt am einfachsten, denn da denken alle Wissenschaftler, schon alles zu wissen, so dass sie glauben, sich nicht mit der Fachlichkeit befassen zu müssen.

      Dass sich Methoden je nach Fachrichtung unterscheiden — und teils mit gutem Grund — fällt dabei leicht unter den Tisch.

      • @Arne Babenhauserheide:

        "Fundiertes Wissen" bedeutet aber, dass es "reproduzierbares" Wissen ist (sonst ist es kein Wissen, sondern Gefühl, meinen oder glauben ist nicht wissen).



        Und selbstverständlich muss auch dieses fundierte Wissen immer wieder in Frage gestellt werden dürfen - ohne dass man dies mit moralischen Argumenten in Frage stellt.

        Schönes Beispiel ist der Klimawandel. Natürlich kann fast niemand als Laie ernsthaft in Frage stellen, was die Klimaforscher berechnen. Aber man darf Fragen stellen (auf die sie dann Antworten geben) und Leute, die die Klimamodelle verstehen, dürfen natürlich auch prüfen, ob sie dort Schwachstellen finden. Genau das führt zu wissenschaftlichem Fortschritt.

  • "Aus Unterdrückungserfahrungen resultierende Demütigungen, Solidaritätsbekundungen mit unterdrückten Minderheiten, ein jahrzehntelang aufgestauter Frust über das Wegsehen in einer eurozentrischen Mehrheitskultur ..."

    Hat der Autor irgendwelche Belege, dass es sich mehrheitlich um marginalisierte Gruppen handelt?

    Nach meinem Eindruck kommen die heftigsten Attacken von gutsituierten Mittelschichtskindern, die die Zustände, die sie angeblich bekämpfen nicht erkennen würden, wenn sie ihnen in's Gesicht sprängen.

    • @flip flop:

      vor allem kommen die Vorwürfe in der Regeln von Leuten, die "wissenschaftliches Arbeiten" noch gar nicht gelernt haben, sondern meinen schon als Studierende alles zu wissen, jedenfalls weit mehr als die Lehrenden. Womit sie zugleich ihren Bedarf an weiterer Schulung beweisen, denn er wichtigste Schritt zur Wissenschaft ist zu erkennen, dass man nichts sicher weiß, sondern immer wieder in Frage stellt, was man zu wissen glaubt.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    „Wir alle bekennen uns zur Freiheit. Aber nur weil wir dasselbe Wort verwenden, meinen wir noch lange nicht das Gleiche.“

    Da hat Lincoln doch das Problem der Geisteswissenschaften und der Sprache allgemein korrekt benannt.



    Man kann Worte/Begriffe nicht vermessen, eindeutig definieren und sie sind nicht objektiv.

    In der Naturwissenschaft gibt es Messfehler, aber das Objekt der Messung ist wenigstens objektiv.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @4813 (Profil gelöscht):

      Die Naturwissenschaft täte auch sehr gut daran, ideologische Standpunkte, Hermeneutik, nicht eindeutige Begriffesdefinitionen und den ganze Kram einmal besser zu reflektieren.



      Gilt weniger für die Forschungsergebnisse an sich, aber genauso für die Fragestellungen und Forschungsmotivation. Da sind die Geisteswissenschaften sehr viel weiter.



      Sag ich übrigens als Chemiker.

      • @06227 (Profil gelöscht):

        Bitte B utter bei de Fische.

        Ich habe davon nämlich keine Ahnung.

        Welche Begriffsdefinitionen in der Chemie spiegeln ideologische Standpunkte wieder?

        Welche Fragestellungen und Forschungsmotivationen in der Chemie sollten reflektiert werden und warum?

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        Ja, nun, wie ein Physiker Mal zu mir:"Ihr Chemiker und wir Physiker, wir können die besten Waffen bauen".



        Ich würde aber Mal behaupten, das die ohne den Streit um Begrifflichkeiten sehr selten eingesetzt würden.



        Die Motive eines Forschers kann man nicht messen. Dann braucht man auch nicht darüber zu reden.

  • @MICHAEL RENPER:

    Wenn ich mich nicht verguckt habe hat der Autor des Kommentars weitaus mehr akademische Credentials als Sie.

    Peinlich.

    • @tomás zerolo:

      Da Michael Renper auf den inhaltlichen Widerspruch hinweist, wie angeblich



      "die transatlantische Allianz für Wissenschaftsfreiheit durch ein ritualhaft beschworenes Feindbild" zusammengehalten wird, während der Autor selbst kurz darauf die



      "liberal-konservativen Bildungseliten als Gralshüter einer selbstbestimmten Wahrheitssuche" als Zielscheibe bemüht (und diese noch munter mit dem Orban-Regime in einen Topf wirft), kann ich die von Ihnen konstatierte Peinlichkeit noch nicht erkennen.



      Man kann sich gerne über die Gültigkeit der hier aufgeworfenen Themen austauschen, aber wenn sich dies in Gruppenzuweisungen und "akademischen Credentials" erschöpft, zeichnet sich wohl kaum ein fruchtbarer Diskurs ab.

  • Traue keinen Menschen, der von sich behauptet, "neutral" zu sein.

    Noch mehr: dieser Mensch taugt nicht zur Wissenschaft. Allenfalls zur Propaganda.

    • @tomás zerolo:

      Netter Satz. Aber was hat das mit dem Artikel zu tun? Hätte "Traue keinem über 30" nicht auch gereicht?

  • Echte Freiheit beginnt beim freien Denken, das sich nicht begrenzt, bevor Gedanken überhaupt zuende geführt werden. Wirklich ehrliche Wissenschaft macht Studien, deren Ausgang nicht schon vorher (ideologisch) feststehen.

    Aus dem Resignation Letter von Prof. Boghossian: "I never once believed – nor do I now – that the purpose of instruction was to lead my students to a particular conclusion"

    • @Winnetaz:

      Oh, den Fall Boghossian kannte ich noch gar nicht. Vielen Dank dafür.

  • Da dies eine Meinungsartikel ist nehme ich mit mal die Freiheit ihn spöttisch zu verreißen.

    Ein wahrlich sinnfreier Versuch die Cancel Culture Auswüchse der identitären zu verteidigen. Das schönst ist aber dass der Autor sich selbst widerspricht und die "freie" Wissenschaft verteidigt ohne auch nur die Grundlagen einer dialektischen Diskussion zu beherrschen.

    Da wird er Gegenseite das "kultivieren eines Feindbildes" vorgehalten aber der Auto selbst holt gleich im nächsten Absatz zum Angriff auf die



    "liberal-konservativen Bildungseliten" aus.

    Es werden "Partikulärinteressen" herbeifantasiert um unter den Teppich zu kehren dass die justice warrior nichts anderes machen als Partikulärinteressen zu vertreten (von denen einige aber bei weitem nicht allen Sinn machen).







    Klingt wie der traurige Versuch eines Soziologen auf die Trommel des Zeitgeisten zu hauen bevor sie im davonschwimmt.

    Selbst für eine Erstlingswerk in der Taz (sehe keiner weiteren Artikel) sehr schwach.

    • @Michael Renper:

      "Bekenntnisse zur Wissenschaftsfreiheit müssen sich daran messen lassen, ob sie auch für diejenigen gelten, die sich gegen die Remarginalisierung benachteiligter Gruppen wehren."

      Das ist nicht die Aufgabe eines wissenschaftlichen Arbeit. Das sind Dinge für die Menschen ganz unabhängig von ihrem Beruf und ihrer Arbeit eintreten müssen.

      Ansonsten geht mir das rein Bekenntnishafte gegen den Strich. Es reicht nich allein sich gegen Marginalisierungen benachteiligter Gruppen nur zu bekennen. Sie müssen ganz konkret auch auf Augenhöhe mitgenommen werden.

      Weiße Kids, die dabei paternalistisch für Marginalisierte und dem Rest der Gesellschaft sich anmaßen, zu bestimmen wo es konkret lang gehen muss, empfinde ich in der Entwicklung eher als störend bzw. kontraproduktiv.

    • @Michael Renper:

      Wow! Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die meisten dieser Verteidiger der Freiheit gut bestallt sind? Dass da der Verdacht naheliegt, man will die eigene Deutungshoheit und Ressourcen, die einem zur Verfügung stehen, verteidigen, ist so abwegig nicht. Zumal ja die "progressiven Orthodoxien" kräftig am Lack kratzen.

      Ja, die justice warriors vertreten Partikularinteressen -- und verschweigen es nicht. Und genau da ist der Untschied zu denen, die meinen, die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen. Sie halten Werte hoch und meinen am Ende vielleicht doch nur ihren Status.

      • @Libuzzi:

        komisches Menschenbild haben Sie da. Meinen Sie nicht, der wissenschafliche Fortschritt der letzten 200 Jahre wäre es vielen Menschen wert, verteidigt zu werden, auch wenn sie nicht selbst an Hochschulen lehren und nicht Pfründe zu verteidigen haben. Mir ist es zum Beispiel auch wichtig, dass offener Diskurs stattfindet und für mich gilt Ihre Vermutung nicht. Denn dieser Diskurs ist die Grundlage von allem, was die Welt seit der Aufklärung vorangebracht hat - immer wieder hinterfragen, immer wieder prüfen und damit immer wieder Irrtümer aufdecken und neues entdecken.



        Dem stehen unverrückbare Glaubenssätze und Frageverbote diametral entgegen.

  • Als mich mal als Laien mal jemand mal über "positive" und "negative" Freiheit aufegklaert hat, bin ich recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass positive Freiheit einfach unsinn ist. Es ist eine Vergewaltigung des Begriffs Freiheit. Selbst das krasseste Beispiel, die gesetzliche Versorgung eines Menschen der selbst zu krank ist um sich zu ernähren hat nichts mit Freiheit zu tun, ausser dass diese eben in die Freiheit aller anderen einschränkt. Ich bin bereit zu akzeptieren, dass maximale Freiheit darum nicht das gesellschaftliche Optimum ist, aber ich bin nicht bereit einen Freiheitsbegriff umdeuten zu lassen mit dem sich dann aller möglicher Quatsch fordern lässt: Die "Freiheit" eine Fernreise jedes Jahr durchzufuehren selbst wenn man pleite ist? Die "Freiheit" zum Planeten Venus zu fliegen? Die "Freiheit" ohne sportliche Leistung einmal an den olympischen Spielen teilzunehmen?

    Nein, die einzige Freiheit, die Sinn macht ist die negative. Freiheit steht damit immer gegenüber von erzwungener Gleichheit und Umverteilung.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @jejay:

      Hat zwar mit dem Artikel nich so viel zu tun, aber



      Schonmal darüber nachgedacht, dass Dinge die positive Freiheit (und zwar zu Dingen die verfassungsrechtlich geschützt sind wie 'Würde' oder 'körperlicher Unversehrtheit') potentiell massiv einschränken weit, weit außerhalb der eigenen Verantwortung/Kontrolle liegen können? Geburt in ein soziales Umfeld, Erbschaft, Gene, Krankheiten, Schicksalsschläge etc....



      Einfach mit 'Pech gehabt' achselzuckend ignorieren?

      • 0G
        06227 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        keines der Dinge die Sie nennen (Reisen, Olympiateilnahme) ist irgendwem als GRUNDRECHT zugesichert, deswegen ist der Vergleich Banane.

    • @jejay:

      "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich."

      Da sie nur negative Freiheiten wollen, begrüßen sie es, dass essen dürfen nicht automatisch essen können bedeutet?

  • Ein wissenschaftlicher Diskurs hat mit dem Woke-Pranger (wie auch mit dem alteingessenen Amtsgehabe) keine Schnittmenge.