Besetztes Waldstück am Tagebau Hambach: Räumung hat begonnen
Aktivist:innen wollen eine Abholzung des sogenannten Sündenwäldchens am Rande des Tagebaus Hambach verhindern. Die Polizei ist im Großeinsatz.
dpa/taz | Mit einem Großeinsatz hat die Polizei am Dienstagmorgen begonnen, das letzte von Aktivist:innen besetzte Waldstück am Braunkohle-Tagebau Hambach im Rheinischen Revier zu räumen. Die Aktivist:innen kündigten Widerstand an. „Wir werden bleiben, solange wir können“, schrieb die Initiative „Lützerath lebt“.
Eine Sprecherin der Initiative sagte, ein erstes Bauwerk sei bereits geräumt und ein Aktivist festgenommen worden. Die Polizei bestätigte das zunächst nicht. „Wir sind hier, um Wald und Natur vor den zerstörerischen Plänen von RWE zu schützen“, betonte die Waldschutz-Initiative. Auch der klimapoliitsche Sprecher der Bundestagsfraktion der Linken, Fabian Fahl, war vor Ort. Gegen Mittag berichtete ein Polizeisprecher, es seien verdächtige Gegenstände entdeckt worden, die „Sprengvorrichtungen“ geähnelt hätten, jedoch Attrappen gewesen seien. Erste kleine Bäume an Rande des Rest-Wäldchens seien bereits gefällt.
Aktivist:innen halten sich seit mehr als einem Jahr in dem Waldstück westlich von Köln auf und haben dort Baumhäuser gebaut. Mit der Besetzung wollen sie die Abholzung des sogenannten Sündenwäldchens verhindern, das den Forst mit den umliegenden Wäldern verbindet und damit eine ökologisch wichtige Brücke darstellt.
RWE will das etwa ein Hektar große Waldstück am Rande des Tagebaus roden, um Kies abbauen zu können. So soll die Böschung eines später dort geplanten Sees stabilisiert werden. Dieser ist Teil der Renaturierungsmaßnahmen nach dem Ende des Braunkohleabbaus. Hier wären nach Ansicht von Kritiker:innen auch andere Lösungen denkbar gewesen. Aber für RWE sei es wohl der „günstigste Weg“ gewesen, „einfach einen See aus dem Areal zu machen“, sagte Fahl, der sich hinter den Protest stellte.
Stadt Kerpen ersucht um Polizeihilfe
„Alle Genehmigungen liegen vor. Die erforderlichen artenschutzrechtlichen Überprüfungen und Maßnahmen haben stattgefunden“, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns zum Beginn der Räumung. Man appelliere an die Aktivist:innen, „das Recht zu akzeptieren, sich nicht an gesetzeswidrigen Aktionen zu beteiligen und in einem möglichen Protest besonnen zu bleiben“, schrieb RWE weiter. „Gewalt ist vollkommen inakzeptabel.“
Um RWE die Arbeiten zu ermöglichen, hatte die Stadt Kerpen Ende September ein Aufenthalts- und Betretungsverbot für das Waldstück verhängt. RWE verfüge über alle rechtlichen Voraussetzungen und dürfe das Waldstück roden, heißt es darin.
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