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Berliner Wochenkommentar IIPleite-Manager gut entlohnt

Kommentar von Richard Rother

Die Abwicklung von Air Berlin wird zum Skandal. Auch weil Airline-Chef Thomas Winkelmann sich fürstlich absichern lässt

Ein Unternehmen im Tiefflug: Noch immer ist die Zukunft der 3.000 Air-Berlin-Arbeitsplätze ungewiss Foto: dpa

A lle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher. Wer je daran gezweifelt hat, dem beweist die Insolvenz von Air Berlin mal wieder das Gegenteil: Während Tausende Air Berliner Angst um ihre Zukunft haben, die erst einmal in die Arbeitslosigkeit führen könnte, hat sich der Chef des Pleiteunternehmens, Thomas Winkelmann, fürstlich absichern lassen.

Laut Geschäftsbericht von Air Berlin wurde vereinbart, dass Winkelmann auch im Falle einer ordentlichen Kündigung sein Grundgehalt von 950.000 Euro pro Jahr bis Anfang 2021 bekommt. Für das erste Jahr wurde zudem ein Mindestbonus von 400.000 Euro festgesetzt. Die Zahlungsverpflichtungen wurden durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro abgesichert, sodass auch im Pleitefall gezahlt wird.

Besonderes Geschmäckle: Winkelmann ist erst seit Februar dieses Jahres bei Air Berlin, zuvor war er Manager bei der Lufthansa. Die wiederum hat sich im Zuge der Zerschlagung von Air Berlin die Filetstücke der Fluggesellschaft gesichert. Und sie lässt Kunden, die sich vor der Insolvenz Air-Berlin-Tickets gekauft hatten, im Regen stehen. Deren Geld ist futsch, ganz vielleicht kriegen sie ein paar Euro aus der Konkursmasse des Pleitefliegers.

Berlin und NRW wollen eine Transfergesellschaft

Knallhart zeigt sich die Lufthansa bislang auch beim Thema Transfergesellschaft. Rutschen große Unternehmen in die Pleite, ist die Gründung solcher Gesellschaften in Deutschland eigentlich üblich, wie beispielsweise Opel Bochum und Schlecker zeigten. Vorteil der Transfergesellschaft: Die Betroffenen sind nicht arbeitslos, sondern können sich weiterbilden oder in Ruhe auf Jobsuche begeben. Das Land Berlin beispielsweise hat 4.000 offene Stellen; herauszufinden, ob ein Air Berliner passt, dauert aber gerade im öffentlichen Dienst seine Zeit.

Die Bundesländer Berlin und Nordrhein-Westfalen wollen eine solche Transfergesellschaft. Bayern ziert sich noch, die Lufthansa will dafür nicht zahlen. Sie argumentiert, dass sie durch die Übernahme von 3.000 Air-Berlin-Arbeitsplätzen und Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro schon genug zu tun hat.

Mit harten Bandagen wurde am Freitag in Island gekämpft: Weil Air Berlin am Flughafen Keflavík nicht die fälligen Gebühren bezahlt haben soll, verweigerten die Betreiber einer Maschine des deutschen Pleitefliegers die Starterlaubnis.

Viele Air-Berlin-Kunden bleiben im Regen stehen

Richard Rother

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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1 Kommentar

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  • Nein, und wenn unisono einer beim anderen abschreibt, ein Skandal ist das nicht. Ich habe das schon mal erläutert:

     

    1. Als Vorstandsvorsitzender ist Winkelmann "Arbeitgeber", aber nicht Arbeitnehmer.

     

    2. Sein Salär finanziert der Hauptaktionär, nicht die Insolvenzmasse oder gar die Arbeitnehmer.

     

    3. Winkelmann hat sich nicht bei Air Berlin beworben, sondern umgekehrt.

     

    4. Auch der Insolvenzverwalter bekommt jeden Cent, den er berechnet.

     

    5. Boateng hat letztes Jahr kaum gespielt, sich aber eine Villa für EUR 7,4 Mio. gekauft.

     

    Seit über einem Jahr habe ich aus mehreren Gründen Air Berlin gemieden, u.a. deshalb, weil man bei Flugbuchungen in Vorleistung tritt. Seit ich Geld beim Berliner "Löwenzahnstrom" verlor, lasse ich bei unsicheren Kantonisten von sowas die Finger.