Berliner Polizei räumt besetzte Villa: Bröckelnder Putz statt Freiräumen
Einen Tag lang hielten Jugendliche eine leerstehende Villa in Westend besetzt. Sie wollten dort ein Jugendzentrum gründen. Polizei räumt mit Rammbock.

Auf Bildern aus dem Innern sieht man eine ehemals offenbar sehr prunkvolle Villa mit repräsentativen Räumen. Der bröckelnde Putz auf den Fotos zeugt vom Spekulationswillen der Eigentümer, die es offenbar nicht eilig haben mit der Nutzung: Erstaunlich, dass eine solche Immobilie angesichts akuter Wohnungsnot leer steht.
„Es ist besonders während dieser Pandemie verantwortungslos, Wohnraum leer stehen zu lassen, der von Menschen gebraucht und genutzt werden könnte“, hieß es in einer Mitteilung der Besetzer:innen. Sie wollten, auch mit Blick auf das bedrohte queerfeministische Hausprojekt Liebig 34, hierarchiefreie Strukturen in einem Jugendzentrum schaffen. In Berlin gebe es insbesondere während der Pandemie zu wenig Schutzräume für Opfer häuslicher Gewalt.
Entsprechend enttäuscht waren die Jugendlichen, als die Besetzung nach fünf Stunden von der Polizei mit Rammböcken geräumt wurde. Elf Personen wurden laut Polizei wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Wie lautete noch mal das Versprechen des Senats: Keine Räumungen während der Pandemie.
Die linke Szene solidarisierte sich mit der Besetzung, einige Unterstützer:innen warteten vor der Gefangenensammelstelle, bis die Besetzer:innen kurz vor Mitternacht freikamen. Rot-Rot-Grün hielt sich hingegen bedeckt. EinE Sprecher:in der Gruppe war auch am Morgen danach noch enttäuscht: „Es wurden Fakten geschaffen, statt über das Problem zu verhandeln.“ Schade eigentlich. Die alte Villa hätte sich als Jugendzentrum gut gemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trotz widersprüchlicher Aussagen
Vermieter mit Eigenbedarfsklage erfolgreich
Inhaftierte Antifaschist*in in Ungarn
Maja T. tritt in den Hungerstreik
Greta Thunbergs Soli-Aktion mit Gaza
Schräger Segeltörn
Eklat wegen Palästina-Shirt im Bundestag
Schockiert doch mal!
Klingbeils Pläne für Dienstwagen
Neue Vorteile für dicke Autos
Aktion der Neuen Generation
Klimaaktivist:innen blockieren Springer